Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Traum Trauung ben auffzuschlagen, und sie darmitzu garniren pfleget. Traum-Buch, Ist ein dem Frauenzimmer sehr Träumen die erste Nacht im neuen Hause, Ist ein alter Weiber Aberglau- Trau-Ring, Ist ein von Gold meistentheils Trau-Schein, Ist ein Attestat von den Pfar- Trauung, Ist die zwischen Braut und Trauung Verwechselung der Trau-Ringeöffentlich verrichtete Einsegnung und Copulation, in Beyseyn derer hierzu absonderlich erbetenen Wei- ber und Männer, geschiehet offter- mahls bey Personen von Condi- tion nach erhaltenen Befehl und Dispensation zu Hause. Die Trauungen waren in der ersten Kirche nicht gebräuchlich, sondern nahmen nach diesen den Anfang durch die Priesterliche Benediction und Seegen, so die neuen Eheleu- te in den Kirchen in Gegenwart gewisser Zeugen über sich spre- chen liessen. Vid. Platin. in Vit. Pontif. Soteris Concil. Trident. Sess. 24. Sind dahero menschli- che Ordnungen, so durch das Cano- nische Recht eingeführet worden, so aber sehr löblich und nützlich sind, und dahero von denen Christ- lichen Potentaten approbiret wor- den. In etlichen Holländischen Provintzien sind sie nicht üblich, sondern die Ehen werden vor dem Secretario und Zeugen geschlossen, und hernach auf dem Rathhauß confirmiret. Gisbert. Voet. Polit. Ecclesiast. P. I. L. 3. Sect. 2. c. 6. §. 3. Die Trauung geschiehet auch öff- ters in casu necessitatis vor dem Bette; wenn nehmlich der eine Theil hefftig darnieder lieget oder sich eine Manns-Person mit seiner deflorata vor dem Wochen-Bette trauen läst. Grosse Herren und Potentaten lassen sich offtermahls ihre entfernten Bräute im Nah- men ihrer an ihre darzu gevoll- mächtigen Ministres trauen, und wird solche gevollmächtige Trau- ung mit gewissen Solennitäten ver- richtet, als in Beyseyn einiger Zeu- gen
[Spaltenumbruch]
Traum Trauung ben auffzuſchlagen, und ſie darmitzu garniren pfleget. Traum-Buch, Iſt ein dem Frauenzimmer ſehr Traͤumen die erſte Nacht im neuen Hauſe, Iſt ein alter Weiber Aberglau- Trau-Ring, Iſt ein von Gold meiſtentheils Trau-Schein, Iſt ein Atteſtat von den Pfar- Trauung, Iſt die zwiſchen Braut und Trauung Verwechſelung der Trau-Ringeoͤffentlich verrichtete Einſegnung und Copulation, in Beyſeyn derer hierzu abſonderlich erbetenen Wei- ber und Maͤnner, geſchiehet offter- mahls bey Perſonen von Condi- tion nach erhaltenen Befehl und Diſpenſation zu Hauſe. Die Trauungen waren in der erſten Kirche nicht gebraͤuchlich, ſondern nahmen nach dieſen den Anfang durch die Prieſterliche Benediction und Seegen, ſo die neuen Eheleu- te in den Kirchen in Gegenwart gewiſſer Zeugen uͤber ſich ſpre- chen lieſſen. Vid. Platin. in Vit. Pontif. Soteris Concil. Trident. Seſſ. 24. Sind dahero menſchli- che Ordnungen, ſo durch das Cano- niſche Recht eingefuͤhret worden, ſo aber ſehr loͤblich und nuͤtzlich ſind, und dahero von denen Chriſt- lichen Potentaten approbiret wor- den. In etlichen Hollaͤndiſchen Provintzien ſind ſie nicht uͤblich, ſondern die Ehen werden vor dem Secretario und Zeugen geſchloſſen, und hernach auf dem Rathhauß confirmiret. Gisbert. Voet. Polit. Eccleſiaſt. P. I. L. 3. Sect. 2. c. 6. §. 3. Die Trauung geſchiehet auch oͤff- ters in caſu necesſitatis vor dem Bette; wenn nehmlich der eine Theil hefftig darnieder lieget oder ſich eine Manns-Perſon mit ſeiner deflorata vor dem Wochen-Bette trauen laͤſt. Groſſe Herren und Potentaten laſſen ſich offtermahls ihre entfernten Braͤute im Nah- men ihrer an ihre darzu gevoll- maͤchtigen Miniſtres trauen, und wird ſolche gevollmaͤchtige Trau- ung mit gewiſſen Solennitaͤten ver- richtet, als in Beyſeyn einiger Zeu- gen
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Traum Trauung
Trauung
ben auffzuſchlagen, und ſie darmit
zu garniren pfleget.
Traum-Buch,
Iſt ein dem Frauenzimmer ſehr
gebraͤuchliches gedrucktes Buͤch-
lein, worinnen das Frauenzimmer
fruͤh Morgens wegen ihres die
Nacht uͤber gehabten Traums ſich
umſiehet, und ſich darbey das Ora-
cul ſagen und propheceyen laͤſt, was
ihnen ſolcher gehabter Traum
wohl bedeuten moͤchte. Derglei-
chen Artemidor und Lupus, wie
auch andere mehr geſchrieben.
Traͤumen die erſte Nacht im
neuen Hauſe,
Iſt ein alter Weiber Aberglau-
be, wann ſie meynen, dasjenige
muͤſſe gewiß wahr werden, was ei-
nen die erſte Nacht, ſo man in einem
neuen Hauſe ſchlaͤffet, traͤumet.
Trau-Ring,
Iſt ein von Gold meiſtentheils
gantz ſchlecht gearbeiteter Ring
mit der Braut Nahmen, Tag und
Jahr-Zahl von innen bezeichnet,
welchen die Braut bey Prieſterli-
cher Copulation mit ihrem Braͤuti-
gam vor dem Altare verwechſelt.
Trau-Schein,
Iſt ein Atteſtat von den Pfar-
rern, welches diejenigen Weiber
auffweiſen muͤſſen, ſo ſich in einer
fremden Stadt oder auſſerhalb
Landes haben trauen laſſen.
Trauung,
Iſt die zwiſchen Braut und
Braͤutigam von dem Prieſter in
der Kirchen vor dem Altar durch
Verwechſelung der Trau-Ringe
oͤffentlich verrichtete Einſegnung
und Copulation, in Beyſeyn derer
hierzu abſonderlich erbetenen Wei-
ber und Maͤnner, geſchiehet offter-
mahls bey Perſonen von Condi-
tion nach erhaltenen Befehl und
Diſpenſation zu Hauſe. Die
Trauungen waren in der erſten
Kirche nicht gebraͤuchlich, ſondern
nahmen nach dieſen den Anfang
durch die Prieſterliche Benediction
und Seegen, ſo die neuen Eheleu-
te in den Kirchen in Gegenwart
gewiſſer Zeugen uͤber ſich ſpre-
chen lieſſen. Vid. Platin. in Vit.
Pontif. Soteris Concil. Trident.
Seſſ. 24. Sind dahero menſchli-
che Ordnungen, ſo durch das Cano-
niſche Recht eingefuͤhret worden,
ſo aber ſehr loͤblich und nuͤtzlich
ſind, und dahero von denen Chriſt-
lichen Potentaten approbiret wor-
den. In etlichen Hollaͤndiſchen
Provintzien ſind ſie nicht uͤblich,
ſondern die Ehen werden vor dem
Secretario und Zeugen geſchloſſen,
und hernach auf dem Rathhauß
confirmiret. Gisbert. Voet. Polit.
Eccleſiaſt. P. I. L. 3. Sect. 2. c. 6. §. 3.
Die Trauung geſchiehet auch oͤff-
ters in caſu necesſitatis vor dem
Bette; wenn nehmlich der eine
Theil hefftig darnieder lieget oder
ſich eine Manns-Perſon mit ſeiner
deflorata vor dem Wochen-Bette
trauen laͤſt. Groſſe Herren und
Potentaten laſſen ſich offtermahls
ihre entfernten Braͤute im Nah-
men ihrer an ihre darzu gevoll-
maͤchtigen Miniſtres trauen, und
wird ſolche gevollmaͤchtige Trau-
ung mit gewiſſen Solennitaͤten ver-
richtet, als in Beyſeyn einiger Zeu-
gen
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