um zum Erzehlungen und Nachrichten gehören Geschichte. Mithin gehören diese Dinge so zusam- men, daß eins ohne das andere nicht seyn kan. Sie müssen aber dennoch von einander unterschieden werden; weil die historischen Schwierigkeiten bald aus der Geschichte und Begebenheit selbst, bald aber aus den Nachrichten und Erzehlungen entspringen.
§. 17. Was das Wort Historie bedeute!
Das eigentlich Griechische Wort: Historie, zeiget sowohl die Begebenheit an und vor sich be- trachtet, als auch die Vorstellung derselben, und die daraus erst fliessende Erzehlung an. Eben dieses Wort wird auch sowohl von denen eintzel- nen Begebenheiten und Geschichten gebraucht; wie aus den häufigen Exempeln klar ist. Daher ist der Begriff und die Bedeutung des Wortes: Historie sehr weitläufftig; und begreifft die Be- gebenheiten, die Zufälle, die historischen Sätze, die Umstände, die Geschichte, die Erzehlungen und Nachrichten unter sich: Das ist, alle diese verschiedenen Begriffe werden uns zusammen, und in einer grossen Verwirrung vorgestellt, wenn wir das Wort Historie brauchen. Und da diese Dinge gewisser massen zusammen gehö- ren, so ist auch dienlich, daß man sie sich, wenigstens in gewissen Fällen zusammen vorstellt. Wir werden hingegen auch jedesmahl, wo es nöthig ist, jedes ins besondere mit seinem eigenen Nahmen benennen.
§. 18.
Erſtes Capitel,
um zum Erzehlungen und Nachrichten gehoͤren Geſchichte. Mithin gehoͤren dieſe Dinge ſo zuſam- men, daß eins ohne das andere nicht ſeyn kan. Sie muͤſſen aber dennoch von einander unterſchieden werden; weil die hiſtoriſchen Schwierigkeiten bald aus der Geſchichte und Begebenheit ſelbſt, bald aber aus den Nachrichten und Erzehlungen entſpringen.
§. 17. Was das Wort Hiſtorie bedeute!
Das eigentlich Griechiſche Wort: Hiſtorie, zeiget ſowohl die Begebenheit an und vor ſich be- trachtet, als auch die Vorſtellung derſelben, und die daraus erſt flieſſende Erzehlung an. Eben dieſes Wort wird auch ſowohl von denen eintzel- nen Begebenheiten und Geſchichten gebraucht; wie aus den haͤufigen Exempeln klar iſt. Daher iſt der Begriff und die Bedeutung des Wortes: Hiſtorie ſehr weitlaͤufftig; und begreifft die Be- gebenheiten, die Zufaͤlle, die hiſtoriſchen Saͤtze, die Umſtaͤnde, die Geſchichte, die Erzehlungen und Nachrichten unter ſich: Das iſt, alle dieſe verſchiedenen Begriffe werden uns zuſammen, und in einer groſſen Verwirrung vorgeſtellt, wenn wir das Wort Hiſtorie brauchen. Und da dieſe Dinge gewiſſer maſſen zuſammen gehoͤ- ren, ſo iſt auch dienlich, daß man ſie ſich, wenigſtens in gewiſſen Faͤllen zuſammen vorſtellt. Wir werden hingegen auch jedesmahl, wo es noͤthig iſt, jedes ins beſondere mit ſeinem eigenen Nahmen benennen.
§. 18.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0046"n="10"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Erſtes Capitel,</hi></fw><lb/>
um zum Erzehlungen und Nachrichten gehoͤren<lb/>
Geſchichte. Mithin gehoͤren dieſe Dinge ſo zuſam-<lb/>
men, daß eins ohne das andere nicht ſeyn kan. Sie<lb/>
muͤſſen aber dennoch von einander unterſchieden<lb/>
werden; weil die hiſtoriſchen Schwierigkeiten bald<lb/>
aus der Geſchichte und Begebenheit ſelbſt, bald aber<lb/>
aus den Nachrichten und Erzehlungen entſpringen.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 17.<lb/>
Was das Wort Hiſtorie bedeute!</head><lb/><p>Das eigentlich Griechiſche Wort: <hirendition="#fr">Hiſtorie,</hi><lb/>
zeiget ſowohl die Begebenheit an und vor ſich be-<lb/>
trachtet, als auch die Vorſtellung derſelben, und<lb/>
die daraus erſt flieſſende Erzehlung an. Eben<lb/>
dieſes Wort wird auch ſowohl von denen eintzel-<lb/>
nen Begebenheiten und Geſchichten gebraucht;<lb/>
wie aus den haͤufigen Exempeln klar iſt. Daher<lb/>
iſt der Begriff und die Bedeutung des Wortes:<lb/><hirendition="#fr">Hiſtorie</hi>ſehr weitlaͤufftig; und begreifft die <hirendition="#fr">Be-<lb/>
gebenheiten,</hi> die <hirendition="#fr">Zufaͤlle,</hi> die <hirendition="#fr">hiſtoriſchen<lb/>
Saͤtze,</hi> die <hirendition="#fr">Umſtaͤnde,</hi> die <hirendition="#fr">Geſchichte,</hi> die<lb/><hirendition="#fr">Erzehlungen</hi> und <hirendition="#fr">Nachrichten</hi> unter ſich:<lb/>
Das iſt, alle dieſe verſchiedenen Begriffe werden<lb/>
uns zuſammen, und in einer groſſen Verwirrung<lb/>
vorgeſtellt, wenn wir das Wort <hirendition="#fr">Hiſtorie</hi> brauchen.<lb/>
Und da dieſe Dinge gewiſſer maſſen zuſammen gehoͤ-<lb/>
ren, ſo iſt auch dienlich, daß man ſie ſich, wenigſtens<lb/>
in gewiſſen Faͤllen zuſammen vorſtellt. Wir<lb/>
werden hingegen auch jedesmahl, wo es noͤthig iſt,<lb/>
jedes ins beſondere mit ſeinem eigenen Nahmen<lb/>
benennen.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 18.</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[10/0046]
Erſtes Capitel,
um zum Erzehlungen und Nachrichten gehoͤren
Geſchichte. Mithin gehoͤren dieſe Dinge ſo zuſam-
men, daß eins ohne das andere nicht ſeyn kan. Sie
muͤſſen aber dennoch von einander unterſchieden
werden; weil die hiſtoriſchen Schwierigkeiten bald
aus der Geſchichte und Begebenheit ſelbſt, bald aber
aus den Nachrichten und Erzehlungen entſpringen.
§. 17.
Was das Wort Hiſtorie bedeute!
Das eigentlich Griechiſche Wort: Hiſtorie,
zeiget ſowohl die Begebenheit an und vor ſich be-
trachtet, als auch die Vorſtellung derſelben, und
die daraus erſt flieſſende Erzehlung an. Eben
dieſes Wort wird auch ſowohl von denen eintzel-
nen Begebenheiten und Geſchichten gebraucht;
wie aus den haͤufigen Exempeln klar iſt. Daher
iſt der Begriff und die Bedeutung des Wortes:
Hiſtorie ſehr weitlaͤufftig; und begreifft die Be-
gebenheiten, die Zufaͤlle, die hiſtoriſchen
Saͤtze, die Umſtaͤnde, die Geſchichte, die
Erzehlungen und Nachrichten unter ſich:
Das iſt, alle dieſe verſchiedenen Begriffe werden
uns zuſammen, und in einer groſſen Verwirrung
vorgeſtellt, wenn wir das Wort Hiſtorie brauchen.
Und da dieſe Dinge gewiſſer maſſen zuſammen gehoͤ-
ren, ſo iſt auch dienlich, daß man ſie ſich, wenigſtens
in gewiſſen Faͤllen zuſammen vorſtellt. Wir
werden hingegen auch jedesmahl, wo es noͤthig iſt,
jedes ins beſondere mit ſeinem eigenen Nahmen
benennen.
§. 18.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/46>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.