Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Wittben Witzend
vor ehrlich und richtig gehalten,
wenn es aber später kömmt, wird
es vor unächtig erkannt. Carpz.
Def. 15. & Respons. 111. n.
11.
Doch werden völlige 30. Tage in
einem ieden Monat gerechnet.
Die Wittben in Indien, so sich
mit ihren verstorbenen Männern
nicht zugleich wolten verbrennen
lassen, hiessen ein Schandfleck ihres
Geschlechtes, ein Spott des Pö-
bels, und die allerunwürdigsten
Seelen.

Wittben-Kasten,

Ist ein an etlichen Orten ge-
bräuchliches und absonderlich auf-
gerichtetes AErarium publicum oder
öffentliche Cassa, woraus denen be-
dürfftigen Wittben etwas zu ihrem
Unterhalt von der Obrigkeit pfle-
get gereicht zu werden.

Wittben-Kleid. siehe.
Trauer-Kleid.
von der Witte,

Alheit, war eine Adeliche Jung-
fer und gute Historica, so die Gräf-
lichen Geschlechter von Wintzen-
burg, Woldenberg, Schladen und
Eberstein artig und wohl beschrie-
ben haben soll.

Witthum, Witthum-Sitz.
siehe. Leib-Gedinge.
von Witzendorffen,

Wilhelmina, gebohrne von
Böschen, ein in der Instrumental-
und Vocal-Music erfahrnes Fräu-
[l]ein, gestalt sie nicht nur ein nettes
Clavier spielet, sondern auch im
[Spaltenumbruch]

Wlasse Wochen
Singen wenig ihres gleichen ha-
ben wird.

Wlasse. siehe. Valisca.
Wochen-Bette,

Ist ein auf vielerley Facon aus-
staffirtes und prächtig geziertes er-
habenes Bette, worinnen die
Sechswöchnerin zu liegen oder zu
sitzen pfleget. Man findet insge-
mein daran Vorhänge, von Da-
mast, Atlas, Taffet oder Nesteltuch
und Caton, falbaliret oder mit an-
dern Zierrathen besetzt; einen
Crantz um selbiges, einen Bett-
Zopff von innen, saubere Küssen
und Uberzüge darüber, mit schönen
Strichen und Spitzen durchnehet,
Decke über das Wochen-Bette,
Vorstecke-Tuch, u. d. g. m.

vor die Wochen gehen,

Heisset nach hiesiger Landes-Art,
wenn die Gevatterinnen oder an-
dere gute Freundinnen die Kind-
Betterin in ihren Sechs-Wochen
besuchen, und ihr die gewöhnlichen
Visiten geben; es geschiehet aber
solcher Wochen-Besuch insgemein
zu zweyen mahlen.

Wochen-Hemdlein,

Seynd kleine absonderliche
Hemdlein vor die Wochen-Kin-
der, so vornher gantz offen sind, und
keine Achsel-Flecke haben.

Wochen-Kanne,

Ist eine grosse silberue Zier-ver-
goldte und mit getriebner Arbeit
gezierte Kanne u. Trinck-Geschirr,
worinnen bey Kind-Tauffen der
Wein mit Zucker und Citronen

ange-
X x x 5

[Spaltenumbruch]

Wittben Witzend
vor ehrlich und richtig gehalten,
wenn es aber ſpaͤter koͤmmt, wird
es vor unaͤchtig erkannt. Carpz.
Def. 15. & Reſponſ. 111. n.
11.
Doch werden voͤllige 30. Tage in
einem ieden Monat gerechnet.
Die Wittben in Indien, ſo ſich
mit ihren verſtorbenen Maͤnnern
nicht zugleich wolten verbrennen
laſſen, hieſſen ein Schandfleck ihres
Geſchlechtes, ein Spott des Poͤ-
bels, und die allerunwuͤrdigſten
Seelen.

Wittben-Kaſten,

Iſt ein an etlichen Orten ge-
braͤuchliches und abſonderlich auf-
gerichtetes Ærarium publicum oder
oͤffentliche Caſſa, woraus denen be-
duͤrfftigen Wittben etwas zu ihrem
Unterhalt von der Obrigkeit pfle-
get gereicht zu werden.

Wittben-Kleid. ſiehe.
Trauer-Kleid.
von der Witte,

Alheit, war eine Adeliche Jung-
fer und gute Hiſtorica, ſo die Graͤf-
lichen Geſchlechter von Wintzen-
burg, Woldenberg, Schladen und
Eberſtein artig und wohl beſchrie-
ben haben ſoll.

Witthum, Witthum-Sitz.
ſiehe. Leib-Gedinge.
von Witzendorffen,

Wilhelmina, gebohrne von
Boͤſchen, ein in der Inſtrumental-
und Vocal-Muſic erfahrnes Fraͤu-
[l]ein, geſtalt ſie nicht nur ein nettes
Clavier ſpielet, ſondern auch im
[Spaltenumbruch]

Wlaſſe Wochen
Singen wenig ihres gleichen ha-
ben wird.

Wlaſſe. ſiehe. Valiſca.
Wochen-Bette,

Iſt ein auf vielerley Façon aus-
ſtaffirtes und praͤchtig geziertes er-
habenes Bette, worinnen die
Sechswoͤchnerin zu liegen oder zu
ſitzen pfleget. Man findet insge-
mein daran Vorhaͤnge, von Da-
maſt, Atlas, Taffet oder Neſteltuch
und Caton, falbaliret oder mit an-
dern Zierrathen beſetzt; einen
Crantz um ſelbiges, einen Bett-
Zopff von innen, ſaubere Kuͤſſen
und Uberzuͤge daruͤber, mit ſchoͤnen
Strichen und Spitzen durchnehet,
Decke uͤber das Wochen-Bette,
Vorſtecke-Tuch, u. d. g. m.

vor die Wochen gehen,

Heiſſet nach hieſiger Landes-Art,
wenn die Gevatterinnen oder an-
dere gute Freundinnen die Kind-
Betterin in ihren Sechs-Wochen
beſuchen, und ihr die gewoͤhnlichen
Viſiten geben; es geſchiehet aber
ſolcher Wochen-Beſuch insgemein
zu zweyen mahlen.

Wochen-Hemdlein,

Seynd kleine abſonderliche
Hemdlein vor die Wochen-Kin-
der, ſo vornher gantz offen ſind, und
keine Achſel-Flecke haben.

Wochen-Kanne,

Iſt eine groſſe ſilberue Zier-ver-
goldte und mit getriebner Arbeit
gezierte Kanne u. Trinck-Geſchirr,
worinnen bey Kind-Tauffen der
Wein mit Zucker und Citronen

ange-
X x x 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1087"/><cb n="2129"/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Wittben Witzend</hi></fw><lb/>
vor ehrlich und richtig gehalten,<lb/>
wenn es aber &#x017F;pa&#x0364;ter ko&#x0364;mmt, wird<lb/>
es vor una&#x0364;chtig erkannt. <hi rendition="#aq">Carpz.<lb/>
Def. 15. &amp; Re&#x017F;pon&#x017F;. 111. n.</hi> 11.<lb/>
Doch werden vo&#x0364;llige 30. Tage in<lb/>
einem ieden Monat gerechnet.<lb/>
Die Wittben in Indien, &#x017F;o &#x017F;ich<lb/>
mit ihren ver&#x017F;torbenen Ma&#x0364;nnern<lb/>
nicht zugleich wolten verbrennen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, hie&#x017F;&#x017F;en ein Schandfleck ihres<lb/>
Ge&#x017F;chlechtes, ein Spott des Po&#x0364;-<lb/>
bels, und die allerunwu&#x0364;rdig&#x017F;ten<lb/>
Seelen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wittben-Ka&#x017F;ten,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein an etlichen Orten ge-<lb/>
bra&#x0364;uchliches und ab&#x017F;onderlich auf-<lb/>
gerichtetes <hi rendition="#aq">Ærarium publicum</hi> oder<lb/>
o&#x0364;ffentliche <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;&#x017F;a,</hi> woraus denen be-<lb/>
du&#x0364;rfftigen Wittben etwas zu ihrem<lb/>
Unterhalt von der Obrigkeit pfle-<lb/>
get gereicht zu werden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wittben-Kleid. &#x017F;iehe.<lb/>
Trauer-Kleid.</hi> </head>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">von der Witte,</hi> </head><lb/>
          <p>Alheit, war eine Adeliche Jung-<lb/>
fer und gute <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;torica,</hi> &#x017F;o die Gra&#x0364;f-<lb/>
lichen Ge&#x017F;chlechter von Wintzen-<lb/>
burg, Woldenberg, Schladen und<lb/>
Eber&#x017F;tein artig und wohl be&#x017F;chrie-<lb/>
ben haben &#x017F;oll.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Witthum, Witthum-Sitz.<lb/>
&#x017F;iehe. Leib-Gedinge.</hi> </head>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">von Witzendorffen,</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Wilhelmina,</hi> gebohrne von<lb/>
Bo&#x0364;&#x017F;chen, ein in der <hi rendition="#aq">In&#x017F;trumental-</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">Vocal-Mu&#x017F;ic</hi> erfahrnes Fra&#x0364;u-<lb/><supplied>l</supplied>ein, ge&#x017F;talt &#x017F;ie nicht nur ein nettes<lb/><hi rendition="#aq">Clavier</hi> &#x017F;pielet, &#x017F;ondern auch im<lb/><cb n="2130"/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Wla&#x017F;&#x017F;e Wochen</hi></fw><lb/>
Singen wenig ihres gleichen ha-<lb/>
ben wird.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b">Wla&#x017F;&#x017F;e.</hi> &#x017F;iehe. <hi rendition="#aq">Vali&#x017F;ca.</hi></head>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wochen-Bette,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein auf vielerley <hi rendition="#aq">Façon</hi> aus-<lb/>
&#x017F;taffirtes und pra&#x0364;chtig geziertes er-<lb/>
habenes Bette, worinnen die<lb/>
Sechswo&#x0364;chnerin zu liegen oder zu<lb/>
&#x017F;itzen pfleget. Man findet insge-<lb/>
mein daran Vorha&#x0364;nge, von Da-<lb/>
ma&#x017F;t, Atlas, Taffet oder Ne&#x017F;teltuch<lb/>
und <hi rendition="#aq">Caton, falbaliret</hi> oder mit an-<lb/>
dern Zierrathen be&#x017F;etzt; einen<lb/>
Crantz um &#x017F;elbiges, einen Bett-<lb/>
Zopff von innen, &#x017F;aubere Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und Uberzu&#x0364;ge daru&#x0364;ber, mit &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/>
Strichen und Spitzen durchnehet,<lb/>
Decke u&#x0364;ber das Wochen-Bette,<lb/>
Vor&#x017F;tecke-Tuch, u. d. g. m.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">vor die Wochen gehen,</hi> </head><lb/>
          <p>Hei&#x017F;&#x017F;et nach hie&#x017F;iger Landes-Art,<lb/>
wenn die Gevatterinnen oder an-<lb/>
dere gute Freundinnen die Kind-<lb/>
Betterin in ihren Sechs-Wochen<lb/>
be&#x017F;uchen, und ihr die gewo&#x0364;hnlichen<lb/><hi rendition="#aq">Vi&#x017F;iten</hi> geben; es ge&#x017F;chiehet aber<lb/>
&#x017F;olcher Wochen-Be&#x017F;uch insgemein<lb/>
zu zweyen mahlen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wochen-Hemdlein,</hi> </head><lb/>
          <p>Seynd kleine ab&#x017F;onderliche<lb/>
Hemdlein vor die Wochen-Kin-<lb/>
der, &#x017F;o vornher gantz offen &#x017F;ind, und<lb/>
keine Ach&#x017F;el-Flecke haben.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wochen-Kanne,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t eine gro&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ilberue Zier-ver-<lb/>
goldte und mit getriebner Arbeit<lb/>
gezierte Kanne u. Trinck-Ge&#x017F;chirr,<lb/>
worinnen bey Kind-Tauffen der<lb/>
Wein mit Zucker und Citronen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X x x 5</fw><fw place="bottom" type="catch">ange-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1087] Wittben Witzend Wlaſſe Wochen vor ehrlich und richtig gehalten, wenn es aber ſpaͤter koͤmmt, wird es vor unaͤchtig erkannt. Carpz. Def. 15. & Reſponſ. 111. n. 11. Doch werden voͤllige 30. Tage in einem ieden Monat gerechnet. Die Wittben in Indien, ſo ſich mit ihren verſtorbenen Maͤnnern nicht zugleich wolten verbrennen laſſen, hieſſen ein Schandfleck ihres Geſchlechtes, ein Spott des Poͤ- bels, und die allerunwuͤrdigſten Seelen. Wittben-Kaſten, Iſt ein an etlichen Orten ge- braͤuchliches und abſonderlich auf- gerichtetes Ærarium publicum oder oͤffentliche Caſſa, woraus denen be- duͤrfftigen Wittben etwas zu ihrem Unterhalt von der Obrigkeit pfle- get gereicht zu werden. Wittben-Kleid. ſiehe. Trauer-Kleid. von der Witte, Alheit, war eine Adeliche Jung- fer und gute Hiſtorica, ſo die Graͤf- lichen Geſchlechter von Wintzen- burg, Woldenberg, Schladen und Eberſtein artig und wohl beſchrie- ben haben ſoll. Witthum, Witthum-Sitz. ſiehe. Leib-Gedinge. von Witzendorffen, Wilhelmina, gebohrne von Boͤſchen, ein in der Inſtrumental- und Vocal-Muſic erfahrnes Fraͤu- lein, geſtalt ſie nicht nur ein nettes Clavier ſpielet, ſondern auch im Singen wenig ihres gleichen ha- ben wird. Wlaſſe. ſiehe. Valiſca. Wochen-Bette, Iſt ein auf vielerley Façon aus- ſtaffirtes und praͤchtig geziertes er- habenes Bette, worinnen die Sechswoͤchnerin zu liegen oder zu ſitzen pfleget. Man findet insge- mein daran Vorhaͤnge, von Da- maſt, Atlas, Taffet oder Neſteltuch und Caton, falbaliret oder mit an- dern Zierrathen beſetzt; einen Crantz um ſelbiges, einen Bett- Zopff von innen, ſaubere Kuͤſſen und Uberzuͤge daruͤber, mit ſchoͤnen Strichen und Spitzen durchnehet, Decke uͤber das Wochen-Bette, Vorſtecke-Tuch, u. d. g. m. vor die Wochen gehen, Heiſſet nach hieſiger Landes-Art, wenn die Gevatterinnen oder an- dere gute Freundinnen die Kind- Betterin in ihren Sechs-Wochen beſuchen, und ihr die gewoͤhnlichen Viſiten geben; es geſchiehet aber ſolcher Wochen-Beſuch insgemein zu zweyen mahlen. Wochen-Hemdlein, Seynd kleine abſonderliche Hemdlein vor die Wochen-Kin- der, ſo vornher gantz offen ſind, und keine Achſel-Flecke haben. Wochen-Kanne, Iſt eine groſſe ſilberue Zier-ver- goldte und mit getriebner Arbeit gezierte Kanne u. Trinck-Geſchirr, worinnen bey Kind-Tauffen der Wein mit Zucker und Citronen ange- X x x 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/1087
Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/1087>, abgerufen am 18.11.2024.