Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Briefft Brigi drein, giesset Baumöl darzu, schnei-det kleine Citronen-Scheler dran, setzet die Papiergen mit denen Bricken auf einen Rost: es muß aber NB. nicht viel Feuer drun- ter seyn, drücket Citronen-Safft drein, so sind sie fertig. Diese itztbe- schriebenen Bricken können zu Garnirung Braun-Kohls und Erbsen gebraucht werden. Brieffträgerin, Heisset diejenige Frau, so die van Briel, Anna, war die Haus-Prophetin Brigida, Eine gelehrte Irrländerin, wie- Brigitta ehelichen Weibe deßwegen vielVerdruß hatte, muste er sie mit samt der Magd aus den Hause schaffen, worauf er sie an einen Schwartz-Künstler verkauffte, der sie auch in der Zauberey unterwie- sen. Sie hat sich nach diesem bey dem Bischoffe zu Sodore, Mexilla genannt, in Münchs-Kleidern auffgehalten, auch daselbst viele Wunder-Wercke durch ihre Zau- berey gethan. Sie hat gelebet im VI. Seculo und ist gestorben ums Jahr Christi 518. oder wie einige wollen, 522. Gerhardus Cambrensis schreibet von ihr, daß auff ihr Gebet ein Engel (was es vor einer gewesen, weiß man nicht) ihr ein Buch dictiret, so ein Schreiber nachgeschrieben, welches so verwirret ist, daß es niemand lesen und verstehen können. Son- sten werden ihr noch 12. Bücher voller Offenbahrungen, so sie aus Prophetischen Geiste, jedoch sehr dunckel geschrieben, zugeeignet, welche zu Dillingen A. 1569. in Deutscher Sprachen heraus gekom- men. Vid. Andr. Hondorff. Prom- tuar. Exemplar. p. 95. Part. III. it. Santel. T. 1. Anni Sacri p. 55. seq. Voetius Vol. 2. Dissert. Sel. n. 1063. hält sie vor eine Lügen-Prophetin. Brigitta Oder Birgitta die Heilige, eine dische J 2
[Spaltenumbruch]
Briefft Brigi drein, gieſſet Baumoͤl darzu, ſchnei-det kleine Citronen-Scheler dran, ſetzet die Papiergen mit denen Bricken auf einen Roſt: es muß aber NB. nicht viel Feuer drun- ter ſeyn, druͤcket Citronen-Safft drein, ſo ſind ſie fertig. Dieſe itztbe- ſchriebenen Bricken koͤnnen zu Garnirung Braun-Kohls und Erbſen gebraucht werden. Briefftraͤgerin, Heiſſet diejenige Frau, ſo die van Briel, Anna, war die Haus-Prophetin Brigida, Eine gelehrte Irrlaͤnderin, wie- Brigitta ehelichen Weibe deßwegen vielVerdruß hatte, muſte er ſie mit ſamt der Magd aus den Hauſe ſchaffen, worauf er ſie an einen Schwartz-Kuͤnſtler verkauffte, der ſie auch in der Zauberey unterwie- ſen. Sie hat ſich nach dieſem bey dem Biſchoffe zu Sodore, Mexilla genannt, in Muͤnchs-Kleidern auffgehalten, auch daſelbſt viele Wunder-Wercke durch ihre Zau- berey gethan. Sie hat gelebet im VI. Seculo und iſt geſtorben ums Jahr Chriſti 518. oder wie einige wollen, 522. Gerhardus Cambrenſis ſchreibet von ihr, daß auff ihr Gebet ein Engel (was es vor einer geweſen, weiß man nicht) ihr ein Buch dictiret, ſo ein Schreiber nachgeſchrieben, welches ſo verwirret iſt, daß es niemand leſen und verſtehen koͤnnen. Son- ſten werden ihr noch 12. Buͤcher voller Offenbahrungen, ſo ſie aus Prophetiſchen Geiſte, jedoch ſehr dunckel geſchrieben, zugeeignet, welche zu Dillingen A. 1569. in Deutſcher Sprachẽ heraus gekom- men. Vid. Andr. Hondorff. Prom- tuar. Exemplar. p. 95. Part. III. it. Santel. T. 1. Anni Sacri p. 55. ſeq. Voetius Vol. 2. Diſſert. Sel. n. 1063. haͤlt ſie vor eine Luͤgen-Prophetin. Brigitta Oder Birgitta die Heilige, eine diſche J 2
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Brigitta
drein, gieſſet Baumoͤl darzu, ſchnei-
det kleine Citronen-Scheler dran,
ſetzet die Papiergen mit denen
Bricken auf einen Roſt: es muß
aber NB. nicht viel Feuer drun-
ter ſeyn, druͤcket Citronen-Safft
drein, ſo ſind ſie fertig. Dieſe itztbe-
ſchriebenen Bricken koͤnnen zu
Garnirung Braun-Kohls und
Erbſen gebraucht werden.
Briefftraͤgerin,
Heiſſet diejenige Frau, ſo die
von der Poſt kommenden Brieffe
und Paͤcklein in die Haͤuſer herum
traͤget, und ſelbige an die gehoͤrigen
Oerter addresſiret.
van Briel,
Anna, war die Haus-Prophetin
des Ertz-Ketzers in Niederland
David Joris, auf deren Offenbah-
rungen und Weiſſagungen er ſich
ohne Unterlaß bezogen. Uber
dieſes verfuͤhrte dieſes ketzeriſche
und irrige Weib David Georgium,
der doch ſonſt ein Mann von gu-
ten natuͤrlichen Verſtande war,
daß er ſeinen gewaltigen Haß ge-
gen alle Evangeliſchen Kirchẽ in ſei-
nen Schrifften oͤffentlich ausdruͤck-
te und dieſelbẽ heßlich beſchimpffte.
Brigida,
Eine gelehrte Irrlaͤnderin, wie-
wohl ſie auch einige vor eine
Schottlaͤnderin halten, lebte ums
Jahr 512. und war eine ſehr ſchoͤ-
ne und beruͤhmte, doch unaͤchte
Jungfer, angeſehen ſie von einem
gewiſſen Mañe, Nahmens Dupra-
co mit ſeiner erkaufften Magd
Brotſchet erzeuget. Nachdem aber
ihr Vater von ſeinem rechten und
ehelichen Weibe deßwegen viel
Verdruß hatte, muſte er ſie mit
ſamt der Magd aus den Hauſe
ſchaffen, worauf er ſie an einen
Schwartz-Kuͤnſtler verkauffte, der
ſie auch in der Zauberey unterwie-
ſen. Sie hat ſich nach dieſem bey
dem Biſchoffe zu Sodore, Mexilla
genannt, in Muͤnchs-Kleidern
auffgehalten, auch daſelbſt viele
Wunder-Wercke durch ihre Zau-
berey gethan. Sie hat gelebet
im VI. Seculo und iſt geſtorben
ums Jahr Chriſti 518. oder wie
einige wollen, 522. Gerhardus
Cambrenſis ſchreibet von ihr, daß
auff ihr Gebet ein Engel (was
es vor einer geweſen, weiß man
nicht) ihr ein Buch dictiret, ſo ein
Schreiber nachgeſchrieben, welches
ſo verwirret iſt, daß es niemand
leſen und verſtehen koͤnnen. Son-
ſten werden ihr noch 12. Buͤcher
voller Offenbahrungen, ſo ſie aus
Prophetiſchen Geiſte, jedoch ſehr
dunckel geſchrieben, zugeeignet,
welche zu Dillingen A. 1569. in
Deutſcher Sprachẽ heraus gekom-
men. Vid. Andr. Hondorff. Prom-
tuar. Exemplar. p. 95. Part. III. it.
Santel. T. 1. Anni Sacri p. 55. ſeq.
Voetius Vol. 2. Diſſert. Sel. n. 1063.
haͤlt ſie vor eine Luͤgen-Prophetin.
Brigitta
Oder Birgitta die Heilige, eine
Prophetin, deren Viſiones und
Propheceyungen zu Rom 1556.
zu Coͤlln A. 1664. zu Lyon 1652.
und zu Muͤnchen 1680. in Fol.
gedruckt worden, und welche in
dem Catalogo Bibliothecæ Thua-
neæ per Quesnelium zu finden.
Sie war von Geburt eine Schwe-
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