Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Istrina Jüdel Ihr Dialogus, worinnen sie unter-suchet: Ob Adam oder Eva gröb- licher gesündiget, zeiget gnug Ge- lehrsamkeit an. Sie soll A. 1466. im 38. Jahr ihres Alters gestor- ben seyn. Baptista Fulgosus er- wehnet ihrer sehr rühmlich in L. VIII. c. 3. Desgleichen auch Lean- der Albertus in seiner Descriptione Italiae. p 464. thut. Vid. Dictio- naire Historique Moreri. P. III. p. 273. Sie hat auch Lateinische Orationes und Epistolas an Her- mannum Barbarum geschrieben. Istrina oder, Histrina, Eine Königin der Scythen, und Juden-Haube, Heisset in Augspurg ein kleiner Jüdel spielt mit dem Kinde, Ist eine lächerliche und aber- Jüdin Judith an zu lächeln oder bald darauff zuweinen, so spielte das Jüdel mit ihm, und deßwegen den kleinen Kindern wieder solches Jüdelspiel allerhand Tändeleyen und Fratzen in die Wiege stecken. Jüdin, Getauffte, ist ein Weibes-Bild Judith, Eine Jüdische Heldin, aus dem Als
[Spaltenumbruch]
Iſtrina Juͤdel Ihr Dialogus, worinnen ſie unter-ſuchet: Ob Adam oder Eva groͤb- licher geſuͤndiget, zeiget gnug Ge- lehrſamkeit an. Sie ſoll A. 1466. im 38. Jahr ihres Alters geſtor- ben ſeyn. Baptiſta Fulgoſus er- wehnet ihrer ſehr ruͤhmlich in L. VIII. c. 3. Desgleichen auch Lean- der Albertus in ſeiner Deſcriptione Italiæ. p 464. thut. Vid. Dictio- naire Hiſtorique Moreri. P. III. p. 273. Sie hat auch Lateiniſche Orationes und Epiſtolas an Her- mannum Barbarum geſchrieben. Iſtrina oder, Hiſtrina, Eine Koͤnigin der Scythen, und Juden-Haube, Heiſſet in Augſpurg ein kleiner Juͤdel ſpielt mit dem Kinde, Iſt eine laͤcherliche und aber- Juͤdin Judith an zu laͤcheln oder bald darauff zuweinen, ſo ſpielte das Juͤdel mit ihm, und deßwegen den kleinen Kindern wieder ſolches Juͤdelſpiel allerhand Taͤndeleyen und Fratzen in die Wiege ſtecken. Juͤdin, Getauffte, iſt ein Weibes-Bild Judith, Eine Juͤdiſche Heldin, aus dem Als
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0496"/><cb n="947"/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Iſtrina Juͤdel</hi></fw><lb/> Ihr <hi rendition="#aq">Dialogus,</hi> worinnen ſie unter-<lb/> ſuchet: Ob Adam oder Eva groͤb-<lb/> licher geſuͤndiget, zeiget gnug Ge-<lb/> lehrſamkeit an. Sie ſoll <hi rendition="#aq">A.</hi> 1466.<lb/> im 38. Jahr ihres Alters geſtor-<lb/> ben ſeyn. <hi rendition="#aq">Baptiſta Fulgoſus</hi> er-<lb/> wehnet ihrer ſehr ruͤhmlich in <hi rendition="#aq">L.<lb/> VIII. c.</hi> 3. Desgleichen auch <hi rendition="#aq">Lean-<lb/> der Albertus</hi> in ſeiner <hi rendition="#aq">Deſcriptione<lb/> Italiæ. p</hi> 464. thut. <hi rendition="#aq">Vid. Dictio-<lb/> naire Hiſtorique Moreri. P. III.<lb/> p.</hi> 273. Sie hat auch Lateiniſche<lb/><hi rendition="#aq">Orationes</hi> und <hi rendition="#aq">Epiſtolas</hi> an <hi rendition="#aq">Her-<lb/> mannum Barbarum</hi> geſchrieben.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Iſtrina</hi> <hi rendition="#b">oder,</hi> <hi rendition="#aq">Hiſtrina,</hi> </head><lb/> <p>Eine Koͤnigin der Scythen, und<lb/> Eheweib des <hi rendition="#aq">Aripithis,</hi> war in den<lb/> Sprachen ſo erfahren, daß ſie ihren<lb/> eigenen Sohn <hi rendition="#aq">Sylem,</hi> wie <hi rendition="#aq">Herodo-<lb/> tus in Melpomen.</hi> ſchreibet, in Grie-<lb/> chiſcher und Lateiniſcher Sprache<lb/> ſelbſt <hi rendition="#aq">informirt</hi> und unterrichtet.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Juden-Haube,</hi> </head><lb/> <p>Heiſſet in Augſpurg ein kleiner<lb/> Uberſchlag uͤber das Haupt und<lb/> Neſt, von vornher mit einem ſpitzi-<lb/> gen Schnaͤpfflein verſehen: iſt ins-<lb/> gemein von <hi rendition="#aq">Eſtoff</hi> oder Damaſt<lb/> und mit Spitzen <hi rendition="#aq">friſiret;</hi> ſo die<lb/> Weibes-Bilder zur Sommers-<lb/> Zeit im Hauſe tragen; das Neſt<lb/> daran wird insgemein mit einer<lb/> Schleiffe Band oben und unten<lb/> beſetzt.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Juͤdel ſpielt mit dem Kinde,</hi> </head><lb/> <p>Iſt eine laͤcherliche und aber-<lb/> glaͤubiſche Meynung dererjenigen<lb/> Weiber, ſo in den wunderlichen<lb/> Gedancken ſtehen, wenn ein klein<lb/> Sechswochen-Kind in der Wiege<lb/> laͤge, die Auglein verkehrte, ſienge<lb/><cb n="948"/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Juͤdin Judith</hi></fw><lb/> an zu laͤcheln oder bald darauff zu<lb/> weinen, ſo ſpielte das Juͤdel mit<lb/> ihm, und deßwegen den kleinen<lb/> Kindern wieder ſolches Juͤdelſpiel<lb/> allerhand Taͤndeleyen und Fratzen<lb/> in die Wiege ſtecken.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Juͤdin,</hi> </head><lb/> <p>Getauffte, iſt ein Weibes-Bild<lb/> aus Juͤdiſchen Stamm entſproſ-<lb/> ſen, ſo ſich zur Chriſtlichen Religion<lb/> bekennet, und nach gnugſamer vor-<lb/> her geſchehener Unterrichtung im<lb/> Chriſtlichen Glauben oͤffentlich<lb/> tauffen laſſen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Judith,</hi> </head><lb/> <p>Eine Juͤdiſche Heldin, aus dem<lb/> Stamm <hi rendition="#aq">Simeon, Merari,</hi> des Soh-<lb/> nes <hi rendition="#aq">Uz,</hi> Tochter, und Wittib des<lb/><hi rendition="#aq">Manaſſes</hi> zu <hi rendition="#aq">Bethulien.</hi> Sie war<lb/> nicht nur gottesfuͤrchtig, ſchoͤn und<lb/> reich, ſondern auch von ſonderbah-<lb/> ren Groß- und Helden-Muth. Deñ<lb/> als die Stadt <hi rendition="#aq">Bethulia</hi> von dem<lb/><hi rendition="#aq">Aſſyri</hi>ſchen <hi rendition="#aq">General Holofernes</hi> be-<lb/> lagert ward, die Belagerten ſchon<lb/> auch auf dem Sprunge geſtanden,<lb/> die Stadt zu uͤbergeben, ſchlug ſich<lb/><hi rendition="#aq">Judith</hi> in das Mittel, ſchmuͤckte<lb/> ſich zuvorher auf das herrlichſte<lb/> aus, und gieng in das feindliche La-<lb/> ger; <hi rendition="#aq">Holofernes,</hi> ſo bald er ſelbige<lb/> erblickte, ward durch ihre Schoͤn-<lb/> heit und angenehme Geſtalt ſo<lb/> gleich geruͤhret und entzuͤndet,<lb/> nahm ſie mit Freuden auf, und be-<lb/> fahl ſeinen Soldaten, ſie ſolten ſie<lb/> frey und ungehindert aus- und ein-<lb/> gehen laſſen. Er war froͤlich mit<lb/> ihr, und als er einsmahls mehr<lb/> Wein zu ſich genommen hatte, als<lb/> er ſonſt gewohnt war, blieb er mit<lb/> ſelbiger gantz allein in der Cum̃er.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0496]
Iſtrina Juͤdel
Juͤdin Judith
Ihr Dialogus, worinnen ſie unter-
ſuchet: Ob Adam oder Eva groͤb-
licher geſuͤndiget, zeiget gnug Ge-
lehrſamkeit an. Sie ſoll A. 1466.
im 38. Jahr ihres Alters geſtor-
ben ſeyn. Baptiſta Fulgoſus er-
wehnet ihrer ſehr ruͤhmlich in L.
VIII. c. 3. Desgleichen auch Lean-
der Albertus in ſeiner Deſcriptione
Italiæ. p 464. thut. Vid. Dictio-
naire Hiſtorique Moreri. P. III.
p. 273. Sie hat auch Lateiniſche
Orationes und Epiſtolas an Her-
mannum Barbarum geſchrieben.
Iſtrina oder, Hiſtrina,
Eine Koͤnigin der Scythen, und
Eheweib des Aripithis, war in den
Sprachen ſo erfahren, daß ſie ihren
eigenen Sohn Sylem, wie Herodo-
tus in Melpomen. ſchreibet, in Grie-
chiſcher und Lateiniſcher Sprache
ſelbſt informirt und unterrichtet.
Juden-Haube,
Heiſſet in Augſpurg ein kleiner
Uberſchlag uͤber das Haupt und
Neſt, von vornher mit einem ſpitzi-
gen Schnaͤpfflein verſehen: iſt ins-
gemein von Eſtoff oder Damaſt
und mit Spitzen friſiret; ſo die
Weibes-Bilder zur Sommers-
Zeit im Hauſe tragen; das Neſt
daran wird insgemein mit einer
Schleiffe Band oben und unten
beſetzt.
Juͤdel ſpielt mit dem Kinde,
Iſt eine laͤcherliche und aber-
glaͤubiſche Meynung dererjenigen
Weiber, ſo in den wunderlichen
Gedancken ſtehen, wenn ein klein
Sechswochen-Kind in der Wiege
laͤge, die Auglein verkehrte, ſienge
an zu laͤcheln oder bald darauff zu
weinen, ſo ſpielte das Juͤdel mit
ihm, und deßwegen den kleinen
Kindern wieder ſolches Juͤdelſpiel
allerhand Taͤndeleyen und Fratzen
in die Wiege ſtecken.
Juͤdin,
Getauffte, iſt ein Weibes-Bild
aus Juͤdiſchen Stamm entſproſ-
ſen, ſo ſich zur Chriſtlichen Religion
bekennet, und nach gnugſamer vor-
her geſchehener Unterrichtung im
Chriſtlichen Glauben oͤffentlich
tauffen laſſen.
Judith,
Eine Juͤdiſche Heldin, aus dem
Stamm Simeon, Merari, des Soh-
nes Uz, Tochter, und Wittib des
Manaſſes zu Bethulien. Sie war
nicht nur gottesfuͤrchtig, ſchoͤn und
reich, ſondern auch von ſonderbah-
ren Groß- und Helden-Muth. Deñ
als die Stadt Bethulia von dem
Aſſyriſchen General Holofernes be-
lagert ward, die Belagerten ſchon
auch auf dem Sprunge geſtanden,
die Stadt zu uͤbergeben, ſchlug ſich
Judith in das Mittel, ſchmuͤckte
ſich zuvorher auf das herrlichſte
aus, und gieng in das feindliche La-
ger; Holofernes, ſo bald er ſelbige
erblickte, ward durch ihre Schoͤn-
heit und angenehme Geſtalt ſo
gleich geruͤhret und entzuͤndet,
nahm ſie mit Freuden auf, und be-
fahl ſeinen Soldaten, ſie ſolten ſie
frey und ungehindert aus- und ein-
gehen laſſen. Er war froͤlich mit
ihr, und als er einsmahls mehr
Wein zu ſich genommen hatte, als
er ſonſt gewohnt war, blieb er mit
ſelbiger gantz allein in der Cum̃er.
Als
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |