der Abt Banier, aus einem Minos, deren zweye gefunden, in der Histoire de l' Acad. Roy. des bel- les lettres T. II. p. 68.
Neuntes Capitel, von der Gewißheit der Geschichte; oder der historischen Erkentniß.
§. 1. Die Gewißheit gehöret unter die gemeinen Begriffe.
Da die innerliche Beschaffenheit der Gewiß- heit noch wenig untersucht worden, welche doch in gegenwärtiges Capitel, darinnen von einer besondern Art derselben gehandelt wird, ei- nen grossen Einfluß hat, so sehen wir uns genö- thiget, in die allgemeine Untersuchung der Ge- wißheit etwas einzulassen, und den Begriff der- selben genauer zu bestimmen. Wir bemercken also zuförderst, daß die Bedeutung des Wortes: Gewiß, und mithin der Begriff der Gewißheit, nicht eine Erfindung der Philosophen; sondern vielmehr ein gemeiner Begriff sey, den wir bey allen Völckern auf dem Erdboden antreffen wer- den: Von welchen sich also auch alles dasjenige ursprünglich her schreibt, was nachher die Gelehr- ten und besonders die Weltweisen, zur Erläute- rung der Gewißheit unserer Erkentniß beygebracht
haben.
Neuntes Capitel,
der Abt Banier, aus einem Minos, deren zweye gefunden, in der Hiſtoire de l’ Acad. Roy. des bel- les lettres T. II. p. 68.
Neuntes Capitel, von der Gewißheit der Geſchichte; oder der hiſtoriſchen Erkentniß.
§. 1. Die Gewißheit gehoͤret unter die gemeinen Begriffe.
Da die innerliche Beſchaffenheit der Gewiß- heit noch wenig unterſucht worden, welche doch in gegenwaͤrtiges Capitel, darinnen von einer beſondern Art derſelben gehandelt wird, ei- nen groſſen Einfluß hat, ſo ſehen wir uns genoͤ- thiget, in die allgemeine Unterſuchung der Ge- wißheit etwas einzulaſſen, und den Begriff der- ſelben genauer zu beſtimmen. Wir bemercken alſo zufoͤrderſt, daß die Bedeutung des Wortes: Gewiß, und mithin der Begriff der Gewißheit, nicht eine Erfindung der Philoſophen; ſondern vielmehr ein gemeiner Begriff ſey, den wir bey allen Voͤlckern auf dem Erdboden antreffen wer- den: Von welchen ſich alſo auch alles dasjenige urſpruͤnglich her ſchreibt, was nachher die Gelehr- ten und beſonders die Weltweiſen, zur Erlaͤute- rung der Gewißheit unſerer Erkentniß beygebracht
haben.
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Neuntes Capitel,
der Abt Banier, aus einem Minos, deren zweye
gefunden, in der Hiſtoire de l’ Acad. Roy. des bel-
les lettres T. II. p. 68.
Neuntes Capitel,
von der
Gewißheit der Geſchichte; oder
der hiſtoriſchen Erkentniß.
§. 1.
Die Gewißheit gehoͤret unter die gemeinen
Begriffe.
Da die innerliche Beſchaffenheit der Gewiß-
heit noch wenig unterſucht worden, welche
doch in gegenwaͤrtiges Capitel, darinnen von
einer beſondern Art derſelben gehandelt wird, ei-
nen groſſen Einfluß hat, ſo ſehen wir uns genoͤ-
thiget, in die allgemeine Unterſuchung der Ge-
wißheit etwas einzulaſſen, und den Begriff der-
ſelben genauer zu beſtimmen. Wir bemercken
alſo zufoͤrderſt, daß die Bedeutung des Wortes:
Gewiß, und mithin der Begriff der Gewißheit,
nicht eine Erfindung der Philoſophen; ſondern
vielmehr ein gemeiner Begriff ſey, den wir bey
allen Voͤlckern auf dem Erdboden antreffen wer-
den: Von welchen ſich alſo auch alles dasjenige
urſpruͤnglich her ſchreibt, was nachher die Gelehr-
ten und beſonders die Weltweiſen, zur Erlaͤute-
rung der Gewißheit unſerer Erkentniß beygebracht
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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/316>, abgerufen am 21.12.2024.
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