Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Eilfftes Capitel,
ten überzogen haben, (die uns, weil wir sie nicht
verstehen, eben so gut als keine Schrifft sind,) und
sich den Zugang zu denselben offen behielten;
so folget daraus, daß Privatpersonen in den Ge-
schichten ihrer Vorfahren viel bewanderter gewe-
sen seyn müssen, als bey allen andern Nationen
gewöhnlich gewesen, und noch ist. Am allermei-
sten lässet sich aus den alten künstlichen Denck-
malen, als Gemählden, Seulen, gehauenen, und
gegossenen Statuen, auf das klärlichste und sicher-
ste erkennen, wie weit es die Alten in allen diesen
Künsten gebracht haben.

§. 26.
Zweyte Art stumme Denckmahle zu nutzen.

Und so lässet sich aus jedem alten Stücke et-
was von dem erkennen, was in alten Zeiten ge-
schehen ist, was von grossen Gebäuden übrig ist,
nennet man Ruinen, oder rudera: Bewegliche
Dinge aber Reliquien und Ueberbleibsel als die
fragmenta, von allerhand Haußrathe, und andern
Dingen, die man im menschlichen Leben braucht;
besonders Geschirr, und Waffen: Dergleichen in
den Cabinetten grosser Herrn aufgehoben werden.
Auch in alten Grabmählern pflegt man dergleichen
anzutreffen: Wie des Chifletii thesaurus sepul-
chralis Childerici,
als ein vornehmes Exempel
besaget. Von allen solchen Dingen sind dermah-
len Ausführungen in Menge vorhanden.

§. 27.

Eilfftes Capitel,
ten uͤberzogen haben, (die uns, weil wir ſie nicht
verſtehen, eben ſo gut als keine Schrifft ſind,) und
ſich den Zugang zu denſelben offen behielten;
ſo folget daraus, daß Privatperſonen in den Ge-
ſchichten ihrer Vorfahren viel bewanderter gewe-
ſen ſeyn muͤſſen, als bey allen andern Nationen
gewoͤhnlich geweſen, und noch iſt. Am allermei-
ſten laͤſſet ſich aus den alten kuͤnſtlichen Denck-
malen, als Gemaͤhlden, Seulen, gehauenen, und
gegoſſenen Statuen, auf das klaͤrlichſte und ſicher-
ſte erkennen, wie weit es die Alten in allen dieſen
Kuͤnſten gebracht haben.

§. 26.
Zweyte Art ſtumme Denckmahle zu nutzen.

Und ſo laͤſſet ſich aus jedem alten Stuͤcke et-
was von dem erkennen, was in alten Zeiten ge-
ſchehen iſt, was von groſſen Gebaͤuden uͤbrig iſt,
nennet man Ruinen, oder rudera: Bewegliche
Dinge aber Reliquien und Ueberbleibſel als die
fragmenta, von allerhand Haußrathe, und andern
Dingen, die man im menſchlichen Leben braucht;
beſonders Geſchirr, und Waffen: Dergleichen in
den Cabinetten groſſer Herrn aufgehoben werden.
Auch in alten Grabmaͤhlern pflegt man dergleichen
anzutreffen: Wie des Chifletii theſaurus ſepul-
chralis Childerici,
als ein vornehmes Exempel
beſaget. Von allen ſolchen Dingen ſind dermah-
len Ausfuͤhrungen in Menge vorhanden.

§. 27.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0412" n="376"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Eilfftes Capitel,</hi></fw><lb/>
ten u&#x0364;berzogen haben, (die uns, weil wir &#x017F;ie nicht<lb/>
ver&#x017F;tehen, eben &#x017F;o gut als keine Schrifft &#x017F;ind,) und<lb/>
&#x017F;ich den Zugang zu den&#x017F;elben offen behielten;<lb/>
&#x017F;o folget daraus, daß Privatper&#x017F;onen in den Ge-<lb/>
&#x017F;chichten ihrer Vorfahren viel bewanderter gewe-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, als bey allen andern Nationen<lb/>
gewo&#x0364;hnlich gewe&#x017F;en, und noch i&#x017F;t. Am allermei-<lb/>
&#x017F;ten la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich aus den alten <hi rendition="#fr">ku&#x0364;n&#x017F;tlichen</hi> Denck-<lb/>
malen, als Gema&#x0364;hlden, Seulen, gehauenen, und<lb/>
gego&#x017F;&#x017F;enen Statuen, auf das kla&#x0364;rlich&#x017F;te und &#x017F;icher-<lb/>
&#x017F;te erkennen, wie weit es die Alten in allen die&#x017F;en<lb/>
Ku&#x0364;n&#x017F;ten gebracht haben.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 26.<lb/>
Zweyte Art &#x017F;tumme Denckmahle zu nutzen.</head><lb/>
          <p>Und &#x017F;o la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich aus jedem alten Stu&#x0364;cke et-<lb/>
was von dem erkennen, was in alten Zeiten ge-<lb/>
&#x017F;chehen i&#x017F;t, was von gro&#x017F;&#x017F;en Geba&#x0364;uden u&#x0364;brig i&#x017F;t,<lb/>
nennet man <hi rendition="#fr">Ruinen,</hi> oder <hi rendition="#aq">rudera</hi>: Bewegliche<lb/>
Dinge aber <hi rendition="#fr">Reliquien</hi> und <hi rendition="#fr">Ueberbleib&#x017F;el</hi> als die<lb/><hi rendition="#aq">fragmenta,</hi> von allerhand Haußrathe, und andern<lb/>
Dingen, die man im men&#x017F;chlichen Leben braucht;<lb/>
be&#x017F;onders Ge&#x017F;chirr, und Waffen: Dergleichen in<lb/>
den Cabinetten gro&#x017F;&#x017F;er Herrn aufgehoben werden.<lb/>
Auch in alten Grabma&#x0364;hlern pflegt man dergleichen<lb/>
anzutreffen: Wie des <hi rendition="#aq">Chifletii the&#x017F;aurus &#x017F;epul-<lb/>
chralis Childerici,</hi> als ein vornehmes Exempel<lb/>
be&#x017F;aget. Von allen &#x017F;olchen Dingen &#x017F;ind dermah-<lb/>
len Ausfu&#x0364;hrungen in Menge vorhanden.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 27.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[376/0412] Eilfftes Capitel, ten uͤberzogen haben, (die uns, weil wir ſie nicht verſtehen, eben ſo gut als keine Schrifft ſind,) und ſich den Zugang zu denſelben offen behielten; ſo folget daraus, daß Privatperſonen in den Ge- ſchichten ihrer Vorfahren viel bewanderter gewe- ſen ſeyn muͤſſen, als bey allen andern Nationen gewoͤhnlich geweſen, und noch iſt. Am allermei- ſten laͤſſet ſich aus den alten kuͤnſtlichen Denck- malen, als Gemaͤhlden, Seulen, gehauenen, und gegoſſenen Statuen, auf das klaͤrlichſte und ſicher- ſte erkennen, wie weit es die Alten in allen dieſen Kuͤnſten gebracht haben. §. 26. Zweyte Art ſtumme Denckmahle zu nutzen. Und ſo laͤſſet ſich aus jedem alten Stuͤcke et- was von dem erkennen, was in alten Zeiten ge- ſchehen iſt, was von groſſen Gebaͤuden uͤbrig iſt, nennet man Ruinen, oder rudera: Bewegliche Dinge aber Reliquien und Ueberbleibſel als die fragmenta, von allerhand Haußrathe, und andern Dingen, die man im menſchlichen Leben braucht; beſonders Geſchirr, und Waffen: Dergleichen in den Cabinetten groſſer Herrn aufgehoben werden. Auch in alten Grabmaͤhlern pflegt man dergleichen anzutreffen: Wie des Chifletii theſaurus ſepul- chralis Childerici, als ein vornehmes Exempel beſaget. Von allen ſolchen Dingen ſind dermah- len Ausfuͤhrungen in Menge vorhanden. §. 27.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/412
Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/412>, abgerufen am 13.11.2024.