Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Trauung gen und Besteigung des Ehebet-tes, da der Mandatarius sein na- ckendes Bein zur Braut in das Bette stossen muß. Dergleichen Exempel genug in denen Historien zu finden, als die Burgundische Maria, so an des Hertzogs Maximi- liani Gevollmächtigten getrauet ward, u. a. m. Trauung zur lincken Hand, oder, Ehe zur Morga- natica Genannt, heisset, wann ein vor- Trauung Treigen Trauung wiederhohlte, Ist eine an etlichen Orten ge- Treibe-Holtz, Ist eine kleine höltzerne Waltze, Treige legen das Kind, Ist ein den Ammen und Kin- Treigen Wäsche, heist die gewaschene nige
[Spaltenumbruch]
Trauung gen und Beſteigung des Ehebet-tes, da der Mandatarius ſein na- ckendes Bein zur Braut in das Bette ſtoſſen muß. Dergleichen Exempel genug in denen Hiſtorien zu finden, als die Burgundiſche Maria, ſo an des Hertzogs Maximi- liani Gevollmaͤchtigten getrauet ward, u. a. m. Trauung zur lincken Hand, oder, Ehe zur Morga- natica Genannt, heiſſet, wann ein vor- Trauung Treigen Trauung wiederhohlte, Iſt eine an etlichen Orten ge- Treibe-Holtz, Iſt eine kleine hoͤltzerne Waltze, Treige legen das Kind, Iſt ein den Ammen und Kin- Treigen Waͤſche, heiſt die gewaſchene nige
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Trauung
Trauung Treigen
gen und Beſteigung des Ehebet-
tes, da der Mandatarius ſein na-
ckendes Bein zur Braut in das
Bette ſtoſſen muß. Dergleichen
Exempel genug in denen Hiſtorien
zu finden, als die Burgundiſche
Maria, ſo an des Hertzogs Maximi-
liani Gevollmaͤchtigten getrauet
ward, u. a. m.
Trauung zur lincken Hand,
oder, Ehe zur Morga-
natica
Genannt, heiſſet, wann ein vor-
nehmer Herr oder eine Standes-
Perſon ſich eine Dame mit gehoͤri-
gen Solennitaͤten an die lincke
Hand, ſo er ihr vor dem Prieſter
darbietet, antrauen laͤſt; derglei-
chen Trauungen ſind von denen
alten Longobarden eingefuͤhret,
und weil ſie ebenfalls eine recht-
maͤßige Ehe ſind, in der Cammer-
Gerichts-Ordnung und Reichs-
Abſchieden, auch in Saͤchſiſchen
Rechten approbiret worden. Die
Urſache ſolcher Trauung zur lin-
cken Hand beſtehet darinnen, damit
durch die Heyrathen zur lincken
Hand das Anſehen der alten hohen
Stamm-Haͤuſer und Geſchlechter
erhalten, die Laͤnder durch allzuviel
Soͤhne, wann deren ſchon etliche
mit der erſten Frau erzeuget wor-
den, nicht gemindert, (maſſen de-
nen aus ſolcher Morganatiſchen
Ehe erzeugten Kindern etwas ge-
wiſſes ausgemachet wird, damit
ſie nicht mit den Kindern erſter
Ehe ſuccediren duͤrffen) und die
leibliche Vermiſchung auſſer der
Ehe vermieden wuͤrde; Myler. in
Gamalog. Princip. c. 6. n. 15. ſeq.
Trauung wiederhohlte,
Iſt eine an etlichen Orten ge-
woͤhnliche Solennitaͤt, vermoͤge
deren eine Frau, ſo ihren Ehemann
funffzig Jahr als ein halbes Se-
culum im Eheſtande gehabt, an
demjenigen Tage, welcher vor denen
verfloſſenen 50. Jahren ihr erſter
Hochzeit-Tag geweſen, ſich wiede-
rum in der Kirche von neuen durch
den Prieſter vor dem Altar nebſt
ihrem alten Ehegatten einſegnen
laͤſt, und ihrer beyder Freundſchafft
auch andern guten Freunden ein
Hochzeit-Mahl auszurichten
pfleget.
Treibe-Holtz,
Iſt eine kleine hoͤltzerne Waltze,
wormit die Koͤche den Teig in de-
nen Kuͤchen austreiben und duͤnne
waltzen.
Treige legen das Kind,
Iſt ein den Ammen und Kin-
der-Muhmen bekannter Terminus,
und heiſſet ſo viel, als dem kleinen
Kinde, ſo ſich unreine gemacht, fri-
ſche und weiſſe Stopff-Laͤppgen
und Windeln unterbreiten.
Treigen
Waͤſche, heiſt die gewaſchene
ausgeſpielte, ausgerungene und
aufgeſchlagene Waͤſche und Waſch-
Geraͤthe auf dem Treige-Platz an
die Sonne oder bey naſſen Wetter
auf dem Boden an die Lufft uͤber
die darzu auffgezogenen Leinen
hengen und daſelbſt trocken laſſen
werden. Wenn ein Frauenzim-
mer zum treigen ſchoͤn Wetter ha-
ben will, ſoll, dem alten Sprich-
wort und Aberglauben nach, derje-
nige
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