Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Eilfftes Capitel,
Historie nennen. Die meisten Bücher aber, die
man bey der Erkentniß alter Geschichte braucht, sind
solche, da nur hin und wieder gelegentlich etwas hi-
storisches mit eingestreuet ist. Wie denn kein Buch
leichte seyn wird, es mag von einer Materie han-
deln, wovon es will, darinnen nicht etwas histo-
risches vorkommen sollte. Diese gehören zu den
historischen Hülffsmitteln. (subsidia historica)
Ein rechter Liebhaber der Historie blättert daher alle
Bücher durch, die ihm vorkommen: er wird selten
eines finden, darinnen er nicht eine und andere an-
genehme Nachricht antreffen sollte.

§. 5.
Quellen der alten Historie.

Die Quellen der alten Historie sind 1. die Brief-
fe der Privatpersonen,
oder auch der Staats-
männer, iedoch solche, die sie nicht in öffentlichen
Angelegenheiten geschrieben haben. 2) Staats-
schrifften,
wohin alles zu rechnen ist, was publi-
co nomine
bekannt gemacht wird, als Gesetze,
Bündnisse, Friedensschlüsse.
Nicht minder
gehören hieher die Acta publica, wie die Römer
ihre Acta diurna hatten: wie auch die Reden, wel-
che bey Staatsgeschäfften sind gehalten worden.
Doch müssen sie nicht, wie die meisten bey den Latei-
nischen und Griechischen Geschichtsschreibern er-
dichtet seyn; welches auch neuere Autores, als
Caoursin und Guichardin nachgethan haben.

§. 6.
Sicherer Grund alter Geschichte.

Es ist klar, daß, wo dergleichen Schrifften vor-
handen sind, wie in Ansehung der Wahrheit der

Geschichte,

Eilfftes Capitel,
Hiſtorie nennen. Die meiſten Buͤcher aber, die
man bey der Erkentniß alter Geſchichte braucht, ſind
ſolche, da nur hin und wieder gelegentlich etwas hi-
ſtoriſches mit eingeſtreuet iſt. Wie denn kein Buch
leichte ſeyn wird, es mag von einer Materie han-
deln, wovon es will, darinnen nicht etwas hiſto-
riſches vorkommen ſollte. Dieſe gehoͤren zu den
hiſtoriſchen Huͤlffsmitteln. (ſubſidia hiſtorica)
Ein rechter Liebhaber der Hiſtorie blaͤttert daher alle
Buͤcher durch, die ihm vorkommen: er wird ſelten
eines finden, darinnen er nicht eine und andere an-
genehme Nachricht antreffen ſollte.

§. 5.
Quellen der alten Hiſtorie.

Die Quellen der alten Hiſtorie ſind 1. die Brief-
fe der Privatperſonen,
oder auch der Staats-
maͤnner, iedoch ſolche, die ſie nicht in oͤffentlichen
Angelegenheiten geſchrieben haben. 2) Staats-
ſchrifften,
wohin alles zu rechnen iſt, was publi-
co nomine
bekannt gemacht wird, als Geſetze,
Buͤndniſſe, Friedensſchluͤſſe.
Nicht minder
gehoͤren hieher die Acta publica, wie die Roͤmer
ihre Acta diurna hatten: wie auch die Reden, wel-
che bey Staatsgeſchaͤfften ſind gehalten worden.
Doch muͤſſen ſie nicht, wie die meiſten bey den Latei-
niſchen und Griechiſchen Geſchichtsſchreibern er-
dichtet ſeyn; welches auch neuere Autores, als
Caourſin und Guichardin nachgethan haben.

§. 6.
Sicherer Grund alter Geſchichte.

Es iſt klar, daß, wo dergleichen Schrifften vor-
handen ſind, wie in Anſehung der Wahrheit der

Geſchichte,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0392" n="356"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Eilfftes Capitel,</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Hi&#x017F;torie</hi> nennen. Die mei&#x017F;ten Bu&#x0364;cher aber, die<lb/>
man bey der Erkentniß alter Ge&#x017F;chichte braucht, &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;olche, da nur hin und wieder gelegentlich etwas hi-<lb/>
&#x017F;tori&#x017F;ches mit einge&#x017F;treuet i&#x017F;t. Wie denn kein Buch<lb/>
leichte &#x017F;eyn wird, es mag von einer Materie han-<lb/>
deln, wovon es will, darinnen nicht etwas hi&#x017F;to-<lb/>
ri&#x017F;ches vorkommen &#x017F;ollte. Die&#x017F;e geho&#x0364;ren zu den<lb/>
hi&#x017F;tori&#x017F;chen <hi rendition="#fr">Hu&#x0364;lffsmitteln.</hi> (<hi rendition="#aq">&#x017F;ub&#x017F;idia hi&#x017F;torica</hi>)<lb/>
Ein rechter Liebhaber der Hi&#x017F;torie bla&#x0364;ttert daher alle<lb/>
Bu&#x0364;cher durch, die ihm vorkommen: er wird &#x017F;elten<lb/>
eines finden, darinnen er nicht eine und andere an-<lb/>
genehme Nachricht antreffen &#x017F;ollte.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 5.<lb/>
Quellen der alten Hi&#x017F;torie.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Die</hi> Quellen der alten Hi&#x017F;torie &#x017F;ind 1. die <hi rendition="#fr">Brief-<lb/>
fe der Privatper&#x017F;onen,</hi> oder auch der Staats-<lb/>
ma&#x0364;nner, iedoch &#x017F;olche, die &#x017F;ie nicht in o&#x0364;ffentlichen<lb/>
Angelegenheiten ge&#x017F;chrieben haben. 2) <hi rendition="#fr">Staats-<lb/>
&#x017F;chrifften,</hi> wohin alles zu rechnen i&#x017F;t, was <hi rendition="#aq">publi-<lb/>
co nomine</hi> bekannt gemacht wird, als <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;etze,<lb/>
Bu&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;e, Friedens&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</hi> Nicht minder<lb/>
geho&#x0364;ren hieher die <hi rendition="#aq">Acta publica,</hi> wie die Ro&#x0364;mer<lb/>
ihre <hi rendition="#aq">Acta diurna</hi> hatten: wie auch die <hi rendition="#fr">Reden,</hi> wel-<lb/>
che bey Staatsge&#x017F;cha&#x0364;fften &#x017F;ind gehalten worden.<lb/>
Doch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie nicht, wie die mei&#x017F;ten bey den Latei-<lb/>
ni&#x017F;chen und Griechi&#x017F;chen Ge&#x017F;chichts&#x017F;chreibern er-<lb/>
dichtet &#x017F;eyn; welches auch neuere Autores, als<lb/><hi rendition="#aq">Caour&#x017F;in</hi> und <hi rendition="#aq">Guichardin</hi> nachgethan haben.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 6.<lb/>
Sicherer Grund alter Ge&#x017F;chichte.</head><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t klar, daß, wo dergleichen Schrifften vor-<lb/>
handen &#x017F;ind, wie in An&#x017F;ehung der <hi rendition="#fr">Wahrheit</hi> der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ge&#x017F;chichte,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[356/0392] Eilfftes Capitel, Hiſtorie nennen. Die meiſten Buͤcher aber, die man bey der Erkentniß alter Geſchichte braucht, ſind ſolche, da nur hin und wieder gelegentlich etwas hi- ſtoriſches mit eingeſtreuet iſt. Wie denn kein Buch leichte ſeyn wird, es mag von einer Materie han- deln, wovon es will, darinnen nicht etwas hiſto- riſches vorkommen ſollte. Dieſe gehoͤren zu den hiſtoriſchen Huͤlffsmitteln. (ſubſidia hiſtorica) Ein rechter Liebhaber der Hiſtorie blaͤttert daher alle Buͤcher durch, die ihm vorkommen: er wird ſelten eines finden, darinnen er nicht eine und andere an- genehme Nachricht antreffen ſollte. §. 5. Quellen der alten Hiſtorie. Die Quellen der alten Hiſtorie ſind 1. die Brief- fe der Privatperſonen, oder auch der Staats- maͤnner, iedoch ſolche, die ſie nicht in oͤffentlichen Angelegenheiten geſchrieben haben. 2) Staats- ſchrifften, wohin alles zu rechnen iſt, was publi- co nomine bekannt gemacht wird, als Geſetze, Buͤndniſſe, Friedensſchluͤſſe. Nicht minder gehoͤren hieher die Acta publica, wie die Roͤmer ihre Acta diurna hatten: wie auch die Reden, wel- che bey Staatsgeſchaͤfften ſind gehalten worden. Doch muͤſſen ſie nicht, wie die meiſten bey den Latei- niſchen und Griechiſchen Geſchichtsſchreibern er- dichtet ſeyn; welches auch neuere Autores, als Caourſin und Guichardin nachgethan haben. §. 6. Sicherer Grund alter Geſchichte. Es iſt klar, daß, wo dergleichen Schrifften vor- handen ſind, wie in Anſehung der Wahrheit der Geſchichte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/392
Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/392>, abgerufen am 21.11.2024.