Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Quitte Quittenb ne vortreffliche Künstlerin imMahlen, hat ihre Kunst von dem berühmten Alexander Astori erler- net, und machte vortreffliche Stü- cken. Vid. Sandrarts deutsche A- cademie T. II. L. 2. c. 22. p. 204. Quitte, Malum cydonium, Pomme de Quitten-Brod zu backen, Nehmet Quitten, presset den R. Raffal Stube stehen, biß sie ausgetrocknet,alsdann verwahret es. R. Raconissa, Catharina, ein fanatisches und Radga, War eine mit von denen Böh- Rädlein zum Goldspinnen, Ist ein kleines gangbares von Raffal, Ist in Scheiben geschnittenes Raffal von Rindfleisch, Schneidet derbes Rindfleisch lich D d d 2
[Spaltenumbruch]
Quitte Quittenb ne vortreffliche Kuͤnſtlerin imMahlen, hat ihre Kunſt von dem beruͤhmten Alexander Aſtori erler- net, und machte vortreffliche Stuͤ- cken. Vid. Sandrarts deutſche A- cademie T. II. L. 2. c. 22. p. 204. Quitte, Malum cydonium, Pomme de Quitten-Brod zu backen, Nehmet Quitten, preſſet den R. Raffal Stube ſtehen, biß ſie ausgetrocknet,alsdann verwahret es. R. Raconiſſa, Catharina, ein fanatiſches und Radga, War eine mit von denen Boͤh- Raͤdlein zum Goldſpinnen, Iſt ein kleines gangbares von Raffal, Iſt in Scheiben geſchnittenes Raffal von Rindfleiſch, Schneidet derbes Rindfleiſch lich D d d 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0809"/><cb n="1573"/><lb/> <fw place="top" type="header">Quitte <hi rendition="#g">Quittenb</hi></fw><lb/> ne vortreffliche Kuͤnſtlerin im<lb/> Mahlen, hat ihre Kunſt von dem<lb/> beruͤhmten <hi rendition="#aq">Alexander Aſtori</hi> erler-<lb/> net, und machte vortreffliche Stuͤ-<lb/> cken. <hi rendition="#aq">Vid. Sandrarts</hi> deutſche <hi rendition="#aq">A-<lb/> cademie T. II. L. 2. c. 22. p.</hi> 204.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Quitte,</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Malum cydonium, Pomme de<lb/> coln,</hi> iſt eine in unſern Gaͤrten be-<lb/> kannte Baum-Frucht, hat die Ge-<lb/> ſtalt eines Apffels, einen angeneh-<lb/> men Geruch, ſtaͤrcket den ſchwachen<lb/> Magen, und hegt eine ſonderlich<lb/> anhaltende Krafft bey ſich, weßwe-<lb/> gen ſie in der <hi rendition="#aq">Medicin</hi> wieder alle<lb/> Bauch-Fluͤſſe mit groſſen Nutzen<lb/> gebrauchet wird. Der Quitten-<lb/> Safft, ſo in den Apothecken mit<lb/> Zucker zu einer feſten <hi rendition="#aq">Maſſa</hi> oder<lb/><hi rendition="#aq">Gallerte</hi> gemacht wird, heiſt <hi rendition="#aq">Mar-<lb/> melade.</hi> In der Kuͤche wird ſie gleich<lb/> den Birnen und Aepffeln <hi rendition="#aq">tractiret,</hi><lb/> und dahero zu dem Zugemuͤſe, wie<lb/> jene gebrauchet. Es koͤnnen die<lb/> Quitten auch <hi rendition="#aq">condiret</hi> und einge-<lb/> macht werden, ſo weiß man auch<lb/> ein wohlſchmeckendes Quitten-<lb/> Brod zu backen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Quitten-Brod zu backen,</hi> </head><lb/> <p>Nehmet Quitten, preſſet den<lb/> Safft durch ein Tuͤchlein darvon<lb/> heraus, reiniget die ausgedruckten<lb/> Quitten von dem ſteinigten Weſen,<lb/> alsdenn nehmet <hi rendition="#aq">Farin</hi> Zucker, laͤu-<lb/> tert denſelbigen mit Eyerweiß und<lb/> kochet es, dann thut die durchge-<lb/> druckten Quitten hinein, ruͤhret es<lb/> erſtlich uͤber gelinden Feuer, ziehet<lb/> alsdann die <hi rendition="#aq">Maſſa</hi> auf, und uͤber<lb/> ſtarcken Feuer ab, gieſſet ſie in naſſe<lb/> darzu gemachte Schachteln, laſſet<lb/> ſie etliche Wochen in der warmen<lb/><cb n="1574"/><lb/> <fw place="top" type="header">R. <hi rendition="#g">Raffal</hi></fw><lb/> Stube ſtehen, biß ſie ausgetrocknet,<lb/> alsdann verwahret es.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">R.</hi> </hi> </head><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Raconiſſa,</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Catharina,</hi> ein <hi rendition="#aq">fanati</hi>ſches und<lb/> begeiſtertes Weibesbild, ſo ſich vie-<lb/> ler goͤttlichen Offenbahrungen und<lb/><hi rendition="#aq">Viſionen,</hi> und dahero eines prophe-<lb/> tiſchen Geiſtes ruͤhmete, ſo aber<lb/> nach <hi rendition="#aq">Voetii</hi> Bericht <hi rendition="#aq">Tom. II. Diſ-<lb/> ſert. Sel. p.</hi> 1075. eitel Betrug und<lb/> Aberglaube geweſen. Das Leben<lb/> dieſer <hi rendition="#aq">Raconiſſæ</hi> haben <hi rendition="#aq">Delrio</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Johannes Franciſcus Picus</hi> be-<lb/> ſchrieben.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Radga,</hi> </head><lb/> <p>War eine mit von denen Boͤh-<lb/> miſchen <hi rendition="#aq">Amazonen,</hi> welche unter<lb/> der tapfferen Anfuͤhrung der hero-<lb/> iſehen <hi rendition="#aq">Valaska A.</hi> 735. den Weiber-<lb/> Krieg in Boͤhmen anfiengen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Raͤdlein zum Goldſpinnen,</hi> </head><lb/> <p>Iſt ein kleines gangbares von<lb/> Holtz zuſammen geſetztes Raͤdlein,<lb/> worauf der Gold- und Silber-Lahn<lb/> zum abſpinnen gewunden wird.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Raffal,</hi> </head><lb/> <p>Iſt in Scheiben geſchnittenes<lb/> gewuͤrtztes zuſammen gerolltes,<lb/> und mit Bindfaden gebundenes<lb/> Rindfleiſch, welches in einem ver-<lb/> kleibten Topff mit guten Kraͤutern<lb/> eine Zeitlang daͤmpffen muß.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Raffal</hi> <hi rendition="#b">von Rindfleiſch,</hi> </head><lb/> <p>Schneidet derbes Rindfleiſch<lb/> ſcheiblicht, und zwar ſo breit als<lb/> ihrs machen koͤnnet; beſtreuet ſel-<lb/> biges mit allerhand Gewuͤrtz, nehm-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D d d 2</fw><fw place="bottom" type="catch">lich</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0809]
Quitte Quittenb
R. Raffal
ne vortreffliche Kuͤnſtlerin im
Mahlen, hat ihre Kunſt von dem
beruͤhmten Alexander Aſtori erler-
net, und machte vortreffliche Stuͤ-
cken. Vid. Sandrarts deutſche A-
cademie T. II. L. 2. c. 22. p. 204.
Quitte,
Malum cydonium, Pomme de
coln, iſt eine in unſern Gaͤrten be-
kannte Baum-Frucht, hat die Ge-
ſtalt eines Apffels, einen angeneh-
men Geruch, ſtaͤrcket den ſchwachen
Magen, und hegt eine ſonderlich
anhaltende Krafft bey ſich, weßwe-
gen ſie in der Medicin wieder alle
Bauch-Fluͤſſe mit groſſen Nutzen
gebrauchet wird. Der Quitten-
Safft, ſo in den Apothecken mit
Zucker zu einer feſten Maſſa oder
Gallerte gemacht wird, heiſt Mar-
melade. In der Kuͤche wird ſie gleich
den Birnen und Aepffeln tractiret,
und dahero zu dem Zugemuͤſe, wie
jene gebrauchet. Es koͤnnen die
Quitten auch condiret und einge-
macht werden, ſo weiß man auch
ein wohlſchmeckendes Quitten-
Brod zu backen.
Quitten-Brod zu backen,
Nehmet Quitten, preſſet den
Safft durch ein Tuͤchlein darvon
heraus, reiniget die ausgedruckten
Quitten von dem ſteinigten Weſen,
alsdenn nehmet Farin Zucker, laͤu-
tert denſelbigen mit Eyerweiß und
kochet es, dann thut die durchge-
druckten Quitten hinein, ruͤhret es
erſtlich uͤber gelinden Feuer, ziehet
alsdann die Maſſa auf, und uͤber
ſtarcken Feuer ab, gieſſet ſie in naſſe
darzu gemachte Schachteln, laſſet
ſie etliche Wochen in der warmen
Stube ſtehen, biß ſie ausgetrocknet,
alsdann verwahret es.
R.
Raconiſſa,
Catharina, ein fanatiſches und
begeiſtertes Weibesbild, ſo ſich vie-
ler goͤttlichen Offenbahrungen und
Viſionen, und dahero eines prophe-
tiſchen Geiſtes ruͤhmete, ſo aber
nach Voetii Bericht Tom. II. Diſ-
ſert. Sel. p. 1075. eitel Betrug und
Aberglaube geweſen. Das Leben
dieſer Raconiſſæ haben Delrio und
Johannes Franciſcus Picus be-
ſchrieben.
Radga,
War eine mit von denen Boͤh-
miſchen Amazonen, welche unter
der tapfferen Anfuͤhrung der hero-
iſehen Valaska A. 735. den Weiber-
Krieg in Boͤhmen anfiengen.
Raͤdlein zum Goldſpinnen,
Iſt ein kleines gangbares von
Holtz zuſammen geſetztes Raͤdlein,
worauf der Gold- und Silber-Lahn
zum abſpinnen gewunden wird.
Raffal,
Iſt in Scheiben geſchnittenes
gewuͤrtztes zuſammen gerolltes,
und mit Bindfaden gebundenes
Rindfleiſch, welches in einem ver-
kleibten Topff mit guten Kraͤutern
eine Zeitlang daͤmpffen muß.
Raffal von Rindfleiſch,
Schneidet derbes Rindfleiſch
ſcheiblicht, und zwar ſo breit als
ihrs machen koͤnnet; beſtreuet ſel-
biges mit allerhand Gewuͤrtz, nehm-
lich
D d d 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |