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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

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v. d. Zusammenhange d. Begebenh. etc.
terschieden werden, da sie überdiß zu verschiedener
Zeit, oder am verschiedenen Ort geschehen, und
verschiedene Personen betreffen. Aber nach den
Regeln der Einbildungskrafft, wenn man nicht
auf alle Umstände genau acht giebt, nehmlich der
Personen, der Zeit und des Ortes, können sie
auch desto leichter mit einander verwechselt
werden; oder auch gar mit einander vermischt
werden.

§. 56.
Historie der Menschen die einerley Nahmen
gehabt haben.

Und aus eben dieser Ursach sind die Geschich-
te derjenigen Personen, die einerley Nahmen
führen, einander gefährlich: Judem nichts leich-
ter ist, als daß die Begebenheiten des einen, dem
andern beygelegt, und also die Personen verwech-
selt
werden. Ja es gehet auch an, daß man
gar ihren Unterscheid vergisset, und aus zweyen,
dreyen und mehreren eine Person macht: Wor-
aus nichts anders als Verwirrung und Jrrthum
in der historischen Erkenntniß entstehen kan. Die
Bemühung der neuern ist daher gantz löblich, die
Männer einerley Nahmens in besondere Samm-
lungen
zu bringen, um sowohl deren Verwir-
rung, wo sich solche schon geäussert, wieder auf-
zuheben; als durch genaue Bemerckung ihrer
noch bekannten Umstände, die Verwirrung aufs
künfftige, völlig zu vermeiden. Man lese, aus
unzehligen Exempeln nur eines anzuführen, wie

der
S 4

v. d. Zuſammenhange d. Begebenh. ꝛc.
terſchieden werden, da ſie uͤberdiß zu verſchiedener
Zeit, oder am verſchiedenen Ort geſchehen, und
verſchiedene Perſonen betreffen. Aber nach den
Regeln der Einbildungskrafft, wenn man nicht
auf alle Umſtaͤnde genau acht giebt, nehmlich der
Perſonen, der Zeit und des Ortes, koͤnnen ſie
auch deſto leichter mit einander verwechſelt
werden; oder auch gar mit einander vermiſcht
werden.

§. 56.
Hiſtorie der Menſchen die einerley Nahmen
gehabt haben.

Und aus eben dieſer Urſach ſind die Geſchich-
te derjenigen Perſonen, die einerley Nahmen
fuͤhren, einander gefaͤhrlich: Judem nichts leich-
ter iſt, als daß die Begebenheiten des einen, dem
andern beygelegt, und alſo die Perſonen verwech-
ſelt
werden. Ja es gehet auch an, daß man
gar ihren Unterſcheid vergiſſet, und aus zweyen,
dreyen und mehreren eine Perſon macht: Wor-
aus nichts anders als Verwirrung und Jrrthum
in der hiſtoriſchen Erkenntniß entſtehen kan. Die
Bemuͤhung der neuern iſt daher gantz loͤblich, die
Maͤnner einerley Nahmens in beſondere Samm-
lungen
zu bringen, um ſowohl deren Verwir-
rung, wo ſich ſolche ſchon geaͤuſſert, wieder auf-
zuheben; als durch genaue Bemerckung ihrer
noch bekannten Umſtaͤnde, die Verwirrung aufs
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unzehligen Exempeln nur eines anzufuͤhren, wie

der
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[279/0315] v. d. Zuſammenhange d. Begebenh. ꝛc. terſchieden werden, da ſie uͤberdiß zu verſchiedener Zeit, oder am verſchiedenen Ort geſchehen, und verſchiedene Perſonen betreffen. Aber nach den Regeln der Einbildungskrafft, wenn man nicht auf alle Umſtaͤnde genau acht giebt, nehmlich der Perſonen, der Zeit und des Ortes, koͤnnen ſie auch deſto leichter mit einander verwechſelt werden; oder auch gar mit einander vermiſcht werden. §. 56. Hiſtorie der Menſchen die einerley Nahmen gehabt haben. Und aus eben dieſer Urſach ſind die Geſchich- te derjenigen Perſonen, die einerley Nahmen fuͤhren, einander gefaͤhrlich: Judem nichts leich- ter iſt, als daß die Begebenheiten des einen, dem andern beygelegt, und alſo die Perſonen verwech- ſelt werden. Ja es gehet auch an, daß man gar ihren Unterſcheid vergiſſet, und aus zweyen, dreyen und mehreren eine Perſon macht: Wor- aus nichts anders als Verwirrung und Jrrthum in der hiſtoriſchen Erkenntniß entſtehen kan. Die Bemuͤhung der neuern iſt daher gantz loͤblich, die Maͤnner einerley Nahmens in beſondere Samm- lungen zu bringen, um ſowohl deren Verwir- rung, wo ſich ſolche ſchon geaͤuſſert, wieder auf- zuheben; als durch genaue Bemerckung ihrer noch bekannten Umſtaͤnde, die Verwirrung aufs kuͤnfftige, voͤllig zu vermeiden. Man leſe, aus unzehligen Exempeln nur eines anzufuͤhren, wie der S 4

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Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/315>, abgerufen am 13.11.2024.