Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
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] Gana Gano mens VII. allda zugegen waren,und war ihr Hauß nicht anders als eine Academie, allwo die gelehrte- sten Leute zusammen kamen, und von denen wichtigsten Materien discurirten. Der bekannte deut- sche Poete Martin Opitz hat un- terschiedenes aus ihren Schrifften ins Deutsche übersetzet. Vid. Opitz in seinen weltlichen Poemat. T. II. l. 4. Hilar. de Coste d. Foem. Illustr. Ganatia, Nicolaea, war eine beruffene de Gandretheim, Eine gelehrte Nonne, lebte im Ganna, War bey denen alten heydni- Gano russen, Heisset im L' Ombre Spiel das Gans gen, und sich bey Zeiten zu der beteverstehen. Es muß aber solches vor Ausschlagung der dritten Lesten geschehen, denn sonsten kan es cottilie verlohren gehen. Gans, Anser, Oye. Gänse, werden tins
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] Gana Gano mens VII. allda zugegen waren,und war ihr Hauß nicht anders als eine Academie, allwo die gelehrte- ſten Leute zuſammen kamen, und von denen wichtigſten Materien diſcurirten. Der bekannte deut- ſche Poete Martin Opitz hat un- terſchiedenes aus ihren Schrifften ins Deutſche uͤberſetzet. Vid. Opitz in ſeinen weltlichen Poemat. T. II. l. 4. Hilar. de Coſte d. Fœm. Illuſtr. Ganatia, Nicolæa, war eine beruffene de Gandretheim, Eine gelehrte Nonne, lebte im Ganna, War bey denen alten heydni- Gano ruſſen, Heiſſet im L’ Ombre Spiel das Gans gen, und ſich bey Zeiten zu der beteverſtehen. Es muß aber ſolches vor Ausſchlagung der dritten Leſten geſchehen, denn ſonſten kan es cottilie verlohren gehen. Gans, Anſer, Oye. Gaͤnſe, werden tins
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Gana Gano
Gans
[
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mens VII. allda zugegen waren,
und war ihr Hauß nicht anders als
eine Academie, allwo die gelehrte-
ſten Leute zuſammen kamen, und
von denen wichtigſten Materien
diſcurirten. Der bekannte deut-
ſche Poete Martin Opitz hat un-
terſchiedenes aus ihren Schrifften
ins Deutſche uͤberſetzet. Vid. Opitz
in ſeinen weltlichen Poemat. T. II.
l. 4. Hilar. de Coſte d. Fœm. Illuſtr.
Ganatia,
Nicolæa, war eine beruffene
Zauberin und Hexe zu Mazil.
de Gandretheim,
Eine gelehrte Nonne, lebte im
XI. Seculo, war nicht allein etlicher
Sprachen kundig, ſondern auch
eine gute Poetin, geſtalt ſie ein
ſchoͤnes Carmen Heroicum ſchrieb,
auch Sex Comœdien nach des Te-
rentii Art und Vorſchrifft verfer-
tiget. Uber dieſes hat ſie die
Martyrer von S. Denys und S. Pe-
lage, auch auf Befehl Othonis II.
das Leben Othonis I. entworffen.
Vid. Juncker. Centur. Illuſtr. Fœm
p. 43. & 44.
Ganna,
War bey denen alten heydni-
ſchen Teutſchen eine Goͤttliche
Weiſſagerin und Prophetin, ſo
nach der Velleda abſonderlich bey
denen Celtis ſehr hoch gehalten
ward. Dio. Lib. 57.
Gano ruſſen,
Heiſſet im L’ Ombre Spiel das
Spiel, wenn man ſich ſelbiges we-
gen des allzuſchlechten Kauffs zu
gewinnen nicht getrauet, niederle-
gen, und ſich bey Zeiten zu der bete
verſtehen. Es muß aber ſolches
vor Ausſchlagung der dritten
Leſten geſchehen, denn ſonſten kan
es cottilie verlohren gehen.
Gans,
Anſer, Oye. Gaͤnſe, werden
in wilde und zahme eingetheilet.
Jene pflegen gegen den Winter
wegzuziehen, und im Fruͤhling wie-
der zu kommen; dieſe hingegen
bleiben beſtaͤndig an dem Orte, wo
ſie ernaͤhret werden. Die zah-
men ſind zwar recht albere, in der
Haußhaltung aber ſehr nuͤtzliche
Voͤgel, deren Fleich, Eyer und Fe-
dern, mit Nutzen zu gebrauchen.
Gar zu alte Gaͤnſe haben ein grob
Fleiſch, und koͤnnen nicht wohl,
auſſer abgeraͤuchert, u. hernach mit
Sauerkraut oder Vlau-Kohl zu-
gericht, verſpeiſet werden: junge
gegentheils ſind deſto beſſer und
ſchmackhaffter, wiewohl auch de-
ren Fleiſch dem Weibesvolck nicht
zutraͤglich ſeyn ſoll, davon ſchon
oben unter dem Beyfuß was ge-
meldet worden. Sonderlich ſchme-
cken diejenigen Gaͤnſe am beſten,
welche man erſt mit guten alten
Hafer maͤſtet, hernach mit Wol-
gern von rocknen Mehl ſtopffet,
darbey ſie vollauff rein Waſſer zu
ſauffen bekommen muͤſſen. Ihr
Fleiſch wird davon ſuͤſſe und fett:
das Gaͤnſekleint aber, ſo aus dem
Kopff, Fluͤgeln, Fuͤſſen und Ma-
gen beſtehet, deſto fleiſchichter: ſo
werden auch die Lebern ſehr groß,
welche hernach ein à part gutes Ge-
richt geben. Um Martini ſchme-
cken ſie am beſten, und freuen ſich
viel Leute recht ſehr auff ihre Mar-
tins
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