Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Bleiche de Blem Bleiche Farb-Sucht, Oder Chlorosis, heisset bey denen Bleichen, Heisset die rohe gewürckte und Bleich-Wiese, Heisset ein grosser mit Graß de Blemur Joanna, eine adeliche Dame aus Blesil Bley geben, zu Lion 1689. in Fol. 3.Volum. Blesilla, Ein sehr gelehrtes Weib, von Bley oder Zinn giessen, Ist ein aberglaubischer Ge- Bleyrin, Beata, war ein devotes und in Bleystifft, Ist ein aus Wasser-Bley mit ihrer
[Spaltenumbruch]
Bleiche de Blem Bleiche Farb-Sucht, Oder Chloroſis, heiſſet bey denen Bleichen, Heiſſet die rohe gewuͤrckte und Bleich-Wieſe, Heiſſet ein groſſer mit Graß de Blemur Joanna, eine adeliche Dame aus Bleſil Bley geben, zu Lion 1689. in Fol. 3.Volum. Bleſilla, Ein ſehr gelehrtes Weib, von Bley oder Zinn gieſſen, Iſt ein aberglaubiſcher Ge- Bleyrin, Beata, war ein devotes und in Bleyſtifft, Iſt ein aus Waſſer-Bley mit ihrer
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0136"/> <cb n="227"/> </div><lb/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Bleiche de Blem</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bleiche Farb-Sucht,</hi> </head><lb/> <p>Oder <hi rendition="#aq">Chloroſis,</hi> heiſſet bey denen<lb/><hi rendition="#aq">Medicis</hi> ein weibliches Gebre-<lb/> chen, da durch eine uͤble <hi rendition="#aq">Diſpoſition</hi><lb/> des Gebluͤtes oder durch allzu<lb/> langwieriges oder gaͤntzliches Auſ-<lb/> ſenbleiben der Monatlichen Blu-<lb/> men die Lebens- und Nahrungs-<lb/> Saͤffte ſo verderbet werden, daß<lb/> das Frauenzimmer ſtetig blaß,<lb/> gelb und bleyfaͤrbigt ausſiehet,<lb/> Mattigkeit in allen Gliedern, Hu-<lb/> ſten und insgemein geſchwollene<lb/> Schenckel darbey hat. Bey<lb/> denen Nonnen wird dieſe Kranck-<lb/> heit ſonderlich verſpuͤret und ange-<lb/> gemercket.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bleichen,</hi> </head><lb/> <p>Heiſſet die rohe gewuͤrckte und<lb/> annoch graue Leinwand auf der<lb/> Bleich-Wieſe mit Pfloͤckern auf-<lb/> ſpannen, ſelbige mit Waſſer begieſ-<lb/> ſen, und bey dem Sonnenſchein<lb/> weiß machen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bleich-Wieſe,</hi> </head><lb/> <p>Heiſſet ein groſſer mit Graß<lb/> bewachſener Ort, worauff die Wei-<lb/> ber ihre rohe Leinwand auffzuſpan-<lb/> nen und durch fleißige Begieſſung<lb/> bey der Sonnen weiß zu bleichen<lb/> pflegen. Zu <hi rendition="#aq">Harlem</hi> ſind die Be-<lb/> ruͤhmteſten in der gantzen Welt.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">de Blemur</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Joanna,</hi> eine adeliche <hi rendition="#aq">Dame</hi> aus<lb/> Franckreich, eine Nonne und wohl-<lb/> beleſen Fꝛauenzimmer, ſintemahl ſie<lb/> die alten und neuen <hi rendition="#aq">Hiſtoricos Ec-<lb/> cleſiaſtiecs</hi> wohl durchwandert,<lb/> aus welchen ſie viel <hi rendition="#aq">excerpiret,</hi> und<lb/> hernachmahls <hi rendition="#aq">Vitas Sanctorum</hi> in<lb/> ihrer Mutter-Sprache heraus ge-<lb/><cb n="228"/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Bleſil Bley</hi></fw><lb/> geben, zu <hi rendition="#aq">Lion 1689. in Fol. 3.<lb/> Volum.</hi></p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Bleſilla,</hi> </head><lb/> <p>Ein ſehr gelehrtes Weib, von<lb/> welcher der H. <hi rendition="#aq">Hieronymus Tom.<lb/> III. Epiſt.</hi> 65. berichtet, daß ſie eine<lb/> Wundernswuͤrdige <hi rendition="#aq">Memorie,</hi> ei-<lb/> nen ſcharffſinnigen Verſtand und<lb/> ſolche Wiſſenſchafft in der Griechi-<lb/> ſchen und Lateiniſchen Sprache ge-<lb/> habt, daß, wenn ſie Griechiſch ge-<lb/> redet, man ſelbige vor eine gebohr-<lb/> ne Griechin gehalten haͤtte, und in<lb/> der Lateiniſchen Sprache vor eine<lb/> Roͤmerin angeſehen. Sie ſoll<lb/> die Ebraͤiſche Sprache in wenig<lb/> Tagen erlernet habn. <hi rendition="#aq">Vid. Wei-<lb/> ſius</hi> im <hi rendition="#aq">curieuſen</hi> Anhange des<lb/> Politiſchen Nach-Tiſches. <hi rendition="#aq">p.</hi> 325.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bley oder Zinn gieſſen,</hi> </head><lb/> <p>Iſt ein aberglaubiſcher Ge-<lb/> brauch, da das Weibes-Volck in<lb/> der Chriſt-Nacht zwiſchen 11. und<lb/> 12. Uhr zerlaßnes heiſſes Bley<lb/> oder Zinn in kalt Waſſer geußt,<lb/> und ſich aus der zuſammen geron-<lb/> nenen Figur vorher propheceyen<lb/> will, von was vor Handthierung es<lb/> einen Mann bekommen werde.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bleyrin,</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Beata,</hi> war ein <hi rendition="#aq">devotes</hi> und in<lb/> der H. Schrifft ſehr erfahrnes<lb/> Weibes-Bild, geſtalt ſie auch ein<lb/> ſchoͤnes und Andacht-volles Gebet-<lb/> Buch geſchrieben, hinterlaſſen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bleyſtifft,</hi> </head><lb/> <p>Iſt ein aus Waſſer-Bley mit<lb/> Holtz eingekleideter Griffel, mit<lb/> welchen ſich das Frauenzimmer<lb/> das Muſter auf den Nehe-Rahm<lb/> abzeichnet, oder ſelbigen ſonſt zu<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ihrer</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0136]
Bleiche de Blem
Bleſil Bley
Bleiche Farb-Sucht,
Oder Chloroſis, heiſſet bey denen
Medicis ein weibliches Gebre-
chen, da durch eine uͤble Diſpoſition
des Gebluͤtes oder durch allzu
langwieriges oder gaͤntzliches Auſ-
ſenbleiben der Monatlichen Blu-
men die Lebens- und Nahrungs-
Saͤffte ſo verderbet werden, daß
das Frauenzimmer ſtetig blaß,
gelb und bleyfaͤrbigt ausſiehet,
Mattigkeit in allen Gliedern, Hu-
ſten und insgemein geſchwollene
Schenckel darbey hat. Bey
denen Nonnen wird dieſe Kranck-
heit ſonderlich verſpuͤret und ange-
gemercket.
Bleichen,
Heiſſet die rohe gewuͤrckte und
annoch graue Leinwand auf der
Bleich-Wieſe mit Pfloͤckern auf-
ſpannen, ſelbige mit Waſſer begieſ-
ſen, und bey dem Sonnenſchein
weiß machen.
Bleich-Wieſe,
Heiſſet ein groſſer mit Graß
bewachſener Ort, worauff die Wei-
ber ihre rohe Leinwand auffzuſpan-
nen und durch fleißige Begieſſung
bey der Sonnen weiß zu bleichen
pflegen. Zu Harlem ſind die Be-
ruͤhmteſten in der gantzen Welt.
de Blemur
Joanna, eine adeliche Dame aus
Franckreich, eine Nonne und wohl-
beleſen Fꝛauenzimmer, ſintemahl ſie
die alten und neuen Hiſtoricos Ec-
cleſiaſtiecs wohl durchwandert,
aus welchen ſie viel excerpiret, und
hernachmahls Vitas Sanctorum in
ihrer Mutter-Sprache heraus ge-
geben, zu Lion 1689. in Fol. 3.
Volum.
Bleſilla,
Ein ſehr gelehrtes Weib, von
welcher der H. Hieronymus Tom.
III. Epiſt. 65. berichtet, daß ſie eine
Wundernswuͤrdige Memorie, ei-
nen ſcharffſinnigen Verſtand und
ſolche Wiſſenſchafft in der Griechi-
ſchen und Lateiniſchen Sprache ge-
habt, daß, wenn ſie Griechiſch ge-
redet, man ſelbige vor eine gebohr-
ne Griechin gehalten haͤtte, und in
der Lateiniſchen Sprache vor eine
Roͤmerin angeſehen. Sie ſoll
die Ebraͤiſche Sprache in wenig
Tagen erlernet habn. Vid. Wei-
ſius im curieuſen Anhange des
Politiſchen Nach-Tiſches. p. 325.
Bley oder Zinn gieſſen,
Iſt ein aberglaubiſcher Ge-
brauch, da das Weibes-Volck in
der Chriſt-Nacht zwiſchen 11. und
12. Uhr zerlaßnes heiſſes Bley
oder Zinn in kalt Waſſer geußt,
und ſich aus der zuſammen geron-
nenen Figur vorher propheceyen
will, von was vor Handthierung es
einen Mann bekommen werde.
Bleyrin,
Beata, war ein devotes und in
der H. Schrifft ſehr erfahrnes
Weibes-Bild, geſtalt ſie auch ein
ſchoͤnes und Andacht-volles Gebet-
Buch geſchrieben, hinterlaſſen.
Bleyſtifft,
Iſt ein aus Waſſer-Bley mit
Holtz eingekleideter Griffel, mit
welchen ſich das Frauenzimmer
das Muſter auf den Nehe-Rahm
abzeichnet, oder ſelbigen ſonſt zu
ihrer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |