Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Braut einander kochen, biß der Kohlgäntzlich weich, und keine lange Brühe mehr dran ist, welcher Kohl gemeiniglich statt des Zugemüses gebraucht wird. NB. Von die- sem Kohl werden noch mehr Be- schreibung folgen, wann sonderlich von Enten, Gänsen, Schincken, Rinds-Zungen und vielen andern Speisen mehr, wird gemeldet werden. Braut, Heisset dasjenige Weibes-Bild, Braut-Bad, Ist ein entweder schlechtes, oder Braut-Bette, Ist ein grosses auf vielerley Braut Bräutig detes und mit Falbala oder andernZierrathen ausgeputztes Bette, auf zwey Personen gerichtet, worin- nen die Braut zum allererstenmahl neben dem Bräutigam ruhet und schläfft. Braut-Crantz, Ist eine entweder von Lorbeer- Braut-Diener, Ist ein von der Braut auser- Bräutigams-Hembde, Ist ein von Nestel-Tuch, klaren gams-
[Spaltenumbruch]
Braut einander kochen, biß der Kohlgaͤntzlich weich, und keine lange Bruͤhe mehr dran iſt, welcher Kohl gemeiniglich ſtatt des Zugemuͤſes gebraucht wird. NB. Von die- ſem Kohl werden noch mehr Be- ſchreibung folgen, wann ſonderlich von Enten, Gaͤnſen, Schincken, Rinds-Zungen und vielen andern Speiſen mehr, wird gemeldet werden. Braut, Heiſſet dasjenige Weibes-Bild, Braut-Bad, Iſt ein entweder ſchlechtes, oder Braut-Bette, Iſt ein groſſes auf vielerley Braut Braͤutig detes und mit Falbala oder andernZierrathen ausgeputztes Bette, auf zwey Perſonen gerichtet, worin- nen die Braut zum allererſtenmahl neben dem Braͤutigam ruhet und ſchlaͤfft. Braut-Crantz, Iſt eine entweder von Lorbeer- Braut-Diener, Iſt ein von der Braut auser- Braͤutigams-Hembde, Iſt ein von Neſtel-Tuch, klaren gams-
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Braut
Braut Braͤutig
einander kochen, biß der Kohl
gaͤntzlich weich, und keine lange
Bruͤhe mehr dran iſt, welcher Kohl
gemeiniglich ſtatt des Zugemuͤſes
gebraucht wird. NB. Von die-
ſem Kohl werden noch mehr Be-
ſchreibung folgen, wann ſonderlich
von Enten, Gaͤnſen, Schincken,
Rinds-Zungen und vielen andern
Speiſen mehr, wird gemeldet
werden.
Braut,
Heiſſet dasjenige Weibes-Bild,
ſo ſich mit Beyſtimmung ihrer El-
tern oder anderer Freunde, vermoͤge
der Verloͤbniß an ihren Braͤuti-
gam verſprochen. Bey den alten
Schottlaͤndiſchen von Adel war
ein abſonderliches Geſetze wegen
der Braͤute im Gebrauch, daß ei-
nes jeden Unterthanen Braut in
dem Gebiethe, dem Lands-Herrn
zuvorher zur beliebenden Careſſe
und Beyſchlaff præſentiret werden
muſte, welches ſuͤndliche und wun-
derliche Geſetze hernachmahls vom
Koͤnig Malcolino, auf Anſuchung
ſeiner Gemahlin, Margarithæ auff-
gehoben und abgeſchaffet worden.
Vid. Polydor. Virgil. d. Invent.
Rer. Lib. 10.
Braut-Bad,
Iſt ein entweder ſchlechtes, oder
bey Perſonen von Extraction, von
allerhand wohlriechendẽ Kraͤutern,
und Blumen zubereitetes warmes
Bad, worinnen ſich die Braut ins-
gemein den Tag vor der Hochzeit
zu reinigen und zu ſaubern pfleget.
Braut-Bette,
Iſt ein groſſes auf vielerley
Façon verfertigtes, koſtbahr beklei-
detes und mit Falbala oder andern
Zierrathen ausgeputztes Bette, auf
zwey Perſonen gerichtet, worin-
nen die Braut zum allererſtenmahl
neben dem Braͤutigam ruhet und
ſchlaͤfft.
Braut-Crantz,
Iſt eine entweder von Lorbeer-
Blaͤttern oder von gruͤn beſpon-
nenen Drat und bunten Schmeltz-
Bluͤmgen zuſammen geſetzte klei-
ne Crone, ſo eine Braut auf dem
Haar-Kopff zu tragen pfleget; das
vornehme Frauenzimmer ſchmuͤ-
cket ſelbigen mit Perlen oder wohl
gar Diamant-Steinen aus. Die
alten Deutſchen ſetzten ihren
Braͤuten Craͤntze von Diſteln auf.
Braut-Diener,
Iſt ein von der Braut auser-
ſener Junggeſelle, welcher ſie bey
der Hochzeit bedienen, den andern
Tag uͤber der Tafel, nach geraubten
Crantze, hauben, und auſſer ſeinem
Hochzeit-Geſchencke allerhand Kin-
derſpiel-Sachen und andere Poſ-
ſen ihr bey der Tafel præſentiren
laſſen muß.
Braͤutigams-Hembde,
Iſt ein von Neſtel-Tuch, klaren
Caton oder Hollaͤndiſcher ſauberer
Leinwand zart uñ nette verfertigtes
Mannes-Ober-Hembde, welches
die Braut nebſt Krauſe, Manchet-
ten und Schnupff-Tuch ihrem
Braͤutigam fruͤh Morgens vor der
Trauung durch die Braut-Magd
zu uͤberſenden pfleget. Das loͤbli-
che Frauenzimmer hat den Aber-
glauben, daß eine Braut nicht ei-
nen einigen Stich an dem Braͤuti-
gams-
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Zitationshilfe: | Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/150>, abgerufen am 27.07.2024. |