Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Wachs Sie hat auch eine ziemliche Incli-nation und Geschicklichkeit zur Poesie spühren lassen, und war in der Vocal- und Instrumental Music wohl erfahren; auch in der Re- chen-Kunst sehr geübt. Es sind dieser gelehrten Jungfer viel schö- ne Epitaphia in Lateinischer, Fran- tzöischer und Italiänischer Spra- che auffgesetzet und zusammen ge- druckt worden; Conrad Bachman- nus Prof. in Giessen, hat 2. schöne Epigrammata auf sie gemacht. Wachs-Band, Ist ein breites seidenes Band Wächsen Zwirn, Heisset denen Nähderinnen die Wachs-Lappen, Ist ein von alten wöllenen Tuch Wachsstock-Scheere, Ist ein entweder von Silber Wachtel Wagen bes-Volck das zarte und geschmei-dige Wachs-Licht zu winden, und darmit in dem Hause herum zu ge- hen pfleget. Wachtel, Coturnix. Caille, ist ein sprenck- Wächterin, Heist insgemein diejenige Frau, Wagen-Korb, Ist ein von schlancken Ruthen Wagenseilin, Helena Sibylla von Altorff, des niel U u u 4
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Wachs Sie hat auch eine ziemliche Incli-nation und Geſchicklichkeit zur Poeſie ſpuͤhren laſſen, und war in der Vocal- und Inſtrumental Muſic wohl erfahren; auch in der Re- chen-Kunſt ſehr geuͤbt. Es ſind dieſer gelehrten Jungfer viel ſchoͤ- ne Epitaphia in Lateiniſcher, Fran- tzoͤiſcher und Italiaͤniſcher Spra- che auffgeſetzet und zuſammen ge- druckt worden; Conrad Bachman- nus Prof. in Gieſſen, hat 2. ſchoͤne Epigrammata auf ſie gemacht. Wachs-Band, Iſt ein breites ſeidenes Band Waͤchſen Zwirn, Heiſſet denen Naͤhderinnen die Wachs-Lappen, Iſt ein von alten woͤllenen Tuch Wachsſtock-Scheere, Iſt ein entweder von Silber Wachtel Wagen bes-Volck das zarte und geſchmei-dige Wachs-Licht zu winden, und darmit in dem Hauſe herum zu ge- hen pfleget. Wachtel, Coturnix. Caille, iſt ein ſprenck- Waͤchterin, Heiſt insgemein diejenige Frau, Wagen-Korb, Iſt ein von ſchlancken Ruthen Wagenſeilin, Helena Sibylla von Altorff, des niel U u u 4
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Wachs
Wachtel Wagen
Sie hat auch eine ziemliche Incli-
nation und Geſchicklichkeit zur
Poeſie ſpuͤhren laſſen, und war in
der Vocal- und Inſtrumental Muſic
wohl erfahren; auch in der Re-
chen-Kunſt ſehr geuͤbt. Es ſind
dieſer gelehrten Jungfer viel ſchoͤ-
ne Epitaphia in Lateiniſcher, Fran-
tzoͤiſcher und Italiaͤniſcher Spra-
che auffgeſetzet und zuſammen ge-
druckt worden; Conrad Bachman-
nus Prof. in Gieſſen, hat 2. ſchoͤne
Epigrammata auf ſie gemacht.
Wachs-Band,
Iſt ein breites ſeidenes Band
mit zerlaſſenen Wachs beſtrichen,
wormit man denen kleinen Jung-
fern die vorderſten Haare hinter-
gewehnet, und ſelbige ſtraff hinter-
bindet.
Waͤchſen Zwirn,
Heiſſet denen Naͤhderinnen die
Zwirnfaͤden, wormit ſie in Hauß-
Leinwand nehen wollen, mit weiſſen
Jungfern-Wachs uͤberziehen, da-
mit er nicht ſo offt reiſſe, und ſie im
nehen auffhalte.
Wachs-Lappen,
Iſt ein von alten woͤllenen Tuch
mit Wachs uͤberſchmierter Fleck
und Lappen, mit welchen das Ge-
ſinde die Schꝛaͤncke, Threſor, Stuͤhl
und Tiſch-Geſtelle glatt und helle
zu reiben pfleget.
Wachsſtock-Scheere,
Iſt ein entweder von Silber
oder Meßing und Eiſen zubereite-
tes kleines Geſtelle mit zwey dicht
in einander ſchneidenden Ober-
Theilen verſehen, worauf das Wei-
bes-Volck das zarte und geſchmei-
dige Wachs-Licht zu winden, und
darmit in dem Hauſe herum zu ge-
hen pfleget.
Wachtel,
Coturnix. Caille, iſt ein ſprenck-
lichter Vogel ohne Schwantz, der
ſich wie das Rebhun gerne zur Erde
haͤlt; Man ſagt: es waͤren dieſe
Voͤgel der Unkeuſchheit ergeben,
auch zum verſpeiſen untuͤchtig, weil
diejenigen, ſo davon eſſen, nach Avi-
cennæ Bericht den Krampff und
einen krummen Hals bekommen
ſollen, welches aber andere Leute
nicht glauben wollen. Vielmehr
haͤlt unſer Koch ſolche, was den
Geſchmack und Guͤte betrifft, denen
Rebhuͤnern gleich, will auch daß
man ſie eben wie dieſe tractire und
zurichte.
Waͤchterin,
Heiſt insgemein diejenige Frau,
ſo des Nachts uͤber in denen Wo-
chen-Stuben oder bey andern
krancken Patienten zu wachen, und
ſelbigen an die Hand zu gehen
pfleget.
Wagen-Korb,
Iſt ein von ſchlancken Ruthen
oval rund geflochtenes Behaͤltniß
auf vier hoͤltzernen Raͤdern oder
Rollen ſtehend, worinnen die Muh-
men und Ammen die kleinen Kin-
der auff und nieder zu fahren pfle-
gen. Iſt mannichmahl von oben-
her mit einem Spiegel bedecket.
Wagenſeilin,
Helena Sibylla von Altorff, des
beruͤhmten Joh. Chriſtoph Wagen-
ſeils einige Tochter, und Prof. Da-
niel
U u u 4
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