Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Scheiden ledigen Menschen spielete: wenn siesich in einem öffentlichen Bade wü- sche: wenn sie dem Mann nicht ver- statten wolte, ein schönes Kleid zu tragen: wenn sie grob bäuerisch re- dete: wenn sie zu sehr schwitzte und nach Schweiß röche: wenn sie eine Wartze an der Stirn hätte, oder wenn eine Brust grösser als die an- dere wäre: wenn sie die Speise an- brennen ließ, oder auf öffentlicher Gasse das Kind stillte: wenn sie ih- re Schuhe an den Ort setzte, wo des Mannes seine stehen solten, und andere dergleichen Possen mehr. Dergleichen Scheide-Briefe wa- ren auch ehemahls bey denen alten Römern im Schwange, Carol. Si- gon. l. 1. Antiquitat. Jur. Rom. c. 9. wie auch bey denen Griechen, Sca lig in Not. ad Euseb. n. 2015. A- lexand. ab Alexand. Genial. Dier. l. 4. c. 8. und vermochten bey denen alten Völckern die Väter krafft ih- rer väterlichen Gewalt die Töchter nach ihrem Belieben von den Män- nern zu scheiden, biß endlich Käyser Augustus und hernach M. Anton. Philosoph. ihnen Eingriff that. Huber. Digress. l. 1. c. 18. n. 1. Scheiden, Von Tisch und Bette, ist eine Schellh Schenck 5) ansteckende und gefährlicheKranckheiten, so nicht zu curiren; 6) wenn der Mann wegen Hexerey verdächtig ist. u. a. d. g. m. welche Ursachen auf das Arbitrium und Gutachten des Consistorii ankom- men, alles Unglück zu vermeiden, sich von seinem Ehe-Bette scheidet, ob gleich das Eheband sonsten noch bey seinem Werth und Kräfften verbleibet. Schellhammerin, Maria Sophia, gebohrne Con- Schencken oder im Spiel logiren, Ist ein dem Frauenzimmer be- lincken H h h 4
[Spaltenumbruch]
Scheiden ledigen Menſchen ſpielete: wenn ſieſich in einem oͤffentlichen Bade wuͤ- ſche: wenn ſie dem Mann nicht ver- ſtatten wolte, ein ſchoͤnes Kleid zu tragen: wenn ſie grob baͤueriſch re- dete: wenn ſie zu ſehr ſchwitzte und nach Schweiß roͤche: wenn ſie eine Wartze an der Stirn haͤtte, oder wenn eine Bruſt groͤſſer als die an- dere waͤre: wenn ſie die Speiſe an- brennen ließ, oder auf oͤffentlicher Gaſſe das Kind ſtillte: wenn ſie ih- re Schuhe an den Ort ſetzte, wo des Mannes ſeine ſtehen ſolten, und andere dergleichen Poſſen mehr. Dergleichen Scheide-Briefe wa- ren auch ehemahls bey denen alten Roͤmern im Schwange, Carol. Si- gon. l. 1. Antiquitat. Jur. Rom. c. 9. wie auch bey denen Griechen, Sca lig in Not. ad Euſeb. n. 2015. A- lexand. ab Alexand. Genial. Dier. l. 4. c. 8. und vermochten bey denen alten Voͤlckern die Vaͤter krafft ih- rer vaͤterlichen Gewalt die Toͤchter nach ihrem Belieben von den Maͤn- nern zu ſcheiden, biß endlich Kaͤyſer Auguſtus und hernach M. Anton. Philoſoph. ihnen Eingriff that. Huber. Digreſſ. l. 1. c. 18. n. 1. Scheiden, Von Tiſch und Bette, iſt eine Schellh Schenck 5) anſteckende und gefaͤhrlicheKranckheiten, ſo nicht zu curiren; 6) wenn der Mann wegen Hexerey verdaͤchtig iſt. u. a. d. g. m. welche Urſachen auf das Arbitrium und Gutachten des Conſiſtorii ankom- men, alles Ungluͤck zu vermeiden, ſich von ſeinem Ehe-Bette ſcheidet, ob gleich das Eheband ſonſten noch bey ſeinem Werth und Kraͤfften verbleibet. Schellhammerin, Maria Sophia, gebohrne Con- Schencken oder im Spiel logiren, Iſt ein dem Frauenzimmer be- lincken H h h 4
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Schellh Schenck
ledigen Menſchen ſpielete: wenn ſie
ſich in einem oͤffentlichen Bade wuͤ-
ſche: wenn ſie dem Mann nicht ver-
ſtatten wolte, ein ſchoͤnes Kleid zu
tragen: wenn ſie grob baͤueriſch re-
dete: wenn ſie zu ſehr ſchwitzte und
nach Schweiß roͤche: wenn ſie eine
Wartze an der Stirn haͤtte, oder
wenn eine Bruſt groͤſſer als die an-
dere waͤre: wenn ſie die Speiſe an-
brennen ließ, oder auf oͤffentlicher
Gaſſe das Kind ſtillte: wenn ſie ih-
re Schuhe an den Ort ſetzte, wo des
Mannes ſeine ſtehen ſolten, und
andere dergleichen Poſſen mehr.
Dergleichen Scheide-Briefe wa-
ren auch ehemahls bey denen alten
Roͤmern im Schwange, Carol. Si-
gon. l. 1. Antiquitat. Jur. Rom. c. 9.
wie auch bey denen Griechen, Sca
lig in Not. ad Euſeb. n. 2015. A-
lexand. ab Alexand. Genial. Dier.
l. 4. c. 8. und vermochten bey denen
alten Voͤlckern die Vaͤter krafft ih-
rer vaͤterlichen Gewalt die Toͤchter
nach ihrem Belieben von den Maͤn-
nern zu ſcheiden, biß endlich Kaͤyſer
Auguſtus und hernach M. Anton.
Philoſoph. ihnen Eingriff that.
Huber. Digreſſ. l. 1. c. 18. n. 1.
Scheiden,
Von Tiſch und Bette, iſt eine
in denen Canoniſchen Rechten ver-
goͤnnte Abſonderung derer Weiber
von ihren Maͤnnern, da nehmlich
eine Frau, aus denen in den Rech-
ten zugelaſſenen Urſachen, als da
ſind 1) die allzu groſſe Wuth und
Zorn ihres Mannes; 2) toͤdtli-
cher Haß und Feindſchafft; 3) hin-
terliſtige Nachſtellungen; 4) an-
haltende Raſerey und Furor, wor-
bey ſie ihres Lebens nicht ſicher iſt;
5) anſteckende und gefaͤhrliche
Kranckheiten, ſo nicht zu curiren;
6) wenn der Mann wegen Hexerey
verdaͤchtig iſt. u. a. d. g. m. welche
Urſachen auf das Arbitrium und
Gutachten des Conſiſtorii ankom-
men, alles Ungluͤck zu vermeiden,
ſich von ſeinem Ehe-Bette ſcheidet,
ob gleich das Eheband ſonſten noch
bey ſeinem Werth und Kraͤfften
verbleibet.
Schellhammerin,
Maria Sophia, gebohrne Con-
ringin, eine qualificirte, gelehrte
und kluge Dame, ſo nicht nur der
Frantzoͤiſchen Sprache, Doctrinæ
Sphæ_icæ, Geographie und der Hi-
ſtorie ſehr kundig, ſondern auch ei-
ne rare und groſſe Wiſſenſchafft im
Kochen hat; maßen ſie ein Buch
An. 1699. unter dem Titul: Der
wohl-unterwieſenen Koͤchin zufaͤl-
liger Confect-Tiſch, zu Braun-
ſchweig heraus gegeben. Welches
Buch wegen ſeiner guten Appro-
bation zum zweyten mahl wieder
aufgeleget worden. Uber dieß
ſchreibet ſie auch einen ſaubern
Vers. Vid. Paullin. in der Zeit-
kuͤtzenden Luſt. T. II. p. 1115.
Schencken oder im Spiel
logiren,
Iſt ein dem Frauenzimmer be-
kanntes und ſehr gebraͤuchliches
Spiel, da nehmlich unter einer in
einem Creyß herum ſitzenden Ge-
ſellſchafft der Nachbar zur rechten
Hand einem Frauenzimmer etwas
heimlich in ihr Ohr ſchencket, und
ſolches in der Mitten ſitzende
Frauenzimmer ihren Nachbar znr
lincken
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