Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.von alten u. ausländisch. Geschichten. in den Opusculis Academ. T. II. p. 265. Wasnun die stummen Denckmahle anlanget, so sind solche sehr unbequem das Andencken der Menschen und geschehenen Dinge zu erhalten. Denn die Zeit, der Ort, als die Hauptumstände bey Ge- schichten lassen sich durch Bilder nicht wohl aus- drucken: Ein Cörper aber schickt sich weiter nicht eine Sache auszudrucken, als in soferne er ein Bild einer gewissen Sache wird; oder auch in soferne man aus der Kunst desselben schliessen kan, daß iemand müsse gewesen seyn, der den künstlichen Cörper verfertiget habe. So weiß man nicht, welche Könige die Wunder der Welt, die Egyptischen Pyramiden, erbauet haben: Das aber kan man ihnen wohl ansehen, daß es grosse und mächtige Könige gewesen seyn müssen, die folche Berge von Marmor haben aufführen können. §. 25. Erste Art stumme Denckmahle zu nutzen. Unterdessen lassen sich doch aus solchen Denck- ten A a 4
von alten u. auslaͤndiſch. Geſchichten. in den Opuſculis Academ. T. II. p. 265. Wasnun die ſtummen Denckmahle anlanget, ſo ſind ſolche ſehr unbequem das Andencken der Menſchen und geſchehenen Dinge zu erhalten. Denn die Zeit, der Ort, als die Hauptumſtaͤnde bey Ge- ſchichten laſſen ſich durch Bilder nicht wohl aus- drucken: Ein Coͤrper aber ſchickt ſich weiter nicht eine Sache auszudrucken, als in ſoferne er ein Bild einer gewiſſen Sache wird; oder auch in ſoferne man aus der Kunſt deſſelben ſchlieſſen kan, daß iemand muͤſſe geweſen ſeyn, der den kuͤnſtlichen Coͤrper verfertiget habe. So weiß man nicht, welche Koͤnige die Wunder der Welt, die Egyptiſchen Pyramiden, erbauet haben: Das aber kan man ihnen wohl anſehen, daß es groſſe und maͤchtige Koͤnige geweſen ſeyn muͤſſen, die folche Berge von Marmor haben auffuͤhren koͤnnen. §. 25. Erſte Art ſtumme Denckmahle zu nutzen. Unterdeſſen laſſen ſich doch aus ſolchen Denck- ten A a 4
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von alten u. auslaͤndiſch. Geſchichten.
in den Opuſculis Academ. T. II. p. 265. Was
nun die ſtummen Denckmahle anlanget, ſo ſind
ſolche ſehr unbequem das Andencken der Menſchen
und geſchehenen Dinge zu erhalten. Denn die
Zeit, der Ort, als die Hauptumſtaͤnde bey Ge-
ſchichten laſſen ſich durch Bilder nicht wohl aus-
drucken: Ein Coͤrper aber ſchickt ſich weiter nicht
eine Sache auszudrucken, als in ſoferne er ein
Bild einer gewiſſen Sache wird; oder auch in
ſoferne man aus der Kunſt deſſelben ſchlieſſen
kan, daß iemand muͤſſe geweſen ſeyn, der den
kuͤnſtlichen Coͤrper verfertiget habe. So weiß
man nicht, welche Koͤnige die Wunder der Welt,
die Egyptiſchen Pyramiden, erbauet haben: Das
aber kan man ihnen wohl anſehen, daß es groſſe
und maͤchtige Koͤnige geweſen ſeyn muͤſſen, die
folche Berge von Marmor haben auffuͤhren
koͤnnen.
§. 25.
Erſte Art ſtumme Denckmahle zu nutzen.
Unterdeſſen laſſen ſich doch aus ſolchen Denck-
mahlen, auch ohne Schrifft, allerhand loci com-
munes machen, wie man in alten Zeiten muͤſſe
gedacht, und dieſe oder jene Dinge angegriffen
haben. Z. E. aus den Pyramiden der Egyptier
laͤſſet ſich ſchlieſſen, wie ſehr dieſelbe vor die Er-
haltung ihres Leibes nach dem Tode bedacht gewe-
ſen ſeyn muͤſſen, zumahl da ſolches auch aus den
Grabmaͤhlern und den Mumien der Privatper-
ſonen erhellet. Und da ſie ihre Mumien mit
allerhand hieroglyphiſchen Bildern und Schriff-
ten
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