Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Leibzucht Leib
Frauenzimmer um den Leib zu ste-
cken, auch öffters mit einer saubern
Leib-Schnalle zu befestigen pfleget.

Leib-Zucht, siehe. Leib-
Gedinge.
Leiber-Hembden. siehe.
Hembden.
Leichen spielen unter den
Kindern,

Ist ein alter Weiber Aberglau-
be, da einige furchtsame und wun-
derliche Weiber ein Sterben vor-
her propheceyen, wenn die Kinder
auf der Gassen Leiche spielen, oder
sich mit Creutzen tragen.

Leid annehmen,

Heißt, wenn eine Wittbe oder
des verstorbenen Tochter und An-
verwandte in einem schwartz meu-
blirten
Zimmer die Condolenz der
Leidklagenden mit gehörigen Danck-
Compliment und einem Gegen-
Wunsch annimmt; Nach itziger
Leipziger Mode wird es bey den ge-
wöhnlichen Ansagen durch die
Bitt-Frau oder den Leichen-Bitter
gemeldet, ob man das Leid und das
gebräuchliche Ceremoniel anneh-
men wolle oder nicht.

Leid-Essen,

Ist eine Abend-Mahlzeit, so die
Leidtragende Frau ihren nechsten
Anverwandten und guten Freun-
den zur Danckbarkeit vor die Leich-
Begleitung giebet und ausrichtet.

im Leid gehen,

Heisset, wenn die nechsten An-
verwandten oder sonst gute
Freundinnen von der Leidtragen-
[Spaltenumbruch]

Leid Leinw
den Wittibe auf vorhergeschehene
absonderliche Bitte und Ersuchung
durch die Bitt-Frau über das
Maul geschleyert mit in den erste-
ren und fördersten Paaren des
Leich-Proceßes gehen.

Leid klagen,

Ist ein zierliches Compliment,
worinnen ein Frauenzimmer dem
andern wegen eines Todes-Falles
condoliret und ihr Mitleid darü-
ber bezeuget.

Leilach, siehe. Bett-Tuch.
Lein. siehe. Flachs.
Leinen, oder, Wasch-Leinen,

Seynd reine zusammen gedre-
hete lange Stricklein, so die Wä-
scherinnen auf denen Treige-Plä-
tzen oder Böden auffzuziehen und
die nasse Wäsche darüber zu hen-
gen pflegen.

Leinwand,

Ist ein aus gesponnenen Flachs,
Werck oder Hanff in einander ge-
schlagenes Gewebe, deren sind vie-
lerley Sorten, als: Rohe und un-
gebleichte, zarte, mittel und grobe.
Schleyer, glatte oder gestreiffte, ge-
modelte, auf Damast Art mit Bil-
dern, Blumen und Laubwerck
durchwürckte, halb leinen und halb
Baumwollen, welches insgemein
Barchend genennet wird, gemahlte
oder gedruckte, steiffe und geleimte,
Glantz- und Futter-gefärbte und
ungefärbte, weisse oder blaue, Hauß-
oder Kauff-Leinwand. Die Hol-
ländische ist die zärteste, dichteste
und weiseste, wegen der Harlemmer-

Bleiche,

[Spaltenumbruch]

Leibzucht Leib
Frauenzimmer um den Leib zu ſte-
cken, auch oͤffters mit einer ſaubern
Leib-Schnalle zu befeſtigen pfleget.

Leib-Zucht, ſiehe. Leib-
Gedinge.
Leiber-Hembden. ſiehe.
Hembden.
Leichen ſpielen unter den
Kindern,

Iſt ein alter Weiber Aberglau-
be, da einige furchtſame und wun-
derliche Weiber ein Sterben vor-
her propheceyen, wenn die Kinder
auf der Gaſſen Leiche ſpielen, oder
ſich mit Creutzen tragen.

Leid annehmen,

Heißt, wenn eine Wittbe oder
des verſtorbenen Tochter und An-
verwandte in einem ſchwartz meu-
blirten
Zimmer die Condolenz der
Leidklagenden mit gehoͤrigẽ Danck-
Compliment und einem Gegen-
Wunſch annimmt; Nach itziger
Leipziger Mode wird es bey den ge-
woͤhnlichen Anſagen durch die
Bitt-Frau oder den Leichen-Bitter
gemeldet, ob man das Leid und das
gebraͤuchliche Ceremoniel anneh-
men wolle oder nicht.

Leid-Eſſen,

Iſt eine Abend-Mahlzeit, ſo die
Leidtragende Frau ihren nechſten
Anverwandten und guten Freun-
den zur Danckbarkeit vor die Leich-
Begleitung giebet und ausrichtet.

im Leid gehen,

Heiſſet, wenn die nechſten An-
verwandten oder ſonſt gute
Freundinnen von der Leidtragen-
[Spaltenumbruch]

Leid Leinw
den Wittibe auf vorhergeſchehene
abſonderliche Bitte und Erſuchung
durch die Bitt-Frau uͤber das
Maul geſchleyert mit in den erſte-
ren und foͤrderſten Paaren des
Leich-Proceßes gehen.

Leid klagen,

Iſt ein zierliches Compliment,
worinnen ein Frauenzimmer dem
andern wegen eines Todes-Falles
condoliret und ihr Mitleid daruͤ-
ber bezeuget.

Leilach, ſiehe. Bett-Tuch.
Lein. ſiehe. Flachs.
Leinen, oder, Waſch-Leinen,

Seynd reine zuſammen gedre-
hete lange Stricklein, ſo die Waͤ-
ſcherinnen auf denen Treige-Plaͤ-
tzen oder Boͤden auffzuziehen und
die naſſe Waͤſche daruͤber zu hen-
gen pflegen.

Leinwand,

Iſt ein aus geſponnenen Flachs,
Werck oder Hanff in einander ge-
ſchlagenes Gewebe, deren ſind vie-
lerley Sorten, als: Rohe und un-
gebleichte, zarte, mittel und grobe.
Schleyer, glatte oder geſtreiffte, ge-
modelte, auf Damaſt Art mit Bil-
dern, Blumen und Laubwerck
durchwuͤrckte, halb leinen und halb
Baumwollen, welches insgemein
Barchend genennet wird, gemahlte
oder gedruckte, ſteiffe und geleimte,
Glantz- und Futter-gefaͤrbte und
ungefaͤrbte, weiſſe odeꝛ blaue, Hauß-
oder Kauff-Leinwand. Die Hol-
laͤndiſche iſt die zaͤrteſte, dichteſte
und weiſeſte, wegen der Harlem̃er-

Bleiche,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0596"/><cb n="1147"/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Leibzucht Leib</hi></fw><lb/>
Frauenzimmer um den Leib zu &#x017F;te-<lb/>
cken, auch o&#x0364;ffters mit einer &#x017F;aubern<lb/>
Leib-Schnalle zu befe&#x017F;tigen pfleget.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Leib-Zucht, &#x017F;iehe. Leib-<lb/>
Gedinge.</hi> </head>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Leiber-Hembden. &#x017F;iehe.<lb/>
Hembden.</hi> </head>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Leichen &#x017F;pielen unter den<lb/>
Kindern,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein alter Weiber Aberglau-<lb/>
be, da einige furcht&#x017F;ame und wun-<lb/>
derliche Weiber ein Sterben vor-<lb/>
her propheceyen, wenn die Kinder<lb/>
auf der Ga&#x017F;&#x017F;en Leiche &#x017F;pielen, oder<lb/>
&#x017F;ich mit Creutzen tragen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Leid annehmen,</hi> </head><lb/>
          <p>Heißt, wenn eine Wittbe oder<lb/>
des ver&#x017F;torbenen Tochter und An-<lb/>
verwandte in einem &#x017F;chwartz <hi rendition="#aq">meu-<lb/>
blirten</hi> Zimmer die <hi rendition="#aq">Condolenz</hi> der<lb/>
Leidklagenden mit geho&#x0364;rige&#x0303; Danck-<lb/><hi rendition="#aq">Compliment</hi> und einem Gegen-<lb/>
Wun&#x017F;ch annimmt; Nach itziger<lb/>
Leipziger <hi rendition="#aq">Mode</hi> wird es bey den ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlichen An&#x017F;agen durch die<lb/>
Bitt-Frau oder den Leichen-Bitter<lb/>
gemeldet, ob man das Leid und das<lb/>
gebra&#x0364;uchliche <hi rendition="#aq">Ceremoniel</hi> anneh-<lb/>
men wolle oder nicht.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Leid-E&#x017F;&#x017F;en,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t eine Abend-Mahlzeit, &#x017F;o die<lb/>
Leidtragende Frau ihren nech&#x017F;ten<lb/>
Anverwandten und guten Freun-<lb/>
den zur Danckbarkeit vor die Leich-<lb/>
Begleitung giebet und ausrichtet.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">im Leid gehen,</hi> </head><lb/>
          <p>Hei&#x017F;&#x017F;et, wenn die nech&#x017F;ten An-<lb/>
verwandten oder &#x017F;on&#x017F;t gute<lb/>
Freundinnen von der Leidtragen-<lb/><cb n="1148"/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Leid Leinw</hi></fw><lb/>
den Wittibe auf vorherge&#x017F;chehene<lb/>
ab&#x017F;onderliche Bitte und Er&#x017F;uchung<lb/>
durch die Bitt-Frau u&#x0364;ber das<lb/>
Maul ge&#x017F;chleyert mit in den er&#x017F;te-<lb/>
ren und fo&#x0364;rder&#x017F;ten Paaren des<lb/>
Leich-Proceßes gehen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Leid klagen,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein zierliches <hi rendition="#aq">Compliment,</hi><lb/>
worinnen ein Frauenzimmer dem<lb/>
andern wegen eines Todes-Falles<lb/><hi rendition="#aq">condoliret</hi> und ihr Mitleid daru&#x0364;-<lb/>
ber bezeuget.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Leilach, &#x017F;iehe. Bett-Tuch.</hi> </head>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lein. &#x017F;iehe. Flachs.</hi> </head>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Leinen, oder, Wa&#x017F;ch-Leinen,</hi> </head><lb/>
          <p>Seynd reine zu&#x017F;ammen gedre-<lb/>
hete lange Stricklein, &#x017F;o die Wa&#x0364;-<lb/>
&#x017F;cherinnen auf denen Treige-Pla&#x0364;-<lb/>
tzen oder Bo&#x0364;den auffzuziehen und<lb/>
die na&#x017F;&#x017F;e Wa&#x0364;&#x017F;che daru&#x0364;ber zu hen-<lb/>
gen pflegen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Leinwand,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein aus ge&#x017F;ponnenen Flachs,<lb/>
Werck oder Hanff in einander ge-<lb/>
&#x017F;chlagenes Gewebe, deren &#x017F;ind vie-<lb/>
lerley Sorten, als: Rohe und un-<lb/>
gebleichte, zarte, mittel und grobe.<lb/>
Schleyer, glatte oder ge&#x017F;treiffte, ge-<lb/>
modelte, auf Dama&#x017F;t Art mit Bil-<lb/>
dern, Blumen und Laubwerck<lb/>
durchwu&#x0364;rckte, halb leinen und halb<lb/>
Baumwollen, welches insgemein<lb/>
Barchend genennet wird, gemahlte<lb/>
oder gedruckte, &#x017F;teiffe und geleimte,<lb/>
Glantz- und Futter-gefa&#x0364;rbte und<lb/>
ungefa&#x0364;rbte, wei&#x017F;&#x017F;e ode&#xA75B; blaue, Hauß-<lb/>
oder Kauff-Leinwand. Die Hol-<lb/>
la&#x0364;ndi&#x017F;che i&#x017F;t die za&#x0364;rte&#x017F;te, dichte&#x017F;te<lb/>
und wei&#x017F;e&#x017F;te, wegen der Harlem&#x0303;er-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Bleiche,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0596] Leibzucht Leib Leid Leinw Frauenzimmer um den Leib zu ſte- cken, auch oͤffters mit einer ſaubern Leib-Schnalle zu befeſtigen pfleget. Leib-Zucht, ſiehe. Leib- Gedinge. Leiber-Hembden. ſiehe. Hembden. Leichen ſpielen unter den Kindern, Iſt ein alter Weiber Aberglau- be, da einige furchtſame und wun- derliche Weiber ein Sterben vor- her propheceyen, wenn die Kinder auf der Gaſſen Leiche ſpielen, oder ſich mit Creutzen tragen. Leid annehmen, Heißt, wenn eine Wittbe oder des verſtorbenen Tochter und An- verwandte in einem ſchwartz meu- blirten Zimmer die Condolenz der Leidklagenden mit gehoͤrigẽ Danck- Compliment und einem Gegen- Wunſch annimmt; Nach itziger Leipziger Mode wird es bey den ge- woͤhnlichen Anſagen durch die Bitt-Frau oder den Leichen-Bitter gemeldet, ob man das Leid und das gebraͤuchliche Ceremoniel anneh- men wolle oder nicht. Leid-Eſſen, Iſt eine Abend-Mahlzeit, ſo die Leidtragende Frau ihren nechſten Anverwandten und guten Freun- den zur Danckbarkeit vor die Leich- Begleitung giebet und ausrichtet. im Leid gehen, Heiſſet, wenn die nechſten An- verwandten oder ſonſt gute Freundinnen von der Leidtragen- den Wittibe auf vorhergeſchehene abſonderliche Bitte und Erſuchung durch die Bitt-Frau uͤber das Maul geſchleyert mit in den erſte- ren und foͤrderſten Paaren des Leich-Proceßes gehen. Leid klagen, Iſt ein zierliches Compliment, worinnen ein Frauenzimmer dem andern wegen eines Todes-Falles condoliret und ihr Mitleid daruͤ- ber bezeuget. Leilach, ſiehe. Bett-Tuch. Lein. ſiehe. Flachs. Leinen, oder, Waſch-Leinen, Seynd reine zuſammen gedre- hete lange Stricklein, ſo die Waͤ- ſcherinnen auf denen Treige-Plaͤ- tzen oder Boͤden auffzuziehen und die naſſe Waͤſche daruͤber zu hen- gen pflegen. Leinwand, Iſt ein aus geſponnenen Flachs, Werck oder Hanff in einander ge- ſchlagenes Gewebe, deren ſind vie- lerley Sorten, als: Rohe und un- gebleichte, zarte, mittel und grobe. Schleyer, glatte oder geſtreiffte, ge- modelte, auf Damaſt Art mit Bil- dern, Blumen und Laubwerck durchwuͤrckte, halb leinen und halb Baumwollen, welches insgemein Barchend genennet wird, gemahlte oder gedruckte, ſteiffe und geleimte, Glantz- und Futter-gefaͤrbte und ungefaͤrbte, weiſſe odeꝛ blaue, Hauß- oder Kauff-Leinwand. Die Hol- laͤndiſche iſt die zaͤrteſte, dichteſte und weiſeſte, wegen der Harlem̃er- Bleiche,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/596
Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/596>, abgerufen am 18.11.2024.