Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Nour-Mahal die völlige Gewalt zu überlassen.Zu dem Ende er in ihrer Gegen- wart alle Grossen des Reichs vor sich kommen ließ, und sie auf 24. Stunden lang an die Königin ver- wiese. Als nun dieser Regie- rungs-Tag heran nahete, ordnete diese listige Nour-Mahal eilends Couriers in alle Müntz-Oerter des Königreichs ab, mit Befehl, zwey Millionen güldene und silberne Rupien zu müntzen, auf deren ei- ner Seite eines von denen zwölff himmlischen Zeichen, auf der an- dern aber den Nahmen des grossen Mogols nebst dem ihrigen Nour- Mahal (so noch niemahls in solchen Reiche geschehen) zu prägen. Wel- che Verordnung, weil die listige Re- gentin vorher in geheim eine grosse Menge Gold und Silber in die Müntzen geschafft, so unverzüglich bewerckstelliget ward, daß sie schon nach 2. Stunden ihrer Regierung eine grosse Menge solcher von ihr geschlagener göldner und silberner Müntzen vor sich sahe, welche sie her- nachmahls unter das Volck warff, um ihren Nahmen auf eine in sol- chem Reiche noch nie erhörte Art bey der Nachwelt zu verewigen, und konte diese kluge Regentin in ihrer 24. stündigen Regierung in der That nichts prächtigers aussin- nen, daß ihren Nahmen vor der Welt groß machte. Als aber ihr Gemahl starb, und sein Sohn, Kourom das Scepter überkam, ließ selbiger, weil er ohnedieß dieser Nour-Mahal nicht gewogen war, diese Müntze alle wieder umprä- gen, so, daß gar wenig darvon in ge- heim zurücke blieben. Taverniers Reise-Beschreibung von Indien. Nudeln Nudeln, Werden insgemein von einem Nudeln zu machen, Schüttet Mehl auf einen Tisch kön-
[Spaltenumbruch]
Nour-Mahal die voͤllige Gewalt zu uͤberlaſſen.Zu dem Ende er in ihrer Gegen- wart alle Groſſen des Reichs vor ſich kommen ließ, und ſie auf 24. Stunden lang an die Koͤnigin ver- wieſe. Als nun dieſer Regie- rungs-Tag heran nahete, ordnete dieſe liſtige Nour-Mahal eilends Couriers in alle Muͤntz-Oerter des Koͤnigreichs ab, mit Befehl, zwey Millionen guͤldene und ſilberne Rupien zu muͤntzen, auf deren ei- ner Seite eines von denen zwoͤlff himmliſchen Zeichen, auf der an- dern aber den Nahmen des groſſen Mogols nebſt dem ihrigen Nour- Mahal (ſo noch niemahls in ſolchen Reiche geſchehen) zu praͤgen. Wel- che Verordnung, weil die liſtige Re- gentin vorher in geheim eine groſſe Menge Gold und Silber in die Muͤntzen geſchafft, ſo unverzuͤglich bewerckſtelliget ward, daß ſie ſchon nach 2. Stunden ihrer Regierung eine groſſe Menge ſolcher von ihr geſchlagener goͤldner und ſilberner Muͤntzẽ vor ſich ſahe, welche ſie her- nachmahls unter das Volck warff, um ihren Nahmen auf eine in ſol- chem Reiche noch nie erhoͤrte Art bey der Nachwelt zu verewigen, und konte dieſe kluge Regentin in ihrer 24. ſtuͤndigen Regierung in der That nichts praͤchtigers ausſin- nen, daß ihren Nahmen vor der Welt groß machte. Als aber ihr Gemahl ſtarb, und ſein Sohn, Kourom das Scepter uͤberkam, ließ ſelbiger, weil er ohnedieß dieſer Nour-Mahal nicht gewogen war, dieſe Muͤntze alle wieder umpraͤ- gen, ſo, daß gar wenig darvon in ge- heim zuruͤcke blieben. Taverniers Reiſe-Beſchreibung von Indien. Nudeln Nudeln, Werden insgemein von einem Nudeln zu machen, Schuͤttet Mehl auf einen Tiſch koͤn-
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Nour-Mahal
Nudeln
die voͤllige Gewalt zu uͤberlaſſen.
Zu dem Ende er in ihrer Gegen-
wart alle Groſſen des Reichs vor
ſich kommen ließ, und ſie auf 24.
Stunden lang an die Koͤnigin ver-
wieſe. Als nun dieſer Regie-
rungs-Tag heran nahete, ordnete
dieſe liſtige Nour-Mahal eilends
Couriers in alle Muͤntz-Oerter des
Koͤnigreichs ab, mit Befehl, zwey
Millionen guͤldene und ſilberne
Rupien zu muͤntzen, auf deren ei-
ner Seite eines von denen zwoͤlff
himmliſchen Zeichen, auf der an-
dern aber den Nahmen des groſſen
Mogols nebſt dem ihrigen Nour-
Mahal (ſo noch niemahls in ſolchen
Reiche geſchehen) zu praͤgen. Wel-
che Verordnung, weil die liſtige Re-
gentin vorher in geheim eine groſſe
Menge Gold und Silber in die
Muͤntzen geſchafft, ſo unverzuͤglich
bewerckſtelliget ward, daß ſie ſchon
nach 2. Stunden ihrer Regierung
eine groſſe Menge ſolcher von ihr
geſchlagener goͤldner und ſilberner
Muͤntzẽ vor ſich ſahe, welche ſie her-
nachmahls unter das Volck warff,
um ihren Nahmen auf eine in ſol-
chem Reiche noch nie erhoͤrte Art
bey der Nachwelt zu verewigen,
und konte dieſe kluge Regentin in
ihrer 24. ſtuͤndigen Regierung in
der That nichts praͤchtigers ausſin-
nen, daß ihren Nahmen vor der
Welt groß machte. Als aber ihr
Gemahl ſtarb, und ſein Sohn,
Kourom das Scepter uͤberkam,
ließ ſelbiger, weil er ohnedieß dieſer
Nour-Mahal nicht gewogen war,
dieſe Muͤntze alle wieder umpraͤ-
gen, ſo, daß gar wenig darvon in ge-
heim zuruͤcke blieben. Taverniers
Reiſe-Beſchreibung von Indien.
Nudeln,
Werden insgemein von einem
aus Mehl u. Eyern bereiteten Teig
gantz klar geſchnitten, u. entweder
an andere Eſſen gekochet, oder á part
zubereitet nach folgender Vor-
ſchrifft: 1) Nudeln zu machen;
2) Nudel-Kuchen, oder auf Oeſter-
reichiſch, Nudeln-Pfantzel; 3)
dito anders; 4) Nudeln in Milch
im Backofen; 5) dito anders; 6)
Nudeln mit brauner Butter; 7)
dito anders.
Nudeln zu machen,
Schuͤttet Mehl auf einen Tiſch
und ſchlaget 2. 3. 4. auch wohl 5.
Eyer drein, nachdem ihr viel ma-
chen wollet, bereitet einen Teig der-
maſſen feſte, daß ihr ſolchen kaum
waltzen koͤnnet. Wenn ihr nun
dieſen genug gewuͤrcket habt, ſo
treibet ihn mit einem Walger oder
Treibe-Holtz, welches zwar ſchwer
hergehet. Iſt nun ſolcher getrie-
ben worden, ſo ſtreuet Mehl drauf,
leget den Teig zuſammen und trei-
bet ihn doppelt, ziehet ſolchen her-
nach wieder aus einander, ſtreuet
abermahls Mehl an und leget ihn
aufs neue zuſammen, ſo koͤnnet ihr
ihn ſo duͤnne treiben, daß man Nu-
deln daraus als einen Zwirnfaden
ſchneiden kan. Nachdem er duͤn-
ne genug getrieben worden, muͤſſet
ihr ihn aufhengen, damit er ein
wenig ſtarr werde, rollet ihn
alsdenn zuſammen und ſchneidet
mit einem ſcharffen Meſſer Nu-
deln ſo klar, als ihr es gelernet
habt, ſchuͤttet ſie nach dieſen fein
aus einander, daß ſie nicht zuſam-
men kleben, ſo ſind ſie fertig und
koͤn-
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