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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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Wochen Wocken
angemacht, denen Gevattern in
der Wochen-Stube vorgesetzet
und praesentiret wird.

Wochen-Stube,

Ist ein reinlich und wohl-meu-
blirtes
Zimmer im Hause, worin-
nen die Kind-Betterin ihre Sechs-
Wochen hält, und den Wochen-
Besuch anzunehmen pfleget. Man
findet darinnen hauptsächlich das
Wochen-Bette, Wochen- und an-
dere Stühle, Wiege, kostbare
Spiegel und Teppichte über die
Tische, und andere Zierrathen
mehr.

Wochen-Stühle,

Seynd zwey grosse, von Sam-
met, Damast, Tapeten, Gold- oder
andern Leder überzogene und mit
saubern gelben Zwecken beschlage-
ne Sessel, mit einer Hinter- und
zwo Seiten-Lehnen befestiget, wel-
che vor das Bette der Sechs-
Wöchnerin zur Zierrath gestellet
und gesetzet werden.

Wocken,

Ist das oberste Theil am Spin-
ne-Rad oder Rocken, worum der
Flachs, Werck oder die Wolle ge-
schlagen wird.

Wocken auflegen,

Heisset den auseinander gebrei-
teten und klar ausgezogenen Flachs
oder Werck um den Spinnewocken
locker legen und aufwinden.

Wocken-Band,

Ist ein insgemein von Zwirn
gewebtes schmales Band, wormit
der Flachs oder das Werck, so um
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Wocken Wolffs
den Wocken geschlagen worden, be-
festiget wird.

Wocken-Papier,

Ist ein Bogen Maculatur oder
ander Papier, welches um den auf-
gelegten Wocken geschlagen wird,
um selbigen dadurch zu befestigen.

Wohlriechende Küßltin,

Sind kleine von allerhand Estoff,
Damast, Taffet oder Zindel zusam-
men genehete und mit allerhand
wohlriechenden Specereyen und
Kräutern angefüllte und durch-
stochene Küßlein, so das Frauen-
zimmer unter ihren Putz und Wä-
sche mit zu legen pfleget, um selbi-
gen dadurch einen schönen Geruch
zu geben und sie zu parsumiren.

Wolckwitzin,

Catharina, war Anno 1481.
Aebtissin in dem im XIII. Seculo
gestiffteten Nonnen-Closter zu St.
Georgen
in Leipzig Bernhardiner-
Ordens.

den Wolff in denen zwölff
Nächten nicht nen-
nen,

Ist ein alter Weiber-Aberglau-
be, die denen Schäfern verbiethen
den Wolff ja nicht in denen zwölff
Christ-Nächten zu nennen, damit
selbiger nicht die Schafe zerreisse.

Wolffs-Zahn,

Ist ein in Silber eingefaßter
und mit dergleichen kleinen Schel-
len besetzter Zahn vom Wolffe, so
insgemein an dem Kinder-Pater-
noster
henget, welchen man denen

Kindern,

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Wochen Wocken
angemacht, denen Gevattern in
der Wochen-Stube vorgeſetzet
und præſentiret wird.

Wochen-Stube,

Iſt ein reinlich und wohl-meu-
blirtes
Zimmer im Hauſe, worin-
nen die Kind-Betterin ihre Sechs-
Wochen haͤlt, und den Wochen-
Beſuch anzunehmen pfleget. Man
findet darinnen hauptſaͤchlich das
Wochen-Bette, Wochen- und an-
dere Stuͤhle, Wiege, koſtbare
Spiegel und Teppichte uͤber die
Tiſche, und andere Zierrathen
mehr.

Wochen-Stuͤhle,

Seynd zwey groſſe, von Sam-
met, Damaſt, Tapeten, Gold- oder
andern Leder uͤberzogene und mit
ſaubern gelben Zwecken beſchlage-
ne Seſſel, mit einer Hinter- und
zwo Seiten-Lehnen befeſtiget, wel-
che vor das Bette der Sechs-
Woͤchnerin zur Zierrath geſtellet
und geſetzet werden.

Wocken,

Iſt das oberſte Theil am Spin-
ne-Rad oder Rocken, worum der
Flachs, Werck oder die Wolle ge-
ſchlagen wird.

Wocken auflegen,

Heiſſet den auseinander gebrei-
teten und klar ausgezogenen Flachs
oder Werck um den Spinnewocken
locker legen und aufwinden.

Wocken-Band,

Iſt ein insgemein von Zwirn
gewebtes ſchmales Band, wormit
der Flachs oder das Werck, ſo um
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Wocken Wolffs
den Wocken geſchlagen worden, be-
feſtiget wird.

Wocken-Papier,

Iſt ein Bogen Maculatur oder
ander Papier, welches um den auf-
gelegten Wocken geſchlagen wird,
um ſelbigen dadurch zu befeſtigen.

Wohlriechende Kuͤßltin,

Sind kleine von allerhand Eſtoff,
Damaſt, Taffet oder Zindel zuſam-
men genehete und mit allerhand
wohlriechenden Specereyen und
Kraͤutern angefuͤllte und durch-
ſtochene Kuͤßlein, ſo das Frauen-
zimmer unter ihren Putz und Waͤ-
ſche mit zu legen pfleget, um ſelbi-
gen dadurch einen ſchoͤnen Geruch
zu geben und ſie zu parſumiren.

Wolckwitzin,

Catharina, war Anno 1481.
Aebtiſſin in dem im XIII. Seculo
geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu St.
Georgen
in Leipzig Bernhardiner-
Ordens.

den Wolff in denen zwoͤlff
Naͤchten nicht nen-
nen,

Iſt ein alter Weiber-Aberglau-
be, die denen Schaͤfern verbiethen
den Wolff ja nicht in denen zwoͤlff
Chriſt-Naͤchten zu nennen, damit
ſelbiger nicht die Schafe zerreiſſe.

Wolffs-Zahn,

Iſt ein in Silber eingefaßter
und mit dergleichen kleinen Schel-
len beſetzter Zahn vom Wolffe, ſo
insgemein an dem Kinder-Pater-
noſter
henget, welchen man denen

Kindern,
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[1088] Wochen Wocken Wocken Wolffs angemacht, denen Gevattern in der Wochen-Stube vorgeſetzet und præſentiret wird. Wochen-Stube, Iſt ein reinlich und wohl-meu- blirtes Zimmer im Hauſe, worin- nen die Kind-Betterin ihre Sechs- Wochen haͤlt, und den Wochen- Beſuch anzunehmen pfleget. Man findet darinnen hauptſaͤchlich das Wochen-Bette, Wochen- und an- dere Stuͤhle, Wiege, koſtbare Spiegel und Teppichte uͤber die Tiſche, und andere Zierrathen mehr. Wochen-Stuͤhle, Seynd zwey groſſe, von Sam- met, Damaſt, Tapeten, Gold- oder andern Leder uͤberzogene und mit ſaubern gelben Zwecken beſchlage- ne Seſſel, mit einer Hinter- und zwo Seiten-Lehnen befeſtiget, wel- che vor das Bette der Sechs- Woͤchnerin zur Zierrath geſtellet und geſetzet werden. Wocken, Iſt das oberſte Theil am Spin- ne-Rad oder Rocken, worum der Flachs, Werck oder die Wolle ge- ſchlagen wird. Wocken auflegen, Heiſſet den auseinander gebrei- teten und klar ausgezogenen Flachs oder Werck um den Spinnewocken locker legen und aufwinden. Wocken-Band, Iſt ein insgemein von Zwirn gewebtes ſchmales Band, wormit der Flachs oder das Werck, ſo um den Wocken geſchlagen worden, be- feſtiget wird. Wocken-Papier, Iſt ein Bogen Maculatur oder ander Papier, welches um den auf- gelegten Wocken geſchlagen wird, um ſelbigen dadurch zu befeſtigen. Wohlriechende Kuͤßltin, Sind kleine von allerhand Eſtoff, Damaſt, Taffet oder Zindel zuſam- men genehete und mit allerhand wohlriechenden Specereyen und Kraͤutern angefuͤllte und durch- ſtochene Kuͤßlein, ſo das Frauen- zimmer unter ihren Putz und Waͤ- ſche mit zu legen pfleget, um ſelbi- gen dadurch einen ſchoͤnen Geruch zu geben und ſie zu parſumiren. Wolckwitzin, Catharina, war Anno 1481. Aebtiſſin in dem im XIII. Seculo geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu St. Georgen in Leipzig Bernhardiner- Ordens. den Wolff in denen zwoͤlff Naͤchten nicht nen- nen, Iſt ein alter Weiber-Aberglau- be, die denen Schaͤfern verbiethen den Wolff ja nicht in denen zwoͤlff Chriſt-Naͤchten zu nennen, damit ſelbiger nicht die Schafe zerreiſſe. Wolffs-Zahn, Iſt ein in Silber eingefaßter und mit dergleichen kleinen Schel- len beſetzter Zahn vom Wolffe, ſo insgemein an dem Kinder-Pater- noſter henget, welchen man denen Kindern,

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/1088>, abgerufen am 18.11.2024.