Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.IV. Contra: Es gedenckt aber Gott der HErr selbs des Ori- onis, Arcturi, Plejadum, Job am 9 vnd 38. Cap. vnd Amos am 5. ge- denckt auch des Orionis vnd der Plejadum? drumb ist wol gleublich/ weil die heilige Schrifft solche benennung jhr belieben lesset/ das diese Na- men vielmehr von den Ertzvätern als von Heiden herkommen? JCh kündte wol antworten/ daß nicht eben alles/ was Gott oder die heilige War-
IV. Contra: Es gedenckt aber Gott der HErr ſelbs des Ori- onis, Arcturi, Plejadum, Job am 9 vnd 38. Cap. vnd Amos am 5. ge- denckt auch des Orionis vnd der Plejadum? drumb iſt wol gleublich/ weil die heilige Schrifft ſolche benennung jhr belieben leſſet/ das dieſe Na- men vielmehr von den Ertzvaͤtern als von Heiden herkommen? JCh kuͤndte wol antworten/ daß nicht eben alles/ was Gott oder die heilige War-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0152"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">IV.</hi><lb/> Contra:</hi><hi rendition="#b">Es gedenckt aber Gott der HErr ſelbs des</hi><hi rendition="#aq">Ori-<lb/> onis, Arcturi, Plejadum,</hi><hi rendition="#b">Job am 9 vnd 38. Cap. vnd Amos am 5. ge-</hi><lb/> denckt auch des <hi rendition="#aq">Orionis</hi> vnd der <hi rendition="#aq">Plejadum?</hi> drumb iſt wol gleublich/ weil<lb/> die heilige Schrifft ſolche benennung jhr belieben leſſet/ das dieſe Na-<lb/> men vielmehr von den Ertzvaͤtern als von Heiden<lb/> herkommen?</head><lb/> <p><hi rendition="#in">J</hi>Ch kuͤndte wol antworten/ daß nicht eben alles/ was Gott oder die heilige<lb/> Schrifft nennet/ Gott ſich auch belieben laſſe/ oder von heiligen Leuten ein-<lb/> gefuͤhret ſey: denn ſo wuͤrden auch der Heidniſchen Goͤtzen Namen Gott wol-<lb/> gefallen/ oder von heiligen Maͤnnern eingefuͤh et worden ſein. Daher erinnert<lb/><hi rendition="#aq">Pineda</hi> ein beruͤhmter <hi rendition="#aq">Commentator</hi> vber das Buch Job aus <hi rendition="#aq">Cyrillo</hi> mit<lb/> dieſen worten: <hi rendition="#aq">Dum iſta nomina uſurpant ſacræ literæ, non ſequuntur Græ-<lb/> corum incantamenta, fabulas nimirum hominum in aſtra converſorum,<lb/> ſed potius abuntuntur nomine uſitato & trito.</hi> Aber fuͤrs andere/ ob ſchon<lb/><hi rendition="#aq">Hieronymus. Lutherus</hi> vnd andere vornehme Leute/ welche die Hebreiſche Bi-<lb/> bel verdolmetſcht/ dieſe Namen <hi rendition="#aq">Orionis, Arcturi &c.</hi> in die Dolmetſchung/<lb/> (tunckelheit im leſen zuvermetden) eingeſetzt/ ſo befinden ſie ſich doch <hi rendition="#aq">in fonti-<lb/> bus Hebraicis,</hi> im Hebr<hi rendition="#aq">æ</hi>iſchen Text gar nicht. Denn Job am 9. vnd 38. vnnd<lb/> Amos am 5. da in der dolmetſchung der Nam <hi rendition="#aq">Orionis</hi> geſetzt wird/ ſteht im He-<lb/> br<hi rendition="#aq">æ</hi>iſchen das wort <hi rendition="#aq">Keſil,</hi> welchs <hi rendition="#aq">furorem & inſtabilitatem,</hi> einen grimm vnd<lb/> verwirrung bedeutet. Alſo/ da in der verdolmetſchung <hi rendition="#aq">Arcturus</hi> ſteht (fuͤr wel-<lb/> ches wort doch <hi rendition="#aq">Lutherus</hi> den Wagen geſetzt) hat der Hebr<hi rendition="#aq">æ</hi>iſche text <hi rendition="#aq">Gaſch,</hi><lb/> welchs <hi rendition="#aq">congregationem</hi> eine verſamlung heiſſet. Jtem/ Job am 38. wo etli-<lb/> che Dolmetſcher das wort <hi rendition="#aq">Orion</hi> haben/ da ſetzen andere <hi rendition="#aq">Arcturum.</hi> Jtem/<lb/> Wo in der dolmetſchung die <hi rendition="#aq">Plejades</hi> (dafuͤr doch etliche die <hi rendition="#aq">Hyades</hi> ſetzen) oder<lb/> das Siebengeſtirn oder Glucken ſteht/ da hat der Hebr<hi rendition="#aq">æ</hi>iſche text das wort <hi rendition="#aq">Ci-<lb/> mah,</hi> vber welchem die dolmetſcher gar nicht einig. Woraus erſcheinet/ das<lb/> in der alten Hebreer <hi rendition="#aq">Aſtronomia</hi> dieſe vnd andere mehr Himmliſchen Figuren<lb/> viel andere Namen muͤſſen gehabt haben: fuͤr welche von den Heiden/ zu beſte-<lb/> tigung jhrer Goͤtzen/ <hi rendition="#aq">Caſtores, Polluces, Oriones, Hercules, Plejades, Arcturi</hi><lb/> vnd dergleichen/ eingeſchoben ſind. Mit dieſen Namen/ weil wir ſie nun mit kei-<lb/> ner Abgoͤtterey gebrauchen/ muͤſſen wir vns behelffen/ biß wir in eine andere<lb/> ſchule kommen/ da wir alle Sternen von dem/ der ſie allein zehlen vnnd mit na-<lb/> men nennen kan/ recht werden nennen lernen.</p> </div><lb/> <fw type="catch" place="bottom"> <hi rendition="#b">War-</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0152]
IV.
Contra: Es gedenckt aber Gott der HErr ſelbs des Ori-
onis, Arcturi, Plejadum, Job am 9 vnd 38. Cap. vnd Amos am 5. ge-
denckt auch des Orionis vnd der Plejadum? drumb iſt wol gleublich/ weil
die heilige Schrifft ſolche benennung jhr belieben leſſet/ das dieſe Na-
men vielmehr von den Ertzvaͤtern als von Heiden
herkommen?
JCh kuͤndte wol antworten/ daß nicht eben alles/ was Gott oder die heilige
Schrifft nennet/ Gott ſich auch belieben laſſe/ oder von heiligen Leuten ein-
gefuͤhret ſey: denn ſo wuͤrden auch der Heidniſchen Goͤtzen Namen Gott wol-
gefallen/ oder von heiligen Maͤnnern eingefuͤh et worden ſein. Daher erinnert
Pineda ein beruͤhmter Commentator vber das Buch Job aus Cyrillo mit
dieſen worten: Dum iſta nomina uſurpant ſacræ literæ, non ſequuntur Græ-
corum incantamenta, fabulas nimirum hominum in aſtra converſorum,
ſed potius abuntuntur nomine uſitato & trito. Aber fuͤrs andere/ ob ſchon
Hieronymus. Lutherus vnd andere vornehme Leute/ welche die Hebreiſche Bi-
bel verdolmetſcht/ dieſe Namen Orionis, Arcturi &c. in die Dolmetſchung/
(tunckelheit im leſen zuvermetden) eingeſetzt/ ſo befinden ſie ſich doch in fonti-
bus Hebraicis, im Hebræiſchen Text gar nicht. Denn Job am 9. vnd 38. vnnd
Amos am 5. da in der dolmetſchung der Nam Orionis geſetzt wird/ ſteht im He-
bræiſchen das wort Keſil, welchs furorem & inſtabilitatem, einen grimm vnd
verwirrung bedeutet. Alſo/ da in der verdolmetſchung Arcturus ſteht (fuͤr wel-
ches wort doch Lutherus den Wagen geſetzt) hat der Hebræiſche text Gaſch,
welchs congregationem eine verſamlung heiſſet. Jtem/ Job am 38. wo etli-
che Dolmetſcher das wort Orion haben/ da ſetzen andere Arcturum. Jtem/
Wo in der dolmetſchung die Plejades (dafuͤr doch etliche die Hyades ſetzen) oder
das Siebengeſtirn oder Glucken ſteht/ da hat der Hebræiſche text das wort Ci-
mah, vber welchem die dolmetſcher gar nicht einig. Woraus erſcheinet/ das
in der alten Hebreer Aſtronomia dieſe vnd andere mehr Himmliſchen Figuren
viel andere Namen muͤſſen gehabt haben: fuͤr welche von den Heiden/ zu beſte-
tigung jhrer Goͤtzen/ Caſtores, Polluces, Oriones, Hercules, Plejades, Arcturi
vnd dergleichen/ eingeſchoben ſind. Mit dieſen Namen/ weil wir ſie nun mit kei-
ner Abgoͤtterey gebrauchen/ muͤſſen wir vns behelffen/ biß wir in eine andere
ſchule kommen/ da wir alle Sternen von dem/ der ſie allein zehlen vnnd mit na-
men nennen kan/ recht werden nennen lernen.
War-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/152 |
Zitationshilfe: | Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/152>, abgerufen am 04.03.2025. |