Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Ocy Oeno
Ocyroe,

Eine Nymphe, und Tochter des
Centauren Chirons, und der Nym-
phe Chariclus. Sie soll die Wahr-
sager-Kunst wohl verstanden ha-
ben, zuletzt aber in ein Mutter-
Pferd seyn verwandelt worden.

de Oegnies,

Maria, eine Schwärmerin, und
zugleich auch Zauberin, so sich um
das Jahr 1280. hervorgethan.
Ihr Absehen war, daß sie sich selb-
sten zu einer Göttin in Franckreich
machen, und dadurch dem Volck
einen richtigen Weg zum Aber-
glauben bähnen wolte. Sie
rühmete sich zugleich eines Wahr-
sager-Geists, daher auch grosse
Herren von entfernten Orten zu
ihr kamen, und sie als ein Oracu
lum
um Rath fragten, schützete
auch viel göttliche Erleuchtungen
und Offerbahrungen vor. Vid.
Centur. Magdeburg. 13. p.
587.
640. & 642.

Oel. siehe. Oehl.
Oeno,

Eine von denen Töchtern des
Anii und der Dorippes, welche
Schwestern insgesamt von dem
Dionysio die Kunst erlernet hatten,
daß alles dasjenige, was sie nur
mit der Hand anrühreten, in
Wein, Oel oder Waitzen verwan-
delt ward.

Oenone,

Eine Phrygische Nymphe, lag
mit dem Paride in Liebe, als er aber
die schöne Helenam erblickte, ließ er
[Spaltenumbruch]

Ofeng Offen
seine alte Geliebte fahren. Sie
soll die Wahrsager-Kunst, Music
und Medicin verstanden haben,
und ihrem Paris, ehe er nach Grie-
chenland geschifft, den gantzen
Verlauff des Krieges-Feuers vor-
her propheceyet haben Diese Oe-
none,
als sie wieder alles Vermu-
then, ihres alten Liebhabers des Pa-
ridis
Cörper zu Gesichte bekam, und
an die vorigen Zeiten gedachte, ist
gleich todt auf selbigen gefallen,
und zugleich mit ihm eingescharret
worden.

Ofen-Gabel,

Ist ein zwey-zackigtes Eisen an
einen langen höltzernen Stiel befe-
stiget, wormit man das Holtz in
den Ofen schiebet.

In das Ofenloch gucken,

Ist eine dem Gesinde lächerliche
und abergläubische Gewohnheit,
wenn sie bey ihrem Anzuge in den
neuen Dienst, stracks in das Ofen-
Loch gucken, damit sie in dem Hau-
se bald gewohne würden.

Offenhertziges, oder, aufge-
legtes
Piquet,

Ist ein dem Frauenzimmer
wohl bekanntes Spiel in Teut-
scher Karte; die Karte wird unter
die zwey spielenden Personen gleich
getheilet, acht Blätter bekommt
iedes in die Hand, die andern sech-
zehen Brieffe aber, werden in vier
auffgelegte Häufflein, vor eines ie-
den Ort zwey geleget, das letzte
aufgedeckte Blatt ist Trumph, iede
Farbe muß im spielen entweder be-
kannt, oder mit Trumph abgesto-

chen
U u 3
[Spaltenumbruch]
Ocy Oeno
Ocyroe,

Eine Nymphe, und Tochter des
Centauren Chirons, und der Nym-
phe Chariclus. Sie ſoll die Wahr-
ſager-Kunſt wohl verſtanden ha-
ben, zuletzt aber in ein Mutter-
Pferd ſeyn verwandelt worden.

de Oegnies,

Maria, eine Schwaͤrmerin, und
zugleich auch Zauberin, ſo ſich um
das Jahr 1280. hervorgethan.
Ihr Abſehen war, daß ſie ſich ſelb-
ſten zu einer Goͤttin in Franckreich
machen, und dadurch dem Volck
einen richtigen Weg zum Aber-
glauben baͤhnen wolte. Sie
ruͤhmete ſich zugleich eines Wahr-
ſager-Geiſts, daher auch groſſe
Herren von entfernten Orten zu
ihr kamen, und ſie als ein Oracu
lum
um Rath fragten, ſchuͤtzete
auch viel goͤttliche Erleuchtungen
und Offerbahrungen vor. Vid.
Centur. Magdeburg. 13. p.
587.
640. & 642.

Oel. ſiehe. Oehl.
Oeno,

Eine von denen Toͤchtern des
Anii und der Dorippes, welche
Schweſtern insgeſamt von dem
Dionyſio die Kunſt erlernet hatten,
daß alles dasjenige, was ſie nur
mit der Hand anruͤhreten, in
Wein, Oel oder Waitzen verwan-
delt ward.

Oenone,

Eine Phrygiſche Nymphe, lag
mit dem Paride in Liebe, als er aber
die ſchoͤne Helenam erblickte, ließ er
[Spaltenumbruch]

Ofeng Offen
ſeine alte Geliebte fahren. Sie
ſoll die Wahrſager-Kunſt, Muſic
und Medicin verſtanden haben,
und ihrem Paris, ehe er nach Grie-
chenland geſchifft, den gantzen
Verlauff des Krieges-Feuers vor-
her propheceyet haben Dieſe Oe-
none,
als ſie wieder alles Vermu-
then, ihres alten Liebhabers des Pa-
ridis
Coͤrper zu Geſichte bekam, und
an die vorigen Zeiten gedachte, iſt
gleich todt auf ſelbigen gefallen,
und zugleich mit ihm eingeſcharret
worden.

Ofen-Gabel,

Iſt ein zwey-zackigtes Eiſen an
einen langen hoͤltzernen Stiel befe-
ſtiget, wormit man das Holtz in
den Ofen ſchiebet.

In das Ofenloch gucken,

Iſt eine dem Geſinde laͤcherliche
und aberglaͤubiſche Gewohnheit,
wenn ſie bey ihrem Anzuge in den
neuen Dienſt, ſtracks in das Ofen-
Loch gucken, damit ſie in dem Hau-
ſe bald gewohne wuͤrden.

Offenhertziges, oder, aufge-
legtes
Piquet,

Iſt ein dem Frauenzimmer
wohl bekanntes Spiel in Teut-
ſcher Karte; die Karte wird unter
die zwey ſpielenden Perſonen gleich
getheilet, acht Blaͤtter bekommt
iedes in die Hand, die andern ſech-
zehen Brieffe aber, werden in vier
auffgelegte Haͤufflein, vor eines ie-
den Ort zwey geleget, das letzte
aufgedeckte Blatt iſt Trumph, iede
Farbe muß im ſpielen entweder be-
kannt, oder mit Trumph abgeſto-

chen
U u 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0699"/>
          <cb n="1353"/>
        </div><lb/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Ocy Oeno</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Ocyroe,</hi> </head><lb/>
          <p>Eine Nymphe, und Tochter des<lb/><hi rendition="#aq">Centauren Chirons,</hi> und der Nym-<lb/>
phe <hi rendition="#aq">Chariclus.</hi> Sie &#x017F;oll die Wahr-<lb/>
&#x017F;ager-Kun&#x017F;t wohl ver&#x017F;tanden ha-<lb/>
ben, zuletzt aber in ein Mutter-<lb/>
Pferd &#x017F;eyn verwandelt worden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">de Oegnies,</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Maria,</hi> eine Schwa&#x0364;rmerin, und<lb/>
zugleich auch Zauberin, &#x017F;o &#x017F;ich um<lb/>
das Jahr 1280. hervorgethan.<lb/>
Ihr Ab&#x017F;ehen war, daß &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;elb-<lb/>
&#x017F;ten zu einer Go&#x0364;ttin in Franckreich<lb/>
machen, und dadurch dem Volck<lb/>
einen richtigen Weg zum Aber-<lb/>
glauben ba&#x0364;hnen wolte. Sie<lb/>
ru&#x0364;hmete &#x017F;ich zugleich eines Wahr-<lb/>
&#x017F;ager-Gei&#x017F;ts, daher auch gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Herren von entfernten Orten zu<lb/>
ihr kamen, und &#x017F;ie als ein <hi rendition="#aq">Oracu<lb/>
lum</hi> um Rath fragten, &#x017F;chu&#x0364;tzete<lb/>
auch viel go&#x0364;ttliche Erleuchtungen<lb/>
und Offerbahrungen vor. <hi rendition="#aq">Vid.<lb/>
Centur. Magdeburg. 13. p.</hi> 587.<lb/>
640. &amp; 642.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Oel. &#x017F;iehe. Oehl.</hi> </head>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Oeno,</hi> </head><lb/>
          <p>Eine von denen To&#x0364;chtern des<lb/><hi rendition="#aq">Anii</hi> und der <hi rendition="#aq">Dorippes,</hi> welche<lb/>
Schwe&#x017F;tern insge&#x017F;amt von dem<lb/><hi rendition="#aq">Diony&#x017F;io</hi> die Kun&#x017F;t erlernet hatten,<lb/>
daß alles dasjenige, was &#x017F;ie nur<lb/>
mit der Hand anru&#x0364;hreten, in<lb/>
Wein, Oel oder Waitzen verwan-<lb/>
delt ward.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Oenone,</hi> </head><lb/>
          <p>Eine Phrygi&#x017F;che Nymphe, lag<lb/>
mit dem <hi rendition="#aq">Paride</hi> in Liebe, als er aber<lb/>
die &#x017F;cho&#x0364;ne Helenam erblickte, ließ er<lb/><cb n="1354"/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ofeng Offen</hi></fw><lb/>
&#x017F;eine alte Geliebte fahren. Sie<lb/>
&#x017F;oll die Wahr&#x017F;ager-Kun&#x017F;t, Mu&#x017F;ic<lb/>
und Medicin ver&#x017F;tanden haben,<lb/>
und ihrem <hi rendition="#aq">Paris,</hi> ehe er nach Grie-<lb/>
chenland ge&#x017F;chifft, den gantzen<lb/>
Verlauff des Krieges-Feuers vor-<lb/>
her propheceyet haben Die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Oe-<lb/>
none,</hi> als &#x017F;ie wieder alles Vermu-<lb/>
then, ihres alten Liebhabers des <hi rendition="#aq">Pa-<lb/>
ridis</hi> Co&#x0364;rper zu Ge&#x017F;ichte bekam, und<lb/>
an die vorigen Zeiten gedachte, i&#x017F;t<lb/>
gleich todt auf &#x017F;elbigen gefallen,<lb/>
und zugleich mit ihm einge&#x017F;charret<lb/>
worden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ofen-Gabel,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein zwey-zackigtes Ei&#x017F;en an<lb/>
einen langen ho&#x0364;ltzernen Stiel befe-<lb/>
&#x017F;tiget, wormit man das Holtz in<lb/>
den Ofen &#x017F;chiebet.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">In das Ofenloch gucken,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t eine dem Ge&#x017F;inde la&#x0364;cherliche<lb/>
und abergla&#x0364;ubi&#x017F;che Gewohnheit,<lb/>
wenn &#x017F;ie bey ihrem Anzuge in den<lb/>
neuen Dien&#x017F;t, &#x017F;tracks in das Ofen-<lb/>
Loch gucken, damit &#x017F;ie in dem Hau-<lb/>
&#x017F;e bald gewohne wu&#x0364;rden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Offenhertziges, oder, aufge-<lb/>
legtes</hi> <hi rendition="#aq">Piquet,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein dem Frauenzimmer<lb/>
wohl bekanntes Spiel in Teut-<lb/>
&#x017F;cher Karte; die Karte wird unter<lb/>
die zwey &#x017F;pielenden Per&#x017F;onen gleich<lb/>
getheilet, acht Bla&#x0364;tter bekommt<lb/>
iedes in die Hand, die andern &#x017F;ech-<lb/>
zehen Brieffe aber, werden in vier<lb/>
auffgelegte Ha&#x0364;ufflein, vor eines ie-<lb/>
den Ort zwey geleget, das letzte<lb/>
aufgedeckte Blatt i&#x017F;t Trumph, iede<lb/>
Farbe muß im &#x017F;pielen entweder be-<lb/>
kannt, oder mit Trumph abge&#x017F;to-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U u 3</fw><fw place="bottom" type="catch">chen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0699] Ocy Oeno Ofeng Offen Ocyroe, Eine Nymphe, und Tochter des Centauren Chirons, und der Nym- phe Chariclus. Sie ſoll die Wahr- ſager-Kunſt wohl verſtanden ha- ben, zuletzt aber in ein Mutter- Pferd ſeyn verwandelt worden. de Oegnies, Maria, eine Schwaͤrmerin, und zugleich auch Zauberin, ſo ſich um das Jahr 1280. hervorgethan. Ihr Abſehen war, daß ſie ſich ſelb- ſten zu einer Goͤttin in Franckreich machen, und dadurch dem Volck einen richtigen Weg zum Aber- glauben baͤhnen wolte. Sie ruͤhmete ſich zugleich eines Wahr- ſager-Geiſts, daher auch groſſe Herren von entfernten Orten zu ihr kamen, und ſie als ein Oracu lum um Rath fragten, ſchuͤtzete auch viel goͤttliche Erleuchtungen und Offerbahrungen vor. Vid. Centur. Magdeburg. 13. p. 587. 640. & 642. Oel. ſiehe. Oehl. Oeno, Eine von denen Toͤchtern des Anii und der Dorippes, welche Schweſtern insgeſamt von dem Dionyſio die Kunſt erlernet hatten, daß alles dasjenige, was ſie nur mit der Hand anruͤhreten, in Wein, Oel oder Waitzen verwan- delt ward. Oenone, Eine Phrygiſche Nymphe, lag mit dem Paride in Liebe, als er aber die ſchoͤne Helenam erblickte, ließ er ſeine alte Geliebte fahren. Sie ſoll die Wahrſager-Kunſt, Muſic und Medicin verſtanden haben, und ihrem Paris, ehe er nach Grie- chenland geſchifft, den gantzen Verlauff des Krieges-Feuers vor- her propheceyet haben Dieſe Oe- none, als ſie wieder alles Vermu- then, ihres alten Liebhabers des Pa- ridis Coͤrper zu Geſichte bekam, und an die vorigen Zeiten gedachte, iſt gleich todt auf ſelbigen gefallen, und zugleich mit ihm eingeſcharret worden. Ofen-Gabel, Iſt ein zwey-zackigtes Eiſen an einen langen hoͤltzernen Stiel befe- ſtiget, wormit man das Holtz in den Ofen ſchiebet. In das Ofenloch gucken, Iſt eine dem Geſinde laͤcherliche und aberglaͤubiſche Gewohnheit, wenn ſie bey ihrem Anzuge in den neuen Dienſt, ſtracks in das Ofen- Loch gucken, damit ſie in dem Hau- ſe bald gewohne wuͤrden. Offenhertziges, oder, aufge- legtes Piquet, Iſt ein dem Frauenzimmer wohl bekanntes Spiel in Teut- ſcher Karte; die Karte wird unter die zwey ſpielenden Perſonen gleich getheilet, acht Blaͤtter bekommt iedes in die Hand, die andern ſech- zehen Brieffe aber, werden in vier auffgelegte Haͤufflein, vor eines ie- den Ort zwey geleget, das letzte aufgedeckte Blatt iſt Trumph, iede Farbe muß im ſpielen entweder be- kannt, oder mit Trumph abgeſto- chen U u 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/699
Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/699>, abgerufen am 21.12.2024.