hiernächst bey dem Genuß der freyen reinen Luft, die unse- rem Blute ein Balsam ist, unser Leben verlängern:) -- So wird es dem Freunde der Pomologie, der weder Zeit noch Gelegenheit hat, sich in vielen pomologischen Schriften umzusehen, nicht unangenehm seyn, wenn hier einige nä- here kurze Erläuterungen von der Kunstsprache (daß ich mich so ausdrücke!) der ältern und neuern Pomologen und ihren verschiedenen Redensarten im Gebiete der Pomona, dem Werke vorausgehen, die ihn hie und da mit der eigentlichen Naturgeschichte des Obstes und mancher ihrer Theile, und derselben Zweck und Absicht etc. in gedrängter Kürze etwas bekannter machen. -- Auch der gelehrte Pomologe findet manchmal etwas, das ihm zuvor unbekannt war, oder woran er nicht gedacht hat.
A.
Aeste -- sind eine Fortsetzung des Baums, und gleichsam eine Fortpflanzung auf sich selbst, da Baum auf Baum wächst und einer in den andern seine Wurzeln schlägt.
Aderlassen an den Bäumen - ist diejenige Operation, da man im Frühjahr, vermittelst eines scharfen Garten- messers, einen Einschnitt in die Rinde bis an den Bast oder die innere Safthaut macht, in mancherley Krankhei- ten der B. oder zu verschiedener sonstiger Absicht. Der Einschnitt gehet entweder nach der Länge des ganzen Stam- mes, oder man macht 2, 3 Zoll lange, senkrechte Ein- schnitte, und läßt wieder etliche Zoll Raum dazwischen. -- Seine Wirkung überhaupt ist die Mäßigung des Saft- triebes.
Auge, Knospe -- sind theils Laubaugen oder Holz- augen an den Zweigen, woraus wieder Zweige erwach-
Pomologiſche
hiernächſt bey dem Genuß der freyen reinen Luft, die unſe- rem Blute ein Balſam iſt, unſer Leben verlängern:) — So wird es dem Freunde der Pomologie, der weder Zeit noch Gelegenheit hat, ſich in vielen pomologiſchen Schriften umzuſehen, nicht unangenehm ſeyn, wenn hier einige nä- here kurze Erläuterungen von der Kunſtſprache (daß ich mich ſo ausdrücke!) der ältern und neuern Pomologen und ihren verſchiedenen Redensarten im Gebiete der Pomona, dem Werke vorausgehen, die ihn hie und da mit der eigentlichen Naturgeſchichte des Obſtes und mancher ihrer Theile, und derſelben Zweck und Abſicht ꝛc. in gedrängter Kürze etwas bekannter machen. — Auch der gelehrte Pomologe findet manchmal etwas, das ihm zuvor unbekannt war, oder woran er nicht gedacht hat.
A.
Aeſte — ſind eine Fortſetzung des Baums, und gleichſam eine Fortpflanzung auf ſich ſelbſt, da Baum auf Baum wächſt und einer in den andern ſeine Wurzeln ſchlägt.
Aderlaſſen an den Bäumen ‒ iſt diejenige Operation, da man im Frühjahr, vermittelſt eines ſcharfen Garten- meſſers, einen Einſchnitt in die Rinde bis an den Baſt oder die innere Safthaut macht, in mancherley Krankhei- ten der B. oder zu verſchiedener ſonſtiger Abſicht. Der Einſchnitt gehet entweder nach der Länge des ganzen Stam- mes, oder man macht 2, 3 Zoll lange, ſenkrechte Ein- ſchnitte, und läßt wieder etliche Zoll Raum dazwiſchen. — Seine Wirkung überhaupt iſt die Mäßigung des Saft- triebes.
Auge, Knoſpe — ſind theils Laubaugen oder Holz- augen an den Zweigen, woraus wieder Zweige erwach-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0026"n="XXVI"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Pomologiſche</hi></fw><lb/>
hiernächſt bey dem Genuß der freyen reinen Luft, die unſe-<lb/>
rem Blute ein Balſam iſt, unſer Leben verlängern:) —<lb/>
So wird es dem Freunde der Pomologie, der weder Zeit<lb/>
noch Gelegenheit hat, ſich in vielen pomologiſchen Schriften<lb/>
umzuſehen, nicht unangenehm ſeyn, wenn hier einige nä-<lb/>
here kurze Erläuterungen von der Kunſtſprache (daß ich mich<lb/>ſo ausdrücke!) der ältern und neuern Pomologen und ihren<lb/>
verſchiedenen Redensarten im Gebiete der Pomona, dem<lb/>
Werke vorausgehen, die ihn hie und da mit der eigentlichen<lb/>
Naturgeſchichte des Obſtes und mancher ihrer Theile, und<lb/>
derſelben Zweck und Abſicht ꝛc. in gedrängter Kürze etwas<lb/>
bekannter machen. — Auch der gelehrte Pomologe findet<lb/>
manchmal etwas, das ihm zuvor unbekannt war, oder<lb/>
woran er nicht gedacht hat.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head>A.</head><lb/><p><hirendition="#g">Aeſte</hi>—ſind eine Fortſetzung des Baums, und gleichſam<lb/>
eine Fortpflanzung auf ſich ſelbſt, da Baum auf Baum<lb/>
wächſt und einer in den andern ſeine Wurzeln ſchlägt.</p><lb/><p><hirendition="#g">Aderlaſſen</hi> an den Bäumen ‒ iſt diejenige Operation,<lb/>
da man im Frühjahr, vermittelſt eines ſcharfen Garten-<lb/>
meſſers, einen Einſchnitt in die Rinde bis an den Baſt<lb/>
oder die innere Safthaut macht, in mancherley Krankhei-<lb/>
ten der B. oder zu verſchiedener ſonſtiger Abſicht. Der<lb/>
Einſchnitt gehet entweder nach der Länge des ganzen Stam-<lb/>
mes, oder man macht 2, 3 Zoll lange, ſenkrechte Ein-<lb/>ſchnitte, und läßt wieder etliche Zoll Raum dazwiſchen. —<lb/>
Seine Wirkung überhaupt iſt die Mäßigung des Saft-<lb/>
triebes.</p><lb/><p><hirendition="#g">Auge</hi>, <hirendition="#g">Knoſpe</hi>—ſind theils <hirendition="#g">Laubaugen</hi> oder <hirendition="#g">Holz</hi>-<lb/><hirendition="#g">augen</hi> an den Zweigen, woraus wieder Zweige erwach-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[XXVI/0026]
Pomologiſche
hiernächſt bey dem Genuß der freyen reinen Luft, die unſe-
rem Blute ein Balſam iſt, unſer Leben verlängern:) —
So wird es dem Freunde der Pomologie, der weder Zeit
noch Gelegenheit hat, ſich in vielen pomologiſchen Schriften
umzuſehen, nicht unangenehm ſeyn, wenn hier einige nä-
here kurze Erläuterungen von der Kunſtſprache (daß ich mich
ſo ausdrücke!) der ältern und neuern Pomologen und ihren
verſchiedenen Redensarten im Gebiete der Pomona, dem
Werke vorausgehen, die ihn hie und da mit der eigentlichen
Naturgeſchichte des Obſtes und mancher ihrer Theile, und
derſelben Zweck und Abſicht ꝛc. in gedrängter Kürze etwas
bekannter machen. — Auch der gelehrte Pomologe findet
manchmal etwas, das ihm zuvor unbekannt war, oder
woran er nicht gedacht hat.
A.
Aeſte — ſind eine Fortſetzung des Baums, und gleichſam
eine Fortpflanzung auf ſich ſelbſt, da Baum auf Baum
wächſt und einer in den andern ſeine Wurzeln ſchlägt.
Aderlaſſen an den Bäumen ‒ iſt diejenige Operation,
da man im Frühjahr, vermittelſt eines ſcharfen Garten-
meſſers, einen Einſchnitt in die Rinde bis an den Baſt
oder die innere Safthaut macht, in mancherley Krankhei-
ten der B. oder zu verſchiedener ſonſtiger Abſicht. Der
Einſchnitt gehet entweder nach der Länge des ganzen Stam-
mes, oder man macht 2, 3 Zoll lange, ſenkrechte Ein-
ſchnitte, und läßt wieder etliche Zoll Raum dazwiſchen. —
Seine Wirkung überhaupt iſt die Mäßigung des Saft-
triebes.
Auge, Knoſpe — ſind theils Laubaugen oder Holz-
augen an den Zweigen, woraus wieder Zweige erwach-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. XXVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/26>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.