Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Tulonne Türck Redners Ciceronis, und der ge-lehrten Terentiae gleichfals gelehr- te, und in allen Tugenden wohl- erzogene Tochter, weswegen sie Cicero selber sehr hoch liebte und aestimirte. Sie heyrathete erst- lich C. Calpurnium Pisonem, her- nach Furium Crassipedem, und endlich P. Cornelium Dolabellam, sie starb in einem unglücklichen Kindbette, worüber sich ihr Va- ter lange nicht trösten las- sen wolte, biß er endlich sich selbst ein Scriptum, welches er Consolationem sive de luctu minu- endo nennete, zu Trost auffsetzete. Welche Schrifft nach einiger Meynung soll verlohren gegangen seyn: Merckwürdig ists, daß zu Zeiten Pabsts Pauli III. dieser Tulliae Grab gefunden worden, und in demselben eine Lampe, so schon 1550. Jahre gebrandt hat- te, so bald aber die Grufft eröffnet worden, durch die hinein streichen- de Lufft ausgelöschet ist. Vid. Quir- feld im Historischen Rosen-Gebü- sche. Cent. l. n. 2. p. 7. Guido Pan- ciroll. de Oleo incombustibili p. 236. Lib. I. Kirchmayeri Nocti- luca constans. C. 2. §. 4. Tulonne, Anna, ein gelehrtes Frauenzim- Turpan. siehe. Türckischer Bund. Türckischer Bund, Auch Turban oder Tulipant ge- Türckischer nennet, ist ein von weisser zarterLeinwand um Kopff geflochtenes und gewundenes Tuch, dessen sich das Türckische Frauenzimmer zu bedienen pfleget: In Teutschland findet man dergleichen Tracht und Mode an etlichen Orten ebenfals, und werden an solchen Bund ins- gemein Maschen oder runde schleif- fen Band auff die eine Seite ge- hefftet und angestecket. Türckischer, Calecutisch- oder Indianischer Han, Gallus Indicus, Coq d'Inde, ist Türckische Häne zu würgen und zu putzen, Nehmet einen Türckischen Han, hauet
[Spaltenumbruch]
Tulonne Tuͤrck Redners Ciceronis, und der ge-lehrten Terentiæ gleichfals gelehr- te, und in allen Tugenden wohl- erzogene Tochter, weswegen ſie Cicero ſelber ſehr hoch liebte und æſtimirte. Sie heyrathete erſt- lich C. Calpurnium Piſonem, her- nach Furium Crasſipedem, und endlich P. Cornelium Dolabellam, ſie ſtarb in einem ungluͤcklichen Kindbette, woruͤber ſich ihr Va- ter lange nicht troͤſten laſ- ſen wolte, biß er endlich ſich ſelbſt ein Scriptum, welches er Conſolationem ſive de luctu minu- endo nennete, zu Troſt auffſetzete. Welche Schrifft nach einiger Meynung ſoll verlohren gegangen ſeyn: Merckwuͤrdig iſts, daß zu Zeiten Pabſts Pauli III. dieſer Tulliæ Grab gefunden worden, und in demſelben eine Lampe, ſo ſchon 1550. Jahre gebrandt hat- te, ſo bald aber die Grufft eroͤffnet worden, durch die hinein ſtreichen- de Lufft ausgeloͤſchet iſt. Vid. Quir- feld im Hiſtoriſchen Roſen-Gebuͤ- ſche. Cent. l. n. 2. p. 7. Guido Pan- ciroll. de Oleo incombuſtibili p. 236. Lib. I. Kirchmayeri Nocti- luca conſtans. C. 2. §. 4. Tulonne, Anna, ein gelehrtes Frauenzim- Turpan. ſiehe. Tuͤrckiſcher Bund. Tuͤrckiſcher Bund, Auch Turban oder Tulipant ge- Tuͤrckiſcher nennet, iſt ein von weiſſer zarterLeinwand um Kopff geflochtenes und gewundenes Tuch, deſſen ſich das Tuͤrckiſche Frauenzimmer zu bedienen pfleget: In Teutſchland findet man dergleichen Tracht und Mode an etlichen Orten ebenfals, und werden an ſolchen Bund ins- gemein Maſchen oder runde ſchleif- fen Band auff die eine Seite ge- hefftet und angeſtecket. Tuͤrckiſcher, Calecutiſch- oder Indianiſcher Han, Gallus Indicus, Coq d’Inde, iſt Tuͤrckiſche Haͤne zu wuͤrgen und zu putzen, Nehmet einen Tuͤrckiſchen Han, hauet
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f1046"/><cb n="2047"/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Tulonne Tuͤrck</hi></fw><lb/> Redners <hi rendition="#aq">Ciceronis,</hi> und der ge-<lb/> lehrten <hi rendition="#aq">Terentiæ</hi> gleichfals gelehr-<lb/> te, und in allen Tugenden wohl-<lb/> erzogene Tochter, weswegen ſie<lb/><hi rendition="#aq">Cicero</hi> ſelber ſehr hoch liebte und<lb/><hi rendition="#aq">æſtimirte.</hi> Sie heyrathete erſt-<lb/> lich <hi rendition="#aq">C. Calpurnium Piſonem,</hi> her-<lb/> nach <hi rendition="#aq">Furium Crasſipedem,</hi> und<lb/> endlich <hi rendition="#aq">P. Cornelium Dolabellam,</hi><lb/> ſie ſtarb in einem ungluͤcklichen<lb/> Kindbette, woruͤber ſich ihr Va-<lb/> ter lange nicht troͤſten laſ-<lb/> ſen wolte, biß er endlich ſich<lb/> ſelbſt ein <hi rendition="#aq">Scriptum,</hi> welches er<lb/><hi rendition="#aq">Conſolationem ſive de luctu minu-<lb/> endo</hi> nennete, zu Troſt auffſetzete.<lb/> Welche Schrifft nach einiger<lb/> Meynung ſoll verlohren gegangen<lb/> ſeyn: Merckwuͤrdig iſts, daß zu<lb/> Zeiten Pabſts <hi rendition="#aq">Pauli III.</hi> dieſer<lb/><hi rendition="#aq">Tulliæ</hi> Grab gefunden worden,<lb/> und in demſelben eine Lampe, ſo<lb/> ſchon 1550. Jahre gebrandt hat-<lb/> te, ſo bald aber die Grufft eroͤffnet<lb/> worden, durch die hinein ſtreichen-<lb/> de Lufft ausgeloͤſchet iſt. <hi rendition="#aq">Vid.</hi> Quir-<lb/> feld im Hiſtoriſchen Roſen-Gebuͤ-<lb/> ſche. <hi rendition="#aq">Cent. l. n. 2. p. 7. Guido Pan-<lb/> ciroll. de Oleo incombuſtibili p.<lb/> 236. Lib. I. Kirchmayeri Nocti-<lb/> luca conſtans. C.</hi> 2. §. 4.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Tulonne,</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Anna,</hi> ein gelehrtes Frauenzim-<lb/> mer von <hi rendition="#aq">Maſcon</hi> unweit <hi rendition="#aq">Lyon,</hi> ſo<lb/> wegen ihrer Geſchicklichkeit in der<lb/> Frantzoͤiſchen Poeſie ſich ſehr be-<lb/> ruͤhmt gemacht.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Turpan.</hi> <hi rendition="#b">ſiehe. Tuͤrckiſcher<lb/> Bund.</hi> </head> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Tuͤrckiſcher Bund,</hi> </head><lb/> <p>Auch <hi rendition="#aq">Turban</hi> oder <hi rendition="#aq">Tulipant</hi> ge-<lb/><cb n="2048"/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Tuͤrckiſcher</hi></fw><lb/> nennet, iſt ein von weiſſer zarter<lb/> Leinwand um Kopff geflochtenes<lb/> und gewundenes Tuch, deſſen ſich<lb/> das Tuͤrckiſche Frauenzimmer zu<lb/> bedienen pfleget: In Teutſchland<lb/> findet man dergleichen Tracht und<lb/> Mode an etlichen Orten ebenfals,<lb/> und werden an ſolchen Bund ins-<lb/> gemein Maſchen oder runde ſchleif-<lb/> fen Band auff die eine Seite ge-<lb/> hefftet und angeſtecket.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Tuͤrckiſcher, Calecutiſch- oder<lb/> Indianiſcher Han,</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Gallus Indicus, Coq d’Inde,</hi> iſt<lb/> ein bekandter groſſer Vogel, wel-<lb/> cher ſeinen Urſprung aus Oſt-In-<lb/> dien und zwar aus dem an der <hi rendition="#aq">Ma-<lb/> labari</hi>ſchen Kuͤſte liegenden Koͤnig-<lb/> reich <hi rendition="#aq">Calecut</hi> hat. Es haben dieſe<lb/> Haͤne nicht nur ein ſchoͤnes weiſſes<lb/> wohlgeſchmacktes Fleiſch, ſondern<lb/> ſie <hi rendition="#aq">præſentiren</hi> ſich auch auf der Ta-<lb/> fel ſehr wohl, und werden bey groſ-<lb/> ſen Ausrichtungen vor das beſte<lb/> und vornehmſte Gericht geachtet.<lb/> Ihre Zubereitung wird folgender<lb/> Geſtalt verrichtet: 1) Tuͤrckiſche<lb/> Haͤne zu wuͤrgen und zu putzen;<lb/> 2) Tuͤrckiſchen Han zu braten; 3)<lb/> Tuͤrckiſchen Han anders zu braten<lb/> wie bey gemeinen Leuten; 4) Tuͤr-<lb/> ckiſchen Han geſpickt zu braten;<lb/> 5) Tuͤrckiſchen Han wie einen Auer-<lb/> Han zu machen; 6) Tuͤrckiſchen<lb/> Han einzupeitzen zur Paſtete; 7)<lb/> Tuͤrckiſcher Han in einer Paſtete;<lb/> 8) Tuͤrckiſcher Han <hi rendition="#aq">a la daube;</hi> 9)<lb/> Tuͤrckiſcher Han-<hi rendition="#aq">Grillade;</hi> 10)<lb/> Tuͤrckiſcher Han-<hi rendition="#aq">Potage.</hi></p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Tuͤrckiſche Haͤne zu wuͤrgen<lb/> und zu putzen,</hi> </head><lb/> <p>Nehmet einen Tuͤrckiſchen Han,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">hauet</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1046]
Tulonne Tuͤrck
Tuͤrckiſcher
Redners Ciceronis, und der ge-
lehrten Terentiæ gleichfals gelehr-
te, und in allen Tugenden wohl-
erzogene Tochter, weswegen ſie
Cicero ſelber ſehr hoch liebte und
æſtimirte. Sie heyrathete erſt-
lich C. Calpurnium Piſonem, her-
nach Furium Crasſipedem, und
endlich P. Cornelium Dolabellam,
ſie ſtarb in einem ungluͤcklichen
Kindbette, woruͤber ſich ihr Va-
ter lange nicht troͤſten laſ-
ſen wolte, biß er endlich ſich
ſelbſt ein Scriptum, welches er
Conſolationem ſive de luctu minu-
endo nennete, zu Troſt auffſetzete.
Welche Schrifft nach einiger
Meynung ſoll verlohren gegangen
ſeyn: Merckwuͤrdig iſts, daß zu
Zeiten Pabſts Pauli III. dieſer
Tulliæ Grab gefunden worden,
und in demſelben eine Lampe, ſo
ſchon 1550. Jahre gebrandt hat-
te, ſo bald aber die Grufft eroͤffnet
worden, durch die hinein ſtreichen-
de Lufft ausgeloͤſchet iſt. Vid. Quir-
feld im Hiſtoriſchen Roſen-Gebuͤ-
ſche. Cent. l. n. 2. p. 7. Guido Pan-
ciroll. de Oleo incombuſtibili p.
236. Lib. I. Kirchmayeri Nocti-
luca conſtans. C. 2. §. 4.
Tulonne,
Anna, ein gelehrtes Frauenzim-
mer von Maſcon unweit Lyon, ſo
wegen ihrer Geſchicklichkeit in der
Frantzoͤiſchen Poeſie ſich ſehr be-
ruͤhmt gemacht.
Turpan. ſiehe. Tuͤrckiſcher
Bund.
Tuͤrckiſcher Bund,
Auch Turban oder Tulipant ge-
nennet, iſt ein von weiſſer zarter
Leinwand um Kopff geflochtenes
und gewundenes Tuch, deſſen ſich
das Tuͤrckiſche Frauenzimmer zu
bedienen pfleget: In Teutſchland
findet man dergleichen Tracht und
Mode an etlichen Orten ebenfals,
und werden an ſolchen Bund ins-
gemein Maſchen oder runde ſchleif-
fen Band auff die eine Seite ge-
hefftet und angeſtecket.
Tuͤrckiſcher, Calecutiſch- oder
Indianiſcher Han,
Gallus Indicus, Coq d’Inde, iſt
ein bekandter groſſer Vogel, wel-
cher ſeinen Urſprung aus Oſt-In-
dien und zwar aus dem an der Ma-
labariſchen Kuͤſte liegenden Koͤnig-
reich Calecut hat. Es haben dieſe
Haͤne nicht nur ein ſchoͤnes weiſſes
wohlgeſchmacktes Fleiſch, ſondern
ſie præſentiren ſich auch auf der Ta-
fel ſehr wohl, und werden bey groſ-
ſen Ausrichtungen vor das beſte
und vornehmſte Gericht geachtet.
Ihre Zubereitung wird folgender
Geſtalt verrichtet: 1) Tuͤrckiſche
Haͤne zu wuͤrgen und zu putzen;
2) Tuͤrckiſchen Han zu braten; 3)
Tuͤrckiſchen Han anders zu braten
wie bey gemeinen Leuten; 4) Tuͤr-
ckiſchen Han geſpickt zu braten;
5) Tuͤrckiſchen Han wie einen Auer-
Han zu machen; 6) Tuͤrckiſchen
Han einzupeitzen zur Paſtete; 7)
Tuͤrckiſcher Han in einer Paſtete;
8) Tuͤrckiſcher Han a la daube; 9)
Tuͤrckiſcher Han-Grillade; 10)
Tuͤrckiſcher Han-Potage.
Tuͤrckiſche Haͤne zu wuͤrgen
und zu putzen,
Nehmet einen Tuͤrckiſchen Han,
hauet
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |