Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Bettensi Bettzopff Betten sinnen, Heisset nach hiesiger Landes Art Betten stopffen, Heisset die aus Barchent verfer- Bett-Korb, Ist ein grosser langer und flach- Bett-Tisch, Ist ein aus Holtz verfertigtes Bett-Tuch, Ist ein grosses breit und langes Bett-Zopff, siehe Quaste [Spaltenumbruch]
im Ehe-Bette. Beutel Beyfuß Beutel-Tuch, Ist ein von Wolle weit löchericht Bey-Frau, Ist eine erbare, erfahrne und be- Beyfuß, Armoise, Artemisia, (von der Beyfuß lesen, Heisset die kleinen Blätter von kleine
[Spaltenumbruch]
Bettenſi Bettzopff Betten ſinnen, Heiſſet nach hieſiger Landes Art Betten ſtopffen, Heiſſet die aus Barchent verfer- Bett-Korb, Iſt ein groſſer langer und flach- Bett-Tiſch, Iſt ein aus Holtz verfertigtes Bett-Tuch, Iſt ein groſſes breit und langes Bett-Zopff, ſiehe Quaſte [Spaltenumbruch]
im Ehe-Bette. Beutel Beyfuß Beutel-Tuch, Iſt ein von Wolle weit loͤchericht Bey-Frau, Iſt eine erbare, erfahrne und be- Beyfuß, Armoiſe, Artemiſia, (von der Beyfuß leſen, Heiſſet die kleinen Blaͤtter von kleine
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0124"/> <cb n="203"/> </div><lb/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Bettenſi Bettzopff</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Betten ſinnen,</hi> </head><lb/> <p>Heiſſet nach hieſiger Landes Art<lb/> zu reden, die Feder-Betten bey ſchoͤ-<lb/> nen Sommer-Tagen an die Son-<lb/> ne legen und ausbreiten, und ſelbige<lb/> mit zwey langen ſchwancken Staͤb-<lb/> lein ausklopffen, damit die verſtock-<lb/> ten und in einen Klumpen verfall-<lb/> nen Federn wiederum auflauffen,<lb/> und von dem Schweiß nicht faul<lb/> werden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Betten ſtopffen,</hi> </head><lb/> <p>Heiſſet die aus Barchent verfer-<lb/> tigten Bett-Indelte mit geſchloſſe-<lb/> nen oder geriſſenen Federn anfuͤllen<lb/> und ausſtopffen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bett-Korb,</hi> </head><lb/> <p>Iſt ein groſſer langer und flach-<lb/> geflochtener Korb, worinnen die<lb/> Ammen des Nachts in denen Wo-<lb/> chen-Stuben zu ſchlaffen pflegen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bett-Tiſch,</hi> </head><lb/> <p>Iſt ein aus Holtz verfertigtes<lb/> und zuſammen geſchobenes Tiſch-<lb/> Geſtelle, welches, wenn es aus ein-<lb/> ander geſchoben und aufgeſchlagen<lb/> wird, die Form eines Bettes be-<lb/> koͤm̃t, und man ſich deſſen in denen<lb/> Kinder-Stuben bedienen kan.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bett-Tuch,</hi> </head><lb/> <p>Iſt ein groſſes breit und langes<lb/> aus weiſſer Leinwand geſchnittenes<lb/> und umſaumtes Tuch, ſo man uͤber<lb/> die Pfuͤhle und Unter-Betten zu<lb/> breiten und zu ſchlagen pfleget: ſie<lb/> ſeynd entweder groß, klein oder<lb/> Mittel.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bett-Zopff, ſiehe Quaſte<lb/> im Ehe-Bette.</hi> </head><lb/> <cb n="204"/> </div><lb/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Beutel Beyfuß</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Beutel-Tuch,</hi> </head><lb/> <p>Iſt ein von Wolle weit loͤchericht<lb/> und duͤnnes Gewebe, woraus das<lb/> Frauen-Volck ihre ſo genannten<lb/> Model-Tuͤcher zu ſchneiden und in<lb/> dieſelbigen Creutz-Nath zu nehen<lb/> pfleget.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bey-Frau,</hi> </head><lb/> <p>Iſt eine erbare, erfahrne und be-<lb/> tagte Frau, ſo denen Sechswoͤchne-<lb/> rinnen, auſſer der Kinder-Mutter<lb/> bey Beſchickung des kleinen Kindes<lb/> auf Erfodern pfleget beyzuſtehen,<lb/> und mit Rath und That an die<lb/> Hand zu gehen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Beyfuß,</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Armoiſe, Artemiſia,</hi> (von der<lb/> Koͤnigin <hi rendition="#aq">Artemiſia,</hi> ſo dieſes Kraut<lb/> zu allererſt gefunden und wahrge-<lb/> genommen, alſo benennet;) hat<lb/> nicht nur ſeinen Nutzen in der <hi rendition="#aq">Me-<lb/> dicin,</hi> ſondern auch in der Kuͤche,<lb/> ſonderlich die Gaͤnſe auszufuͤllen u.<lb/> ſelbige nicht nur deſto ſchmackhaff-<lb/> ter, ſondern auch geſunder zum ver-<lb/> dauen zu machen, weilen dem Frau-<lb/> enzim̃er das Gaͤnſe-Fleiſch dasjeni-<lb/> ge gerne aufzuhalten pfleget, was<lb/> doch ſonſt den ordentlichen Lauff ha-<lb/> ben ſoll. Ehe man aber dieſes<lb/> Kraut in die Gaͤnſe ſtecken will,<lb/> muß ſelbiges zuvorher geleſen, in<lb/> der Lufft getrocknet und in heiſſen<lb/> Waſſer geſotten werden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Beyfuß leſen,</hi> </head><lb/> <p>Heiſſet die kleinen Blaͤtter von<lb/> dem noch vor der Bluͤte abgeſchnit-<lb/> tenen Beyfuß pfluͤcken, damit die<lb/> Knoͤpffgen allein daran verbleiben,<lb/> und wenn man ſelbigen geleſen, in<lb/> <fw place="bottom" type="catch">kleine</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0124]
Bettenſi Bettzopff
Beutel Beyfuß
Betten ſinnen,
Heiſſet nach hieſiger Landes Art
zu reden, die Feder-Betten bey ſchoͤ-
nen Sommer-Tagen an die Son-
ne legen und ausbreiten, und ſelbige
mit zwey langen ſchwancken Staͤb-
lein ausklopffen, damit die verſtock-
ten und in einen Klumpen verfall-
nen Federn wiederum auflauffen,
und von dem Schweiß nicht faul
werden.
Betten ſtopffen,
Heiſſet die aus Barchent verfer-
tigten Bett-Indelte mit geſchloſſe-
nen oder geriſſenen Federn anfuͤllen
und ausſtopffen.
Bett-Korb,
Iſt ein groſſer langer und flach-
geflochtener Korb, worinnen die
Ammen des Nachts in denen Wo-
chen-Stuben zu ſchlaffen pflegen.
Bett-Tiſch,
Iſt ein aus Holtz verfertigtes
und zuſammen geſchobenes Tiſch-
Geſtelle, welches, wenn es aus ein-
ander geſchoben und aufgeſchlagen
wird, die Form eines Bettes be-
koͤm̃t, und man ſich deſſen in denen
Kinder-Stuben bedienen kan.
Bett-Tuch,
Iſt ein groſſes breit und langes
aus weiſſer Leinwand geſchnittenes
und umſaumtes Tuch, ſo man uͤber
die Pfuͤhle und Unter-Betten zu
breiten und zu ſchlagen pfleget: ſie
ſeynd entweder groß, klein oder
Mittel.
Bett-Zopff, ſiehe Quaſte
im Ehe-Bette.
Beutel-Tuch,
Iſt ein von Wolle weit loͤchericht
und duͤnnes Gewebe, woraus das
Frauen-Volck ihre ſo genannten
Model-Tuͤcher zu ſchneiden und in
dieſelbigen Creutz-Nath zu nehen
pfleget.
Bey-Frau,
Iſt eine erbare, erfahrne und be-
tagte Frau, ſo denen Sechswoͤchne-
rinnen, auſſer der Kinder-Mutter
bey Beſchickung des kleinen Kindes
auf Erfodern pfleget beyzuſtehen,
und mit Rath und That an die
Hand zu gehen.
Beyfuß,
Armoiſe, Artemiſia, (von der
Koͤnigin Artemiſia, ſo dieſes Kraut
zu allererſt gefunden und wahrge-
genommen, alſo benennet;) hat
nicht nur ſeinen Nutzen in der Me-
dicin, ſondern auch in der Kuͤche,
ſonderlich die Gaͤnſe auszufuͤllen u.
ſelbige nicht nur deſto ſchmackhaff-
ter, ſondern auch geſunder zum ver-
dauen zu machen, weilen dem Frau-
enzim̃er das Gaͤnſe-Fleiſch dasjeni-
ge gerne aufzuhalten pfleget, was
doch ſonſt den ordentlichen Lauff ha-
ben ſoll. Ehe man aber dieſes
Kraut in die Gaͤnſe ſtecken will,
muß ſelbiges zuvorher geleſen, in
der Lufft getrocknet und in heiſſen
Waſſer geſotten werden.
Beyfuß leſen,
Heiſſet die kleinen Blaͤtter von
dem noch vor der Bluͤte abgeſchnit-
tenen Beyfuß pfluͤcken, damit die
Knoͤpffgen allein daran verbleiben,
und wenn man ſelbigen geleſen, in
kleine
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |