§. 18. Geschichte müssen ein gewisses Subject haben.
Die Begebenheiten, und mithin auch die Geschichte sind Veränderungen (§. 3. 13.) Ver- änderungen setzen ein Subject, ein dauerhafftes Wesen oder Substantz voraus. Folglich müssen 1. die Begebenheiten und Geschichten ein Sub- ject haben, dahin dieselben gehören. Und so müs- sen 2. auch die historischen Sätze, Erzehlungen und Nachrichten, jedesmahl ihr Subject haben, dessen Veränderungen darinnen vorgetragen wer- den. Nur, daß einmahl das Subject einer Sub- stantz ähnlicher siehet und uns vorkomt, als das andere mahl. Die Geschichte Cäsars haben ihr ungezweifeltes und zwar einiges Subject: inglei- chen die Historie von Rom. Aber die Historie der Römischen Freyheit, die Historie der En- thusiasterey hat ein Subject, welches nicht von jedem sogleich als was substantielles dürffte ange- sehen werden.
§. 19. Wie sie mehrere Subjects haben können?
Weil endliche Dinge mit andern endlichen, und mithin veränderlichen Dingen zu thun haben, so gehören die Begebenheiten des einen öffters mit zu den Begebenheiten des andern: Wie die Geschichte eines Menschen gemeiniglich etwas von den Geschichten ihrer Eltern und ihrer Kinder in sich fassen. Daher komt es nun, daß die Thei- le einer Geschichte, nicht allemahl ein Subject ha-
ben,
von der hiſtor. Erkentniß uͤberhaupt.
§. 18. Geſchichte muͤſſen ein gewiſſes Subject haben.
Die Begebenheiten, und mithin auch die Geſchichte ſind Veraͤnderungen (§. 3. 13.) Ver- aͤnderungen ſetzen ein Subject, ein dauerhafftes Weſen oder Subſtantz voraus. Folglich muͤſſen 1. die Begebenheiten und Geſchichten ein Sub- ject haben, dahin dieſelben gehoͤren. Und ſo muͤſ- ſen 2. auch die hiſtoriſchen Saͤtze, Erzehlungen und Nachrichten, jedesmahl ihr Subject haben, deſſen Veraͤnderungen darinnen vorgetragen wer- den. Nur, daß einmahl das Subject einer Sub- ſtantz aͤhnlicher ſiehet und uns vorkomt, als das andere mahl. Die Geſchichte Caͤſars haben ihr ungezweifeltes und zwar einiges Subject: inglei- chen die Hiſtorie von Rom. Aber die Hiſtorie der Roͤmiſchen Freyheit, die Hiſtorie der En- thuſiaſterey hat ein Subject, welches nicht von jedem ſogleich als was ſubſtantielles duͤrffte ange- ſehen werden.
§. 19. Wie ſie mehrere Subjects haben koͤnnen?
Weil endliche Dinge mit andern endlichen, und mithin veraͤnderlichen Dingen zu thun haben, ſo gehoͤren die Begebenheiten des einen oͤffters mit zu den Begebenheiten des andern: Wie die Geſchichte eines Menſchen gemeiniglich etwas von den Geſchichten ihrer Eltern und ihrer Kinder in ſich faſſen. Daher komt es nun, daß die Thei- le einer Geſchichte, nicht allemahl ein Subject ha-
ben,
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von der hiſtor. Erkentniß uͤberhaupt.
§. 18.
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Die Begebenheiten, und mithin auch die
Geſchichte ſind Veraͤnderungen (§. 3. 13.) Ver-
aͤnderungen ſetzen ein Subject, ein dauerhafftes
Weſen oder Subſtantz voraus. Folglich muͤſſen
1. die Begebenheiten und Geſchichten ein Sub-
ject haben, dahin dieſelben gehoͤren. Und ſo muͤſ-
ſen 2. auch die hiſtoriſchen Saͤtze, Erzehlungen
und Nachrichten, jedesmahl ihr Subject haben,
deſſen Veraͤnderungen darinnen vorgetragen wer-
den. Nur, daß einmahl das Subject einer Sub-
ſtantz aͤhnlicher ſiehet und uns vorkomt, als das
andere mahl. Die Geſchichte Caͤſars haben ihr
ungezweifeltes und zwar einiges Subject: inglei-
chen die Hiſtorie von Rom. Aber die Hiſtorie
der Roͤmiſchen Freyheit, die Hiſtorie der En-
thuſiaſterey hat ein Subject, welches nicht von
jedem ſogleich als was ſubſtantielles duͤrffte ange-
ſehen werden.
§. 19.
Wie ſie mehrere Subjects haben koͤnnen?
Weil endliche Dinge mit andern endlichen,
und mithin veraͤnderlichen Dingen zu thun haben,
ſo gehoͤren die Begebenheiten des einen oͤffters
mit zu den Begebenheiten des andern: Wie die
Geſchichte eines Menſchen gemeiniglich etwas von
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in ſich faſſen. Daher komt es nun, daß die Thei-
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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/47>, abgerufen am 13.11.2024.
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