Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Ubern Uberz zur rechten Zeit der Geburth an-noch behält. Ubernächtig, Heisset denen Weibes-Bildern Uberschlag, Ist dem Regenspurgischen Uberzug oder Uber zu ziehen, Ist eine denen Weibs-Bildern Velleda Velth stattung so und so vielmahl über-zuziehen mit. Velleda, War eine weissagende Priesterin Vellejani scher Raths- Schluß, Ist eine denen Weibern im Velthem, C. E. eine sehr berühmte und Sie T t t 4
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Ubern Uberz zur rechten Zeit der Geburth an-noch behaͤlt. Ubernaͤchtig, Heiſſet denen Weibes-Bildern Uberſchlag, Iſt dem Regenſpurgiſchen Uberzug oder Uber zu ziehen, Iſt eine denen Weibs-Bildern Velleda Velth ſtattung ſo und ſo vielmahl uͤber-zuziehen mit. Velleda, War eine weiſſagende Prieſterin Vellejani ſcher Raths- Schluß, Iſt eine denen Weibern im Velthem, C. E. eine ſehr beruͤhmte und Sie T t t 4
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Ubern Uberz
Velleda Velth
zur rechten Zeit der Geburth an-
noch behaͤlt.
Ubernaͤchtig,
Heiſſet denen Weibes-Bildern
in der Haußhaltung alles dasjeni-
ge, was uͤber Nacht geſtanden hat,
z. E. das in denen Kannen uͤber-
bliebene Bier, woraus ſie hernach
den andern Tag drauff Suppen zu
machen pflegen.
Uberſchlag,
Iſt dem Regenſpurgiſchen
Frauenzimmern eine gewiſſe Art
von einem Kragen, den ſie oben um
das Wamms herum zu tragen pfle-
gen; es beſtehet ſelbiger aus einer
guten Hand breiten weiſſen zuſam-
men gereyheten und in Falten ge-
legten Spitze, woruͤber eine ſchwar-
tze ſchmaͤlere gekraͤuſet und ange-
ſtochen wird, an etlichen Orten
werden ſie Haͤlßgen genennet. In
Straßburg ſind die Frauenzim̃er-
Uberſchlaͤge von einer ſehr zarten
und klaren Leinwand mit Canten
oder Spitzlein beſetzt, iedoch gantz
platt und eben, und in Form eines
groſſen und breiten Maͤnner-
Haͤißgens.
Uberzug oder Uber zu
ziehen,
Iſt eine denen Weibs-Bildern
bekannte und gebraͤuchliche Re-
dens-Art, wodurch ſie einen gan-
tzen Uberzug von weiſſen Geraͤthe
uͤber das Bette anzudeuten pfle-
gen, und beſtehet ſelbiger in einem
Bett-Tuch, zwey Haupt-Kuͤſſen,
und der Deck-Bette-Zuͤge. Da-
her ſaget man, dieſe oder jene Mut-
ter giebt ihrer Tochter bey der Aus-
ſtattung ſo und ſo vielmahl uͤber-
zuziehen mit.
Velleda,
War eine weiſſagende Prieſterin
und ſo genannte goͤttliche Frau bey
denen alten heydniſchen Deutſchen,
von Geburth wird ſie vom Tacito
L. IV. Hiſt c. 61. eine Bructera ge-
nennet, daraus ſich denn der Aber-
glaube entſponnen, als wenn die
Hexen ihre Zuſammenkunfft jaͤhr-
lich auf dem Brocks-Berge haͤtten,
weil die Velleda ſich dazumahl in
derſelben Gegend, wo der muͤrbe,
moraſtige und brockigte Ort, den
die Deutſchen wegen der ſtets waͤh-
renden Naͤſſe und Grundloſigkeit
einen Brock zu nennen pflegten,
am meiſten aufgehalten, und ihr
Poſſen-Spiel allda getrieben.
Vellejani ſcher Raths-
Schluß,
Iſt eine denen Weibern im
Rechten zugeſtandene Wohlthat,
welche verordnet, daß eine Frau, ſo
ſich vor einen andern verſchrieben
oder gut geſaget, nicht bezahlen
darff, es ſey dann, daß ſie eine
Kauff-Frau waͤre, ſo ihre eigene
Handlung oder ihres verſtorbenen
Mannes in ihrem Nahmen fort-
fuͤhre, oder auch, wann ſie dieſem
Beneficio, das man ihr zuvorher
erklaͤret, renunciret und ſich deſſen
freywillig begeben.
Velthem,
C. E. eine ſehr beruͤhmte und
virtuoſe Comœdiantin, ſo vor we-
nig Jahren verſtorben, von wel-
cher die beruͤhmte Velthemiſche
Bande ihren Nahmen gefuͤhret.
Sie
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