Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

Bild:
<< vorherige Seite

andern. Derhalben wird er auch den ersten Sabbath/ an welchen er von den
Wercken der Schöpffung geruhet/ also gerechnet vnd geheiliget haben. Hat
nun der erste Sabbath oder siebende Tag angefangen mit vorhergehendem A-
bend/ so hat auch der sechste/ vnd die vorher gehenden alle/ mit dem vorhergehen-
den Abend oder anfang der Nacht angefangen. Oder wer solchs vom Ersten
Tage nicht zugeben wolte/ der müste sagen/ das der erste Tag nicht vollkommen
gewesen/ vnd das er zwar einen Morgen/ aber keinen Abend (denn der folgende
Abend gehöret schon zum folgenden Tage/ wie jetzt gehöret) gehabt/ da doch
Moses außdrücklich deß ersten Tages Abend so wol als der andern nennet. Das
Basilius schreibt/ die Finsterniß fürm ersten Liecht der Welt werde in heiliger
Schrifft nicht Nacht genennet/ befindet sich anderst. Denn es steht zwar erst-
lich nicht: Vnd es war Nacht auff der Tieffe/ sondern: Vnd es war Finster
auff der Tieffe. Aber es folgt bald dar auff/ Gott habe das Liecht vom Finsterniß
gescheiden/ vnd habe das Liecht Tag/ vnd die Finsterniß Nacht genennet. Kans
auch klärer gesagt werden? Was ist aber nun ferner das für eine Finsterniß ge-
wesen/ die Gott Nacht genennet/ vnd von welcher er das Liecht geschieden? E-
ben die/ so kurtz zuvorn auff der Tieffe gewesen. Darumb ist gewiß dieselbe Fin-
sterniß/ so vor dem Liecht vorher geht/ die erste Nacht gewesen. Vnd ist also auch
gewiß/ das der Erste Tag der Welt nicht vom Morgen sondern vom vor herge-
henden Abend angefangen. Daher nicht allein die Juden von anbegin biß vffn
heutigen Tag/ sondern auch die ersten Christen etlich 100 Jahr jhre Feyrtage
von vorhergehendem Abend angefangen/ Wie dann auch noch jetzo bey vns sol-
cher für den Feyrtagen vorhergehende Abendt/ der heilige Abendt genant wird.

II.
Man rechnet den Lauff deß Himmels nicht allein auff zu-
künfftige Zeiten/ sondern auch von anbeginn der Welt/ auß Astrono-
mischen Tafeln vnd Zahlen her. Solte aber der Sonnen vnd deß Monds
Stillstandt Josuae 10. vnd der Sonnen zurück zopffung
4. Reg. 20. & Esaiae 38. die Zeit vnd rechnung
nicht vnrichtig machen.

MAn hat zwar keine so alte beschriebene Observationes Astronomicas,
auß welchen man demonstrative hierinn was vntersuchen könte. Aber
gleichwol ists ausser allem zweiffel/ das dadurch keine vnrichtigkeit in die Rech-
nung einschleichen könne. Denn Gott ist ein Gott der Ordnung vnd nicht der
Vnordnung oder confusion, wie er denn insonderheit Genes. 8. zu richtiger
Ordnung der Tage vnd Nächte/ so lang die Welt steht/ sich erkläret. Das Er

nun

andern. Derhalben wird er auch den erſten Sabbath/ an welchen er von den
Wercken der Schoͤpffung geruhet/ alſo gerechnet vnd geheiliget haben. Hat
nun der erſte Sabbath oder ſiebende Tag angefangen mit vorhergehendem A-
bend/ ſo hat auch der ſechſte/ vnd die vorher gehenden alle/ mit dem vorhergehen-
den Abend oder anfang der Nacht angefangen. Oder wer ſolchs vom Erſten
Tage nicht zugeben wolte/ der muͤſte ſagen/ das der erſte Tag nicht vollkommen
geweſen/ vnd das er zwar einen Morgen/ aber keinen Abend (denn der folgende
Abend gehoͤret ſchon zum folgenden Tage/ wie jetzt gehoͤret) gehabt/ da doch
Moſes außdruͤcklich deß erſten Tages Abend ſo wol als der andern nennet. Das
Baſilius ſchreibt/ die Finſterniß fuͤrm erſten Liecht der Welt werde in heiliger
Schrifft nicht Nacht genennet/ befindet ſich anderſt. Denn es ſteht zwar erſt-
lich nicht: Vnd es war Nacht auff der Tieffe/ ſondern: Vnd es war Finſter
auff der Tieffe. Aber es folgt bald dar auff/ Gott habe das Liecht vom Finſterniß
geſcheiden/ vnd habe das Liecht Tag/ vnd die Finſterniß Nacht genennet. Kans
auch klaͤrer geſagt werden? Was iſt aber nun ferner das fuͤr eine Finſterniß ge-
weſen/ die Gott Nacht genennet/ vnd von welcher er das Liecht geſchieden? E-
ben die/ ſo kurtz zuvorn auff der Tieffe geweſen. Darumb iſt gewiß dieſelbe Fin-
ſterniß/ ſo vor dem Liecht vorher geht/ die erſte Nacht geweſen. Vñ iſt alſo auch
gewiß/ das der Erſte Tag der Welt nicht vom Morgen ſondern vom vor herge-
henden Abend angefangen. Daher nicht allein die Juden von anbegin biß vffn
heutigen Tag/ ſondern auch die erſten Chriſten etlich 100 Jahr jhre Feyrtage
von vorhergehendem Abend angefangen/ Wie dann auch noch jetzo bey vns ſol-
cher fuͤr den Feyrtagen vorhergehende Abendt/ der heilige Abendt genant wird.

II.
Man rechnet den Lauff deß Himmels nicht allein auff zu-
kuͤnfftige Zeiten/ ſondern auch von anbeginn der Welt/ auß Aſtrono-
miſchen Tafeln vnd Zahlen her. Solte aber der Sonnen vnd deß Monds
Stillſtandt Joſuæ 10. vnd der Sonnen zuruͤck zopffung
4. Reg. 20. & Eſaiæ 38. die Zeit vnd rechnung
nicht vnrichtig machen.

MAn hat zwar keine ſo alte beſchriebene Obſervationes Aſtronomicas,
auß welchen man demonſtrativè hierinn was vnterſuchen koͤnte. Aber
gleichwol iſts auſſer allem zweiffel/ das dadurch keine vnrichtigkeit in die Rech-
nung einſchleichen koͤnne. Denn Gott iſt ein Gott der Ordnung vnd nicht der
Vnordnung oder confuſion, wie er denn inſonderheit Geneſ. 8. zu richtiger
Ordnung der Tage vnd Naͤchte/ ſo lang die Welt ſteht/ ſich erklaͤret. Das Er

nun
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0206"/>
andern. Derhalben wird er auch den er&#x017F;ten Sabbath/ an welchen er von den<lb/>
Wercken der Scho&#x0364;pffung geruhet/ al&#x017F;o gerechnet vnd geheiliget haben. Hat<lb/>
nun der er&#x017F;te Sabbath oder &#x017F;iebende Tag angefangen mit vorhergehendem A-<lb/>
bend/ &#x017F;o hat auch der &#x017F;ech&#x017F;te/ vnd die vorher gehenden alle/ mit dem vorhergehen-<lb/>
den Abend oder anfang der Nacht angefangen. Oder wer &#x017F;olchs vom Er&#x017F;ten<lb/>
Tage nicht zugeben wolte/ der mu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;agen/ das der er&#x017F;te Tag nicht vollkommen<lb/>
gewe&#x017F;en/ vnd das er zwar einen Morgen/ aber keinen Abend (denn der folgende<lb/>
Abend geho&#x0364;ret &#x017F;chon zum folgenden Tage/ wie jetzt geho&#x0364;ret) gehabt/ da doch<lb/>
Mo&#x017F;es außdru&#x0364;cklich deß er&#x017F;ten Tages Abend &#x017F;o wol als der andern nennet. Das<lb/><hi rendition="#aq">Ba&#x017F;ilius</hi> &#x017F;chreibt/ die Fin&#x017F;terniß fu&#x0364;rm er&#x017F;ten Liecht der Welt werde in heiliger<lb/>
Schrifft nicht Nacht genennet/ befindet &#x017F;ich ander&#x017F;t. Denn es &#x017F;teht zwar er&#x017F;t-<lb/>
lich nicht: Vnd es war Nacht auff der Tieffe/ &#x017F;ondern: Vnd es war Fin&#x017F;ter<lb/>
auff der Tieffe. Aber es folgt bald dar auff/ Gott habe das Liecht vom Fin&#x017F;terniß<lb/>
ge&#x017F;cheiden/ vnd habe das Liecht Tag/ vnd die Fin&#x017F;terniß Nacht genennet. Kans<lb/>
auch kla&#x0364;rer ge&#x017F;agt werden? Was i&#x017F;t aber nun ferner das fu&#x0364;r eine Fin&#x017F;terniß ge-<lb/>
we&#x017F;en/ die Gott Nacht genennet/ vnd von welcher er das Liecht ge&#x017F;chieden? E-<lb/>
ben die/ &#x017F;o kurtz zuvorn auff der Tieffe gewe&#x017F;en. Darumb i&#x017F;t gewiß die&#x017F;elbe Fin-<lb/>
&#x017F;terniß/ &#x017F;o vor dem Liecht vorher geht/ die er&#x017F;te Nacht gewe&#x017F;en. Vn&#x0303; i&#x017F;t al&#x017F;o auch<lb/>
gewiß/ das der Er&#x017F;te Tag der Welt nicht vom Morgen &#x017F;ondern vom vor herge-<lb/>
henden Abend angefangen. Daher nicht allein die Juden von anbegin biß vffn<lb/>
heutigen Tag/ &#x017F;ondern auch die er&#x017F;ten Chri&#x017F;ten etlich 100 Jahr jhre Feyrtage<lb/>
von vorhergehendem Abend angefangen/ Wie dann auch noch jetzo bey vns &#x017F;ol-<lb/>
cher fu&#x0364;r den Feyrtagen vorhergehende Abendt/ der heilige Abendt genant wird.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi></hi><lb/><hi rendition="#fr">Man rechnet den Lauff deß Himmels nicht allein auff zu-</hi><lb/><hi rendition="#b">ku&#x0364;nfftige Zeiten/ &#x017F;ondern auch von anbeginn der Welt/ auß <hi rendition="#aq">A&#x017F;trono-</hi></hi><lb/><hi rendition="#aq">mi</hi>&#x017F;chen Tafeln vnd Zahlen her. Solte aber der Sonnen vnd deß Monds<lb/>
Still&#x017F;tandt Jo&#x017F;u<hi rendition="#aq">æ</hi> 10. vnd der Sonnen zuru&#x0364;ck zopffung<lb/>
4. <hi rendition="#aq">Reg. 20. &amp; E&#x017F;aiæ</hi> 38. die Zeit vnd rechnung<lb/>
nicht vnrichtig machen.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">M</hi>An hat zwar keine &#x017F;o alte be&#x017F;chriebene <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervationes A&#x017F;tronomicas,</hi><lb/>
auß welchen man <hi rendition="#aq">demon&#x017F;trativè</hi> hierinn was vnter&#x017F;uchen ko&#x0364;nte. Aber<lb/>
gleichwol i&#x017F;ts au&#x017F;&#x017F;er allem zweiffel/ das dadurch keine vnrichtigkeit in die Rech-<lb/>
nung ein&#x017F;chleichen ko&#x0364;nne. Denn Gott i&#x017F;t ein Gott der Ordnung vnd nicht der<lb/>
Vnordnung oder <hi rendition="#aq">confu&#x017F;ion,</hi> wie er denn in&#x017F;onderheit <hi rendition="#aq">Gene&#x017F;.</hi> 8. zu richtiger<lb/>
Ordnung der Tage vnd Na&#x0364;chte/ &#x017F;o lang die Welt &#x017F;teht/ &#x017F;ich erkla&#x0364;ret. Das Er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nun</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0206] andern. Derhalben wird er auch den erſten Sabbath/ an welchen er von den Wercken der Schoͤpffung geruhet/ alſo gerechnet vnd geheiliget haben. Hat nun der erſte Sabbath oder ſiebende Tag angefangen mit vorhergehendem A- bend/ ſo hat auch der ſechſte/ vnd die vorher gehenden alle/ mit dem vorhergehen- den Abend oder anfang der Nacht angefangen. Oder wer ſolchs vom Erſten Tage nicht zugeben wolte/ der muͤſte ſagen/ das der erſte Tag nicht vollkommen geweſen/ vnd das er zwar einen Morgen/ aber keinen Abend (denn der folgende Abend gehoͤret ſchon zum folgenden Tage/ wie jetzt gehoͤret) gehabt/ da doch Moſes außdruͤcklich deß erſten Tages Abend ſo wol als der andern nennet. Das Baſilius ſchreibt/ die Finſterniß fuͤrm erſten Liecht der Welt werde in heiliger Schrifft nicht Nacht genennet/ befindet ſich anderſt. Denn es ſteht zwar erſt- lich nicht: Vnd es war Nacht auff der Tieffe/ ſondern: Vnd es war Finſter auff der Tieffe. Aber es folgt bald dar auff/ Gott habe das Liecht vom Finſterniß geſcheiden/ vnd habe das Liecht Tag/ vnd die Finſterniß Nacht genennet. Kans auch klaͤrer geſagt werden? Was iſt aber nun ferner das fuͤr eine Finſterniß ge- weſen/ die Gott Nacht genennet/ vnd von welcher er das Liecht geſchieden? E- ben die/ ſo kurtz zuvorn auff der Tieffe geweſen. Darumb iſt gewiß dieſelbe Fin- ſterniß/ ſo vor dem Liecht vorher geht/ die erſte Nacht geweſen. Vñ iſt alſo auch gewiß/ das der Erſte Tag der Welt nicht vom Morgen ſondern vom vor herge- henden Abend angefangen. Daher nicht allein die Juden von anbegin biß vffn heutigen Tag/ ſondern auch die erſten Chriſten etlich 100 Jahr jhre Feyrtage von vorhergehendem Abend angefangen/ Wie dann auch noch jetzo bey vns ſol- cher fuͤr den Feyrtagen vorhergehende Abendt/ der heilige Abendt genant wird. II. Man rechnet den Lauff deß Himmels nicht allein auff zu- kuͤnfftige Zeiten/ ſondern auch von anbeginn der Welt/ auß Aſtrono- miſchen Tafeln vnd Zahlen her. Solte aber der Sonnen vnd deß Monds Stillſtandt Joſuæ 10. vnd der Sonnen zuruͤck zopffung 4. Reg. 20. & Eſaiæ 38. die Zeit vnd rechnung nicht vnrichtig machen. MAn hat zwar keine ſo alte beſchriebene Obſervationes Aſtronomicas, auß welchen man demonſtrativè hierinn was vnterſuchen koͤnte. Aber gleichwol iſts auſſer allem zweiffel/ das dadurch keine vnrichtigkeit in die Rech- nung einſchleichen koͤnne. Denn Gott iſt ein Gott der Ordnung vnd nicht der Vnordnung oder confuſion, wie er denn inſonderheit Geneſ. 8. zu richtiger Ordnung der Tage vnd Naͤchte/ ſo lang die Welt ſteht/ ſich erklaͤret. Das Er nun

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/206
Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/206>, abgerufen am 21.11.2024.