Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Aalraupen die Aale sind insgemein fett und zie-hen gerne solch übels Wesen an sich, davon sie hernach einen unange- nehmen Geruch und Geschmack be- kommen. Aal gebackener, siehe geba- ckener Aal. Aal-Haut. Ein gewisser Parisischer Kü- Aalraupen, Mustela fluviatilis, Lamproye de Aalraupen erwege, muß ich gedachte Familieetlicher massen entschuldigen. Er hat in dem letzten Theil seines Kräu- ter-Buchs p. 351. b. folgendes ge- setzet. Aalraupen, bey denen Sachsen Qvapsisch, Latine, Mu- stela piscis, hat eine glatte Haut, wie ein Aal, einen Kopff, wie eine Krotte. (Kröte) Sein Magen mit dem Schlund hat etliche Federn, deren jede siehet wie ein Frosch-oder Krotten-Fuß oder Hand, wird ge- nennet Quappenfutt, und Qvap- Hände; daher haben die Sachsen ein Sprichwort: Es war ein Qvapp noch nie so gut, Sie hat in sich ein Pattenfutt. Das ist ein Frosch-Fuß. Denn Limonen A 4
[Spaltenumbruch]
Aalraupen die Aale ſind insgemein fett und zie-hen gerne ſolch uͤbels Weſen an ſich, davon ſie hernach einen unange- nehmen Geruch und Geſchmack be- kommen. Aal gebackener, ſiehe geba- ckener Aal. Aal-Haut. Ein gewiſſer Pariſiſcher Kuͤ- Aalraupen, Muſtela fluviatilis, Lamproye de Aalraupen erwege, muß ich gedachte Familieetlicher maſſen entſchuldigen. Er hat in dem letzten Theil ſeines Kraͤu- ter-Buchs p. 351. b. folgendes ge- ſetzet. Aalraupen, bey denen Sachſen Qvapſiſch, Latine, Mu- ſtela piſcis, hat eine glatte Haut, wie ein Aal, einen Kopff, wie eine Krotte. (Kroͤte) Sein Magen mit dem Schlund hat etliche Federn, deren jede ſiehet wie ein Froſch-oder Krotten-Fuß oder Hand, wird ge- nennet Quappenfutt, und Qvap- Haͤnde; daher haben die Sachſen ein Sprichwort: Es war ein Qvapp noch nie ſo gut, Sie hat in ſich ein Pattenfutt. Das iſt ein Froſch-Fuß. Denn Limonen A 4
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Aalraupen
Aalraupen
die Aale ſind insgemein fett und zie-
hen gerne ſolch uͤbels Weſen an ſich,
davon ſie hernach einen unange-
nehmen Geruch und Geſchmack be-
kommen.
Aal gebackener, ſiehe geba-
ckener Aal.
Aal-Haut.
Ein gewiſſer Pariſiſcher Kuͤ-
chen-Meiſter will nicht haben, daß
man dem Aal die Haut als das aller-
delicateſte nehme, ſondern man ſoll
ſelbigen lieber mit heiſſer Aſche ab-
reiben, oder aber beſſerer Reinigkeit
halber, mit heiſſen Waſſer bruͤhen,
und den Kopff auch den Schwantz
daran laſſen. Er mag ſich gruͤn-
den auf die gemeine Kuͤchen-Regult
An denen Fiſchen iſt die Haut der
Speck, und dieſe ſoll man denen Fi-
ſchen laſſen, weil bey ihrer Zuberei-
tung ſelbige viel beytraͤgt. Die
Aal-Haut wird in der Medicin zu
vielen Dingen gut befunden, als in
dem Vorfall der Gebaͤhr-Mutter
oder Prolapſu Uteri, in Verſtau-
chung oder Veꝛrenckung der Haͤnde,
u. d. g.
Aalraupen,
Muſtela fluviatilis, Lamproye de
riviere. Aalraupen ſind Fiſche, de-
nen nicht alle Leute guͤnſtig. Ich
habe in meiner Jugend eine
gantze Familie gekannt, welche dieſe
Fiſche, weil ſie ihrer Meynung nach
ſo garſtig ausſehen, nicht eſſen
mochte. Ob dieſes eine Eigen-
ſinnigkeit oder ſonſt was geweſen,
kan ich nicht wiſſen. Gleichwohl
aber wenn ich des alten D. Adami
Loniceri Beſchreibung derſelben
erwege, muß ich gedachte Familie
etlicher maſſen entſchuldigen. Er
hat in dem letzten Theil ſeines Kraͤu-
ter-Buchs p. 351. b. folgendes ge-
ſetzet. Aalraupen, bey denen
Sachſen Qvapſiſch, Latine, Mu-
ſtela piſcis, hat eine glatte Haut,
wie ein Aal, einen Kopff, wie eine
Krotte. (Kroͤte) Sein Magen mit
dem Schlund hat etliche Federn,
deren jede ſiehet wie ein Froſch-oder
Krotten-Fuß oder Hand, wird ge-
nennet Quappenfutt, und Qvap-
Haͤnde; daher haben die Sachſen ein
Sprichwort:
Es war ein Qvapp noch nie ſo gut,
Sie hat in ſich ein Pattenfutt.
Das iſt ein Froſch-Fuß. Denn
ein Froſch heiſt bey ihnen ein
Patt ꝛc. Dieſe Beſchreibung
duͤrffte wohl manchem einen Eckel
verurſachen. Jedoch uͤberlege ich
anderer Thiere ſeltſame Geſtalt, als
der Aale, die wie Schlangen ausſe-
hen, der Krebſe, Schnecken ꝛc. wel-
che dennoch mit den groͤſten Appe-
tit genoſſen werden, faͤlt dieſe Ein-
bildung von ſich ſelbſt weg. Die
Liebhaber der Aalraupen laſſen ſich
dardurch gar nicht abſchrecken, zu-
mahl da ihnen das ſuͤſſe Fleiſch, und
die ſuͤſſen Lebern dieſer Fiſche gar
wohl anſtehen, welche noch uͤber die
Hecht-Lebern ſeyn ſollen. Sie
werden in der Kuͤche auf vielerley
Art zugerichtet: 1) mit durch-
geſtrichenen Erbßen. 2) mit ei-
ner Erbß-Bruͤhe. 3) Mit einer
Butter-Bruͤh. 4) Mit Butter-
Bruͤh auf eine andere Art. 5)
mit einer Kirſch-Bruͤh. 6) In
Sauer-Kraut. 7) In Sauer-
Kraut auf eine andere Art. 8)
Auf Polniſch. 9) Mit ſauern
Limonen
A 4
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