§. 12. Mangel bey Vorhersehung zukünfftiger Dinge.
Wir sehen zwar öffters eine Sache voraus, nach ihrem allgemeinen Begriffe, aber nicht determinirt genug. Z. E. Man siehet ein Gewitter aufzie- hen, man weiß aber nicht, ob es recht starck wer- den wird; weil sie öffters durch plötzlich entstehende Sturmwinde gemildert werden: noch weniger weiß man, ob es einschlagen wird. Wir erwarten Ant- wort auf eine Frage, und können in den meisten Fällen voraus sehen, daß sie nicht ausbleiben kan; aber wir wissen deswegen die Beschaffenheit der Antwort nicht: ob es ja oder nein seyn werde. Hier entstehet öffters ein Verlangen, das Zukünfftige genauer zu wissen. Oeffters ist es auch mög- lich, noch etwas mehr heraus zu bringen, wenn man nehmlich 1. die uns bekannten Umstände, oder die Data, die wir schon haben, mit noch mehreren Theorien und allgemeinen Wahrheiten zusammen hält. (§. 2.) Und in Erwegung dieser Regel könte man sagen, daß ie länger man über ein gewis- ses Geschäffte studirt, desto mehr werden sich auch, vermittelst zu Hülffe genommener allgemeiner Wahrheiten in Voraus davon bestimmen lassen. 2. Das andere Mittel ist, daß man das vorhandene und die gegebenen Data immer mit einer neuen Auf- mercksamkeit betrachtet, und einen Umstand nach dem andern in Erwegung ziehet. Jeder neu bemerck- ter Umstand wird auch zu neuen Folgerungen, was etwa daraus entstehen könten, Gelegenheit geben.
§. 13.
Zwoͤlfftes Capitel,
§. 12. Mangel bey Vorherſehung zukuͤnfftiger Dinge.
Wir ſehen zwar oͤffters eine Sache voraus, nach ihrem allgemeinen Begriffe, aber nicht determinirt genug. Z. E. Man ſiehet ein Gewitter aufzie- hen, man weiß aber nicht, ob es recht ſtarck wer- den wird; weil ſie oͤffters durch ploͤtzlich entſtehende Sturmwinde gemildert werden: noch weniger weiß man, ob es einſchlagen wird. Wir erwarten Ant- wort auf eine Frage, und koͤnnen in den meiſten Faͤllen voraus ſehen, daß ſie nicht ausbleiben kan; aber wir wiſſen deswegen die Beſchaffenheit der Antwort nicht: ob es ja oder nein ſeyn werde. Hier entſtehet oͤffters ein Verlangen, das Zukuͤnfftige genauer zu wiſſen. Oeffters iſt es auch moͤg- lich, noch etwas mehr heraus zu bringen, wenn man nehmlich 1. die uns bekannten Umſtaͤnde, oder die Data, die wir ſchon haben, mit noch mehreren Theorien und allgemeinen Wahrheiten zuſammen haͤlt. (§. 2.) Und in Erwegung dieſer Regel koͤnte man ſagen, daß ie laͤnger man uͤber ein gewiſ- ſes Geſchaͤffte ſtudirt, deſto mehr werden ſich auch, vermittelſt zu Huͤlffe genommener allgemeiner Wahrheiten in Voraus davon beſtimmen laſſen. 2. Das andere Mittel iſt, daß man das vorhandene und die gegebenen Data immer mit einer neuen Auf- merckſamkeit betrachtet, und einen Umſtand nach dem andern in Erwegung ziehet. Jeder neu bemerck- ter Umſtand wird auch zu neuen Folgerungen, was etwa daraus entſtehen koͤnten, Gelegenheit geben.
§. 13.
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Zwoͤlfftes Capitel,
§. 12.
Mangel bey Vorherſehung zukuͤnfftiger
Dinge.
Wir ſehen zwar oͤffters eine Sache voraus, nach
ihrem allgemeinen Begriffe, aber nicht determinirt
genug. Z. E. Man ſiehet ein Gewitter aufzie-
hen, man weiß aber nicht, ob es recht ſtarck wer-
den wird; weil ſie oͤffters durch ploͤtzlich entſtehende
Sturmwinde gemildert werden: noch weniger weiß
man, ob es einſchlagen wird. Wir erwarten Ant-
wort auf eine Frage, und koͤnnen in den meiſten
Faͤllen voraus ſehen, daß ſie nicht ausbleiben kan;
aber wir wiſſen deswegen die Beſchaffenheit der
Antwort nicht: ob es ja oder nein ſeyn werde. Hier
entſtehet oͤffters ein Verlangen, das Zukuͤnfftige
genauer zu wiſſen. Oeffters iſt es auch moͤg-
lich, noch etwas mehr heraus zu bringen, wenn
man nehmlich 1. die uns bekannten Umſtaͤnde, oder
die Data, die wir ſchon haben, mit noch mehreren
Theorien und allgemeinen Wahrheiten zuſammen
haͤlt. (§. 2.) Und in Erwegung dieſer Regel
koͤnte man ſagen, daß ie laͤnger man uͤber ein gewiſ-
ſes Geſchaͤffte ſtudirt, deſto mehr werden ſich auch,
vermittelſt zu Huͤlffe genommener allgemeiner
Wahrheiten in Voraus davon beſtimmen laſſen. 2.
Das andere Mittel iſt, daß man das vorhandene
und die gegebenen Data immer mit einer neuen Auf-
merckſamkeit betrachtet, und einen Umſtand nach
dem andern in Erwegung ziehet. Jeder neu bemerck-
ter Umſtand wird auch zu neuen Folgerungen, was
etwa daraus entſtehen koͤnten, Gelegenheit geben.
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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/426>, abgerufen am 30.12.2024.
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