Gestern um die Mittagsstunde, als Adam eben zum Speisen gehen wollte, war er mitten auf dem Marktplatze Herrn Traugott Quöck in die Arme ge- laufen. Sapristi! hatte sich dieser Mensch doch ge- freut! Adam hätte es gar nicht für möglich gehalten. Er war beinahe ganz entsetzt gewesen über diese Freudensprünge und Hühnerhundscapriolen. Hatte er dem Manne denn jemals Gelegenheit gegeben, ihn für einen approbirten "Freund" von sich, wenig- stens für einen "Freund seines Hauses," zu halten --? Ih bewahre! Keine Spur! Es giebt Leute, die aus ehrbarer menschlicher Lebenslangeweile immer guter Dinge, immer in der besten, weltfreundlichsten Laune sind. Traugott Quöck gehörte nicht ganz zu diesen Stoikern des Optimismus, aber doch sehr theilweise. Er war halb und halb mit der Coupon- scheere auf die Welt gekommen. Das giebt gewiß ein ganz nettes und bequemes Rundreisebillet durch's "menschliche Leben" ab. Traugott Quöck sen. war in einer sächsischen Provinzialstadt Tuchmacher gewesen, hatte es aber in den letzten Jahren seines gesegneten Erden- wallens fertig gekriegt, sich zum "Fabrikanten" umzu-
IV.
Geſtern um die Mittagsſtunde, als Adam eben zum Speiſen gehen wollte, war er mitten auf dem Marktplatze Herrn Traugott Quöck in die Arme ge- laufen. Sapriſti! hatte ſich dieſer Menſch doch ge- freut! Adam hätte es gar nicht für möglich gehalten. Er war beinahe ganz entſetzt geweſen über dieſe Freudenſprünge und Hühnerhundscapriolen. Hatte er dem Manne denn jemals Gelegenheit gegeben, ihn für einen approbirten „Freund“ von ſich, wenig- ſtens für einen „Freund ſeines Hauſes,“ zu halten —? Ih bewahre! Keine Spur! Es giebt Leute, die aus ehrbarer menſchlicher Lebenslangeweile immer guter Dinge, immer in der beſten, weltfreundlichſten Laune ſind. Traugott Quöck gehörte nicht ganz zu dieſen Stoikern des Optimismus, aber doch ſehr theilweiſe. Er war halb und halb mit der Coupon- ſcheere auf die Welt gekommen. Das giebt gewiß ein ganz nettes und bequemes Rundreiſebillet durch's „menſchliche Leben“ ab. Traugott Quöck sen. war in einer ſächſiſchen Provinzialſtadt Tuchmacher geweſen, hatte es aber in den letzten Jahren ſeines geſegneten Erden- wallens fertig gekriegt, ſich zum „Fabrikanten“ umzu-
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IV.
Geſtern um die Mittagsſtunde, als Adam eben
zum Speiſen gehen wollte, war er mitten auf dem
Marktplatze Herrn Traugott Quöck in die Arme ge-
laufen. Sapriſti! hatte ſich dieſer Menſch doch ge-
freut! Adam hätte es gar nicht für möglich gehalten.
Er war beinahe ganz entſetzt geweſen über dieſe
Freudenſprünge und Hühnerhundscapriolen. Hatte
er dem Manne denn jemals Gelegenheit gegeben,
ihn für einen approbirten „Freund“ von ſich, wenig-
ſtens für einen „Freund ſeines Hauſes,“ zu halten —?
Ih bewahre! Keine Spur! Es giebt Leute, die
aus ehrbarer menſchlicher Lebenslangeweile immer
guter Dinge, immer in der beſten, weltfreundlichſten
Laune ſind. Traugott Quöck gehörte nicht ganz
zu dieſen Stoikern des Optimismus, aber doch ſehr
theilweiſe. Er war halb und halb mit der Coupon-
ſcheere auf die Welt gekommen. Das giebt gewiß
ein ganz nettes und bequemes Rundreiſebillet durch's
„menſchliche Leben“ ab. Traugott Quöck sen. war in einer
ſächſiſchen Provinzialſtadt Tuchmacher geweſen, hatte es
aber in den letzten Jahren ſeines geſegneten Erden-
wallens fertig gekriegt, ſich zum „Fabrikanten“ umzu-
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. [31]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/39>, abgerufen am 21.11.2024.
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