Frauenzimmer um den Leib zu ste- cken, auch öffters mit einer saubern Leib-Schnalle zu befestigen pfleget.
Leib-Zucht, siehe. Leib- Gedinge.
Leiber-Hembden. siehe. Hembden.
Leichen spielen unter den Kindern,
Ist ein alter Weiber Aberglau- be, da einige furchtsame und wun- derliche Weiber ein Sterben vor- her propheceyen, wenn die Kinder auf der Gassen Leiche spielen, oder sich mit Creutzen tragen.
Leid annehmen,
Heißt, wenn eine Wittbe oder des verstorbenen Tochter und An- verwandte in einem schwartz meu- blirten Zimmer die Condolenz der Leidklagenden mit gehörigen Danck- Compliment und einem Gegen- Wunsch annimmt; Nach itziger Leipziger Mode wird es bey den ge- wöhnlichen Ansagen durch die Bitt-Frau oder den Leichen-Bitter gemeldet, ob man das Leid und das gebräuchliche Ceremoniel anneh- men wolle oder nicht.
Leid-Essen,
Ist eine Abend-Mahlzeit, so die Leidtragende Frau ihren nechsten Anverwandten und guten Freun- den zur Danckbarkeit vor die Leich- Begleitung giebet und ausrichtet.
im Leid gehen,
Heisset, wenn die nechsten An- verwandten oder sonst gute Freundinnen von der Leidtragen- [Spaltenumbruch]
Leid Leinw
den Wittibe auf vorhergeschehene absonderliche Bitte und Ersuchung durch die Bitt-Frau über das Maul geschleyert mit in den erste- ren und fördersten Paaren des Leich-Proceßes gehen.
Leid klagen,
Ist ein zierliches Compliment, worinnen ein Frauenzimmer dem andern wegen eines Todes-Falles condoliret und ihr Mitleid darü- ber bezeuget.
Leilach, siehe. Bett-Tuch.
Lein. siehe. Flachs.
Leinen, oder, Wasch-Leinen,
Seynd reine zusammen gedre- hete lange Stricklein, so die Wä- scherinnen auf denen Treige-Plä- tzen oder Böden auffzuziehen und die nasse Wäsche darüber zu hen- gen pflegen.
Leinwand,
Ist ein aus gesponnenen Flachs, Werck oder Hanff in einander ge- schlagenes Gewebe, deren sind vie- lerley Sorten, als: Rohe und un- gebleichte, zarte, mittel und grobe. Schleyer, glatte oder gestreiffte, ge- modelte, auf Damast Art mit Bil- dern, Blumen und Laubwerck durchwürckte, halb leinen und halb Baumwollen, welches insgemein Barchend genennet wird, gemahlte oder gedruckte, steiffe und geleimte, Glantz- und Futter-gefärbte und ungefärbte, weisse oder blaue, Hauß- oder Kauff-Leinwand. Die Hol- ländische ist die zärteste, dichteste und weiseste, wegen der Harlemmer-
Bleiche,
[Spaltenumbruch]
Leibzucht Leib
Frauenzimmer um den Leib zu ſte- cken, auch oͤffters mit einer ſaubern Leib-Schnalle zu befeſtigen pfleget.
Leib-Zucht, ſiehe. Leib- Gedinge.
Leiber-Hembden. ſiehe. Hembden.
Leichen ſpielen unter den Kindern,
Iſt ein alter Weiber Aberglau- be, da einige furchtſame und wun- derliche Weiber ein Sterben vor- her propheceyen, wenn die Kinder auf der Gaſſen Leiche ſpielen, oder ſich mit Creutzen tragen.
Leid annehmen,
Heißt, wenn eine Wittbe oder des verſtorbenen Tochter und An- verwandte in einem ſchwartz meu- blirten Zimmer die Condolenz der Leidklagenden mit gehoͤrigẽ Danck- Compliment und einem Gegen- Wunſch annimmt; Nach itziger Leipziger Mode wird es bey den ge- woͤhnlichen Anſagen durch die Bitt-Frau oder den Leichen-Bitter gemeldet, ob man das Leid und das gebraͤuchliche Ceremoniel anneh- men wolle oder nicht.
Leid-Eſſen,
Iſt eine Abend-Mahlzeit, ſo die Leidtragende Frau ihren nechſten Anverwandten und guten Freun- den zur Danckbarkeit vor die Leich- Begleitung giebet und ausrichtet.
im Leid gehen,
Heiſſet, wenn die nechſten An- verwandten oder ſonſt gute Freundinnen von der Leidtragen- [Spaltenumbruch]
Leid Leinw
den Wittibe auf vorhergeſchehene abſonderliche Bitte und Erſuchung durch die Bitt-Frau uͤber das Maul geſchleyert mit in den erſte- ren und foͤrderſten Paaren des Leich-Proceßes gehen.
Leid klagen,
Iſt ein zierliches Compliment, worinnen ein Frauenzimmer dem andern wegen eines Todes-Falles condoliret und ihr Mitleid daruͤ- ber bezeuget.
Leilach, ſiehe. Bett-Tuch.
Lein. ſiehe. Flachs.
Leinen, oder, Waſch-Leinen,
Seynd reine zuſammen gedre- hete lange Stricklein, ſo die Waͤ- ſcherinnen auf denen Treige-Plaͤ- tzen oder Boͤden auffzuziehen und die naſſe Waͤſche daruͤber zu hen- gen pflegen.
Leinwand,
Iſt ein aus geſponnenen Flachs, Werck oder Hanff in einander ge- ſchlagenes Gewebe, deren ſind vie- lerley Sorten, als: Rohe und un- gebleichte, zarte, mittel und grobe. Schleyer, glatte oder geſtreiffte, ge- modelte, auf Damaſt Art mit Bil- dern, Blumen und Laubwerck durchwuͤrckte, halb leinen und halb Baumwollen, welches insgemein Barchend genennet wird, gemahlte oder gedruckte, ſteiffe und geleimte, Glantz- und Futter-gefaͤrbte und ungefaͤrbte, weiſſe odeꝛ blaue, Hauß- oder Kauff-Leinwand. Die Hol- laͤndiſche iſt die zaͤrteſte, dichteſte und weiſeſte, wegen der Harlem̃er-
Bleiche,
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[0596]
Leibzucht Leib
Leid Leinw
Frauenzimmer um den Leib zu ſte-
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Leib-Schnalle zu befeſtigen pfleget.
Leib-Zucht, ſiehe. Leib-
Gedinge.
Leiber-Hembden. ſiehe.
Hembden.
Leichen ſpielen unter den
Kindern,
Iſt ein alter Weiber Aberglau-
be, da einige furchtſame und wun-
derliche Weiber ein Sterben vor-
her propheceyen, wenn die Kinder
auf der Gaſſen Leiche ſpielen, oder
ſich mit Creutzen tragen.
Leid annehmen,
Heißt, wenn eine Wittbe oder
des verſtorbenen Tochter und An-
verwandte in einem ſchwartz meu-
blirten Zimmer die Condolenz der
Leidklagenden mit gehoͤrigẽ Danck-
Compliment und einem Gegen-
Wunſch annimmt; Nach itziger
Leipziger Mode wird es bey den ge-
woͤhnlichen Anſagen durch die
Bitt-Frau oder den Leichen-Bitter
gemeldet, ob man das Leid und das
gebraͤuchliche Ceremoniel anneh-
men wolle oder nicht.
Leid-Eſſen,
Iſt eine Abend-Mahlzeit, ſo die
Leidtragende Frau ihren nechſten
Anverwandten und guten Freun-
den zur Danckbarkeit vor die Leich-
Begleitung giebet und ausrichtet.
im Leid gehen,
Heiſſet, wenn die nechſten An-
verwandten oder ſonſt gute
Freundinnen von der Leidtragen-
den Wittibe auf vorhergeſchehene
abſonderliche Bitte und Erſuchung
durch die Bitt-Frau uͤber das
Maul geſchleyert mit in den erſte-
ren und foͤrderſten Paaren des
Leich-Proceßes gehen.
Leid klagen,
Iſt ein zierliches Compliment,
worinnen ein Frauenzimmer dem
andern wegen eines Todes-Falles
condoliret und ihr Mitleid daruͤ-
ber bezeuget.
Leilach, ſiehe. Bett-Tuch.
Lein. ſiehe. Flachs.
Leinen, oder, Waſch-Leinen,
Seynd reine zuſammen gedre-
hete lange Stricklein, ſo die Waͤ-
ſcherinnen auf denen Treige-Plaͤ-
tzen oder Boͤden auffzuziehen und
die naſſe Waͤſche daruͤber zu hen-
gen pflegen.
Leinwand,
Iſt ein aus geſponnenen Flachs,
Werck oder Hanff in einander ge-
ſchlagenes Gewebe, deren ſind vie-
lerley Sorten, als: Rohe und un-
gebleichte, zarte, mittel und grobe.
Schleyer, glatte oder geſtreiffte, ge-
modelte, auf Damaſt Art mit Bil-
dern, Blumen und Laubwerck
durchwuͤrckte, halb leinen und halb
Baumwollen, welches insgemein
Barchend genennet wird, gemahlte
oder gedruckte, ſteiffe und geleimte,
Glantz- und Futter-gefaͤrbte und
ungefaͤrbte, weiſſe odeꝛ blaue, Hauß-
oder Kauff-Leinwand. Die Hol-
laͤndiſche iſt die zaͤrteſte, dichteſte
und weiſeſte, wegen der Harlem̃er-
Bleiche,
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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/596>, abgerufen am 23.02.2025.
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