Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

von den Begebenheiten der Cörper.
Arten und Geschlechtern umgehen. Unsere Ab-
handlung von locis communibus in der Logica
S. p.
147. wird wohl die erste von dieser Gattung
seyn; auf die wir uns Kürtze halber beziehen, und
nur dasjenige daraus anführen wollen, was das
nachfolgende zu verstehen unumgänglich nöthig ist.

§. 40.
Kurtze Theorie eines Hauffens.

Wenn man von einem Hauffen denckt und
redet, so stellt man sich nur einige eintzelne Din-
ge klärlich vor, die darinnen nebst andern enthal-
ten sind: was wir an denselben wahrnehmen, das
pflegen wir hernach dem gantzen Hauffen beyzu-
legen. Z. E. zwey Söhne eines Mannes, die
ich kenne, sind untugendhafft; ich sage daher:
des Mannes seine Söhne sind übel gerathen. Es
kan seyn, daß eben derselbe Mann auf der Acade-
mie zwey andere Söhne hat, die sich gut auffüh-
ren und fleißig sind; allda wird man sagen: Des
Mannes seine Söhne sind wohl gerathen: Diese
Sätze scheinen widersprechend zu seyn; können aber
doch und müssen vereiniget werden. Dieses aber
kan nicht ohne folgender Reyhe von Begriffen ge-
schehen, welche den Gelehrten, zum Behuf der hi-
storischen Erkentniß, eben so bekannt werden müs-
sen, als schon längst die Eintheilungen der Sätze
und der Schlüsse bekannt sind. Eine ungezehlte
Menge Dinge (wenn sie gleich konten gezehlet
werden,) heisset ein Hauffen. Diejenigen ein-
tzeln Dinge, die uns aus einem Hauffen besonders
bekannt sind, heissen Exempel, Muster, Pro-

ben,
D 3

von den Begebenheiten der Coͤrper.
Arten und Geſchlechtern umgehen. Unſere Ab-
handlung von locis communibus in der Logica
S. p.
147. wird wohl die erſte von dieſer Gattung
ſeyn; auf die wir uns Kuͤrtze halber beziehen, und
nur dasjenige daraus anfuͤhren wollen, was das
nachfolgende zu verſtehen unumgaͤnglich noͤthig iſt.

§. 40.
Kurtze Theorie eines Hauffens.

Wenn man von einem Hauffen denckt und
redet, ſo ſtellt man ſich nur einige eintzelne Din-
ge klaͤrlich vor, die darinnen nebſt andern enthal-
ten ſind: was wir an denſelben wahrnehmen, das
pflegen wir hernach dem gantzen Hauffen beyzu-
legen. Z. E. zwey Soͤhne eines Mannes, die
ich kenne, ſind untugendhafft; ich ſage daher:
des Mannes ſeine Soͤhne ſind uͤbel gerathen. Es
kan ſeyn, daß eben derſelbe Mann auf der Acade-
mie zwey andere Soͤhne hat, die ſich gut auffuͤh-
ren und fleißig ſind; allda wird man ſagen: Des
Mannes ſeine Soͤhne ſind wohl gerathen: Dieſe
Saͤtze ſcheinen widerſprechend zu ſeyn; koͤnnen aber
doch und muͤſſen vereiniget werden. Dieſes aber
kan nicht ohne folgender Reyhe von Begriffen ge-
ſchehen, welche den Gelehrten, zum Behuf der hi-
ſtoriſchen Erkentniß, eben ſo bekannt werden muͤſ-
ſen, als ſchon laͤngſt die Eintheilungen der Saͤtze
und der Schluͤſſe bekannt ſind. Eine ungezehlte
Menge Dinge (wenn ſie gleich konten gezehlet
werden,) heiſſet ein Hauffen. Diejenigen ein-
tzeln Dinge, die uns aus einem Hauffen beſonders
bekannt ſind, heiſſen Exempel, Muſter, Pro-

ben,
D 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0089" n="53"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den Begebenheiten der Co&#x0364;rper.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Arten</hi> und Ge&#x017F;chlechtern umgehen. Un&#x017F;ere Ab-<lb/>
handlung von <hi rendition="#aq">locis communibus</hi> in der <hi rendition="#aq">Logica<lb/>
S. p.</hi> 147. wird wohl die er&#x017F;te von die&#x017F;er Gattung<lb/>
&#x017F;eyn; auf die wir uns Ku&#x0364;rtze halber beziehen, und<lb/>
nur dasjenige daraus anfu&#x0364;hren wollen, was das<lb/>
nachfolgende zu ver&#x017F;tehen unumga&#x0364;nglich no&#x0364;thig i&#x017F;t.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 40.<lb/>
Kurtze Theorie eines Hauffens.</head><lb/>
          <p>Wenn man von einem Hauffen denckt und<lb/>
redet, &#x017F;o &#x017F;tellt man &#x017F;ich nur <hi rendition="#fr">einige</hi> eintzelne Din-<lb/>
ge kla&#x0364;rlich vor, die darinnen neb&#x017F;t andern enthal-<lb/>
ten &#x017F;ind: was wir an den&#x017F;elben wahrnehmen, das<lb/>
pflegen wir hernach dem gantzen Hauffen beyzu-<lb/>
legen. Z. E. zwey So&#x0364;hne eines Mannes, die<lb/>
ich kenne, &#x017F;ind untugendhafft; ich &#x017F;age daher:<lb/>
des Mannes &#x017F;eine So&#x0364;hne &#x017F;ind u&#x0364;bel gerathen. Es<lb/>
kan &#x017F;eyn, daß eben der&#x017F;elbe Mann auf der Acade-<lb/>
mie zwey andere So&#x0364;hne hat, die &#x017F;ich gut auffu&#x0364;h-<lb/>
ren und fleißig &#x017F;ind; allda wird man &#x017F;agen: Des<lb/>
Mannes &#x017F;eine So&#x0364;hne &#x017F;ind wohl gerathen: Die&#x017F;e<lb/>
Sa&#x0364;tze &#x017F;cheinen wider&#x017F;prechend zu &#x017F;eyn; ko&#x0364;nnen aber<lb/>
doch und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en vereiniget werden. Die&#x017F;es aber<lb/>
kan nicht ohne folgender Reyhe von Begriffen ge-<lb/>
&#x017F;chehen, welche den Gelehrten, zum Behuf der hi-<lb/>
&#x017F;tori&#x017F;chen Erkentniß, eben &#x017F;o bekannt werden mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, als &#x017F;chon la&#x0364;ng&#x017F;t die Eintheilungen der Sa&#x0364;tze<lb/>
und der Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e bekannt &#x017F;ind. Eine ungezehlte<lb/>
Menge Dinge (wenn &#x017F;ie gleich konten gezehlet<lb/>
werden,) hei&#x017F;&#x017F;et ein <hi rendition="#fr">Hauffen.</hi> Diejenigen ein-<lb/>
tzeln Dinge, die uns aus einem Hauffen be&#x017F;onders<lb/>
bekannt &#x017F;ind, hei&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#fr">Exempel, Mu&#x017F;ter, Pro-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ben,</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0089] von den Begebenheiten der Coͤrper. Arten und Geſchlechtern umgehen. Unſere Ab- handlung von locis communibus in der Logica S. p. 147. wird wohl die erſte von dieſer Gattung ſeyn; auf die wir uns Kuͤrtze halber beziehen, und nur dasjenige daraus anfuͤhren wollen, was das nachfolgende zu verſtehen unumgaͤnglich noͤthig iſt. §. 40. Kurtze Theorie eines Hauffens. Wenn man von einem Hauffen denckt und redet, ſo ſtellt man ſich nur einige eintzelne Din- ge klaͤrlich vor, die darinnen nebſt andern enthal- ten ſind: was wir an denſelben wahrnehmen, das pflegen wir hernach dem gantzen Hauffen beyzu- legen. Z. E. zwey Soͤhne eines Mannes, die ich kenne, ſind untugendhafft; ich ſage daher: des Mannes ſeine Soͤhne ſind uͤbel gerathen. Es kan ſeyn, daß eben derſelbe Mann auf der Acade- mie zwey andere Soͤhne hat, die ſich gut auffuͤh- ren und fleißig ſind; allda wird man ſagen: Des Mannes ſeine Soͤhne ſind wohl gerathen: Dieſe Saͤtze ſcheinen widerſprechend zu ſeyn; koͤnnen aber doch und muͤſſen vereiniget werden. Dieſes aber kan nicht ohne folgender Reyhe von Begriffen ge- ſchehen, welche den Gelehrten, zum Behuf der hi- ſtoriſchen Erkentniß, eben ſo bekannt werden muͤſ- ſen, als ſchon laͤngſt die Eintheilungen der Saͤtze und der Schluͤſſe bekannt ſind. Eine ungezehlte Menge Dinge (wenn ſie gleich konten gezehlet werden,) heiſſet ein Hauffen. Diejenigen ein- tzeln Dinge, die uns aus einem Hauffen beſonders bekannt ſind, heiſſen Exempel, Muſter, Pro- ben, D 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/89
Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/89>, abgerufen am 21.11.2024.