Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Cassandra Todt erfolgte gegen das Jahr1567. in dem 102ten Jahr ihres rühmlichen Lebens. Baptista Ful- gosius und Angelus Politianus ma- chen, wie sie auch in der That ver- dienet, ein grosses Wunder aus ihr, und Sannazarius hat ihre Ge- lehrsamkeit und angebohrne Schönheit in einem Lateini- schen Epigrammate der Welt vor Augen geleget; Welches in der Ubersetzung so lautet: Du bist Cassandra zwar, die ein- ge nur allein, Doch sehn drey Chöre dich der Götter um sich seyn, Sie finden ja durch dich die zehnte Pierinne, Die andre Cyprie, und vierte Cha- ritinne. Cassandra Jovia, Die Tochter des Priamus und Cassand Castan Cassandra Leonaberna, Von Mantua, eine nette Poetin, Casselette, Ist eine gewisse Art von einer Casserole oder Castrol, Ist ein runder küpfferner Tie- Cassiope, Des Mohren-Königs Cepheus Castagnette, Ist ein klein höltzernes Instru- Castanie, Castania, Chataigne, ist eine be- kom-
[Spaltenumbruch]
Caſſandra Todt erfolgte gegen das Jahr1567. in dem 102ten Jahr ihres ruͤhmlichen Lebens. Baptiſta Ful- goſius und Angelus Politianus ma- chen, wie ſie auch in der That ver- dienet, ein groſſes Wunder aus ihr, und Sannazarius hat ihre Ge- lehrſamkeit und angebohrne Schoͤnheit in einem Lateini- ſchen Epigrammate der Welt vor Augen geleget; Welches in der Uberſetzung ſo lautet: Du biſt Caſſandra zwar, die ein- ge nur allein, Doch ſehn drey Choͤre dich der Goͤtter um ſich ſeyn, Sie finden ja durch dich die zehnte Pierinne, Die andre Cyprie, und vierte Cha- ritinne. Caſſandra Jovia, Die Tochter des Priamus und Caſſand Caſtan Caſſandra Leonaberna, Von Mantua, eine nette Poetin, Caſſelette, Iſt eine gewiſſe Art von einer Caſſerole oder Caſtrol, Iſt ein runder kuͤpfferner Tie- Casſiope, Des Mohren-Koͤnigs Cepheus Caſtagnette, Iſt ein klein hoͤltzernes Inſtru- Caſtanie, Caſtania, Chataigne, iſt eine be- kom-
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Caſſandra
Caſſand Caſtan
Todt erfolgte gegen das Jahr
1567. in dem 102ten Jahr ihres
ruͤhmlichen Lebens. Baptiſta Ful-
goſius und Angelus Politianus ma-
chen, wie ſie auch in der That ver-
dienet, ein groſſes Wunder aus
ihr, und Sannazarius hat ihre Ge-
lehrſamkeit und angebohrne
Schoͤnheit in einem Lateini-
ſchen Epigrammate der Welt vor
Augen geleget; Welches in der
Uberſetzung ſo lautet:
Du biſt Caſſandra zwar, die ein-
ge nur allein,
Doch ſehn drey Choͤre dich der
Goͤtter um ſich ſeyn,
Sie finden ja durch dich die zehnte
Pierinne,
Die andre Cyprie, und vierte Cha-
ritinne.
Caſſandra Jovia,
Die Tochter des Priamus und
der Hecuba; kunte zukuͤnfftige
Dinge vorher ſagen, und ward we-
gen ihrer vortrefflichen Schoͤnheit
von dem Apollo geliebet; welcher
ſie auch in Hoffnung ſeinen Willen
zu erhalten, ſich bey ihm etwas aus-
bitten hieß, worauff ſich dieſe Caſ-
ſandra die Kunſt zu wahrſagen von
ihm ausbate, ſo er ihr auch mitge-
theilet. Weil Apollo ſich aber von
ihr hernachmahls betrogen ſahe,
indem ſie ihr Verſprechen nicht
hielte, hat er es aus Zorn ſo weit
gebracht, daß man ihrem Wahrſa-
gen keinen Glauben beyſtellete;
wiewohl ihre Propheceyung von
dem Trojaniſchen Pferde, der doch
niemand Glauben geben wolte,
wuͤrcklich eingetroffen. Die Lace-
daͤmonier haben ihr zu Ehren einen
Tempel auferbauet.
Caſſandra Leonaberna,
Von Mantua, eine nette Poetin,
ſo ſonderliche Lieblichkeit in ihren
Verſen ſehen laſſen. Stephanus
Guazzi in ſeinen auserleſenen po-
litiſchen Dialogis. p. 320. ruͤhmet
ihre Conduite ſehr hoch.
Caſſelette,
Iſt eine gewiſſe Art von einer
Frauenzimmer Schnuͤr-Bruſt,
mit Achſel-Baͤndern, beſtehet aus
8. Theilen, und wird ſehr ſchwach
geſteiffet.
Caſſerole oder Caſtrol,
Iſt ein runder kuͤpfferner Tie-
gel oder Pfanne ohne Fuͤſſe, wo-
rinnen allerhand Speiſen zuge-
richet werden, die meiſten ſind mit
Deck eln.
Casſiope,
Des Mohren-Koͤnigs Cepheus
Weib, und Mutter der Androme-
da, ward wegen ihrer Meriten mit
unter das Geſtirne geſetzet.
Caſtagnette,
Iſt ein klein hoͤltzernes Inſtru-
ment, aus zwey gehoͤlerten Thei-
len, ſo oben zuſammen gebunden,
beſtehend, ſo das Frauenzimmer
vor Alters, wenn es allein tantzte,
an die Haͤnde zu binden und die
Cadantz damit zu ſchlagen pflegte.
Caſtanie,
Caſtania, Chataigne, iſt eine be-
kannte Baum-Frucht, deren es
gantze Waͤlder voll, ſonderlich im
Elſaß giebet. Man hat unter-
ſchiedliche Arten derſelben, und die
gar Groſſen, ſo meiſt aus Italien
kom-
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