Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

[Spaltenumbruch]

Martin Masche
und sie aus dem Reich vertrieben
ward.

Martinelli,

Giovanna. Eine virtuose und
berühmte Sängerin in Italien.

Martins-Bescherung,

Ist eine alte hergebrachte Ge-
wohnheit, vermöge deren die El-
tern ihre Kinder am St. Martinus-
Abend mit allerhand Spielwerck,
Martins-Hörnern, Obst und an-
dern Sachen zu beschencken pflegen,
unter dem Vorwand, ob käme sol-
ches von dem H. Martino.

Marulla,

Eine edle und behertzte Jungfer
von Pennos, diese war von solcher
heroischen Tapfferkeit, daß sie, als
ihr Vater bey Beschützung der von
dem Ottomannischen Heer über-
fallenen Stadt Coccis geblieben,
sie aus Rache ihres entleibten Va-
ters Waffen ergriff, und durch
Hülffe der Ihrigen den Feind, der
bereits die Stadt-Mauren erstieg,
mit tapfferer Faust und unerschro-
ckenen Helden-Muthe anfiel, zu-
rücke jagte, und ihr Vaterland wie-
der davon befreyete. Vid. Contarin.
in Hortul. Histor. p. 232.

Mascarade,

Ist eine Versammlung bey
Hofe, wo die Dames und Cavallier
in allerhand Masquen verkleidet er-
scheinen, die Gesichter mit Masquen
bedecken, und sich mit Tantzen und
Spielen ergötzen.

Masche Band,

Ist eine von allerhand Farben
[Spaltenumbruch]

Masern Masque
und Sorten Bandes rund zusam-
men geknüpffte oder gehefftete
Schleiffe, deren sich das Frauen-
zimmer auf vielerley Art bey ihrem
Putz zu bedienen pfleget, als das
Augspurgische hinten in ihre Buck-
lete oder so genannten Böhmischen
Hauben, das Saltzburgische auff
ihre Filtz-Hüthe, das Leipziger
Frauenzimmer vorn an der Brust,
oder auch auf ihre Mützen und
Hüthlein, u. d. g. m.

Masern kleiner Kinder,

Denen Medicis Morbilli genant,
sind rothe Flecken auf der Haut, so
sich nicht in Blattern aufwerffen,
auch keine Narben nach sich lassen;
Die Ursache deren, ist ein scharffes
und bey nahe etzendes Blut, worzu
eine übele Diaet, unreine Lufft u.d.g.
Gelegenheit geben. Dergleichen
Kranckheit begegnet auch öffters
erwachsenen Personen.

Masque,

Ist eine von schwartzen oder an-
dern bunten Sammet nach dem
Gesichte geschnittene und zusam-
men gepappte Forme, mit offenen
Augen-Nasen- und Mund-Löchern
versehen, deren sich das Frauen-
zimmer auf denen Redouten oder
Reisen, und Spatzier-Fahren,
wenn sie incognito gehen wollen,
zu Bedeckung des Angesichtes zu
bedienen pfleget, und selbige durch
eine von innen angeschlungne Coral-
le, oder auch einen durchgesteckten
Ring in dem Munde zu halten
pfleget. Sie seynd entweder
mit Gold und Silber gestickt oder
glatt.

Masquen-

[Spaltenumbruch]

Martin Maſche
und ſie aus dem Reich vertrieben
ward.

Martinelli,

Giovanna. Eine virtuoſe und
beruͤhmte Saͤngerin in Italien.

Martins-Beſcherung,

Iſt eine alte hergebrachte Ge-
wohnheit, vermoͤge deren die El-
tern ihre Kinder am St. Martinus-
Abend mit allerhand Spielwerck,
Martins-Hoͤrnern, Obſt und an-
dern Sachen zu beſchencken pflegen,
unter dem Vorwand, ob kaͤme ſol-
ches von dem H. Martino.

Marulla,

Eine edle und behertzte Jungfer
von Pennos, dieſe war von ſolcher
heroiſchen Tapfferkeit, daß ſie, als
ihr Vater bey Beſchuͤtzung der von
dem Ottomanniſchen Heer uͤber-
fallenen Stadt Coccis geblieben,
ſie aus Rache ihres entleibten Va-
ters Waffen ergriff, und durch
Huͤlffe der Ihrigen den Feind, der
bereits die Stadt-Mauren erſtieg,
mit tapfferer Fauſt und unerſchro-
ckenen Helden-Muthe anfiel, zu-
ruͤcke jagte, und ihr Vaterland wie-
der davon befreyete. Vid. Contarin.
in Hortul. Hiſtor. p. 232.

Maſcarade,

Iſt eine Verſammlung bey
Hofe, wo die Dames und Cavallier
in allerhand Maſquen verkleidet er-
ſcheinen, die Geſichter mit Maſquen
bedecken, und ſich mit Tantzen und
Spielen ergoͤtzen.

Maſche Band,

Iſt eine von allerhand Farben
[Spaltenumbruch]

Maſern Maſque
und Sorten Bandes rund zuſam-
men geknuͤpffte oder gehefftete
Schleiffe, deren ſich das Frauen-
zimmer auf vielerley Art bey ihrem
Putz zu bedienen pfleget, als das
Augſpurgiſche hinten in ihre Buck-
lete oder ſo genannten Boͤhmiſchen
Hauben, das Saltzburgiſche auff
ihre Filtz-Huͤthe, das Leipziger
Frauenzimmer vorn an der Bruſt,
oder auch auf ihre Muͤtzen und
Huͤthlein, u. d. g. m.

Maſern kleiner Kinder,

Denen Medicis Morbilli genant,
ſind rothe Flecken auf der Haut, ſo
ſich nicht in Blattern aufwerffen,
auch keine Narben nach ſich laſſen;
Die Urſache deren, iſt ein ſcharffes
und bey nahe etzendes Blut, worzu
eine uͤbele Diæt, unreine Lufft u.d.g.
Gelegenheit geben. Dergleichen
Kranckheit begegnet auch oͤffters
erwachſenen Perſonen.

Maſque,

Iſt eine von ſchwartzen oder an-
dern bunten Sammet nach dem
Geſichte geſchnittene und zuſam-
men gepappte Forme, mit offenen
Augen-Naſen- und Mund-Loͤchern
verſehen, deren ſich das Frauen-
zimmer auf denen Redouten oder
Reiſen, und Spatzier-Fahren,
wenn ſie incognito gehen wollen,
zu Bedeckung des Angeſichtes zu
bedienen pfleget, und ſelbige durch
eine von iñen angeſchlungne Coꝛal-
le, oder auch einen durchgeſteckten
Ring in dem Munde zu halten
pfleget. Sie ſeynd entweder
mit Gold und Silber geſtickt oder
glatt.

Maſquen-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0643"/><cb n="1241"/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Martin Ma&#x017F;che</hi></fw><lb/>
und &#x017F;ie aus dem Reich vertrieben<lb/>
ward.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Martinelli,</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Giovanna.</hi> Eine <hi rendition="#aq">virtuo&#x017F;e</hi> und<lb/>
beru&#x0364;hmte Sa&#x0364;ngerin in Italien.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Martins-Be&#x017F;cherung,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t eine alte hergebrachte Ge-<lb/>
wohnheit, vermo&#x0364;ge deren die El-<lb/>
tern ihre Kinder am <hi rendition="#aq">St. Martinus-</hi><lb/>
Abend mit allerhand Spielwerck,<lb/>
Martins-Ho&#x0364;rnern, Ob&#x017F;t und an-<lb/>
dern Sachen zu be&#x017F;chencken pflegen,<lb/>
unter dem Vorwand, ob ka&#x0364;me &#x017F;ol-<lb/>
ches von dem H. <hi rendition="#aq">Martino.</hi></p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Marulla,</hi> </head><lb/>
          <p>Eine edle und behertzte Jungfer<lb/>
von <hi rendition="#aq">Pennos,</hi> die&#x017F;e war von &#x017F;olcher<lb/>
heroi&#x017F;chen Tapfferkeit, daß &#x017F;ie, als<lb/>
ihr Vater bey Be&#x017F;chu&#x0364;tzung der von<lb/>
dem Ottomanni&#x017F;chen Heer u&#x0364;ber-<lb/>
fallenen Stadt <hi rendition="#aq">Coccis</hi> geblieben,<lb/>
&#x017F;ie aus Rache ihres entleibten Va-<lb/>
ters Waffen ergriff, und durch<lb/>
Hu&#x0364;lffe der Ihrigen den Feind, der<lb/>
bereits die Stadt-Mauren er&#x017F;tieg,<lb/>
mit tapfferer Fau&#x017F;t und uner&#x017F;chro-<lb/>
ckenen Helden-Muthe anfiel, zu-<lb/>
ru&#x0364;cke jagte, und ihr Vaterland wie-<lb/>
der davon befreyete. <hi rendition="#aq">Vid. Contarin.<lb/>
in Hortul. Hi&#x017F;tor. p.</hi> 232.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;carade,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t eine Ver&#x017F;ammlung bey<lb/>
Hofe, wo die <hi rendition="#aq">Dames</hi> und <hi rendition="#aq">Cavallier</hi><lb/>
in allerhand <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;quen</hi> verkleidet er-<lb/>
&#x017F;cheinen, die Ge&#x017F;ichter mit <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;quen</hi><lb/>
bedecken, und &#x017F;ich mit Tantzen und<lb/>
Spielen ergo&#x0364;tzen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ma&#x017F;che Band,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t eine von allerhand Farben<lb/><cb n="1242"/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ma&#x017F;ern Ma&#x017F;que</hi></fw><lb/>
und Sorten Bandes rund zu&#x017F;am-<lb/>
men geknu&#x0364;pffte oder gehefftete<lb/>
Schleiffe, deren &#x017F;ich das Frauen-<lb/>
zimmer auf vielerley Art bey ihrem<lb/>
Putz zu bedienen pfleget, als das<lb/>
Aug&#x017F;purgi&#x017F;che hinten in ihre Buck-<lb/>
lete oder &#x017F;o genannten Bo&#x0364;hmi&#x017F;chen<lb/>
Hauben, das Saltzburgi&#x017F;che auff<lb/>
ihre Filtz-Hu&#x0364;the, das Leipziger<lb/>
Frauenzimmer vorn an der Bru&#x017F;t,<lb/>
oder auch auf ihre Mu&#x0364;tzen und<lb/>
Hu&#x0364;thlein, u. d. g. m.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ma&#x017F;ern kleiner Kinder,</hi> </head><lb/>
          <p>Denen <hi rendition="#aq">Medicis Morbilli</hi> genant,<lb/>
&#x017F;ind rothe Flecken auf der Haut, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ich nicht in Blattern aufwerffen,<lb/>
auch keine Narben nach &#x017F;ich la&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
Die Ur&#x017F;ache deren, i&#x017F;t ein &#x017F;charffes<lb/>
und bey nahe etzendes Blut, worzu<lb/>
eine u&#x0364;bele <hi rendition="#aq">Diæt,</hi> unreine Lufft u.d.g.<lb/>
Gelegenheit geben. Dergleichen<lb/>
Kranckheit begegnet auch o&#x0364;ffters<lb/>
erwach&#x017F;enen Per&#x017F;onen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;que,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t eine von &#x017F;chwartzen oder an-<lb/>
dern bunten Sammet nach dem<lb/>
Ge&#x017F;ichte ge&#x017F;chnittene und zu&#x017F;am-<lb/>
men gepappte Forme, mit offenen<lb/>
Augen-Na&#x017F;en- und Mund-Lo&#x0364;chern<lb/>
ver&#x017F;ehen, deren &#x017F;ich das Frauen-<lb/>
zimmer auf denen Redouten oder<lb/>
Rei&#x017F;en, und Spatzier-Fahren,<lb/>
wenn &#x017F;ie <hi rendition="#aq">incognito</hi> gehen wollen,<lb/>
zu Bedeckung des Ange&#x017F;ichtes zu<lb/>
bedienen pfleget, und &#x017F;elbige durch<lb/>
eine von in&#x0303;en ange&#x017F;chlungne Co&#xA75B;al-<lb/>
le, oder auch einen durchge&#x017F;teckten<lb/>
Ring in dem Munde zu halten<lb/>
pfleget. Sie &#x017F;eynd entweder<lb/>
mit Gold und Silber ge&#x017F;tickt oder<lb/>
glatt.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;quen-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0643] Martin Maſche Maſern Maſque und ſie aus dem Reich vertrieben ward. Martinelli, Giovanna. Eine virtuoſe und beruͤhmte Saͤngerin in Italien. Martins-Beſcherung, Iſt eine alte hergebrachte Ge- wohnheit, vermoͤge deren die El- tern ihre Kinder am St. Martinus- Abend mit allerhand Spielwerck, Martins-Hoͤrnern, Obſt und an- dern Sachen zu beſchencken pflegen, unter dem Vorwand, ob kaͤme ſol- ches von dem H. Martino. Marulla, Eine edle und behertzte Jungfer von Pennos, dieſe war von ſolcher heroiſchen Tapfferkeit, daß ſie, als ihr Vater bey Beſchuͤtzung der von dem Ottomanniſchen Heer uͤber- fallenen Stadt Coccis geblieben, ſie aus Rache ihres entleibten Va- ters Waffen ergriff, und durch Huͤlffe der Ihrigen den Feind, der bereits die Stadt-Mauren erſtieg, mit tapfferer Fauſt und unerſchro- ckenen Helden-Muthe anfiel, zu- ruͤcke jagte, und ihr Vaterland wie- der davon befreyete. Vid. Contarin. in Hortul. Hiſtor. p. 232. Maſcarade, Iſt eine Verſammlung bey Hofe, wo die Dames und Cavallier in allerhand Maſquen verkleidet er- ſcheinen, die Geſichter mit Maſquen bedecken, und ſich mit Tantzen und Spielen ergoͤtzen. Maſche Band, Iſt eine von allerhand Farben und Sorten Bandes rund zuſam- men geknuͤpffte oder gehefftete Schleiffe, deren ſich das Frauen- zimmer auf vielerley Art bey ihrem Putz zu bedienen pfleget, als das Augſpurgiſche hinten in ihre Buck- lete oder ſo genannten Boͤhmiſchen Hauben, das Saltzburgiſche auff ihre Filtz-Huͤthe, das Leipziger Frauenzimmer vorn an der Bruſt, oder auch auf ihre Muͤtzen und Huͤthlein, u. d. g. m. Maſern kleiner Kinder, Denen Medicis Morbilli genant, ſind rothe Flecken auf der Haut, ſo ſich nicht in Blattern aufwerffen, auch keine Narben nach ſich laſſen; Die Urſache deren, iſt ein ſcharffes und bey nahe etzendes Blut, worzu eine uͤbele Diæt, unreine Lufft u.d.g. Gelegenheit geben. Dergleichen Kranckheit begegnet auch oͤffters erwachſenen Perſonen. Maſque, Iſt eine von ſchwartzen oder an- dern bunten Sammet nach dem Geſichte geſchnittene und zuſam- men gepappte Forme, mit offenen Augen-Naſen- und Mund-Loͤchern verſehen, deren ſich das Frauen- zimmer auf denen Redouten oder Reiſen, und Spatzier-Fahren, wenn ſie incognito gehen wollen, zu Bedeckung des Angeſichtes zu bedienen pfleget, und ſelbige durch eine von iñen angeſchlungne Coꝛal- le, oder auch einen durchgeſteckten Ring in dem Munde zu halten pfleget. Sie ſeynd entweder mit Gold und Silber geſtickt oder glatt. Maſquen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/643
Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/643>, abgerufen am 23.02.2025.