Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.Zweytes Capitel, ist daher von der Empfindung unterschieden, undentstehet aus derselben, entweder durch die Ein- bildungskrafft, oder durch Schlüsse. Die Em- pfindungen haben in Ansehung der Wahrheit gar keine Schwierigkeit, wenn nur die Empfin- dung selbst vorhanden ist: Die Erfahrung aber kan dennoch falsch seyn, wenn gleich die Empfin- dungen richtig sind, worauf sich dieselbe gründet; weil noch gar nicht ausgemacht ist, wie man auf eine Art, die Bestand hat, aus eintzeln Fällen eine allgemeine Anmerckung, oder einen allge- meinen Satz zu machen befugt sey. Am wenig- sten aber thut es gut, daß man Empfindungen und Erfahrungen mit einander vermenget, wel- ches bisher bestandig geschehen, und deswegen von uns ist widerlegt worden in den Erlangi- schen gelehrten Anzeigen No. XIX. 1749. in der genauern Bestimmung, was Erfahrun- gen sind? §. 45. Schlüsse von einem Hauffen auf die übrigen. Wie man von einigen indiuiduis auf die ten
Zweytes Capitel, iſt daher von der Empfindung unterſchieden, undentſtehet aus derſelben, entweder durch die Ein- bildungskrafft, oder durch Schluͤſſe. Die Em- pfindungen haben in Anſehung der Wahrheit gar keine Schwierigkeit, wenn nur die Empfin- dung ſelbſt vorhanden iſt: Die Erfahrung aber kan dennoch falſch ſeyn, wenn gleich die Empfin- dungen richtig ſind, worauf ſich dieſelbe gruͤndet; weil noch gar nicht ausgemacht iſt, wie man auf eine Art, die Beſtand hat, aus eintzeln Faͤllen eine allgemeine Anmerckung, oder einen allge- meinen Satz zu machen befugt ſey. Am wenig- ſten aber thut es gut, daß man Empfindungen und Erfahrungen mit einander vermenget, wel- ches bisher beſtandig geſchehen, und deswegen von uns iſt widerlegt worden in den Erlangi- ſchen gelehrten Anzeigen No. XIX. 1749. in der genauern Beſtimmung, was Erfahrun- gen ſind? §. 45. Schluͤſſe von einem Hauffen auf die uͤbrigen. Wie man von einigen indiuiduis auf die ten
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Zweytes Capitel,
iſt daher von der Empfindung unterſchieden, und
entſtehet aus derſelben, entweder durch die Ein-
bildungskrafft, oder durch Schluͤſſe. Die Em-
pfindungen haben in Anſehung der Wahrheit
gar keine Schwierigkeit, wenn nur die Empfin-
dung ſelbſt vorhanden iſt: Die Erfahrung aber
kan dennoch falſch ſeyn, wenn gleich die Empfin-
dungen richtig ſind, worauf ſich dieſelbe gruͤndet;
weil noch gar nicht ausgemacht iſt, wie man auf
eine Art, die Beſtand hat, aus eintzeln Faͤllen
eine allgemeine Anmerckung, oder einen allge-
meinen Satz zu machen befugt ſey. Am wenig-
ſten aber thut es gut, daß man Empfindungen
und Erfahrungen mit einander vermenget, wel-
ches bisher beſtandig geſchehen, und deswegen
von uns iſt widerlegt worden in den Erlangi-
ſchen gelehrten Anzeigen No. XIX. 1749. in
der genauern Beſtimmung, was Erfahrun-
gen ſind?
§. 45.
Schluͤſſe von einem Hauffen auf die uͤbrigen.
Wie man von einigen indiuiduis auf die
uͤbrigen zu ſchluͤſſen pflegt (§. 41.), alſo pfleget man
auch von den Begebenheiten des einen Hauffens,
oder einiger Hauffen auf die Eigenſchafften und
Begebenheiten der andern Hauffen, von ſolcher
Art, zu ſchluͤſſen. Als man hat wahrgenommen,
daß in Londen von 100. Woͤchnerinnen zweye
ſterben, und dieſes hat man in verſchiedenen Jah-
ren wahrgenommen: man ſchluͤſſet daraus, daß
es nicht allein in Paris, und andern groſſen Staͤd-
ten
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