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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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Venda
Actionen dennoch seine beständige
Liebe gegen sie blicken ließ. Venda
begegnete ihrem verliebten Feinde
mit gleicher Macht, und bezeigete
hinwiederum alle Freundschafft,
woraus iedoch keine gesicherte Liebe
zu schliessen war. Die feindlichen
Proceduren wurden durch hin- und
wiederschicken bißhero aufgehal-
ten, worüber die Deutschen ziem-
lich ungedultig wurden, so, daß sie
in Geheim mit der Venda Frieden
schlossen, und die Polnischen Grän-
tzen verlassen wolten. Anbey rie-
then sie ihrem Fürsten, er solte sich
doch durch unzeitigen Liebes-Eyser
nicht so gleich in Gefahr setzen, son-
dern vielmehr bedencken, daß er
mit einem Weibes-Bilde zu thun
hätte, von welcher er, er möchte
nun siegen oder unten liegen, glei-
che Ehre zugewarten hätte. Fürst
Rüdiger hörte zwar solches mit an,
war aber viel zu schwach sich selbst
zu besiegen. Seine Liebe war un-
veränderlich, hingegen sahe er sich
von den Seinigen verlassen, dahe-
ro er Scham, Ungedult und Ver-
zweiffelung so weit über sich herr-
schen ließ, daß er sich selbst einen
Dolch in das Hertze drückte, und
dadurch Liebe und Leben endigte;
woran sich diese tapffere Fürstin
gar nicht kehrete, sondern einen
triumphirenden Einzug in Cracau
hielte, und denen Heydnischen Göt-
tern wegen solches Sieges unzeh-
lige Opffer schlachtete. Als sie
aber nach der Zeit ihrer Untertha-
nen Mißvergnügen über solche
Gelübde der Keuschheit verspür-
te, trat sie einst auf die Weixel-
Brücke, und stürtzte sich freywillig
vor allem Volck mitten in den
[Spaltenumbruch]
Vendram Venet
Strom, der sie bald denen Todten
gleich machte. Cromer. Lib. 1. Du-
gloss.
Neugeb. etc. Der von Zieg-
ler hat ihr nachstehende Grabschrifft
in seinem historischen Labyrinth der
Zeit aufgesetzet:

Es war der Jungfern-Crantz
mein fünfftes Element,

Und dieser starb mit mir in
Wasser unzertrennt,

Laßt, Schwestern! bitt ich, mir
doch diesen Ruhm alleine,

Ach ja! denn um den Crantz
ersäufft gewiß sich keine.
Vendramina,

Catharina, von Venedig, der ge-
lehrten Helenae Piscopiae gleichfals
gelehrte Schwester, Antonius Lu-
pis
hat ihr das Leben der Piscopiae,
so zu Venedig 1689. gedruckt wor-
den, dediciret. Der gelehrte P. Fi-
crello
lobet sie sehr. Vid. Diar. Par-
mens. 1688. Diar. IX. pag. 199. &
seq. Ficrelli Lib. V. de Detti e fatti
Veneti. pag. 283. Juncker. Centur.
Foem. illustr. p.
79.

Venetianische Spitzen,

Seynd fast die kostbarsten, weil
sie sehr künstlich genehet, deren sind
allerhand Sorten, als: Ponto
tutto per filo,
welches die feinste
Sorte ist, weil sie durchgehends er-
hoben, und mit a parte Zierrathen
auf das feineste mit sehr subtilen
Zäcklein ausgenehet ist; Ponto a
filo grana con mezzo rilleuo,
dieses
ist nur halb dergleichen Arbeit und
Mittel-Gut; Ponto mezzano reti-
cello,
diese Art ist unerhoben im
Faden fein genehet mit Grund-
Zäckgen; Ponto reticello tondo,

diese
T t t 5

[Spaltenumbruch]

Venda
Actionen dennoch ſeine beſtaͤndige
Liebe gegen ſie blicken ließ. Venda
begegnete ihrem verliebten Feinde
mit gleicher Macht, und bezeigete
hinwiederum alle Freundſchafft,
woraus iedoch keine geſicherte Liebe
zu ſchlieſſen war. Die feindlichen
Proceduren wurden durch hin- und
wiederſchicken bißhero aufgehal-
ten, woruͤber die Deutſchen ziem-
lich ungedultig wurden, ſo, daß ſie
in Geheim mit der Venda Frieden
ſchloſſen, und die Polniſchen Graͤn-
tzen verlaſſen wolten. Anbey rie-
then ſie ihrem Fuͤrſten, er ſolte ſich
doch durch unzeitigen Liebes-Eyſer
nicht ſo gleich in Gefahr ſetzen, ſon-
dern vielmehr bedencken, daß er
mit einem Weibes-Bilde zu thun
haͤtte, von welcher er, er moͤchte
nun ſiegen oder unten liegen, glei-
che Ehre zugewarten haͤtte. Fuͤrſt
Ruͤdiger hoͤrte zwar ſolches mit an,
war aber viel zu ſchwach ſich ſelbſt
zu beſiegen. Seine Liebe war un-
veraͤnderlich, hingegen ſahe er ſich
von den Seinigen verlaſſen, dahe-
ro er Scham, Ungedult und Ver-
zweiffelung ſo weit uͤber ſich herr-
ſchen ließ, daß er ſich ſelbſt einen
Dolch in das Hertze druͤckte, und
dadurch Liebe und Leben endigte;
woran ſich dieſe tapffere Fuͤrſtin
gar nicht kehrete, ſondern einen
triumphirenden Einzug in Cracau
hielte, und denen Heydniſchen Goͤt-
tern wegen ſolches Sieges unzeh-
lige Opffer ſchlachtete. Als ſie
aber nach der Zeit ihrer Untertha-
nen Mißvergnuͤgen uͤber ſolche
Geluͤbde der Keuſchheit verſpuͤr-
te, trat ſie einſt auf die Weixel-
Bruͤcke, und ſtuͤrtzte ſich freywillig
vor allem Volck mitten in den
[Spaltenumbruch]
Vendram Venet
Strom, der ſie bald denen Todten
gleich machte. Cromer. Lib. 1. Du-
gloſſ.
Neugeb. ꝛc. Der von Zieg-
ler hat ihr nachſtehende Grabſchrifft
in ſeinem hiſtoriſchen Labyrinth der
Zeit aufgeſetzet:

Es war der Jungfern-Crantz
mein fuͤnfftes Element,

Und dieſer ſtarb mit mir in
Waſſer unzertrennt,

Laßt, Schweſtern! bitt ich, mir
doch dieſen Ruhm alleine,

Ach ja! denn um den Crantz
erſaͤufft gewiß ſich keine.
Vendramina,

Catharina, von Venedig, der ge-
lehrten Helenæ Piſcopiæ gleichfals
gelehrte Schweſter, Antonius Lu-
pis
hat ihr das Leben der Piſcopiæ,
ſo zu Venedig 1689. gedruckt wor-
den, dediciret. Der gelehrte P. Fi-
crello
lobet ſie ſehr. Vid. Diar. Par-
menſ. 1688. Diar. IX. pag. 199. &
ſeq. Ficrelli Lib. V. de Detti e fatti
Veneti. pag. 283. Juncker. Centur.
Fœm. illuſtr. p.
79.

Venetianiſche Spitzen,

Seynd faſt die koſtbarſten, weil
ſie ſehr kuͤnſtlich genehet, deren ſind
allerhand Sorten, als: Ponto
tutto per filo,
welches die feinſte
Sorte iſt, weil ſie durchgehends er-
hoben, und mit a parte Zierrathen
auf das feineſte mit ſehr ſubtilen
Zaͤcklein ausgenehet iſt; Ponto a
filo grana con mezzo rilleuo,
dieſes
iſt nur halb dergleichen Arbeit und
Mittel-Gut; Ponto mezzano reti-
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dieſe Art iſt unerhoben im
Faden fein genehet mit Grund-
Zaͤckgen; Ponto reticello tondo,

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T t t 5
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[1055] Venda Vendram Venet Actionen dennoch ſeine beſtaͤndige Liebe gegen ſie blicken ließ. Venda begegnete ihrem verliebten Feinde mit gleicher Macht, und bezeigete hinwiederum alle Freundſchafft, woraus iedoch keine geſicherte Liebe zu ſchlieſſen war. Die feindlichen Proceduren wurden durch hin- und wiederſchicken bißhero aufgehal- ten, woruͤber die Deutſchen ziem- lich ungedultig wurden, ſo, daß ſie in Geheim mit der Venda Frieden ſchloſſen, und die Polniſchen Graͤn- tzen verlaſſen wolten. Anbey rie- then ſie ihrem Fuͤrſten, er ſolte ſich doch durch unzeitigen Liebes-Eyſer nicht ſo gleich in Gefahr ſetzen, ſon- dern vielmehr bedencken, daß er mit einem Weibes-Bilde zu thun haͤtte, von welcher er, er moͤchte nun ſiegen oder unten liegen, glei- che Ehre zugewarten haͤtte. Fuͤrſt Ruͤdiger hoͤrte zwar ſolches mit an, war aber viel zu ſchwach ſich ſelbſt zu beſiegen. Seine Liebe war un- veraͤnderlich, hingegen ſahe er ſich von den Seinigen verlaſſen, dahe- ro er Scham, Ungedult und Ver- zweiffelung ſo weit uͤber ſich herr- ſchen ließ, daß er ſich ſelbſt einen Dolch in das Hertze druͤckte, und dadurch Liebe und Leben endigte; woran ſich dieſe tapffere Fuͤrſtin gar nicht kehrete, ſondern einen triumphirenden Einzug in Cracau hielte, und denen Heydniſchen Goͤt- tern wegen ſolches Sieges unzeh- lige Opffer ſchlachtete. Als ſie aber nach der Zeit ihrer Untertha- nen Mißvergnuͤgen uͤber ſolche Geluͤbde der Keuſchheit verſpuͤr- te, trat ſie einſt auf die Weixel- Bruͤcke, und ſtuͤrtzte ſich freywillig vor allem Volck mitten in den Strom, der ſie bald denen Todten gleich machte. Cromer. Lib. 1. Du- gloſſ. Neugeb. ꝛc. Der von Zieg- ler hat ihr nachſtehende Grabſchrifft in ſeinem hiſtoriſchen Labyrinth der Zeit aufgeſetzet: Es war der Jungfern-Crantz mein fuͤnfftes Element, Und dieſer ſtarb mit mir in Waſſer unzertrennt, Laßt, Schweſtern! bitt ich, mir doch dieſen Ruhm alleine, Ach ja! denn um den Crantz erſaͤufft gewiß ſich keine. Vendramina, Catharina, von Venedig, der ge- lehrten Helenæ Piſcopiæ gleichfals gelehrte Schweſter, Antonius Lu- pis hat ihr das Leben der Piſcopiæ, ſo zu Venedig 1689. gedruckt wor- den, dediciret. Der gelehrte P. Fi- crello lobet ſie ſehr. Vid. Diar. Par- menſ. 1688. Diar. IX. pag. 199. & ſeq. Ficrelli Lib. V. de Detti e fatti Veneti. pag. 283. Juncker. Centur. Fœm. illuſtr. p. 79. Venetianiſche Spitzen, Seynd faſt die koſtbarſten, weil ſie ſehr kuͤnſtlich genehet, deren ſind allerhand Sorten, als: Ponto tutto per filo, welches die feinſte Sorte iſt, weil ſie durchgehends er- hoben, und mit a parte Zierrathen auf das feineſte mit ſehr ſubtilen Zaͤcklein ausgenehet iſt; Ponto a filo grana con mezzo rilleuo, dieſes iſt nur halb dergleichen Arbeit und Mittel-Gut; Ponto mezzano reti- cello, dieſe Art iſt unerhoben im Faden fein genehet mit Grund- Zaͤckgen; Ponto reticello tondo, dieſe T t t 5

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/1055>, abgerufen am 21.12.2024.