§. 3. Das Daseyn eines entfernten Cörpers wird geschlossen.
Da nun das Gefühl der Sinn ist, wodurch wir eigentlich von dem Daseyn eines Cörpers ver- sichert werden; und wir dennoch ungemein viele Dinge vor würckliche Cörper halten, die wir nur bloß gesehen, nie aber berührt haben, so folgt, daß wir die Existentz desrelben nicht sowohl un- mittelbar durch die Sinne, als vielmehr durch einen Vernunfftschluß, obgleich dunckeln, erken- nen, dessen Beschaffenheit wir genauer betrach- ten müssen. Nehmlich wir erfahren, daß Din- ge, die wir von ferne sehen, auch können ange- rühret und gefühlet werden, wenn wir nur nahe genug hinzu kommen. Dieses geschiehet täglich und stündlich so offte, daß wir bey nahe eine all- gemeine Regel daraus machen können: was wir uns durch die Augen vorstellen, das kan auch, wenn wir nahe genug kommen, berühret werden; und ist also ein Cörper. Die Beschaffenheit ei- nes blossen Scheines macht, daß man diese Er- fahrungsregel nicht so schlecht weg vor wahr- hafftig allgemein annehmen kan. Dem Schei- ne fehlet es gemeiniglich an der Dauerhafftig- keit. Wenn wir also etwas in der Ferne sehen, und solches beständig und lange sehen, so schlüs- sen wir daraus, daß es ein besonderer und wahr- haffter Cörper seyn müsse; wie an des Mondes und übriger Planeten und Sterne Wircklichkeit niemand zweiffelt.
§. 4.
von den Begebenheiten der Coͤrper.
§. 3. Das Daſeyn eines entfernten Coͤrpers wird geſchloſſen.
Da nun das Gefuͤhl der Sinn iſt, wodurch wir eigentlich von dem Daſeyn eines Coͤrpers ver- ſichert werden; und wir dennoch ungemein viele Dinge vor wuͤrckliche Coͤrper halten, die wir nur bloß geſehen, nie aber beruͤhrt haben, ſo folgt, daß wir die Exiſtentz deſrelben nicht ſowohl un- mittelbar durch die Sinne, als vielmehr durch einen Vernunfftſchluß, obgleich dunckeln, erken- nen, deſſen Beſchaffenheit wir genauer betrach- ten muͤſſen. Nehmlich wir erfahren, daß Din- ge, die wir von ferne ſehen, auch koͤnnen ange- ruͤhret und gefuͤhlet werden, wenn wir nur nahe genug hinzu kommen. Dieſes geſchiehet taͤglich und ſtuͤndlich ſo offte, daß wir bey nahe eine all- gemeine Regel daraus machen koͤnnen: was wir uns durch die Augen vorſtellen, das kan auch, wenn wir nahe genug kommen, beruͤhret werden; und iſt alſo ein Coͤrper. Die Beſchaffenheit ei- nes bloſſen Scheines macht, daß man dieſe Er- fahrungsregel nicht ſo ſchlecht weg vor wahr- hafftig allgemein annehmen kan. Dem Schei- ne fehlet es gemeiniglich an der Dauerhafftig- keit. Wenn wir alſo etwas in der Ferne ſehen, und ſolches beſtaͤndig und lange ſehen, ſo ſchluͤſ- ſen wir daraus, daß es ein beſonderer und wahr- haffter Coͤrper ſeyn muͤſſe; wie an des Mondes und uͤbriger Planeten und Sterne Wircklichkeit niemand zweiffelt.
§. 4.
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von den Begebenheiten der Coͤrper.
§. 3.
Das Daſeyn eines entfernten Coͤrpers wird
geſchloſſen.
Da nun das Gefuͤhl der Sinn iſt, wodurch
wir eigentlich von dem Daſeyn eines Coͤrpers ver-
ſichert werden; und wir dennoch ungemein viele
Dinge vor wuͤrckliche Coͤrper halten, die wir nur
bloß geſehen, nie aber beruͤhrt haben, ſo folgt,
daß wir die Exiſtentz deſrelben nicht ſowohl un-
mittelbar durch die Sinne, als vielmehr durch
einen Vernunfftſchluß, obgleich dunckeln, erken-
nen, deſſen Beſchaffenheit wir genauer betrach-
ten muͤſſen. Nehmlich wir erfahren, daß Din-
ge, die wir von ferne ſehen, auch koͤnnen ange-
ruͤhret und gefuͤhlet werden, wenn wir nur nahe
genug hinzu kommen. Dieſes geſchiehet taͤglich
und ſtuͤndlich ſo offte, daß wir bey nahe eine all-
gemeine Regel daraus machen koͤnnen: was wir
uns durch die Augen vorſtellen, das kan auch,
wenn wir nahe genug kommen, beruͤhret werden;
und iſt alſo ein Coͤrper. Die Beſchaffenheit ei-
nes bloſſen Scheines macht, daß man dieſe Er-
fahrungsregel nicht ſo ſchlecht weg vor wahr-
hafftig allgemein annehmen kan. Dem Schei-
ne fehlet es gemeiniglich an der Dauerhafftig-
keit. Wenn wir alſo etwas in der Ferne ſehen,
und ſolches beſtaͤndig und lange ſehen, ſo ſchluͤſ-
ſen wir daraus, daß es ein beſonderer und wahr-
haffter Coͤrper ſeyn muͤſſe; wie an des Mondes
und uͤbriger Planeten und Sterne Wircklichkeit
niemand zweiffelt.
§. 4.
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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/65>, abgerufen am 30.12.2024.
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