Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

von der histor. Erkentniß überhaupt.
er gleich in einen oder den andern Theil unserer
Erkentniß und Gelahrheit keinen Einfluß haben
sollte, oder keinen zu haben scheinen möchte, den-
noch in einem andern seinen offenbaren Nutzen
haben wird. Woraus sich die Nutzbarkeit der
gantzen Wissenschafft von der historischen
Erkentniß
von selbsten zu Tage leget.

§. 38.
Die Regeln der historischen Erkentniß ge-
hören zur Vernunfftlehre.

Da sich unser Verstand so öffters, ob wohl
unter vielerley Titeln, mit der historischen Er-
kentniß beschäfftiget (§. 37.); so wird derselbe,
wie bey andern öffters wiederhohlten Handlun-
gen, also auch hier, nach gewissen, ob gleich
nicht bekannten Regeln verfahren. Man kan aber
diese Regeln, so, wie mit den Regeln der allge-
meinen
Erkentniß schon geschehen, deutlich er-
klären, aus einander herleiten; und mithin in ei-
ne Wissenschafft bringen. Da nun dasjenige al-
les zur Vernunfftlehre gehöret, was unser Ver-
stand bey Erkentniß der Wahrheit zu beobachten
hat: so sind die Regeln, mit der historischen Er-
kentniß gebührend umzugehen, ein Stück der
Vernunfftlehre.

§. 39.
1. Anmerckung.

Wenn aber die Wissenschafft der historischen
Erkentniß vor ein Stück der Vernunfftlehre aus-
gegeben wird, so ist dabey, um allen Mißver-
stand zu vermeiden, mancherley zu beobachten.

Denn
B 5

von der hiſtor. Erkentniß uͤberhaupt.
er gleich in einen oder den andern Theil unſerer
Erkentniß und Gelahrheit keinen Einfluß haben
ſollte, oder keinen zu haben ſcheinen moͤchte, den-
noch in einem andern ſeinen offenbaren Nutzen
haben wird. Woraus ſich die Nutzbarkeit der
gantzen Wiſſenſchafft von der hiſtoriſchen
Erkentniß
von ſelbſten zu Tage leget.

§. 38.
Die Regeln der hiſtoriſchen Erkentniß ge-
hoͤren zur Vernunfftlehre.

Da ſich unſer Verſtand ſo oͤffters, ob wohl
unter vielerley Titeln, mit der hiſtoriſchen Er-
kentniß beſchaͤfftiget (§. 37.); ſo wird derſelbe,
wie bey andern oͤffters wiederhohlten Handlun-
gen, alſo auch hier, nach gewiſſen, ob gleich
nicht bekannten Regeln verfahren. Man kan aber
dieſe Regeln, ſo, wie mit den Regeln der allge-
meinen
Erkentniß ſchon geſchehen, deutlich er-
klaͤren, aus einander herleiten; und mithin in ei-
ne Wiſſenſchafft bringen. Da nun dasjenige al-
les zur Vernunfftlehre gehoͤret, was unſer Ver-
ſtand bey Erkentniß der Wahrheit zu beobachten
hat: ſo ſind die Regeln, mit der hiſtoriſchen Er-
kentniß gebuͤhrend umzugehen, ein Stuͤck der
Vernunfftlehre.

§. 39.
1. Anmerckung.

Wenn aber die Wiſſenſchafft der hiſtoriſchen
Erkentniß vor ein Stuͤck der Vernunfftlehre aus-
gegeben wird, ſo iſt dabey, um allen Mißver-
ſtand zu vermeiden, mancherley zu beobachten.

Denn
B 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0061" n="25"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von der hi&#x017F;tor. Erkentniß u&#x0364;berhaupt.</hi></fw><lb/>
er gleich in einen oder den andern Theil un&#x017F;erer<lb/>
Erkentniß und Gelahrheit keinen Einfluß haben<lb/>
&#x017F;ollte, oder keinen zu haben &#x017F;cheinen mo&#x0364;chte, den-<lb/>
noch in einem andern &#x017F;einen offenbaren Nutzen<lb/>
haben wird. Woraus &#x017F;ich die Nutzbarkeit der<lb/>
gantzen <hi rendition="#fr">Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft von der hi&#x017F;tori&#x017F;chen<lb/>
Erkentniß</hi> von &#x017F;elb&#x017F;ten zu Tage leget.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 38.<lb/>
Die Regeln der hi&#x017F;tori&#x017F;chen Erkentniß ge-<lb/>
ho&#x0364;ren zur Vernunfftlehre.</head><lb/>
          <p>Da &#x017F;ich un&#x017F;er Ver&#x017F;tand &#x017F;o o&#x0364;ffters, ob wohl<lb/>
unter vielerley Titeln, mit der hi&#x017F;tori&#x017F;chen Er-<lb/>
kentniß be&#x017F;cha&#x0364;fftiget (§. 37.); &#x017F;o wird der&#x017F;elbe,<lb/>
wie bey andern o&#x0364;ffters wiederhohlten Handlun-<lb/>
gen, al&#x017F;o auch hier, nach gewi&#x017F;&#x017F;en, ob gleich<lb/>
nicht bekannten Regeln verfahren. Man kan aber<lb/>
die&#x017F;e Regeln, &#x017F;o, wie mit den Regeln der <hi rendition="#fr">allge-<lb/>
meinen</hi> Erkentniß &#x017F;chon ge&#x017F;chehen, deutlich er-<lb/>
kla&#x0364;ren, aus einander herleiten; und mithin in ei-<lb/>
ne Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft bringen. Da nun dasjenige al-<lb/>
les zur Vernunfftlehre geho&#x0364;ret, was un&#x017F;er Ver-<lb/>
&#x017F;tand bey Erkentniß der Wahrheit zu beobachten<lb/>
hat: &#x017F;o &#x017F;ind die Regeln, mit der hi&#x017F;tori&#x017F;chen Er-<lb/>
kentniß gebu&#x0364;hrend umzugehen, ein Stu&#x0364;ck der<lb/><hi rendition="#fr">Vernunfftlehre.</hi></p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 39.<lb/>
1. Anmerckung.</head><lb/>
          <p>Wenn aber die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft der hi&#x017F;tori&#x017F;chen<lb/>
Erkentniß vor ein Stu&#x0364;ck der Vernunfftlehre aus-<lb/>
gegeben wird, &#x017F;o i&#x017F;t dabey, um allen Mißver-<lb/>
&#x017F;tand zu vermeiden, mancherley zu beobachten.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Denn</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0061] von der hiſtor. Erkentniß uͤberhaupt. er gleich in einen oder den andern Theil unſerer Erkentniß und Gelahrheit keinen Einfluß haben ſollte, oder keinen zu haben ſcheinen moͤchte, den- noch in einem andern ſeinen offenbaren Nutzen haben wird. Woraus ſich die Nutzbarkeit der gantzen Wiſſenſchafft von der hiſtoriſchen Erkentniß von ſelbſten zu Tage leget. §. 38. Die Regeln der hiſtoriſchen Erkentniß ge- hoͤren zur Vernunfftlehre. Da ſich unſer Verſtand ſo oͤffters, ob wohl unter vielerley Titeln, mit der hiſtoriſchen Er- kentniß beſchaͤfftiget (§. 37.); ſo wird derſelbe, wie bey andern oͤffters wiederhohlten Handlun- gen, alſo auch hier, nach gewiſſen, ob gleich nicht bekannten Regeln verfahren. Man kan aber dieſe Regeln, ſo, wie mit den Regeln der allge- meinen Erkentniß ſchon geſchehen, deutlich er- klaͤren, aus einander herleiten; und mithin in ei- ne Wiſſenſchafft bringen. Da nun dasjenige al- les zur Vernunfftlehre gehoͤret, was unſer Ver- ſtand bey Erkentniß der Wahrheit zu beobachten hat: ſo ſind die Regeln, mit der hiſtoriſchen Er- kentniß gebuͤhrend umzugehen, ein Stuͤck der Vernunfftlehre. §. 39. 1. Anmerckung. Wenn aber die Wiſſenſchafft der hiſtoriſchen Erkentniß vor ein Stuͤck der Vernunfftlehre aus- gegeben wird, ſo iſt dabey, um allen Mißver- ſtand zu vermeiden, mancherley zu beobachten. Denn B 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/61
Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/61>, abgerufen am 21.12.2024.