Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Jo ter allen erkiesete. Als sich nunder König über solche unverhoffte Wahl sehr verwunderte, und die Ur- sache von ihr zu wissen begehrte, warum sie nicht ihren Mann oder doch zum wenigsten einen von ihren Kindern das Leben erhielte; gab diese Intaphernia zur Antwort dar- auff; o! König, wann ich schon meinen Mann und Kinder verlieh- re, so können mir die Götter einen andern Mann und andere Kinder wieder geben, aber einen Bruder können sie mir nicht wieder geben, denn meine Eltern sind beyderseits vorlängst gestorben. Welche Re- de dem König so wohl gefiel, daß er nicht nur den Bruder, sondern auch den ältesten Sohn los gab, der Mann aber und die andern musten ihr Leben hergeben. Herodotus. Io, Eine Tochter des Inachi, oder Jocasta Johanna Osiris zur Gemahlin auffgenom-men, auch in solchen Ehren erhal- ten worden, daß sie nach ihrem To- de als eine Göttin, unter dem Nah- men Isis, verehret ward. Jocasta, Eine Tochter des Creontis, Johanna, Des berühmten Käysers Caro- Johanna, Königin in Neapolis: sie ver- Bruder Frauenzimmer-Lexicon. G g
[Spaltenumbruch]
Jo ter allen erkieſete. Als ſich nunder Koͤnig uͤber ſolche unverhoffte Wahl ſehr verwunderte, uñ die Ur- ſache von ihr zu wiſſen begehrte, warum ſie nicht ihren Mann oder doch zum wenigſten einen von ihꝛen Kindern das Leben erhielte; gab dieſe Intaphernia zur Antwort dar- auff; o! Koͤnig, wann ich ſchon meinen Mann und Kinder verlieh- re, ſo koͤnnen mir die Goͤtter einen andern Mann und andere Kinder wieder geben, aber einen Bruder koͤnnen ſie mir nicht wieder geben, denn meine Eltern ſind beyderſeits vorlaͤngſt geſtorben. Welche Re- de dem Koͤnig ſo wohl gefiel, daß er nicht nur den Bruder, ſondern auch den aͤlteſten Sohn los gab, der Mann aber und die andern muſten ihr Leben hergeben. Herodotus. Io, Eine Tochter des Inachi, oder Jocaſta Johanna Oſiris zur Gemahlin auffgenom-men, auch in ſolchen Ehren erhal- ten worden, daß ſie nach ihrem To- de als eine Goͤttin, unter dem Nah- men Isis, verehret ward. Jocaſta, Eine Tochter des Creontis, Johanna, Des beruͤhmten Kaͤyſers Caro- Johanna, Koͤnigin in Neapolis: ſie ver- Bruder Frauenzim̃er-Lexicon. G g
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Jo
Jocaſta Johanna
ter allen erkieſete. Als ſich nun
der Koͤnig uͤber ſolche unverhoffte
Wahl ſehr verwunderte, uñ die Ur-
ſache von ihr zu wiſſen begehrte,
warum ſie nicht ihren Mann oder
doch zum wenigſten einen von ihꝛen
Kindern das Leben erhielte; gab
dieſe Intaphernia zur Antwort dar-
auff; o! Koͤnig, wann ich ſchon
meinen Mann und Kinder verlieh-
re, ſo koͤnnen mir die Goͤtter einen
andern Mann und andere Kinder
wieder geben, aber einen Bruder
koͤnnen ſie mir nicht wieder geben,
denn meine Eltern ſind beyderſeits
vorlaͤngſt geſtorben. Welche Re-
de dem Koͤnig ſo wohl gefiel, daß er
nicht nur den Bruder, ſondern auch
den aͤlteſten Sohn los gab, der
Mann aber und die andern muſten
ihr Leben hergeben. Herodotus.
Io,
Eine Tochter des Inachi, oder
wie einige wollen, des Argi und der
Ismenes, ward von dem Jupiter hef-
tig geliebet, und damit ſie von der
Juno nicht erkennet wuͤrde, in eine
junge Kuh verwandelt. Nachdem
aber die Juno ſolchen Streich merck-
te, hat ſie ſich von ihrem Jupiter die-
ſe Kuh ausgebeten, und als ſie ſel-
bige von ihm erhalten, den hundert
augigten Argum zum Waͤchter uͤber
ſie geſetzet, welcher aber auff An-
ſtifften des Jupiters von dem Mer-
curio eingeſchlaͤffert und umge-
bracht worden. Die Io aber iſt von
der Juno durch eine ihre zugeſchickte
groſſe Hornuͤſſe erbaͤrmlich gepla-
get und geſtochen worden, ſo daß ſie
vor Schmertz hin und her geflohen.
Endlich iſt ſie nach Egypten gekom-
men, und von dem daſigen Koͤnige
Oſiris zur Gemahlin auffgenom-
men, auch in ſolchen Ehren erhal-
ten worden, daß ſie nach ihrem To-
de als eine Goͤttin, unter dem Nah-
men Isis, verehret ward.
Jocaſta,
Eine Tochter des Creontis,
Mutter des Oedipus, und Gemah-
lin des Thebaniſchen Koͤnigs Laij.
Nach deſſen Todte ſie den Oedi-
pum, nicht wiſſend, daß es ihr Sohn
ſey, geheyrathet, und mit ihm den
Eteoclem und Polynicen ge-
zeuget; welche beyden Gebruͤdere
in der Schlacht ſich beyderſeits
ſelbſt veꝛwundet uñ getoͤdtet, woruͤ-
ber ſich dieſe Mutter ſo ſehr alteri-
ret, daß ſie ſich ſelbſt ermordet.
Johanna,
Des beruͤhmten Kaͤyſers Caro-
li V. Mutter, iſt in der Lateiniſchen
Sprache und Oratorie ſo gelehꝛt ge-
weſen, daß ſie auf alle Lateiniſche
Reden, die man zu ihr gethan, wie-
der Lateiniſch geantwortet. Welches
man auch von ihrer Schweſter der
Koͤnigin in Engelland, und von de-
nen andern beyden, ſo in Portu-
gall geſtorben, ſchreibet: Vid. Lu-
dovic. Vives lib. I. d. Inſtitut. fœm.
p. 201. & Voſſ. c. 2. d. Philolog.
p. 14. it. Gothofr. Ferdin. a Buckiſch
in Nucl. Hiſtor. P. 2. c. 1. Sect. 2.
p. 9.
Johanna,
Koͤnigin in Neapolis: ſie ver-
maͤhlte ſich an Andream, einen Un-
gariſchen Printzen, welchen ſie aber
bald aus uͤbermaͤßiger Herrſchſucht
und Geilheit mit einem ſeidnen
Stricke ſelbſt erwuͤrget, deſſen
Bruder
Frauenzim̃er-Lexicon. G g
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