Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

von den Begebenheiten der Cörper.
nen: wer aber lauter Cörper, die im übrigen von ei-
nerley Figur, aber von sehr verschiedener Grösse wa-
ren, gesehen hat; der wird bey dem Begriffe der-
selben Figur keinesweges auf die Grösse sehen
Ein gemeiner Mann, wenn er zum ersten mahl
ein Strausseney zu sehen bekommt, dürffte es an-
fangs kaum vor ein natürliches und wahres Ey
halten; weil wir nehmlich in unsern Landen lauter
viel kleinere Eyer zu sehen bekommen. Zweytens:
wer lauter Cörper von einerley Figur, aber auch da-
nebst von einerley, oder wenig unterschiedenen Far-
ben gesehen hat; der wird die Farbe selbst mit zur
Figur rechnen; hingegen wird derjenige auf die
Farbe nicht reflectiren, wer Dinge von einerley
Figur, aber dabey von verschiedenen Farben ge-
sehen hat. Denen meisten unter uns ist ein weis-
ser Rabe
ein Paradoxon; wer aber weiß, daß
es auch weisse Raben gebe, der wird bey dieser
Art Thieren, wie bey denen übrigen, bloß auf
die Figur achtung geben. Durch Besuchung der
Naturalien-Cabinetter werden gemeiniglich
unsere Begriffe von den verschiedenen Arten der
Cörper gar sehr erweitert, die sonst ein jeder nach
den indiuiduis, die in seinem Vaterlande anzu-
treffen sind, einzuschrencken pfleget.

§. 30.
Vom Klumpen.

Wenn die Oberfläche eines Cörpers aus ähn-
lichen Theilen bestehet, aber auch dabey auf kei-
ner Seite eine uns bekannte Figur hat, so wird
es ein Klumpen genennet. Z. E. ein Klum-

pen

von den Begebenheiten der Coͤrper.
nen: wer aber lauter Coͤrper, die im uͤbrigen von ei-
nerley Figur, aber von ſehr verſchiedener Groͤſſe wa-
ren, geſehen hat; der wird bey dem Begriffe der-
ſelben Figur keinesweges auf die Groͤſſe ſehen
Ein gemeiner Mann, wenn er zum erſten mahl
ein Strauſſeney zu ſehen bekommt, duͤrffte es an-
fangs kaum vor ein natuͤrliches und wahres Ey
halten; weil wir nehmlich in unſern Landen lauter
viel kleinere Eyer zu ſehen bekommen. Zweytens:
wer lauter Coͤrper von einerley Figur, aber auch da-
nebſt von einerley, oder wenig unterſchiedenen Far-
ben geſehen hat; der wird die Farbe ſelbſt mit zur
Figur rechnen; hingegen wird derjenige auf die
Farbe nicht reflectiren, wer Dinge von einerley
Figur, aber dabey von verſchiedenen Farben ge-
ſehen hat. Denen meiſten unter uns iſt ein weiſ-
ſer Rabe
ein Paradoxon; wer aber weiß, daß
es auch weiſſe Raben gebe, der wird bey dieſer
Art Thieren, wie bey denen uͤbrigen, bloß auf
die Figur achtung geben. Durch Beſuchung der
Naturalien-Cabinetter werden gemeiniglich
unſere Begriffe von den verſchiedenen Arten der
Coͤrper gar ſehr erweitert, die ſonſt ein jeder nach
den indiuiduis, die in ſeinem Vaterlande anzu-
treffen ſind, einzuſchrencken pfleget.

§. 30.
Vom Klumpen.

Wenn die Oberflaͤche eines Coͤrpers aus aͤhn-
lichen Theilen beſtehet, aber auch dabey auf kei-
ner Seite eine uns bekannte Figur hat, ſo wird
es ein Klumpen genennet. Z. E. ein Klum-

pen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0081" n="45"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den Begebenheiten der Co&#x0364;rper.</hi></fw><lb/>
nen: wer aber lauter Co&#x0364;rper, die im u&#x0364;brigen von ei-<lb/>
nerley Figur, aber von &#x017F;ehr ver&#x017F;chiedener Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e wa-<lb/>
ren, ge&#x017F;ehen hat; der wird bey dem Begriffe der-<lb/>
&#x017F;elben Figur keinesweges auf die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ehen<lb/>
Ein gemeiner Mann, wenn er zum er&#x017F;ten mahl<lb/>
ein Strau&#x017F;&#x017F;eney zu &#x017F;ehen bekommt, du&#x0364;rffte es an-<lb/>
fangs kaum vor ein natu&#x0364;rliches und wahres Ey<lb/>
halten; weil wir nehmlich in un&#x017F;ern Landen lauter<lb/>
viel kleinere Eyer zu &#x017F;ehen bekommen. Zweytens:<lb/>
wer lauter Co&#x0364;rper von einerley Figur, aber auch da-<lb/>
neb&#x017F;t von einerley, oder wenig unter&#x017F;chiedenen Far-<lb/>
ben ge&#x017F;ehen hat; der wird die <hi rendition="#fr">Farbe</hi> &#x017F;elb&#x017F;t mit zur<lb/>
Figur rechnen; hingegen wird derjenige auf die<lb/>
Farbe nicht reflectiren, wer Dinge von einerley<lb/>
Figur, aber dabey von ver&#x017F;chiedenen Farben ge-<lb/>
&#x017F;ehen hat. Denen mei&#x017F;ten unter uns i&#x017F;t ein <hi rendition="#fr">wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er Rabe</hi> ein <hi rendition="#aq">Paradoxon;</hi> wer aber weiß, daß<lb/>
es auch wei&#x017F;&#x017F;e Raben gebe, der wird bey die&#x017F;er<lb/>
Art Thieren, wie bey denen u&#x0364;brigen, bloß auf<lb/>
die Figur achtung geben. Durch Be&#x017F;uchung der<lb/><hi rendition="#fr">Naturalien-Cabinetter</hi> werden gemeiniglich<lb/>
un&#x017F;ere Begriffe von den ver&#x017F;chiedenen <hi rendition="#fr">Arten</hi> der<lb/>
Co&#x0364;rper gar &#x017F;ehr erweitert, die &#x017F;on&#x017F;t ein jeder nach<lb/>
den <hi rendition="#aq">indiuiduis,</hi> die in &#x017F;einem Vaterlande anzu-<lb/>
treffen &#x017F;ind, einzu&#x017F;chrencken pfleget.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 30.<lb/>
Vom Klumpen.</head><lb/>
          <p>Wenn die Oberfla&#x0364;che eines Co&#x0364;rpers aus a&#x0364;hn-<lb/>
lichen Theilen be&#x017F;tehet, aber auch dabey auf kei-<lb/>
ner Seite eine uns bekannte Figur hat, &#x017F;o wird<lb/>
es ein <hi rendition="#fr">Klumpen</hi> genennet. Z. E. ein Klum-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">pen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0081] von den Begebenheiten der Coͤrper. nen: wer aber lauter Coͤrper, die im uͤbrigen von ei- nerley Figur, aber von ſehr verſchiedener Groͤſſe wa- ren, geſehen hat; der wird bey dem Begriffe der- ſelben Figur keinesweges auf die Groͤſſe ſehen Ein gemeiner Mann, wenn er zum erſten mahl ein Strauſſeney zu ſehen bekommt, duͤrffte es an- fangs kaum vor ein natuͤrliches und wahres Ey halten; weil wir nehmlich in unſern Landen lauter viel kleinere Eyer zu ſehen bekommen. Zweytens: wer lauter Coͤrper von einerley Figur, aber auch da- nebſt von einerley, oder wenig unterſchiedenen Far- ben geſehen hat; der wird die Farbe ſelbſt mit zur Figur rechnen; hingegen wird derjenige auf die Farbe nicht reflectiren, wer Dinge von einerley Figur, aber dabey von verſchiedenen Farben ge- ſehen hat. Denen meiſten unter uns iſt ein weiſ- ſer Rabe ein Paradoxon; wer aber weiß, daß es auch weiſſe Raben gebe, der wird bey dieſer Art Thieren, wie bey denen uͤbrigen, bloß auf die Figur achtung geben. Durch Beſuchung der Naturalien-Cabinetter werden gemeiniglich unſere Begriffe von den verſchiedenen Arten der Coͤrper gar ſehr erweitert, die ſonſt ein jeder nach den indiuiduis, die in ſeinem Vaterlande anzu- treffen ſind, einzuſchrencken pfleget. §. 30. Vom Klumpen. Wenn die Oberflaͤche eines Coͤrpers aus aͤhn- lichen Theilen beſtehet, aber auch dabey auf kei- ner Seite eine uns bekannte Figur hat, ſo wird es ein Klumpen genennet. Z. E. ein Klum- pen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/81
Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/81>, abgerufen am 21.12.2024.