Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Apffel Apffel, Malum, pomme. Aepffel sind Apffel Geruch die Nasen geschweist. Al-lein das sind extraordinaire Exem- pel, dergleichen wenig anzutreffen. Wer die Aepffel mäßig braucht, sonderlich wenn sie gekocht und wohl zubereitet sind, dem schaden sie leichtlich nicht. Man hat zwar viele Arten die Aepffel zu zu- richten ersonnen, es sollen aber hier nur folgende, als die besten, be- schrieben werden. 1) Aepffel ge- backen. 2) Aepffel auf eine an- dere Art gebacken. 3) Dito noch auf eine andere Art. 4) Aepffel geschrepfft. 5) Aepffel geschreckte. 6) Aepffel gesultzte. 7) Dito auf eine andere Art. 8) Aepffel ge- füllte. 9) Dito auf eine andere Art. 10) Aepffel-Strauben. 11) Aepffel gedämpffte. 12) Aepffel- Muß. 13) Aepffel-Muß geba- cken. 14) Aepffel Aumelette. 15) Dürre Aepffel zu kochen. 16) Dito noch anders. Apffel gebacken, Schelet grosse saure Aepffel fein Schmaltz C 5
[Spaltenumbruch]
Apffel Apffel, Malum, pomme. Aepffel ſind Apffel Geruch die Naſen geſchweiſt. Al-lein das ſind extraordinaire Exem- pel, dergleichen wenig anzutreffen. Wer die Aepffel maͤßig braucht, ſonderlich wenn ſie gekocht und wohl zubereitet ſind, dem ſchaden ſie leichtlich nicht. Man hat zwar viele Arten die Aepffel zu zu- richten erſonnen, es ſollen aber hier nur folgende, als die beſten, be- ſchrieben werden. 1) Aepffel ge- backen. 2) Aepffel auf eine an- dere Art gebacken. 3) Dito noch auf eine andere Art. 4) Aepffel geſchrepfft. 5) Aepffel geſchreckte. 6) Aepffel geſultzte. 7) Dito auf eine andere Art. 8) Aepffel ge- fuͤllte. 9) Dito auf eine andere Art. 10) Aepffel-Strauben. 11) Aepffel gedaͤmpffte. 12) Aepffel- Muß. 13) Aepffel-Muß geba- cken. 14) Aepffel Aumelette. 15) Duͤrre Aepffel zu kochen. 16) Dito noch anders. Apffel gebacken, Schelet groſſe ſaure Aepffel fein Schmaltz C 5
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Apffel
Apffel
Apffel,
Malum, pomme. Aepffel ſind
Baum-Fruͤchte, welche auch denen
Kindern bekannt. Sie werden
in zahme und wilde eingetheilet.
Dieſe heiſſen Holtz-Aepffel und
ſind eines herben und ſauern Ge-
ſchmacks: jene gute Aepffel. Et-
liche Frantzoͤiſche Botanici haben
ſchon uͤber anderthalb hundert Ar-
ten derſelben angemercket, deren
Unterſcheid theils aus dem Ge-
ſchmack und Geruch; theils aus
der Geſtalt; theils aus der Lan-
des-Art und des Beſitzers Boden,
wo ſie gewachſen, zu erlernen iſt.
Sie werden ferner entweder ab-
gebacken oder friſch zum Gebrauch
beybehalten; Wie denn vielerley
Arten Aepffel ſind, welche lange
hinaus liegen, wenn man ſie ſon-
derlich bey vollkommener Reife
abgenommen und reinlich verwah-
ret hat. Wer die Aepffel gerne
roh iſſet, hat zu mercken, daß die ſuͤſ-
ſen weit geſuͤnder ſeyn, als die ſau-
ren. Ingleichen, daß diejenigen
Aepffel, welche eine Zeitlang gele-
gen haben, beſſer zu verdauen ſind,
als die nur erſt abgenommen wor-
den. Abſonderlich behalten die-
jenigen Aepffel den Preiß, ſo nebſt
ihrem ſuͤſſen Geſchmack, wie die
Borsdoͤrffer, auch einen aromati-
ſchen lieblichen Geruch haben. Es
koͤnnen zwar nicht alle Leute ſol-
chen Geruch vertragen. Ich ha-
be geleſen, daß die Herren von Can-
dales in Guienne, und alle von ſol-
chen Geſchlecht koͤnnen keine Aepf-
fel riechen: Deßgleichen hat auch
Jean de la Cheſnaye die Aepffel ſo
gehaſt, daß ihm alsbald von dem
Geruch die Naſen geſchweiſt. Al-
lein das ſind extraordinaire Exem-
pel, dergleichen wenig anzutreffen.
Wer die Aepffel maͤßig braucht,
ſonderlich wenn ſie gekocht und
wohl zubereitet ſind, dem ſchaden
ſie leichtlich nicht. Man hat
zwar viele Arten die Aepffel zu zu-
richten erſonnen, es ſollen aber hier
nur folgende, als die beſten, be-
ſchrieben werden. 1) Aepffel ge-
backen. 2) Aepffel auf eine an-
dere Art gebacken. 3) Dito noch
auf eine andere Art. 4) Aepffel
geſchrepfft. 5) Aepffel geſchreckte.
6) Aepffel geſultzte. 7) Dito auf
eine andere Art. 8) Aepffel ge-
fuͤllte. 9) Dito auf eine andere
Art. 10) Aepffel-Strauben. 11)
Aepffel gedaͤmpffte. 12) Aepffel-
Muß. 13) Aepffel-Muß geba-
cken. 14) Aepffel Aumelette. 15)
Duͤrre Aepffel zu kochen. 16) Dito
noch anders.
Apffel gebacken,
Schelet groſſe ſaure Aepffel fein
ſauber, ſchneidet ſolche in 4. Stuͤ-
cke, und jedes Viertel, wenn erſt die
Schelfen davon gethan worden,
noch ein oder zweymahl von einan-
der, leget ſie auf eine Schuͤſſel oder
ander Geſchirr, damit ſie fein tro-
cken bleiben. Darnach nehmet
ein halb Noͤſſel Wein, oder nach
Proportion der Aepffel, ſo viel, als
ihr ſelbe damit einzuweichen geden-
cket, quirlt Mehl drein, und machet
eine ziemlich dicke Klare, bald wie
ein duͤnner Milch-Brey. Ferner
ſtecket an ein ſpitziges Hoͤltzgen ein
Stuͤck nach dem andern, thut es
wenn es vorhero in der Klare
herum gezogen worden, in heiß
Schmaltz
C 5
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