§. 14. Wie man eintzelne Cörper dencken lernet. Erste Art.
Die Theile einer Aussicht hangen, dem Ge- sichte nach, alle an einander, sie scheinen anfangs aus einem Stück zu seyn: aber nach und nach lernen wir die Theile der Aussicht (die wir an- fangs nur als verschiedene Theile eines Cörpers ansahen,) als besondere Cörper betrachten. Und die- ses geschiehet zwar anfangs durch derselben öfftere Bewegung. Denn indem der Cörper bewegt wird, so wird er uns bald bey dieser, bald bey jener Sa- che stehend, oder liegend, vorgestellt. Dieser Sachen werden endlich so viel, daß wir sie ins- gesamt vergessen; und uns die Sache gar ohne derjenigen Verbindung vorstellen, die sie jedes mahl, vermittelst unsers Prospeckts, mit so vielen andern Sachen gehabt hat. Wir gedencken also einen solchen Cörper besonders; ohne gemeini- glich zu wissen, wie eigentlich eine solche Jdee in uns entsprungen sey. Durch die blossen Augen geschiehet es nicht, weil wir niemahls einen Cör- per gantz allein sehen.
§. 15. Wie man eintzelne Cörper dencken lernet. Zweyte Art.
Eben dieses erhalten wir auch, wenn die Sa- che zwar ihren Ort nicht verändert, wir aber die- selbe bald aus diesem, bald aus jenem Gesichts- punckte ansehen. Denn jedesmahl wird sie uns mit andern Sachen, und in Verbindung mit denselben vorgestellt. Weil der Verbindungen
endlich
Zweytes Capitel,
§. 14. Wie man eintzelne Coͤrper dencken lernet. Erſte Art.
Die Theile einer Ausſicht hangen, dem Ge- ſichte nach, alle an einander, ſie ſcheinen anfangs aus einem Stuͤck zu ſeyn: aber nach und nach lernen wir die Theile der Ausſicht (die wir an- fangs nur als verſchiedene Theile eines Coͤrpers anſahen,) als beſondere Coͤrper betrachten. Und die- ſes geſchiehet zwar anfangs durch derſelben oͤfftere Bewegung. Denn indem der Coͤrper bewegt wird, ſo wird er uns bald bey dieſer, bald bey jener Sa- che ſtehend, oder liegend, vorgeſtellt. Dieſer Sachen werden endlich ſo viel, daß wir ſie ins- geſamt vergeſſen; und uns die Sache gar ohne derjenigen Verbindung vorſtellen, die ſie jedes mahl, vermittelſt unſers Proſpeckts, mit ſo vielen andern Sachen gehabt hat. Wir gedencken alſo einen ſolchen Coͤrper beſonders; ohne gemeini- glich zu wiſſen, wie eigentlich eine ſolche Jdee in uns entſprungen ſey. Durch die bloſſen Augen geſchiehet es nicht, weil wir niemahls einen Coͤr- per gantz allein ſehen.
§. 15. Wie man eintzelne Coͤrper dencken lernet. Zweyte Art.
Eben dieſes erhalten wir auch, wenn die Sa- che zwar ihren Ort nicht veraͤndert, wir aber die- ſelbe bald aus dieſem, bald aus jenem Geſichts- punckte anſehen. Denn jedesmahl wird ſie uns mit andern Sachen, und in Verbindung mit denſelben vorgeſtellt. Weil der Verbindungen
endlich
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Zweytes Capitel,
§. 14.
Wie man eintzelne Coͤrper dencken lernet.
Erſte Art.
Die Theile einer Ausſicht hangen, dem Ge-
ſichte nach, alle an einander, ſie ſcheinen anfangs
aus einem Stuͤck zu ſeyn: aber nach und nach
lernen wir die Theile der Ausſicht (die wir an-
fangs nur als verſchiedene Theile eines Coͤrpers
anſahen,) als beſondere Coͤrper betrachten. Und die-
ſes geſchiehet zwar anfangs durch derſelben oͤfftere
Bewegung. Denn indem der Coͤrper bewegt wird,
ſo wird er uns bald bey dieſer, bald bey jener Sa-
che ſtehend, oder liegend, vorgeſtellt. Dieſer
Sachen werden endlich ſo viel, daß wir ſie ins-
geſamt vergeſſen; und uns die Sache gar ohne
derjenigen Verbindung vorſtellen, die ſie jedes
mahl, vermittelſt unſers Proſpeckts, mit ſo vielen
andern Sachen gehabt hat. Wir gedencken alſo
einen ſolchen Coͤrper beſonders; ohne gemeini-
glich zu wiſſen, wie eigentlich eine ſolche Jdee in
uns entſprungen ſey. Durch die bloſſen Augen
geſchiehet es nicht, weil wir niemahls einen Coͤr-
per gantz allein ſehen.
§. 15.
Wie man eintzelne Coͤrper dencken lernet.
Zweyte Art.
Eben dieſes erhalten wir auch, wenn die Sa-
che zwar ihren Ort nicht veraͤndert, wir aber die-
ſelbe bald aus dieſem, bald aus jenem Geſichts-
punckte anſehen. Denn jedesmahl wird ſie uns
mit andern Sachen, und in Verbindung mit
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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/72>, abgerufen am 30.12.2024.
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