Die Quitten sind zwar kein Obst, das sich wie die Aepfeln und Birnen vom Baum essen lässet, allein sie sind nicht ohne Nutzen, und dürfen in einem vollstän- digen Obstgarten nicht fehlen. Diese goldene Obstfrüchte sind nicht nur der Apotheke, der Conditorei und zu tau- send Leckerbissen unentbehrlich, sondern sie liefern auch dem Obstfreund und Gartenbesitzer manche delikate, ge- sunde Kost zu seinen Mahlzeiten, und wohlfeile Confitü- ren. -- Das mögte sich nun zwar bey der allermeist un- umgänglichen Nothwendigkeit der Versüßung, und der Erfordernis des Zuckers für diese Baumfrucht sogleich widerlegen; allein nicht in Anschlag zu bringen, daß wir mehrern Zuckersiedereyen aus Runkelrüben etc. ent- gegen sehen, so verträgt sich die Versüßung der Quitten- Gerüchte gar vortrefflich mit der von Birnsyrup oder dem zu flüssiger Honigdicke eingekochten Saft von aller- ley Birnen *), der sich, wohl gekocht, zehn Jahre lang
*) Der Syrup von gutem Aepfelmost, sogleich von der Kel- ter weg, eben gut bereitet, thut die nemlichen Dienste, und ist noch kräftiger und besser, hält sich auch eben so lange.
Die Quitten.
Die Quitten ſind zwar kein Obſt, das ſich wie die Aepfeln und Birnen vom Baum eſſen läſſet, allein ſie ſind nicht ohne Nutzen, und dürfen in einem vollſtän- digen Obſtgarten nicht fehlen. Dieſe goldene Obſtfrüchte ſind nicht nur der Apotheke, der Conditorei und zu tau- ſend Leckerbiſſen unentbehrlich, ſondern ſie liefern auch dem Obſtfreund und Gartenbeſitzer manche delikate, ge- ſunde Koſt zu ſeinen Mahlzeiten, und wohlfeile Confitü- ren. — Das mögte ſich nun zwar bey der allermeiſt un- umgänglichen Nothwendigkeit der Verſüßung, und der Erfordernis des Zuckers für dieſe Baumfrucht ſogleich widerlegen; allein nicht in Anſchlag zu bringen, daß wir mehrern Zuckerſiedereyen aus Runkelrüben ꝛc. ent- gegen ſehen, ſo verträgt ſich die Verſüßung der Quitten- Gerüchte gar vortrefflich mit der von Birnſyrup oder dem zu flüſſiger Honigdicke eingekochten Saft von aller- ley Birnen *), der ſich, wohl gekocht, zehn Jahre lang
*) Der Syrup von gutem Aepfelmoſt, ſogleich von der Kel- ter weg, eben gut bereitet, thut die nemlichen Dienſte, und iſt noch kräftiger und beſſer, hält ſich auch eben ſo lange.
<TEI><text><body><pbfacs="#f0679"n="631"/><divn="1"><head><hirendition="#g">Die Quitten</hi>.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Die <hirendition="#g">Quitten</hi>ſind zwar kein Obſt, das ſich wie<lb/>
die Aepfeln und Birnen vom Baum eſſen läſſet, allein<lb/>ſie ſind nicht ohne Nutzen, und dürfen in einem vollſtän-<lb/>
digen Obſtgarten nicht fehlen. Dieſe goldene Obſtfrüchte<lb/>ſind nicht nur der Apotheke, der Conditorei und zu tau-<lb/>ſend Leckerbiſſen unentbehrlich, ſondern ſie liefern auch<lb/>
dem Obſtfreund und Gartenbeſitzer manche delikate, ge-<lb/>ſunde Koſt zu ſeinen Mahlzeiten, und wohlfeile Confitü-<lb/>
ren. — Das mögte ſich nun zwar bey der allermeiſt un-<lb/>
umgänglichen Nothwendigkeit der Verſüßung, und der<lb/>
Erfordernis des Zuckers für dieſe Baumfrucht ſogleich<lb/>
widerlegen; allein nicht in Anſchlag zu bringen, daß<lb/>
wir mehrern Zuckerſiedereyen aus Runkelrüben ꝛc. ent-<lb/>
gegen ſehen, ſo verträgt ſich die Verſüßung der Quitten-<lb/>
Gerüchte gar vortrefflich mit der von <hirendition="#g">Birnſyrup</hi> oder<lb/>
dem zu flüſſiger Honigdicke eingekochten Saft von aller-<lb/>
ley Birnen <notexml:id="note-0679"next="#note-0680"place="foot"n="*)">Der Syrup von gutem <hirendition="#g">Aepfelmoſt</hi>, ſogleich von der Kel-<lb/>
ter weg, eben gut bereitet, thut die nemlichen Dienſte, und<lb/>
iſt noch kräftiger und beſſer, hält ſich auch eben ſo lange.</note>, der ſich, wohl gekocht, zehn Jahre lang<lb/></p></div></body></text></TEI>
[631/0679]
Die Quitten.
Die Quitten ſind zwar kein Obſt, das ſich wie
die Aepfeln und Birnen vom Baum eſſen läſſet, allein
ſie ſind nicht ohne Nutzen, und dürfen in einem vollſtän-
digen Obſtgarten nicht fehlen. Dieſe goldene Obſtfrüchte
ſind nicht nur der Apotheke, der Conditorei und zu tau-
ſend Leckerbiſſen unentbehrlich, ſondern ſie liefern auch
dem Obſtfreund und Gartenbeſitzer manche delikate, ge-
ſunde Koſt zu ſeinen Mahlzeiten, und wohlfeile Confitü-
ren. — Das mögte ſich nun zwar bey der allermeiſt un-
umgänglichen Nothwendigkeit der Verſüßung, und der
Erfordernis des Zuckers für dieſe Baumfrucht ſogleich
widerlegen; allein nicht in Anſchlag zu bringen, daß
wir mehrern Zuckerſiedereyen aus Runkelrüben ꝛc. ent-
gegen ſehen, ſo verträgt ſich die Verſüßung der Quitten-
Gerüchte gar vortrefflich mit der von Birnſyrup oder
dem zu flüſſiger Honigdicke eingekochten Saft von aller-
ley Birnen *), der ſich, wohl gekocht, zehn Jahre lang
*) Der Syrup von gutem Aepfelmoſt, ſogleich von der Kel-
ter weg, eben gut bereitet, thut die nemlichen Dienſte, und
iſt noch kräftiger und beſſer, hält ſich auch eben ſo lange.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/679>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.