Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Heidelb Heidew recht reiff, so wohl roh als gekocht,gar angenehm, die auf folgende Art gar leicht zuzurichten seynd: 1) Heidelbeermus gantz gemein; 2) Heidelbeermus mit Milch; 3) Heidelbeer kalte Schale mit Milch. Heidelbeermus gantz ge- mein, Thut in einen Topff, so viel euch Heidelbeermus mit Milch, Nehmet sauber gelesene Heidel- Heidelbeer kalte Schale mit Milch, Auf die ausgelesene Heidelbeer Heidevvetterin, Margaretha. War ein begei- Heimführung habt, und in ihren Entzückungenviel begeisterte Reden von sich hö- ren lassen, auch allerhand schöne anmuthige und zur Busse bewe- gende Discurse geführet; Vid. Speculum poenitentiae Corbusian. so A. 1624. zu Leipzig heraus ge- kommen. D. Feustking hat seine Gedancken von diesen Corbusischen Mägdlein in seinem Gynaeceo Hae- retico-Fanatico p. 346. an den Tag gegeben. Heimführung, Heisset, wenn eine Braut, so Spindel
[Spaltenumbruch]
Heidelb Heidew recht reiff, ſo wohl roh als gekocht,gar angenehm, die auf folgende Art gar leicht zuzurichten ſeynd: 1) Heidelbeermus gantz gemein; 2) Heidelbeermus mit Milch; 3) Heidelbeer kalte Schale mit Milch. Heidelbeermus gantz ge- mein, Thut in einen Topff, ſo viel euch Heidelbeermus mit Milch, Nehmet ſauber geleſene Heidel- Heidelbeer kalte Schale mit Milch, Auf die ausgeleſene Heidelbeer Heidevvetterin, Margaretha. War ein begei- Heimfuͤhrung habt, und in ihren Entzuͤckungenviel begeiſterte Reden von ſich hoͤ- ren laſſen, auch allerhand ſchoͤne anmuthige und zur Buſſe bewe- gende Diſcurſe gefuͤhret; Vid. Speculum pœnitentiæ Corbuſian. ſo A. 1624. zu Leipzig heraus ge- kommen. D. Feuſtking hat ſeine Gedancken von dieſen Corbuſiſchen Maͤgdlein in ſeinem Gynæceo Hæ- retico-Fanatico p. 346. an den Tag gegeben. Heimfuͤhrung, Heiſſet, wenn eine Braut, ſo Spindel
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Heidelb Heidew
Heimfuͤhrung
recht reiff, ſo wohl roh als gekocht,
gar angenehm, die auf folgende
Art gar leicht zuzurichten ſeynd:
1) Heidelbeermus gantz gemein;
2) Heidelbeermus mit Milch;
3) Heidelbeer kalte Schale mit
Milch.
Heidelbeermus gantz ge-
mein,
Thut in einen Topff, ſo viel euch
beliebet, abgepfluͤckte und ſaubet
geleſene Heidelbeer, gieſſet etwas
Waſſer dran, und laſſet ſolche beym
Feuer daͤmpffen. Hernach ruͤhret
dieſe Beere zu einem Mus, leget
dann geſchnitten Brodt in eine
Schuͤſſel, ſchuͤttet die Beere druͤ-
ber, und laſſet ſie kalt werden, ſo
koͤnnt ihr ſie verzehren.
Heidelbeermus mit Milch,
Nehmet ſauber geleſene Heidel-
beer, thut dieſe in einen Topff, gieſ-
ſet eine Kanne Milch dran, nach-
dem der Beer viel ſind, laſſet ſolche
beym Feuer daͤmpffen, qvirlt ſie
darnach klar, thut Nelcken und
Zucker hinein, und richtet ſie in ei-
ne Schuͤſſel auf gebaͤhete Semmel-
Schnitten an.
Heidelbeer kalte Schale mit
Milch,
Auf die ausgeleſene Heidelbeer
wird Rahm oder Milch gegoſſen,
und hernach alſo zu Tiſche getra-
gen.
Heidevvetterin,
Margaretha. War ein begei-
ſtertes Maͤgdlein, in der Nieder-
Laußnitz, ſo allerhand Ecſtaſes ge-
habt, und in ihren Entzuͤckungen
viel begeiſterte Reden von ſich hoͤ-
ren laſſen, auch allerhand ſchoͤne
anmuthige und zur Buſſe bewe-
gende Diſcurſe gefuͤhret; Vid.
Speculum pœnitentiæ Corbuſian.
ſo A. 1624. zu Leipzig heraus ge-
kommen. D. Feuſtking hat ſeine
Gedancken von dieſen Corbuſiſchen
Maͤgdlein in ſeinem Gynæceo Hæ-
retico-Fanatico p. 346. an den Tag
gegeben.
Heimfuͤhrung,
Heiſſet, wenn eine Braut, ſo
aus ihrer Vater- oder Wohnſtadt
auswaͤrts heyrathet, nach voll-
brachter hochzeitlicher Solennitaͤt
und Beurlaubung der ihrigen, ih-
rem neuen Ehemann nach demjeni-
gen Orte zugefuͤhret wird, wo er ſei-
ne Wohnung hat. Bey der Heim-
fuͤhrung der alten Roͤmiſchen
Braͤute wurden ſonderliche Solen-
nitaͤten beobachtet und in Acht ge-
nommen, als nehmlich: es wur-
de vorhero 1) der Braut Waſſer
und Feuer, ſo ſie mit den Haͤnden
beruͤhren muſte, præſentiret; 2)
theilte man ihr die Haare auf dem
Haupte, mit einer Helleparte; 3)
trug man ihr 5. brennende Wachs-
Fackeln voran; 4) ward ſie mit
einem Guͤrtel um den Leib gebun-
den; 5) wurde ihr ein Braut-Lied
Talaſius genannt geſungen (wel-
ches bey denen Griechiſchen Braͤu-
ten Hymen Hymenæus hieſſe;)
6) durffte ſie nicht gutwillig uͤber
die Schwelle des Hauſes zu ihrem
Mann gehen, ſondern ward von
denen anweſenden Freunden mit
Gewalt zu ihm hinein getragen;
7) muſte ſie in ſolches Hauß eine
Spindel
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