Der Heil. Ludwig, König in Franckreich, welcher durch seine Mutter Blanche darzu auffgemun- dert ward, hat Anno 1261. einen Orden von Geistlichen, so wohl Männern als Weibern auffgerich- tet, welche in Säcken gekleidet giengen, und deßwegen Sackträ- gerinnen, Saccariae, ingleichen buß- fertige Töchter JEsu Christi ge- nennet wurden. Allein der Manns-Orden hat nicht lange ge- dauret, indem sie A. 1293. in ein ander Closter übergangen. Das Frauen-Closter aber, so nahe bey St. Andreas zu Pariß gestanden, hat auch nicht lange Bestand ge- habt, weil sie beyderseits noch bey seinem Leben in Abnahm gekom- men. Jedoch sollen noch 1357. zu Londen Closter-Frauen von die- sem Orden gefunden worden. Sie giengen in Säcken oder groben hänffinen Kleidern und barfuß.
Orden der Jungfrauen des Collegiizu Saragossa in Spanien,
Die Jungfrauen dieses Ordens dürffen keine Weyhel tragen, sie haben denn das 40. Jahr ihres Alters erreicht. Anno 1531. hat Mutter von Villa Simplis dieses Jungfrauen-Collegium angeord- net. Sie gehen durchaus grau gekleidet.
Orden der Sclavinnen der Tugend,
Anno 1662. von der Römischen [Spaltenumbruch]
Orden
Käyserin, Eleonora Ferdinandi III. Gemahlin, als des Ordens-Haupt und Groß-Meisterin, gestifftet. Das Ordens-Zeichen war eine gol- dene mit einem Lorber-Crantz um- gebene Sonne; mit der Umschrifft: Sola ubique triumphat.
Sie pfleget gantz allein, Im Sieg beglückt zu seyn.
Diese Medaille trugen die Damen an einer goldenen Kette um den lincken Arm, und zwar also, daß sie konte gesehen werden; Ihre Pflicht bestunde darinnen, daß die, so bey Hofe waren, den Orden alle- mahl trugen, die Abwesenden aber zu gewissen Zeiten solches thun mu- sten; Daß sie der Tugend, sonder- lich der Mäßigung der Affecten und andern dergleichen löblichen Ubungen obliegen wolten, und der Großmeisterin die Treu verheissen solten, daß im Fall das Ordens- Zeichen, welches, wenn es klein war, an einer schwartzen seidenen Schnure hieng, verlohren gienge, 100. Thl. erleget, und selbige an ein armes tugendhafftes Mensche gewendet werden solten. Die Damen musten alle von hoher Ankunfft, edlen Geist und tugend- hafften Leben seyn, ihre Anzahl er- streckte sich nicht über 30. und nach dem Todes-Fall einer Ordens-Ge- noßin ward das grosse Zeichen der Großmeisterin wieder zurücke ge- geben, das kleine aber verblieb den Erben.
Orden der schwartzen Schwestern,
Diese seynd eine Art der Beg- ginnen, so an vielen Orten in Nie- derland gefunden werden, und be-
stehet
[Spaltenumbruch]
Orden
S.
Orden der Sacktragenden Cloſter-Frauen,
Der Heil. Ludwig, Koͤnig in Franckreich, welcher durch ſeine Mutter Blanche darzu auffgemun- dert ward, hat Anno 1261. einen Orden von Geiſtlichen, ſo wohl Maͤnnern als Weibern auffgerich- tet, welche in Saͤcken gekleidet giengen, und deßwegen Sacktraͤ- gerinnen, Saccariæ, ingleichen buß- fertige Toͤchter JEſu Chriſti ge- nennet wurden. Allein der Manns-Orden hat nicht lange ge- dauret, indem ſie A. 1293. in ein ander Cloſter uͤbergangen. Das Frauen-Cloſter aber, ſo nahe bey St. Andreas zu Pariß geſtanden, hat auch nicht lange Beſtand ge- habt, weil ſie beyderſeits noch bey ſeinem Leben in Abnahm gekom- men. Jedoch ſollen noch 1357. zu Londen Cloſter-Frauen von die- ſem Orden gefunden worden. Sie giengen in Saͤcken oder groben haͤnffinen Kleidern und barfuß.
Orden der Jungfrauen des Collegiizu Saragoſſa in Spanien,
Die Jungfrauen dieſes Ordens duͤrffen keine Weyhel tragen, ſie haben denn das 40. Jahr ihres Alters erreicht. Anno 1531. hat Mutter von Villa Simplis dieſes Jungfrauen-Collegium angeord- net. Sie gehen durchaus grau gekleidet.
Orden der Sclavinnen der Tugend,
Anno 1662. von der Roͤmiſchen [Spaltenumbruch]
Orden
Kaͤyſerin, Eleonora Ferdinandi III. Gemahlin, als des Ordens-Haupt und Groß-Meiſterin, geſtifftet. Das Ordens-Zeichen war eine gol- dene mit einem Lorber-Crantz um- gebene Soñe; mit der Umſchrifft: Sola ubique triumphat.
Sie pfleget gantz allein, Im Sieg begluͤckt zu ſeyn.
Dieſe Medaille trugen die Damen an einer goldenen Kette um den lincken Arm, und zwar alſo, daß ſie konte geſehen werden; Ihre Pflicht beſtunde darinnen, daß die, ſo bey Hofe waren, den Orden alle- mahl trugen, die Abweſenden aber zu gewiſſen Zeiten ſolches thun mu- ſten; Daß ſie der Tugend, ſonder- lich der Maͤßigung der Affecten und andern dergleichen loͤblichen Ubungen obliegen wolten, und der Großmeiſterin die Treu verheiſſen ſolten, daß im Fall das Ordens- Zeichen, welches, wenn es klein war, an einer ſchwartzen ſeidenen Schnure hieng, verlohren gienge, 100. Thl. erleget, und ſelbige an ein armes tugendhafftes Menſche gewendet werden ſolten. Die Damen muſten alle von hoher Ankunfft, edlen Geiſt und tugend- hafften Leben ſeyn, ihre Anzahl er- ſtreckte ſich nicht uͤber 30. und nach dem Todes-Fall einer Ordens-Ge- noßin ward das groſſe Zeichen der Großmeiſterin wieder zuruͤcke ge- geben, das kleine aber verblieb den Erben.
Orden der ſchwartzen Schweſtern,
Dieſe ſeynd eine Art der Beg- ginnen, ſo an vielen Orten in Nie- derland gefunden werden, und be-
ſtehet
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[0722]
Orden
Orden
S.
Orden der Sacktragenden
Cloſter-Frauen,
Der Heil. Ludwig, Koͤnig in
Franckreich, welcher durch ſeine
Mutter Blanche darzu auffgemun-
dert ward, hat Anno 1261. einen
Orden von Geiſtlichen, ſo wohl
Maͤnnern als Weibern auffgerich-
tet, welche in Saͤcken gekleidet
giengen, und deßwegen Sacktraͤ-
gerinnen, Saccariæ, ingleichen buß-
fertige Toͤchter JEſu Chriſti ge-
nennet wurden. Allein der
Manns-Orden hat nicht lange ge-
dauret, indem ſie A. 1293. in ein
ander Cloſter uͤbergangen. Das
Frauen-Cloſter aber, ſo nahe bey
St. Andreas zu Pariß geſtanden,
hat auch nicht lange Beſtand ge-
habt, weil ſie beyderſeits noch bey
ſeinem Leben in Abnahm gekom-
men. Jedoch ſollen noch 1357.
zu Londen Cloſter-Frauen von die-
ſem Orden gefunden worden. Sie
giengen in Saͤcken oder groben
haͤnffinen Kleidern und barfuß.
Orden der Jungfrauen des
Collegii zu Saragoſſa
in Spanien,
Die Jungfrauen dieſes Ordens
duͤrffen keine Weyhel tragen, ſie
haben denn das 40. Jahr ihres
Alters erreicht. Anno 1531. hat
Mutter von Villa Simplis dieſes
Jungfrauen-Collegium angeord-
net. Sie gehen durchaus grau
gekleidet.
Orden der Sclavinnen der
Tugend,
Anno 1662. von der Roͤmiſchen
Kaͤyſerin, Eleonora Ferdinandi III.
Gemahlin, als des Ordens-Haupt
und Groß-Meiſterin, geſtifftet.
Das Ordens-Zeichen war eine gol-
dene mit einem Lorber-Crantz um-
gebene Soñe; mit der Umſchrifft:
Sola ubique triumphat.
Sie pfleget gantz allein,
Im Sieg begluͤckt zu ſeyn.
Dieſe Medaille trugen die Damen
an einer goldenen Kette um den
lincken Arm, und zwar alſo, daß ſie
konte geſehen werden; Ihre
Pflicht beſtunde darinnen, daß die,
ſo bey Hofe waren, den Orden alle-
mahl trugen, die Abweſenden aber
zu gewiſſen Zeiten ſolches thun mu-
ſten; Daß ſie der Tugend, ſonder-
lich der Maͤßigung der Affecten
und andern dergleichen loͤblichen
Ubungen obliegen wolten, und der
Großmeiſterin die Treu verheiſſen
ſolten, daß im Fall das Ordens-
Zeichen, welches, wenn es klein
war, an einer ſchwartzen ſeidenen
Schnure hieng, verlohren gienge,
100. Thl. erleget, und ſelbige an
ein armes tugendhafftes Menſche
gewendet werden ſolten. Die
Damen muſten alle von hoher
Ankunfft, edlen Geiſt und tugend-
hafften Leben ſeyn, ihre Anzahl er-
ſtreckte ſich nicht uͤber 30. und nach
dem Todes-Fall einer Ordens-Ge-
noßin ward das groſſe Zeichen der
Großmeiſterin wieder zuruͤcke ge-
geben, das kleine aber verblieb
den Erben.
Orden der ſchwartzen
Schweſtern,
Dieſe ſeynd eine Art der Beg-
ginnen, ſo an vielen Orten in Nie-
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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/722>, abgerufen am 23.02.2025.
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