Heisset nach hiesiger Landes Art zu reden, die Feder-Betten bey schö- nen Sommer-Tagen an die Son- ne legen und ausbreiten, und selbige mit zwey langen schwancken Stäb- lein ausklopffen, damit die verstock- ten und in einen Klumpen verfall- nen Federn wiederum auflauffen, und von dem Schweiß nicht faul werden.
Betten stopffen,
Heisset die aus Barchent verfer- tigten Bett-Indelte mit geschlosse- nen oder gerissenen Federn anfüllen und ausstopffen.
Bett-Korb,
Ist ein grosser langer und flach- geflochtener Korb, worinnen die Ammen des Nachts in denen Wo- chen-Stuben zu schlaffen pflegen.
Bett-Tisch,
Ist ein aus Holtz verfertigtes und zusammen geschobenes Tisch- Gestelle, welches, wenn es aus ein- ander geschoben und aufgeschlagen wird, die Form eines Bettes be- kömmt, und man sich dessen in denen Kinder-Stuben bedienen kan.
Bett-Tuch,
Ist ein grosses breit und langes aus weisser Leinwand geschnittenes und umsaumtes Tuch, so man über die Pfühle und Unter-Betten zu breiten und zu schlagen pfleget: sie seynd entweder groß, klein oder Mittel.
Bett-Zopff, siehe Quaste im Ehe-Bette.
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Beutel Beyfuß
Beutel-Tuch,
Ist ein von Wolle weit löchericht und dünnes Gewebe, woraus das Frauen-Volck ihre so genannten Model-Tücher zu schneiden und in dieselbigen Creutz-Nath zu nehen pfleget.
Bey-Frau,
Ist eine erbare, erfahrne und be- tagte Frau, so denen Sechswöchne- rinnen, ausser der Kinder-Mutter bey Beschickung des kleinen Kindes auf Erfodern pfleget beyzustehen, und mit Rath und That an die Hand zu gehen.
Beyfuß,
Armoise, Artemisia, (von der Königin Artemisia, so dieses Kraut zu allererst gefunden und wahrge- genommen, also benennet;) hat nicht nur seinen Nutzen in der Me- dicin, sondern auch in der Küche, sonderlich die Gänse auszufüllen u. selbige nicht nur desto schmackhaff- ter, sondern auch gesunder zum ver- dauen zu machen, weilen dem Frau- enzimmer das Gänse-Fleisch dasjeni- ge gerne aufzuhalten pfleget, was doch sonst den ordentlichen Lauff ha- ben soll. Ehe man aber dieses Kraut in die Gänse stecken will, muß selbiges zuvorher gelesen, in der Lufft getrocknet und in heissen Wasser gesotten werden.
Beyfuß lesen,
Heisset die kleinen Blätter von dem noch vor der Blüte abgeschnit- tenen Beyfuß pflücken, damit die Knöpffgen allein daran verbleiben, und wenn man selbigen gelesen, in
kleine
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Bettenſi Bettzopff
Betten ſinnen,
Heiſſet nach hieſiger Landes Art zu reden, die Feder-Betten bey ſchoͤ- nen Sommer-Tagen an die Son- ne legen und ausbreiten, und ſelbige mit zwey langen ſchwancken Staͤb- lein ausklopffen, damit die verſtock- ten und in einen Klumpen verfall- nen Federn wiederum auflauffen, und von dem Schweiß nicht faul werden.
Betten ſtopffen,
Heiſſet die aus Barchent verfer- tigten Bett-Indelte mit geſchloſſe- nen oder geriſſenen Federn anfuͤllen und ausſtopffen.
Bett-Korb,
Iſt ein groſſer langer und flach- geflochtener Korb, worinnen die Ammen des Nachts in denen Wo- chen-Stuben zu ſchlaffen pflegen.
Bett-Tiſch,
Iſt ein aus Holtz verfertigtes und zuſammen geſchobenes Tiſch- Geſtelle, welches, wenn es aus ein- ander geſchoben und aufgeſchlagen wird, die Form eines Bettes be- koͤm̃t, und man ſich deſſen in denen Kinder-Stuben bedienen kan.
Bett-Tuch,
Iſt ein groſſes breit und langes aus weiſſer Leinwand geſchnittenes und umſaumtes Tuch, ſo man uͤber die Pfuͤhle und Unter-Betten zu breiten und zu ſchlagen pfleget: ſie ſeynd entweder groß, klein oder Mittel.
Bett-Zopff, ſiehe Quaſte im Ehe-Bette.
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Beutel Beyfuß
Beutel-Tuch,
Iſt ein von Wolle weit loͤchericht und duͤnnes Gewebe, woraus das Frauen-Volck ihre ſo genannten Model-Tuͤcher zu ſchneiden und in dieſelbigen Creutz-Nath zu nehen pfleget.
Bey-Frau,
Iſt eine erbare, erfahrne und be- tagte Frau, ſo denen Sechswoͤchne- rinnen, auſſer der Kinder-Mutter bey Beſchickung des kleinen Kindes auf Erfodern pfleget beyzuſtehen, und mit Rath und That an die Hand zu gehen.
Beyfuß,
Armoiſe, Artemiſia, (von der Koͤnigin Artemiſia, ſo dieſes Kraut zu allererſt gefunden und wahrge- genommen, alſo benennet;) hat nicht nur ſeinen Nutzen in der Me- dicin, ſondern auch in der Kuͤche, ſonderlich die Gaͤnſe auszufuͤllen u. ſelbige nicht nur deſto ſchmackhaff- ter, ſondern auch geſunder zum ver- dauen zu machen, weilen dem Frau- enzim̃er das Gaͤnſe-Fleiſch dasjeni- ge gerne aufzuhalten pfleget, was doch ſonſt den ordentlichen Lauff ha- ben ſoll. Ehe man aber dieſes Kraut in die Gaͤnſe ſtecken will, muß ſelbiges zuvorher geleſen, in der Lufft getrocknet und in heiſſen Waſſer geſotten werden.
Beyfuß leſen,
Heiſſet die kleinen Blaͤtter von dem noch vor der Bluͤte abgeſchnit- tenen Beyfuß pfluͤcken, damit die Knoͤpffgen allein daran verbleiben, und wenn man ſelbigen geleſen, in
kleine
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Bettenſi Bettzopff
Beutel Beyfuß
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Heiſſet nach hieſiger Landes Art
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mit zwey langen ſchwancken Staͤb-
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ten und in einen Klumpen verfall-
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und von dem Schweiß nicht faul
werden.
Betten ſtopffen,
Heiſſet die aus Barchent verfer-
tigten Bett-Indelte mit geſchloſſe-
nen oder geriſſenen Federn anfuͤllen
und ausſtopffen.
Bett-Korb,
Iſt ein groſſer langer und flach-
geflochtener Korb, worinnen die
Ammen des Nachts in denen Wo-
chen-Stuben zu ſchlaffen pflegen.
Bett-Tiſch,
Iſt ein aus Holtz verfertigtes
und zuſammen geſchobenes Tiſch-
Geſtelle, welches, wenn es aus ein-
ander geſchoben und aufgeſchlagen
wird, die Form eines Bettes be-
koͤm̃t, und man ſich deſſen in denen
Kinder-Stuben bedienen kan.
Bett-Tuch,
Iſt ein groſſes breit und langes
aus weiſſer Leinwand geſchnittenes
und umſaumtes Tuch, ſo man uͤber
die Pfuͤhle und Unter-Betten zu
breiten und zu ſchlagen pfleget: ſie
ſeynd entweder groß, klein oder
Mittel.
Bett-Zopff, ſiehe Quaſte
im Ehe-Bette.
Beutel-Tuch,
Iſt ein von Wolle weit loͤchericht
und duͤnnes Gewebe, woraus das
Frauen-Volck ihre ſo genannten
Model-Tuͤcher zu ſchneiden und in
dieſelbigen Creutz-Nath zu nehen
pfleget.
Bey-Frau,
Iſt eine erbare, erfahrne und be-
tagte Frau, ſo denen Sechswoͤchne-
rinnen, auſſer der Kinder-Mutter
bey Beſchickung des kleinen Kindes
auf Erfodern pfleget beyzuſtehen,
und mit Rath und That an die
Hand zu gehen.
Beyfuß,
Armoiſe, Artemiſia, (von der
Koͤnigin Artemiſia, ſo dieſes Kraut
zu allererſt gefunden und wahrge-
genommen, alſo benennet;) hat
nicht nur ſeinen Nutzen in der Me-
dicin, ſondern auch in der Kuͤche,
ſonderlich die Gaͤnſe auszufuͤllen u.
ſelbige nicht nur deſto ſchmackhaff-
ter, ſondern auch geſunder zum ver-
dauen zu machen, weilen dem Frau-
enzim̃er das Gaͤnſe-Fleiſch dasjeni-
ge gerne aufzuhalten pfleget, was
doch ſonſt den ordentlichen Lauff ha-
ben ſoll. Ehe man aber dieſes
Kraut in die Gaͤnſe ſtecken will,
muß ſelbiges zuvorher geleſen, in
der Lufft getrocknet und in heiſſen
Waſſer geſotten werden.
Beyfuß leſen,
Heiſſet die kleinen Blaͤtter von
dem noch vor der Bluͤte abgeſchnit-
tenen Beyfuß pfluͤcken, damit die
Knoͤpffgen allein daran verbleiben,
und wenn man ſelbigen geleſen, in
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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/124>, abgerufen am 27.07.2024.
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