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Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

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V.
Warumb die Sonne nicht so wol im Winter/ als im
Sommer wärme/ da sie doch im Winter/ wie die
Astronomi
darthun/ der Erden viel näher/ als im Sommer?

VOn dieser frage hab ich schon einmal für etlichen Jahren gehandelt: jetzt
handele ich sie abermahl/ vmb der andern wegen/ die drauff folgen. Die
Sonn ist an sich selbs nicht warm/ wie etwan ein fewr. Wenn die Sonn ein
himlisches an sich selbs glüendes fewr were/ so würde die lufft je höher je wärmer
sein. Da befindet sich aber das wiederspiel: Denn auch im Sommer dort oben
kalte Hagel gefrieren/ da doch hienieden der Erdboden von hitz gleichsam schwi-
tzet. Derhalben wärmet die Sonne nicht radiis directis, mit jhren herabschies-
senden stralen/ sondern radiis reflexis, wenn die stralen an den Erdboden schies-
sende wieder zu rück prallen/ vnd andern herunder fahrenden entgegen prallen/
sich mit jhnen gleichsam reiben/ vnd also an der Erden eine Wärm erwecken:
gleich wie zwey harte dinge an einander gerieben eine hitz erwecken. Diese mey-
nung bestetiget die allgemeine erfahrung/ am vnterscheid der Wände oder ande-
rer dinge/ daran die Sonn scheinet. Denn wenn die Sonnenstralen an eine deich-
te wand oder corpus fallen/ da kein stral sich etwan hinein dringen kan/ ist die
wiederprallung/ vnd also auch die wärme viel kräfftiger. Darumb pflantzt man
auch die jenigen gewächse/ die da guter wärme bedürfftig/ lieber an Mauren/ wenn
mans haben kan/ als an schlechte zäune. Ferner lehret vnd beweiset Optica, das
ein jeglicher stral etwa eines sichtbaren dinges/ wie er von einer seiten auff ein
punct ansellet/ so prallet er vom selben punct nach der andern seiten wieder da-
von. Fellt er steil herunder/ so prallet er auch zur andern seiten steil hinauff:
Fellet er sehr schrads herab/ so prallet er eben so schrads zur andern seiten hin-
weg: Fellt er bleyrecht von oben herab/ so fehret er bleyrecht (vnd also in sich
selbs) wieder zu rück. Das weiset vnter andern an der Sonnenliecht ein Spie-
gel auß/ wenn derselbe platt auff eine Fensterbanck/ da die Sonn hin scheint/ ge-
legt wird: Denn wenn die Sonn sehr hoch ist/ werden die Liechtstralen vom
Spiegel desto höher vbersich an deß Losaments bühne prallen: Jst aber die
Sonne niedrig/ so fehret der Schein am bühn dar weit hinweg. Nun weiß man
auch weiter/ quod virtus unita fortior, daß etliche viel dinge einerley art/ wenn
sie beysammen sind/ desto stärcker sein/ da sonsten eins für sich oder etliche wenig
nicht so starck sind. Das gilt auch bey der Sonnen stralen. Je neher die einfal-
lenden stralen mit dem zurückprallenden sich vereinigen/ je kräfftiger sie sein.

Darumb
V.
Warumb die Sonne nicht ſo wol im Winter/ als im
Sommer waͤrme/ da ſie doch im Winter/ wie die
Aſtronomi
darthun/ der Erden viel naͤher/ als im Sommer?

VOn dieſer frage hab ich ſchon einmal fuͤr etlichen Jahren gehandelt: jetzt
handele ich ſie abermahl/ vmb der andern wegen/ die drauff folgen. Die
Sonn iſt an ſich ſelbs nicht warm/ wie etwan ein fewr. Wenn die Sonn ein
himliſches an ſich ſelbs gluͤendes fewr were/ ſo wuͤrde die lufft je hoͤher je waͤrmer
ſein. Da befindet ſich aber das wiederſpiel: Denn auch im Som̃er dort oben
kalte Hagel gefrieren/ da doch hienieden der Erdboden von hitz gleichſam ſchwi-
tzet. Derhalben waͤrmet die Sonne nicht radiis directis, mit jhren herabſchieſ-
ſenden ſtralen/ ſondern radiis reflexis, wenn die ſtralen an den Erdboden ſchieſ-
ſende wieder zu ruͤck prallen/ vnd andern herunder fahrenden entgegen prallen/
ſich mit jhnen gleichſam reiben/ vnd alſo an der Erden eine Waͤrm erwecken:
gleich wie zwey harte dinge an einander gerieben eine hitz erwecken. Dieſe mey-
nung beſtetiget die allgemeine erfahrung/ am vnterſcheid der Waͤnde oder ande-
rer dinge/ daran die Sonn ſcheinet. Denn weñ die Soñenſtralen an eine deich-
te wand oder corpus fallen/ da kein ſtral ſich etwan hinein dringen kan/ iſt die
wiederprallung/ vnd alſo auch die waͤrme viel kraͤfftiger. Darumb pflantzt man
auch die jenigen gewaͤchſe/ die da guter waͤrme beduͤrfftig/ lieber an Mauren/ weñ
mans haben kan/ als an ſchlechte zaͤune. Ferner lehret vnd beweiſet Optica, das
ein jeglicher ſtral etwa eines ſichtbaren dinges/ wie er von einer ſeiten auff ein
punct anſellet/ ſo prallet er vom ſelben punct nach der andern ſeiten wieder da-
von. Fellt er ſteil herunder/ ſo prallet er auch zur andern ſeiten ſteil hinauff:
Fellet er ſehr ſchrads herab/ ſo prallet er eben ſo ſchrads zur andern ſeiten hin-
weg: Fellt er bleyrecht von oben herab/ ſo fehret er bleyrecht (vnd alſo in ſich
ſelbs) wieder zu ruͤck. Das weiſet vnter andern an der Sonnenliecht ein Spie-
gel auß/ wenn derſelbe platt auff eine Fenſterbanck/ da die Sonn hin ſcheint/ ge-
legt wird: Denn wenn die Sonn ſehr hoch iſt/ werden die Liechtſtralen vom
Spiegel deſto hoͤher vberſich an deß Loſaments buͤhne prallen: Jſt aber die
Sonne niedrig/ ſo fehret der Schein am buͤhn dar weit hinweg. Nun weiß man
auch weiter/ quod virtus unita fortior, daß etliche viel dinge einerley art/ weñ
ſie beyſammen ſind/ deſto ſtaͤrcker ſein/ da ſonſten eins fuͤr ſich oder etliche wenig
nicht ſo ſtarck ſind. Das gilt auch bey der Sonnen ſtralen. Je neher die einfal-
lenden ſtralen mit dem zuruͤckprallenden ſich vereinigen/ je kraͤfftiger ſie ſein.

Darumb
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[0153] V. Warumb die Sonne nicht ſo wol im Winter/ als im Sommer waͤrme/ da ſie doch im Winter/ wie die Aſtronomi darthun/ der Erden viel naͤher/ als im Sommer? VOn dieſer frage hab ich ſchon einmal fuͤr etlichen Jahren gehandelt: jetzt handele ich ſie abermahl/ vmb der andern wegen/ die drauff folgen. Die Sonn iſt an ſich ſelbs nicht warm/ wie etwan ein fewr. Wenn die Sonn ein himliſches an ſich ſelbs gluͤendes fewr were/ ſo wuͤrde die lufft je hoͤher je waͤrmer ſein. Da befindet ſich aber das wiederſpiel: Denn auch im Som̃er dort oben kalte Hagel gefrieren/ da doch hienieden der Erdboden von hitz gleichſam ſchwi- tzet. Derhalben waͤrmet die Sonne nicht radiis directis, mit jhren herabſchieſ- ſenden ſtralen/ ſondern radiis reflexis, wenn die ſtralen an den Erdboden ſchieſ- ſende wieder zu ruͤck prallen/ vnd andern herunder fahrenden entgegen prallen/ ſich mit jhnen gleichſam reiben/ vnd alſo an der Erden eine Waͤrm erwecken: gleich wie zwey harte dinge an einander gerieben eine hitz erwecken. Dieſe mey- nung beſtetiget die allgemeine erfahrung/ am vnterſcheid der Waͤnde oder ande- rer dinge/ daran die Sonn ſcheinet. Denn weñ die Soñenſtralen an eine deich- te wand oder corpus fallen/ da kein ſtral ſich etwan hinein dringen kan/ iſt die wiederprallung/ vnd alſo auch die waͤrme viel kraͤfftiger. Darumb pflantzt man auch die jenigen gewaͤchſe/ die da guter waͤrme beduͤrfftig/ lieber an Mauren/ weñ mans haben kan/ als an ſchlechte zaͤune. Ferner lehret vnd beweiſet Optica, das ein jeglicher ſtral etwa eines ſichtbaren dinges/ wie er von einer ſeiten auff ein punct anſellet/ ſo prallet er vom ſelben punct nach der andern ſeiten wieder da- von. Fellt er ſteil herunder/ ſo prallet er auch zur andern ſeiten ſteil hinauff: Fellet er ſehr ſchrads herab/ ſo prallet er eben ſo ſchrads zur andern ſeiten hin- weg: Fellt er bleyrecht von oben herab/ ſo fehret er bleyrecht (vnd alſo in ſich ſelbs) wieder zu ruͤck. Das weiſet vnter andern an der Sonnenliecht ein Spie- gel auß/ wenn derſelbe platt auff eine Fenſterbanck/ da die Sonn hin ſcheint/ ge- legt wird: Denn wenn die Sonn ſehr hoch iſt/ werden die Liechtſtralen vom Spiegel deſto hoͤher vberſich an deß Loſaments buͤhne prallen: Jſt aber die Sonne niedrig/ ſo fehret der Schein am buͤhn dar weit hinweg. Nun weiß man auch weiter/ quod virtus unita fortior, daß etliche viel dinge einerley art/ weñ ſie beyſammen ſind/ deſto ſtaͤrcker ſein/ da ſonſten eins fuͤr ſich oder etliche wenig nicht ſo ſtarck ſind. Das gilt auch bey der Sonnen ſtralen. Je neher die einfal- lenden ſtralen mit dem zuruͤckprallenden ſich vereinigen/ je kraͤfftiger ſie ſein. Darumb

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Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/153>, abgerufen am 21.11.2024.