Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Spei Sphi gemachte oder in Zucker gesetzteSachen, allerhand wohl ange- machte Eßige, grosse und kleine Pfeffer-Gurcken, rothe Rüben, Butter, Eyer, Schmaltz und Fett, Speck, geräuchert Fleisch, Würste und Fische, harte Semmel, Baum- öl oder Gartzeröl, Pflaumen- und Kirschmus u. d. g. Speise-Köthe, Oder Schranck, ist ein von Holtz Spende-Hering essen, Ist ein alter Weiber-Aberglau- Sphinx, War ein weibliches Monstrum, Spicanard zulegen, absonderlich aber plagtees täglich die Thebaner, mit dem bekannten Rätzel, von dem mensch- lichen Alter, worüber viel Men- schen, weil sie solches nicht auflö- sen konten, von ihm auffgerieben wurden; bey so gestalten Sachen ließ Creon, so damahls in dem The- banischen Reiche die gröste Autori- tät und Gewalt hatte, durch gantz Griechenland ausruffen, daß der, so dieses Rätzel errathen würde, seine Schwester, die Jocastam, des Laji Wittbe, zum Weibe bekom- men solte. Worauf sich einer mit Nahmen Oedipus angab, der die- ses Rätzel (so in dieser Frage be- stand: welches Thier wohl früh morgens 4. Füsse, um Mittag 2. und des Abends 3. hätte?) auff das menschliche Alter deutete, und solches daher glücklich lösete, worü- ber Sphinx so erschrocken, daß es sich vor Zorn und Schimpff zu einem Felsen herunter zu todte ge- stürtzet. Spicanard, Spica, du Nard, ist ein wohlrie- Koch
[Spaltenumbruch]
Spei Sphi gemachte oder in Zucker geſetzteSachen, allerhand wohl ange- machte Eßige, groſſe und kleine Pfeffer-Gurcken, rothe Ruͤben, Butter, Eyer, Schmaltz und Fett, Speck, geraͤuchert Fleiſch, Wuͤrſte und Fiſche, harte Semmel, Baum- oͤl oder Gartzeroͤl, Pflaumen- und Kirſchmus u. d. g. Speiſe-Koͤthe, Oder Schranck, iſt ein von Holtz Spende-Hering eſſen, Iſt ein alter Weiber-Aberglau- Sphinx, War ein weibliches Monſtrum, Spicanard zulegen, abſonderlich aber plagtees taͤglich die Thebaner, mit dem bekannten Raͤtzel, von dem menſch- lichen Alter, woruͤber viel Men- ſchen, weil ſie ſolches nicht aufloͤ- ſen konten, von ihm auffgerieben wurden; bey ſo geſtalten Sachen ließ Creon, ſo damahls in dem The- baniſchen Reiche die groͤſte Autori- taͤt und Gewalt hatte, durch gantz Griechenland ausruffen, daß der, ſo dieſes Raͤtzel errathen wuͤrde, ſeine Schweſter, die Jocaſtam, des Laji Wittbe, zum Weibe bekom- men ſolte. Worauf ſich einer mit Nahmen Oedipus angab, der die- ſes Raͤtzel (ſo in dieſer Frage be- ſtand: welches Thier wohl fruͤh morgens 4. Fuͤſſe, um Mittag 2. und des Abends 3. haͤtte?) auff das menſchliche Alter deutete, und ſolches daher gluͤcklich loͤſete, woruͤ- ber Sphinx ſo erſchrocken, daß es ſich vor Zorn und Schimpff zu einem Felſen herunter zu todte ge- ſtuͤrtzet. Spicanard, Spica, du Nard, iſt ein wohlrie- Koch
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Spei Sphi
Spicanard
gemachte oder in Zucker geſetzte
Sachen, allerhand wohl ange-
machte Eßige, groſſe und kleine
Pfeffer-Gurcken, rothe Ruͤben,
Butter, Eyer, Schmaltz und Fett,
Speck, geraͤuchert Fleiſch, Wuͤrſte
und Fiſche, harte Semmel, Baum-
oͤl oder Gartzeroͤl, Pflaumen- und
Kirſchmus u. d. g.
Speiſe-Koͤthe,
Oder Schranck, iſt ein von Holtz
verfertigtes, mit vielen Fachen un-
terſchiedenes, und mit einer oder 2.
Thuͤren verwahrtes Behaͤltnuͤß,
worinnen die uͤberbliebenen Eß-
Waaren verwahret werden, die
Thuͤren daran werden insgemein
mit runden durchloͤcherten Ble-
chen verſehen, damit die Lufft
durchſtreichen kan.
Spende-Hering eſſen,
Iſt ein alter Weiber-Aberglau-
be, da einige Weiber in den wun-
derlichen Gedancken ſtehen, man
bekaͤme das Fieber nicht, wenn
man von denenjenigen Heringen
aͤſſe, ſo in denen Spenden unter
das gemeine Volck ausgetheilet
werden, dergleichen laͤcherlichen
Aberglauben ſie auch von dem
Bettelbrod haben.
Sphinx,
War ein weibliches Monſtrum,
ſo die Echidna mit dem Typhone
gezeuget, ſein Geſichte, Hals und
Bruſt, war wie eines Weibes,
Schwantz und Fuͤſſe wie eines Loͤ-
wens, die Federn aber gleich eines
Adlers. Pflegte denen vorbey
gehenden auf den Sphingiſchen
Berge bey Thebas, viel Raͤtzel vor-
zulegen, abſonderlich aber plagte
es taͤglich die Thebaner, mit dem
bekannten Raͤtzel, von dem menſch-
lichen Alter, woruͤber viel Men-
ſchen, weil ſie ſolches nicht aufloͤ-
ſen konten, von ihm auffgerieben
wurden; bey ſo geſtalten Sachen
ließ Creon, ſo damahls in dem The-
baniſchen Reiche die groͤſte Autori-
taͤt und Gewalt hatte, durch gantz
Griechenland ausruffen, daß der,
ſo dieſes Raͤtzel errathen wuͤrde,
ſeine Schweſter, die Jocaſtam, des
Laji Wittbe, zum Weibe bekom-
men ſolte. Worauf ſich einer mit
Nahmen Oedipus angab, der die-
ſes Raͤtzel (ſo in dieſer Frage be-
ſtand: welches Thier wohl fruͤh
morgens 4. Fuͤſſe, um Mittag 2.
und des Abends 3. haͤtte?) auff
das menſchliche Alter deutete, und
ſolches daher gluͤcklich loͤſete, woruͤ-
ber Sphinx ſo erſchrocken, daß es
ſich vor Zorn und Schimpff zu
einem Felſen herunter zu todte ge-
ſtuͤrtzet.
Spicanard,
Spica, du Nard, iſt ein wohlrie-
chendes Kraut von groſſer Krafft
und Wuͤrckung, und wird in die
Welſche, Garten- und Indianiſche
Spick eingetheilet. Ob aber die-
jenige koſtbare Salbe, Joh. XII, 3.
womit Maria Magdalena den
HErrn Chriſtum vor ſeinem Tode
geſalbet, aus der Indianiſchen
Gattung ſey bereitet worden, ſol-
ches iſt noch nicht ausgemacht, und
kan man deßwegen D. Wedels
Programma de Unguento Nardino
nachzuſchlagen belieben. Inzwi-
ſchen hat dieſes Kraut auch ſeinen
Nutzen in der Kuͤche, und kan der
Koch
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