Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Abro Abtißin Schüsseln, Tellern und sämtlichenTisch-Geräthe zurücke nehmen. Abrotelia; Abrotelis Tarentini Tochter, Abschäumen, Heisset den auffsteigenden und Abschneiden, Gänse, Hüner, Tauben, etc. ist Abtißin, Ist eine insgemein von hohen Abtrei Abzie fürstete Aebtißinen, so Reich[s-]Stände sind. Eine Aebtißin ka[n] nicht mehr als einem Closter vor[-] stehen: In Italien behalten si[e] solche Würde nur 3. Jahr lang, i[n] Deutschland aber und Franckreich Zeit ihres Lebens. Abtreiben Kinder, Ist eine gottlose und verflucht[e] Abweiffen, siehe Weiffen. Abwürtzen, Heisset die nöthige Würtze an Abziehen oder Abstreiffeln; Heisset einem geschlachteten Abzie-
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Abro Abtißin Schuͤſſeln, Tellern und ſaͤmtlichenTiſch-Geraͤthe zuruͤcke nehmen. Abrotelia; Abrotelis Tarentini Tochter, Abſchaͤumen, Heiſſet den auffſteigenden und Abſchneiden, Gaͤnſe, Huͤner, Tauben, ꝛc. iſt Abtißin, Iſt eine insgemein von hohen Abtrei Abzie fuͤrſtete Aebtißinen, ſo Reich[s-]Staͤnde ſind. Eine Aebtißin ka[n] nicht mehr als einem Cloſter vor[-] ſtehen: In Italien behalten ſi[e] ſolche Wuͤrde nur 3. Jahr lang, i[n] Deutſchland aber und Franckreich Zeit ihres Lebens. Abtreiben Kinder, Iſt eine gottloſe und verflucht[e] Abweiffen, ſiehe Weiffen. Abwuͤrtzen, Heiſſet die noͤthige Wuͤrtze an Abziehen oder Abſtreiffeln; Heiſſet einem geſchlachteten Abzie-
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Abro Abtißin
Abtrei Abzie
Schuͤſſeln, Tellern und ſaͤmtlichen
Tiſch-Geraͤthe zuruͤcke nehmen.
Abrotelia;
Abrotelis Tarentini Tochter,
war in denen Philoſophiſchen Wiſ-
ſenſchafften nicht wenig erfahren,
und der Pythagoriſchen Secte zuge-
than; Wiewohl ſie Stanlejus in
Philoſophorum Sectis, ein gelehr-
ter Engellaͤnder mit der beruͤhmten
Laſthenia aus Arcadien confundi-
ret. Vid. Menagium de Mulierib.
Philoſoph. p. 61. N. 105.
Abſchaͤumen,
Heiſſet den auffſteigenden und
uͤberlauffenden Gaͤſcht von denen
Koch-Toͤpffen mit dem Schaum-
Loͤffel abfiſchen.
Abſchneiden,
Gaͤnſe, Huͤner, Tauben, ꝛc. iſt
eine Art dergleichen Feder-Vieh
umzubringen; worbey zu mercken,
daß ſelbige vielerley ſey; Als die
Gaͤnſe werden in das Genicke nahe
an den Kopff geſchnitten, die Huͤner
in die Gurgel und Kehle, den Tau-
ben werden die Koͤpffe gantz abge-
riſſen, und den zahmen Endten ſel-
bige abgehacket.
Abtißin,
Iſt eine insgemein von hohen
Stande und Herkommen, denen
Kloſter-Jungfern geſetzte Vorſte-
herin, deren Befehl und Anord-
nung die Nonnen insgeſamt zu ge-
horſamen verpflichtet ſind. Sie
gilt in den Nonnen-Kloſter eben
das, was ein Abt bey den Moͤnchen.
In Teutſchland findet man 14. ge-
fuͤrſtete Aebtißinen, ſo Reichs-
Staͤnde ſind. Eine Aebtißin kan
nicht mehr als einem Cloſter vor-
ſtehen: In Italien behalten ſie
ſolche Wuͤrde nur 3. Jahr lang, in
Deutſchland aber und Franckreich
Zeit ihres Lebens.
Abtreiben Kinder,
Iſt eine gottloſe und verfluchte
Art der Huren und anderer lieder-
lichen Vetteln, ſo durch allerhand
ſtarcke und treibende Artzney und
Mittel die Leibes-Frucht, ehe ſelbi-
ge zur Perfection gelanget, wieder
abtreiben. Dergleichen ruchlo-
ſes Verbrechen wird nach denen
Saͤchſiſchen und Caroliniſchen
Rechten, willkuͤhrlich beſtraffet,
wann die Leibes-Frucht noch nicht
lebhafft geweſen. Iſt ſelbige aber
bereits lebhafft geweſen, (welches
nach der Medicorum Meynung in
viertzigſten Tage nach der Conce-
ption, nach den Saͤchſiſchen Rech-
ten aber um die Helffte der
Schwangerſchafft zu geſchehen
pfleget) wird die Verbrecherin
am Leben geſtraffet, dieweil es eine
Art des Todtſchlages iſt.
Abweiffen, ſiehe Weiffen.
Abwuͤrtzen,
Heiſſet die noͤthige Wuͤrtze an
die kochenden Speiſen in der ge-
hoͤrigen Doſi thun und werffen.
Abziehen oder Abſtreiffeln;
Heiſſet einem geſchlachteten
Thiere, das man verſpeiſen will, die
Haut oder das Fell abziehen, z. E.
einen Aal abſtreiffeln, einen Haaſen
das Fell und Haut abziehen, u. d. gl.
Abzie-
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