Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Gips Glät
rum Tragicarum Pars I. ist zu Cop-
penhagen A. 1657. in 8. heraus
gekommen, Vid. Albert. Bartho-
lin. d. Scriptis Danor. p.
101.
Sonsten werden auch noch Senten-
tiae Biblicae
in Manuscriptis ange-
troffen, welche sie in Dänischer
Sprache sehr artig zusammen ge-
tragen. Vid. Moller. in Biblioth.
Septentrionis Erudit. Lips. 1699.
edit. in
8.

Gips- oder Romansche Bil-
der,

Seynd allerhand klein oder
grosse von Thon oder Gips gebil-
dete Figuren gantz oder halb, so
Brust-Bilder genennet werden,
welche das Frauenzimmer auf ihre
Schräncke und Köthen, oder auch
auf das Gesimse in den Stuben
und Cammern zu stellen pfleget.

Gitter-Bette,

Ist eine Art von Kindbetten, so
mit höltzernen Gitter-Thüren und
Flügeln verwahret sind, damit die
kleinen Kinder nicht heraus fallen
können.

Glaß-Räumer,

Ist ein langer zusammen ge-
flochtener eiserner Drat, von un-
ten her mit starcken Borsten rund
herum eingeschlagen, wormit das
Gesinde die Flaschen und Gläser
rein zu machen pfleget.

Glätten-Wäsche,

Heisset das weißgewaschene kla-
re Zeug statt der Rolle oder Plat-
te mit einem runden Steine vom
Glaß, glatt und spiegelnd reiben.

[Spaltenumbruch]
Glied Gnad
Glied-Ringlein,

Ist ein von Gold geätztes mit
oder ohne Diamanten kleines sub-
tiles Ringlein, so das Frauenzim-
mer meistens an das erstere Glied
des kleinen Fingers zu stecken
pfleget.

Glöcklein,

Ist ein von Silber oder andern
Metall gegossene kleine Glocke, so
das Franenzimmer über der Tafel
bey der Hand stehen hat, um da-
durch die Magd auff bedürffenden
Fall zu ruffen.

Glucke,

Heisset denen Weibern in der
Haußhaltung die alte Henne, so
die jungen von ihr ausgebrüteten
Küchlein führet, locket, und unter
ihre Flügel huschert.

Glücksrädlein. siehe. Würf-
felbuch.
Glycerium,

Eine berühmte Hure in Thes-
pien,
welche das vortreffliche Ge-
mählde des Cupidinis, so der un-
vergleichliche Künstler Pragiteles
verfertiget, nach Thespien vereh-
ret.

Gnaden-Jahr,

Heißt eine an etlichen Orte ein-
geführte und gebräuchliche Ver-
günstigung und Wohlthat vor die
Wittben und Kinder, deren Män-
ner ein Officium publicum bedie-
nen, da nehmlich denselbigen nach
ihrer Männer Tode ein halb oder

auch

[Spaltenumbruch]

Gips Glaͤt
rum Tragicarum Pars I. iſt zu Cop-
penhagen A. 1657. in 8. heraus
gekommen, Vid. Albert. Bartho-
lin. d. Scriptis Danor. p.
101.
Sonſten werden auch noch Senten-
tiæ Biblicæ
in Manuſcriptis ange-
troffen, welche ſie in Daͤniſcher
Sprache ſehr artig zuſammen ge-
tragen. Vid. Moller. in Biblioth.
Septentrionis Erudit. Lipſ. 1699.
edit. in
8.

Gips- oder Romanſche Bil-
der,

Seynd allerhand klein oder
groſſe von Thon oder Gips gebil-
dete Figuren gantz oder halb, ſo
Bruſt-Bilder genennet werden,
welche das Frauenzimmer auf ihre
Schraͤncke und Koͤthen, oder auch
auf das Geſimſe in den Stuben
und Cammern zu ſtellen pfleget.

Gitter-Bette,

Iſt eine Art von Kindbetten, ſo
mit hoͤltzernen Gitter-Thuͤren und
Fluͤgeln verwahret ſind, damit die
kleinen Kinder nicht heraus fallen
koͤnnen.

Glaß-Raͤumer,

Iſt ein langer zuſammen ge-
flochtener eiſerner Drat, von un-
ten her mit ſtarcken Borſten rund
herum eingeſchlagen, wormit das
Geſinde die Flaſchen und Glaͤſer
rein zu machen pfleget.

Glaͤtten-Waͤſche,

Heiſſet das weißgewaſchene kla-
re Zeug ſtatt der Rolle oder Plat-
te mit einem runden Steine vom
Glaß, glatt und ſpiegelnd reiben.

[Spaltenumbruch]
Glied Gnad
Glied-Ringlein,

Iſt ein von Gold geaͤtztes mit
oder ohne Diamanten kleines ſub-
tiles Ringlein, ſo das Frauenzim-
mer meiſtens an das erſtere Glied
des kleinen Fingers zu ſtecken
pfleget.

Gloͤcklein,

Iſt ein von Silber oder andern
Metall gegoſſene kleine Glocke, ſo
das Franenzimmer uͤber der Tafel
bey der Hand ſtehen hat, um da-
durch die Magd auff beduͤrffenden
Fall zu ruffen.

Glucke,

Heiſſet denen Weibern in der
Haußhaltung die alte Henne, ſo
die jungen von ihr ausgebruͤteten
Kuͤchlein fuͤhret, locket, und unter
ihre Fluͤgel huſchert.

Gluͤcksraͤdlein. ſiehe. Wuͤrf-
felbuch.
Glycerium,

Eine beruͤhmte Hure in Thes-
pien,
welche das vortreffliche Ge-
maͤhlde des Cupidinis, ſo der un-
vergleichliche Kuͤnſtler Pragiteles
verfertiget, nach Theſpien vereh-
ret.

Gnaden-Jahr,

Heißt eine an etlichen Orte ein-
gefuͤhrte und gebraͤuchliche Ver-
guͤnſtigung und Wohlthat vor die
Wittben und Kinder, deren Maͤn-
ner ein Officium publicum bedie-
nen, da nehmlich denſelbigen nach
ihrer Maͤnner Tode ein halb oder

auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0358"/><cb n="671"/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Gips Gla&#x0364;t</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">rum Tragicarum Pars I.</hi> i&#x017F;t zu Cop-<lb/>
penhagen <hi rendition="#aq">A.</hi> 1657. in 8. heraus<lb/>
gekommen, <hi rendition="#aq">Vid. Albert. Bartho-<lb/>
lin. d. Scriptis Danor. p.</hi> 101.<lb/>
Son&#x017F;ten werden auch noch <hi rendition="#aq">Senten-<lb/>
tiæ Biblicæ</hi> in <hi rendition="#aq">Manu&#x017F;criptis</hi> ange-<lb/>
troffen, welche &#x017F;ie in Da&#x0364;ni&#x017F;cher<lb/>
Sprache &#x017F;ehr artig zu&#x017F;ammen ge-<lb/>
tragen. <hi rendition="#aq">Vid. Moller. in Biblioth.<lb/>
Septentrionis Erudit. Lip&#x017F;. 1699.<lb/>
edit. in</hi> 8.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gips- oder Roman&#x017F;che Bil-<lb/>
der,</hi> </head><lb/>
          <p>Seynd allerhand klein oder<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e von Thon oder Gips gebil-<lb/>
dete Figuren gantz oder halb, &#x017F;o<lb/>
Bru&#x017F;t-Bilder genennet werden,<lb/>
welche das Frauenzimmer auf ihre<lb/>
Schra&#x0364;ncke und Ko&#x0364;then, oder auch<lb/>
auf das Ge&#x017F;im&#x017F;e in den Stuben<lb/>
und Cammern zu &#x017F;tellen pfleget.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gitter-Bette,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t eine Art von Kindbetten, &#x017F;o<lb/>
mit ho&#x0364;ltzernen Gitter-Thu&#x0364;ren und<lb/>
Flu&#x0364;geln verwahret &#x017F;ind, damit die<lb/>
kleinen Kinder nicht heraus fallen<lb/>
ko&#x0364;nnen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Glaß-Ra&#x0364;umer,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein langer zu&#x017F;ammen ge-<lb/>
flochtener ei&#x017F;erner Drat, von un-<lb/>
ten her mit &#x017F;tarcken Bor&#x017F;ten rund<lb/>
herum einge&#x017F;chlagen, wormit das<lb/>
Ge&#x017F;inde die Fla&#x017F;chen und Gla&#x0364;&#x017F;er<lb/>
rein zu machen pfleget.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gla&#x0364;tten-Wa&#x0364;&#x017F;che,</hi> </head><lb/>
          <p>Hei&#x017F;&#x017F;et das weißgewa&#x017F;chene kla-<lb/>
re Zeug &#x017F;tatt der Rolle oder Plat-<lb/>
te mit einem runden Steine vom<lb/>
Glaß, glatt und &#x017F;piegelnd reiben.</p><lb/>
          <cb n="672"/>
        </div><lb/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Glied Gnad</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Glied-Ringlein,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein von Gold gea&#x0364;tztes mit<lb/>
oder ohne Diamanten kleines &#x017F;ub-<lb/>
tiles Ringlein, &#x017F;o das Frauenzim-<lb/>
mer mei&#x017F;tens an das er&#x017F;tere Glied<lb/>
des kleinen Fingers zu &#x017F;tecken<lb/>
pfleget.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Glo&#x0364;cklein,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein von Silber oder andern<lb/>
Metall gego&#x017F;&#x017F;ene kleine Glocke, &#x017F;o<lb/>
das Franenzimmer u&#x0364;ber der Tafel<lb/>
bey der Hand &#x017F;tehen hat, um da-<lb/>
durch die Magd auff bedu&#x0364;rffenden<lb/>
Fall zu ruffen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Glucke,</hi> </head><lb/>
          <p>Hei&#x017F;&#x017F;et denen Weibern in der<lb/>
Haußhaltung die alte Henne, &#x017F;o<lb/>
die jungen von ihr ausgebru&#x0364;teten<lb/>
Ku&#x0364;chlein fu&#x0364;hret, locket, und unter<lb/>
ihre Flu&#x0364;gel hu&#x017F;chert.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Glu&#x0364;cksra&#x0364;dlein. &#x017F;iehe. Wu&#x0364;rf-<lb/>
felbuch.</hi> </head>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Glycerium,</hi> </head><lb/>
          <p>Eine beru&#x0364;hmte Hure in <hi rendition="#aq">Thes-<lb/>
pien,</hi> welche das vortreffliche Ge-<lb/>
ma&#x0364;hlde des <hi rendition="#aq">Cupidinis,</hi> &#x017F;o der un-<lb/>
vergleichliche Ku&#x0364;n&#x017F;tler <hi rendition="#aq">Pragiteles</hi><lb/>
verfertiget, nach <hi rendition="#aq">The&#x017F;pien</hi> vereh-<lb/>
ret.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gnaden-Jahr,</hi> </head><lb/>
          <p>Heißt eine an etlichen Orte ein-<lb/>
gefu&#x0364;hrte und gebra&#x0364;uchliche Ver-<lb/>
gu&#x0364;n&#x017F;tigung und Wohlthat vor die<lb/>
Wittben und Kinder, deren Ma&#x0364;n-<lb/>
ner ein <hi rendition="#aq">Officium publicum</hi> bedie-<lb/>
nen, da nehmlich den&#x017F;elbigen nach<lb/>
ihrer Ma&#x0364;nner Tode ein halb oder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0358] Gips Glaͤt Glied Gnad rum Tragicarum Pars I. iſt zu Cop- penhagen A. 1657. in 8. heraus gekommen, Vid. Albert. Bartho- lin. d. Scriptis Danor. p. 101. Sonſten werden auch noch Senten- tiæ Biblicæ in Manuſcriptis ange- troffen, welche ſie in Daͤniſcher Sprache ſehr artig zuſammen ge- tragen. Vid. Moller. in Biblioth. Septentrionis Erudit. Lipſ. 1699. edit. in 8. Gips- oder Romanſche Bil- der, Seynd allerhand klein oder groſſe von Thon oder Gips gebil- dete Figuren gantz oder halb, ſo Bruſt-Bilder genennet werden, welche das Frauenzimmer auf ihre Schraͤncke und Koͤthen, oder auch auf das Geſimſe in den Stuben und Cammern zu ſtellen pfleget. Gitter-Bette, Iſt eine Art von Kindbetten, ſo mit hoͤltzernen Gitter-Thuͤren und Fluͤgeln verwahret ſind, damit die kleinen Kinder nicht heraus fallen koͤnnen. Glaß-Raͤumer, Iſt ein langer zuſammen ge- flochtener eiſerner Drat, von un- ten her mit ſtarcken Borſten rund herum eingeſchlagen, wormit das Geſinde die Flaſchen und Glaͤſer rein zu machen pfleget. Glaͤtten-Waͤſche, Heiſſet das weißgewaſchene kla- re Zeug ſtatt der Rolle oder Plat- te mit einem runden Steine vom Glaß, glatt und ſpiegelnd reiben. Glied-Ringlein, Iſt ein von Gold geaͤtztes mit oder ohne Diamanten kleines ſub- tiles Ringlein, ſo das Frauenzim- mer meiſtens an das erſtere Glied des kleinen Fingers zu ſtecken pfleget. Gloͤcklein, Iſt ein von Silber oder andern Metall gegoſſene kleine Glocke, ſo das Franenzimmer uͤber der Tafel bey der Hand ſtehen hat, um da- durch die Magd auff beduͤrffenden Fall zu ruffen. Glucke, Heiſſet denen Weibern in der Haußhaltung die alte Henne, ſo die jungen von ihr ausgebruͤteten Kuͤchlein fuͤhret, locket, und unter ihre Fluͤgel huſchert. Gluͤcksraͤdlein. ſiehe. Wuͤrf- felbuch. Glycerium, Eine beruͤhmte Hure in Thes- pien, welche das vortreffliche Ge- maͤhlde des Cupidinis, ſo der un- vergleichliche Kuͤnſtler Pragiteles verfertiget, nach Theſpien vereh- ret. Gnaden-Jahr, Heißt eine an etlichen Orte ein- gefuͤhrte und gebraͤuchliche Ver- guͤnſtigung und Wohlthat vor die Wittben und Kinder, deren Maͤn- ner ein Officium publicum bedie- nen, da nehmlich denſelbigen nach ihrer Maͤnner Tode ein halb oder auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/358
Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/358>, abgerufen am 21.12.2024.