Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Heringe zu welcher Zeit die Holländer denHeringsfang anstellen, ist hin und wieder ausführlich zu befinden, und überhebet mich dißfalls Neu- cranz Lübeckischer Stadt-Physicus der Mühe mit seinem schönen Tra- ctat de Harengo. Nur kan hier- bey nicht ungemeldet bleiben die invention, Heringe einzusaltzen, die im 14. Seculo ans Tage-Licht kom- men, und schreibet man sie einem, Nahmens Wilhelm Böckeln, zu. Käyser Carl der fünffte hat diese Erfindung dermassen hoch gehal- ten, daß er Böckeln zum Andencken auf seinem Grabmahl zu Enckhuy- sen, oder wie einige meynen, zu Biervliet, einen frischen Hering ge- gessen. Ob nun zwar fast das gan- tze Jahr hindurch die Heringe zu ge- brauchen, so werden doch nach Jo- hannis die neuen Heringe als eine delicate Speise sonderlich gerüh- met. Uberhaupt geben sie bey Bürgern und Bauren eine nützliche Haußspeise ab, und taugen sie zu braten, zu sieden, kalt aus Eßig zu geniessen etc. Welches aus nachge- setzten Bericht unsers Kochs am besten wird zu sehen seyn. 1) He- ringe auf gemeine Art mit Zwie- beln und Baumöl; 2) Heringe mit Aepffeln; 3) Heringe zu wäs- sern; 4) Heringe mit einer Zwie- belsosse; 5) Heringe mit einer Buttersosse; 6) Heringe mit Majo- ran; 7) Heringe mit einer Erbs- Brühe; 8) Heringe mit Rahm und Kümmel; 9) Heringe mit Kümmel; 10) Heringe gebraten; 11) Heringe gebraten in Papier; 12) Heringe marinirt; 13) Herin- ge mit Meerrettig. Heringe Heringe auf gemeine Art mit Zwiebeln und Baum- Oel, Nehmet Heringe, wie solche in Heringe mit Aepffeln, Waschet Heringe, so viel ihr de- Heringe zu wässern, Waschet feine frische Heringe welche Frauenzimmer-Lexicon. C c
[Spaltenumbruch]
Heringe zu welcher Zeit die Hollaͤnder denHeringsfang anſtellen, iſt hin und wieder ausfuͤhrlich zu befinden, und uͤberhebet mich dißfalls Neu- cranz Luͤbeckiſcher Stadt-Phyſicus der Muͤhe mit ſeinem ſchoͤnen Tra- ctat de Harengo. Nur kan hier- bey nicht ungemeldet bleiben die invention, Heringe einzuſaltzen, die im 14. Seculo ans Tage-Licht kom- men, und ſchreibet man ſie einem, Nahmens Wilhelm Boͤckeln, zu. Kaͤyſer Carl der fuͤnffte hat dieſe Erfindung dermaſſen hoch gehal- ten, daß er Boͤckeln zum Andencken auf ſeinem Grabmahl zu Enckhuy- ſen, oder wie einige meynen, zu Biervliet, einen friſchen Hering ge- geſſen. Ob nun zwar faſt das gan- tze Jahr hindurch die Heringe zu ge- brauchen, ſo werden doch nach Jo- hannis die neuen Heringe als eine delicate Speiſe ſonderlich geruͤh- met. Uberhaupt geben ſie bey Buͤrgern uñ Bauren eine nuͤtzliche Haußſpeiſe ab, und taugen ſie zu braten, zu ſieden, kalt aus Eßig zu genieſſen ꝛc. Welches aus nachge- ſetzten Bericht unſers Kochs am beſten wird zu ſehen ſeyn. 1) He- ringe auf gemeine Art mit Zwie- beln und Baumoͤl; 2) Heringe mit Aepffeln; 3) Heringe zu waͤſ- ſern; 4) Heringe mit einer Zwie- belſoſſe; 5) Heringe mit einer Butterſoſſe; 6) Heringe mit Majo- ran; 7) Heringe mit einer Erbs- Bruͤhe; 8) Heringe mit Rahm und Kuͤmmel; 9) Heringe mit Kuͤmmel; 10) Heringe gebraten; 11) Heringe gebraten in Papier; 12) Heringe marinirt; 13) Herin- ge mit Meerrettig. Heringe Heringe auf gemeine Art mit Zwiebeln und Baum- Oel, Nehmet Heringe, wie ſolche in Heringe mit Aepffeln, Waſchet Heringe, ſo viel ihr de- Heringe zu waͤſſern, Waſchet feine friſche Heringe welche Frauenzim̃er-Lexicon. C c
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Heringe
Heringe
zu welcher Zeit die Hollaͤnder den
Heringsfang anſtellen, iſt hin und
wieder ausfuͤhrlich zu befinden,
und uͤberhebet mich dißfalls Neu-
cranz Luͤbeckiſcher Stadt-Phyſicus
der Muͤhe mit ſeinem ſchoͤnen Tra-
ctat de Harengo. Nur kan hier-
bey nicht ungemeldet bleiben die
invention, Heringe einzuſaltzen, die
im 14. Seculo ans Tage-Licht kom-
men, und ſchreibet man ſie einem,
Nahmens Wilhelm Boͤckeln, zu.
Kaͤyſer Carl der fuͤnffte hat dieſe
Erfindung dermaſſen hoch gehal-
ten, daß er Boͤckeln zum Andencken
auf ſeinem Grabmahl zu Enckhuy-
ſen, oder wie einige meynen, zu
Biervliet, einen friſchen Hering ge-
geſſen. Ob nun zwar faſt das gan-
tze Jahr hindurch die Heringe zu ge-
brauchen, ſo werden doch nach Jo-
hannis die neuen Heringe als eine
delicate Speiſe ſonderlich geruͤh-
met. Uberhaupt geben ſie bey
Buͤrgern uñ Bauren eine nuͤtzliche
Haußſpeiſe ab, und taugen ſie zu
braten, zu ſieden, kalt aus Eßig zu
genieſſen ꝛc. Welches aus nachge-
ſetzten Bericht unſers Kochs am
beſten wird zu ſehen ſeyn. 1) He-
ringe auf gemeine Art mit Zwie-
beln und Baumoͤl; 2) Heringe
mit Aepffeln; 3) Heringe zu waͤſ-
ſern; 4) Heringe mit einer Zwie-
belſoſſe; 5) Heringe mit einer
Butterſoſſe; 6) Heringe mit Majo-
ran; 7) Heringe mit einer Erbs-
Bruͤhe; 8) Heringe mit Rahm
und Kuͤmmel; 9) Heringe mit
Kuͤmmel; 10) Heringe gebraten;
11) Heringe gebraten in Papier;
12) Heringe marinirt; 13) Herin-
ge mit Meerrettig.
Heringe auf gemeine Art
mit Zwiebeln und Baum-
Oel,
Nehmet Heringe, wie ſolche in
dem Krahm gekaufft werden, tun-
cket ſie in das Waſſer, ziehet ihnen
die Haut ab, und leget ſie in eine
Schuͤſſel, darnach ſchaͤlet und
ſchneidet Zwiebeln gantz klein,
ſtreuet ſolche auf die Heringe, gieſ-
ſet Eßig und Baumoͤl drauf, ſtreu-
et Pfeffer druͤber, ſo ſind ſie fertig,
und koͤnnen verſpeiſet werden.
Heringe mit Aepffeln,
Waſchet Heringe, ſo viel ihr de-
ren beduͤrffet, erſtlich ein wenig ab,
nehmet ihnen die Haut herunter,
ſchneidet etliche Kerben oben am
Ruͤcken, leget ſie auf die Schuͤſſel,
darinnen ſelbe ſollen angerichtet
werden: hernach ſchaͤlet und ſchnei-
det Aepffel wuͤrflicht, ſtreuet ſolche
uͤber die Heringe, putzet kleine Ro-
ſinen, ſtreuet ſie auch drauf, gieſſet
Eßig und Baumoͤl druͤber, und be-
ſtreuet ſie dicke mit Zucker. Wer ger-
ne Pfeffer iſſet, der kan auch ſolchen
ſtatt des Zuckers dran ſtreuen.
Heringe zu waͤſſern,
Waſchet feine friſche Heringe
erſt aus, thut ſelbe alsdenn in ein
Geſchirr, und gieſſet friſch Waſſer
drauf, laſſet ſie 1. 2. biß 3. Tage
waͤſſern, nur daß ſie alle Tage friſch
Waſſer bekommen, hernach nehmet
ſie heraus, machet hoͤltzerne Spieß-
gen, ſtecket ſolche denen Heringen
durch die Augen, und an jeden
Spieß 5. biß 6. Stuͤck, henget ſel-
bige auf, daß ſie trocken werden,
welche
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